Eine Kolumne von Sibylle Berg
Warum essen wir Fleisch? Weil wir es können. Und wir machen es, obwohl es uns umbringt. Zeit für eine Entwöhnung.
Kolumne
Immer wieder fragen mich Wirtschaftsmathematiker und Robotikexpertinnen: Warum sollte die nichtmenschliche, uns überlegene Intelligenz in naher Zukunft an der Ausrottung der Menschheit interessiert sein? Die Antwort, die ich immer gebe, ist denkbar einfach: Weil sie es kann.
Um diese simple Logik zu zementieren, verwende ich gerne ein simples Beispiel. Die Grillsaison. Jetzt, wo der Geruch einer noch lebendwarmen Babykuh von Ihrer Terrasse... Halt. Moment. So gewinnt man keine Freunde, so überzeugt man nicht. Lesen Sie weiter, auch wenn Sie jetzt schon kommentieren wollten, irgendwas von militanten Veganern oder: Haben wir Menschen schon immer so gemacht. Bitte. Wir Menschen waren auch in der Vergangenheit so richtige Hirnis, seien Sie ehrlich. Wir haben an Gott geglaubt und Frauen durch Einführen von Gegenständen in Körperöffnungen von Hysterie heilen wollen.
Die meisten Tiere, die bei vielen in den Bauch wandern, sind nicht blöder als Babys. Sie haben mehr Gefühle als einige Menschen, und sie haben keinen Bock zu sterben. Genauso wenig wie ich zum Beispiel. Ich möchte 576 Jahre alt werden, damit wir zusammen noch viel Spaß haben können. Wiese riechen, Sommer sehen, Regen lecken.
Geht den Tieren ähnlich, aber sie sterben, weil wir Menschen uns einfach daran gewöhnt haben. Weil viele denken, das war schon immer so, ich brauch das Zeug und Tofu schmeckt scheiße. Mit Gewohnheiten zu brechen, eines meiner Lieblingsthemen, ist verdammt schwer. Vermutlich fällt Menschen, die Fleisch essen, die langsame Entwöhnung so schwer, wie einem Raucher der Verzicht auf Zigaretten.
Darum bringt es wenig, Fleisch essende Menschen zu beschimpfen und ihnen zu erzählen, wie ungesund der Verzehr von Tieren ist ("Fleisch erhöht Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten", "Krebs durch Fleischverzehr", "Kluge Menschen essen weniger Fleisch"). Wie viele Raucher werden schließlich von ihrer Sucht durch Krebsbildchen geheilt? Es muss ein Schalter im Kopf umgelegt werden, bis man sich vor sich selbst ekelt. Vermutlich wäre das leicht, wenn viele statt eines Hundes oder einer Katze eine Kuh, ein Schwein, oder einen Tintenfisch bei sich zu Hause hätten. Die wenigsten machen Würstchen aus Bello.
Aber - wohin stellt man eine Kuh in einer Kleinraumwohnung? Ich weiß nicht, ob es hilft, sich zu sagen, dass viele Tiere genauso klug und emphatisch sind, wie weniger kluge und mitfühlende Menschen. Wer würde nicht gerne ab und zu einen Nazi auf dem Teller haben? Oder einen Antisemiten. Eine Homophobe oder einen "Daesh"-Honk.
Ich habe keine Ahnung, warum viele mit ihren Kindern in den Streichelzoo gehen und danach ein Lämmchen verzehren. Da ich aber fest davon überzeugt bin, dass sich auf dieser Seite die absolut intelligente Elite der deutschsprachigen Länder versammelt, kann ich nur leise raunen, dass das Leben auch ohne Fleisch Spaß machen kann.
Es gibt Nahrungsmittel, die besser schmecken, dem Menschen weniger schaden, die Welt langsamer in den Abgrund reiten. Und es geht nichts über das Gefühl, ein moralisch überlegener Mensch zu sein. Es ist eigentlich sogar das schärfste Gefühl, ein wenig wie Sex. Guter Sex. Ich weiß, wovon ich rede, denn kaum jemand fühlt sich mehr im Recht als ich.
Wir essen Tiere, weil wir es können. Die Roboter werden uns auslöschen, weil sie in der Lage dazu sind. So logisch. So einfach.
spiegelonline
Keine Tiere essen: Besser als Sex!
- Rudi (†2019)
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Rudi hat geschrieben:Eine Kolumne von Sibylle Berg :"Wer würde nicht gerne ab und zu einen Nazi auf dem Teller haben? Oder einen Antisemiten"
die liebe Sibylle B. (Kindergärtnerin? Metzgersgattin? man weiß es einfach nicht...) bleibt mit ihren Wünschen, Empfehlungen stereotyp bei der deutschen Küche (s.o.); warum nicht zur Abwechslung mal einen gegrillten Islamisten oder ein besonders fettes Mitglied der französischen GRÜNEN?
