
Wieder einmal bedauere ich keine detaillierte Landkarte von der Provinz Nakhon Ratchasima zu besitzen. Zwar ist mir bekannt, dass sich beim Wat Khao Chan Ngam, im Amphoe Sikhiu, nahe der Nationalstraße 2, Felsbilder aus der Steinzeit befinden, doch wo finde ich diesen Wat?
Nachdem ich, von Korat aus kommend, Sikhiu passiert habe, fahre ich langsamer und achte auf ein sonst übliches blauweißes Hinweisschild, welches den Ortunkundigen zum Ziel führt. Ich sehe keins. Als ich den Lam Takhong Stausee erreiche, weiß ich, dass ich die Abfahrt verpasst habe. Ärgerlich über mich und die Welt wende ich und fahre zurück bis kurz vor Sikhiu. Dann fahre ich die Strecke noch einmal ab.
Kurz hinter dem Autobahnkreuz, wo die 201 gequert wird, finde ich die unbeschilderte Einfahrt zu einem Wat. Was ich jedoch finde, ist ein einsamer Wat, auf dessen Gelände ein tür- und fensterloser Turm steht, an dessen Fuß ein Altar mit einer silberfarbigen Statue steht, sowie ein geologisch interessantes Gelände, mit natürlichen Kavernen, die sich vermutlich bei der Erkaltung durch aufsteigende Gase im flüssigen Magma gebildet haben. Der ausführlicher Bericht hierüber folgt später an anderer Stelle.
Ich suche heute aber die berühmte Felsenmalerei. Im nächsten Wat, der direkt an der Autobahn liegt, ist sie auch nicht. Doch hier erfährt Don, dass wir nicht sehr weit von unserem Ziel entfernt sind. Wir halten jetzt immer wieder an und Don fragt. Meistens wissen die Leute nichts, oder Don stellt ihre Fragen nicht so, dass sie von den Einheimischen verstanden wird.
Wieder hab ich die richtige Ausfahrt nicht gefunden, noch einmal geht es zurück und die Suche beginnt aufs Neue. Jetzt klappt es. Eigentlich ist die Straße zu dem Wat leicht zu finden, wenn man sie kennt. Sie zweigt nur einige hundert Meter hinter der großen Wiegestation an der Autobahn links ab. Es steht sogar an dieser Einfahrt eine Betontafel, auf der zum Wat hingewiesen wird. Leider sieht man es nur im letzten Augenblick und leider ist die Beschriftung nur in Thaischrift.

Etwa 3 km fahren wir jetzt stetig bergan. Dann passieren wir ein großes steinernes Tor und befinden uns auf dem Tempelgelände. Als unter den großen Bäumen die Gebäude des Wat auftauchen, halten wir uns rechts, bis es nicht mehr weiter geht. Hier ist ein Parkplatz, an dessen Rand einige Schilder stehen, die ich natürlich nicht lesen kann.

Der Weg, der von hier aus, an einem übergroßen Betontiger vorbei, in den Hochwald führt, ist aber der richtige Pfad.

Schon nach wenigen Metern bewegen wir uns zwischen steil aufragenden Felstürmen, von deren Plateau armdicke Luftwurzeln der auf dem Plateau stehenden Bäume etwa 6 bis 8 Meter tief bis in den Boden reichen.

Don ist bei dem Anblick dieser unwirklich wirkenden haushohen Steine und den darauf wachsenden Bäumen ängstlich beeindruckt und denkt sicher wieder einmal an Geister, die hier ihr Wesen oder Unwesen treiben könnten.
Nach einigen Biegungen kommen wir über den steilen Pfad zu einem kleinen Plateau, dass allseitig etwa 6 bis 8 Meter hoch von geschichteten Felsen umgeben ist. Eine, in einer Nische stehende Andachtstätte lässt mich vermuten, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Jawohl, wir sind angelangt. Zwar befinden wir uns nicht in einer Höhle, wie es manchmal beschrieben ist, doch unter einem Felsüberhang sehen wir jetzt in etwa 4 Meter Höhe die gesuchten Felsbilder.

Diese prähistorischen Darstellungen stammen vermutlich aus der Altsteinzeit. Dieses Kunstwerk, vor dem wir jetzt stehen, soll vor etwa drei- bis viertausend Jahren entstanden sein und ist wahrscheinlich religiöser Natur.
Die zum Teil verwitterten Darstellungen von Menschen, Tieren und Gebrauchgegenständen befinden sich vermutlich in einer alten Kultstätte der damals hier lebenden Menschen.

Einige wenige Farbreste auf dem der Witterung stärker ausgesetzten Felswand lassen vermuten, dass die damaligen Künstler an dieser Stelle einst ein großes Kunstwerk geschaffen haben, von dem heute nur noch ein geringer Teil erhalten ist, weil dieses von einer überhängenden Steinplatte vor Sonne, Regen und Wind geschützt ist.

Während ich noch fotografiere, weist mich Don auf einen an der gegenüber liegenden Tisch hin, auf dem ein etwa 12 cm Durchmesser und etwa 25 cm hoher Glasbehälter steht. Kind, sagt sie zu mir, Kind ist darin, wiederholt sie sich. Und tatsächlich, in dem mit einer Flüssigkeit gefüllten Glas kann ich unschwer den kleinen Kopf und die Füße eines Neugeborenen erkennen.
Auch dieses, auf mich etwas makaber wirkendes, Schaustück, wird ein aus jüngster Zeit stammendes Teil dieser Kultstätte sein. Ich irre mich bestimmt nicht, denn vor dem Glas steht ganz modernes Kinderspielzeug aus Plastik, mit dem das Kind im Glas spielen könnte, wenn, ja wenn….? Don hat keine Erklärung oder will mir keine geben, weil sie wahrscheinlich den Geist des Kindes fürchtet.

Wieder einmal bin ich über ein mir unbegreifliches Relikt aus dem religiösen Leben der Thailänder mehr als erstaunt. Wenn ich auch noch in etwa der neben der Felsmalerei errichtete Andachstätte mit ihrer dominierenden Buddhastatue etwas Verständnis entgegenbringen kann. Der Sinn dieses Kindes im Glas, der wird mir für immer verborgen bleiben.

Da sich im weiteren Verlauf dieser unwirklich wirkenden Stätte auf einem der Felstürme ein von Mönchen bewohnter Kuti befindet und an manchen Stellen ein Besen an der Felswand steht, nehme ich an, dass diese sauber wirkende Anlage von den Mönches des nahe gelegenen Klosters gepflegt wird und frage mich unwissend, was das Kind im Glas mit dem Buddhismus zu tun hat.

Nachdenklich verweile ich noch einige Minuten an dieser unwirklichen Stelle und dann ist Don froh, dass wir diesen seltsamen Ort wieder verlassen.
Nachtrag
Wie die Fotos von dogmai zeigen, habe ich bei meinem Besuch nicht alles gesehen. Doch Don war nicht dazu zu bewegen noch länger an diesem ihr unheimlichen Ort zu bleiben und alleine wollte sie erst recht nicht den Rückweg antreten. Danke an Dogmai für seine Ergänzung, von der ich bislang auch anderer Stelle im Internet nichts gelesen habe.