Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Mai 11, 2018 9:47 pm
Gegen Ende 1979, als ich an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara war, bekam ich von der Verwaltungschefin der deutschen Abteilung einen Übersetzerjob vermittelt: Die Zentrale einer großen nordamerikanischen Restaurantkette wollte eine spezielle Fastfood-Speisekarte für's Geschäft bei der Winterolympiade 1980 in Calgary, Canada, ins Deutsche übersetzt bekommen. Deren erste Frage an mich war: "Werden zum Druck besondere Buchstaben benötigt?" Nach einem halbstündigen Telefonat mit ihrer Druckerei kamen wir schließlich überein, die Umlaute ä, ö, ü als Doppellaute ae, oe, ue und das ß als ss zu schreiben, weil es der Druckerei einfach zu umständlich war, sich für die Speisekarte neue Buchstabensätze zu besorgen.
In den Assistentenbüros der deutschen Abteilung der Universität hatten wir zwar auch keine Schreibmaschinen mit deutschen Buchstaben, aber die Pünktchen über den Umlauten konnte man vor dem Tippen des Vokals mit einer extra Taste anbringen, die auch den Wagen nicht weiterschob, wie die deutschen Schreibmaschinen mit den französischen Akzenten. Jene extra-Taste konnte auch das (kleine) ß tippen. Dann musste man aber eine Leertaste tippen, damit der Wagen weiter ging.
Ich war dann als Intercampus Exchange Student an der Uni in Riverside. Dort gab es nur eine Abteilung für Literatur und Sprachen, wo es zumindest in meinem Assistentenbüro, das ich mit einem Mexikaner und einer Französin teilte, gar keine Schreibmaschinen gab, die das ß hatten. Die Pünktchen der Umlaute konnte man mit den Anführungszeichen auf die Vokale draufsetzen. Das ß musste man da aber handschriftlich einfügen.
Wenn eine Behörde heute etwa immer noch mit Schreibmaschinen arbeitet, die kein ß oder kein großes ẞ haben, wird's wohl schwierig. Bleibt nur handschriftliches Einfügen.