导师 dǎoshī Lem Pel
- dogmai
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Die gute ?? Sybille geht mit ihren kruden Ideen ja schon lange schwanger. Tatsache ist, daß der Mensch als Sammler und Jäger einmal vor einer Million Jahren durch gerade die Grosswildjagd die Grundlage für seine Entwicklung gelegt hat, auch wirtschaftlich. Wesentlich für die Nahrungsbeschaffung war auch das Sammeln von Früchten, Wurzeln und Kleingetier. Sammeln konnte er noch alleine, aber die Jagd erforderte eine Zusammenarbeit mehrerer Menschen, und so formten sich erste Gemeinschaften zu Horden und Stämmen. Die "Erfindung" des Feuers macht es ihm dann möglich, die Jadgbeute auch essbar zu bereiten. Im Zusammenhang mit der Verbesserung der Arbeit und der Lebensweise veränderte sich auch das Aussehen der Menschen. Eine dieser Formen war der Neandertaler.
So ist also die Ernährungsgewohnheit des Menschen von Anfang an gewachsen. Und nun will mir jemand einreden, ich soll mich von Sonnenblumenkernen und Sauerampfer ernähren? Nein, wenn die Grillzeit kommt, werde ich mich wieder an Würstchenessen und Steakvertilgen beteiligen, und jeder Hund kann gerne zuschauen ohne Angst haben zu müssen, neben dem saftigen Stück Fleisch auf dem Grill zu landen.
Und der Text, der dazwischen liegt im [...],
ist einfach nur krank.
So ist also die Ernährungsgewohnheit des Menschen von Anfang an gewachsen. Und nun will mir jemand einreden, ich soll mich von Sonnenblumenkernen und Sauerampfer ernähren? Nein, wenn die Grillzeit kommt, werde ich mich wieder an Würstchenessen und Steakvertilgen beteiligen, und jeder Hund kann gerne zuschauen ohne Angst haben zu müssen, neben dem saftigen Stück Fleisch auf dem Grill zu landen.
Und der Text, der dazwischen liegt im [...],
Aber - wohin stellt man eine Kuh in einer Kleinraumwohnung? [...] "Daesh"-Honk.
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- Rudi (†2019)
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
• Sibylle Berg ist Schweizerin. Ihre 13 Romane und 13 Theaterstücke wurden in über 20 Sprachen übersetzt. Berg unterrichtet Dramaturgie und ist Kopf des Regiekollektivs Berg & Förster. Ihre Bücher "Vielen Dank für das Leben" und "Wie halte ich das nur alles aus? Fragen Sie Frau Sibylle" sind im Handel erhältlich. Ihr Theaterstück "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen" wurde von "Theater heute" zum Stück des Jahres ernannt. Und der aktuelle Roman "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" erschien im Februar 2015 bei "Hanser".
• Homepage von Sibylle Berg
• Buchtrailer: "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand"
• Autorenseite des Hanser Verlags
• Sibylle Berg auf Twitter
• "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draussen" von Sibylle Berg am Berliner Gorki Theater
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- dogmai
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Schön. Entlockt mir aber keineswegs irgendwelche Beifallsstürme
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Vielleicht sollte die Frau einmal ein schlachtfrisches Kesselfleisch essen das nur mit Salz und Pfeffer gewuerzt wurde. Dann wuerde sie einmal sehen wie Fleisch eigentlich richtig schmeckt.
Kein Geschmack auf der Zunge vom Phosphat, Glutamat oder anderen kuenstlichen Zusatzstoffen.
Und wenn keine Tiere essen besserals Sex ist dann sollte sie vielleicht einmal den Partner wechseln.
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Und wenn keine Tiere essen besserals Sex ist dann sollte sie vielleicht einmal den Partner wechseln.
- dogmai
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Allgeier hat geschrieben: Und wenn keine Tiere essen besserals Sex ist dann sollte sie vielleicht einmal den Partner wechseln.
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Re: Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Heute in einer Veröffentlichung der Techniker Krankenkasse:
Es wird kein Zusammenhang hergestellt zwischen Fleischgenuß und Sex. Ob das Thema dort unbekannt ist?
Für 90 % der Männer gehören Fleisch und Fleischprodukte zur Ernährung dazu. Bei den Frauen sind es nur 78 %. Ein Fünftel der Frauen ernährt sich weitestgehend oder sogar komplett fleischlos.
Es wird kein Zusammenhang hergestellt zwischen Fleischgenuß und Sex. Ob das Thema dort unbekannt ist?
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