Die Heldin Suranaree aus Nakhon Ratchasima

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KoratCat
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Die Heldin Suranaree aus Nakhon Ratchasima

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Jul 11, 2010 6:40 am

Heldinnen der thailändischen Geschichte

Suranaree aus Nakhon Ratchasima


Kommt man Reisender nach Nakhon Ratchasima, von den Einheimischen zumeist nur kurz als Khorat bezeichnet, so fällt einem aufmerksamen Besucher der Stadt ein Denkmal in der Nähe des bekannten Pratu Chumphon (Chumphon-Tor) auf, das von den Einheimischen offenbar sehr verehrt wird. Ständig liegen frische Blumen am Fuße dieses Denkmals, und es wird immer wieder von neuen Blumenketten und Blumenkränzen geschmückt. Wen zeigt dieses Denkmal und warum wurde es errichtet?

Das Denkmal zeigt Thao Suranaree (Lady Suranaree=Die tapfere Frau), von den Einheimischen auch als Yamo = Großmutter Mo bezeichnet. Welche Geschichte verbirgt sich hinter Thao Suranaree, der hier ein Denkmal errichtet wurde?

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Thao Suranaree (der Titel Thao wurde ihr erst von König Rama III. verliehen) wurde als Khun Ying Moo bekannt, wobei Khun Ying schon ein Titel ist, der die Frau eines höher gestellten Beamten oder auch Fürsten schmückte. Sie war tatsächlich im Alter von 25 Jahren verheiratet worden und war die Ehefrau des stellvertretenden Provinzgouverneurs von Khorat, Phraya Suriyadechawisetritthihodthiwicha, kurz als Phraya Palat bezeichnet.

Khun Ying Moo (Moo=Melone, von Dtaeng Moo) war im Jahr 1827 allein mit wenigen Getreuen und den Bewohnern in der Stadt, da ihr Ehegatte auf einer Dienstreise war. Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde die Stadt von dem laotischen Prinzen Anuwongse von Vientiane erobert. Der laotische Prinz wollte vorgeblich den Siamesen helfen, die sich auf einen Kampf gegen Burma vorbereiteten. Es herrschte bereits der Erste Britisch-Birmanische Krieg und der britische Unterhändler Henry Burney war bereits nach Siam geeilt, um die Unterstützung Siams im Kampf gegen die Burmesen zu erbitten.

Angeblich wollte Anuwongse den Siamesen in einem möglichen Krieg gegen die Europäer unterstützen, obwohl Siam sich schon auf die Seite der Briten geschlagen hatte, denn der Untergang Ayutthayas war noch nicht so lange her und die Wut auf die Burmesen immer noch groß. Natürlich hatte Anuwongse ganz andere Pläne, als die vorgegebenen. Er wollte Siam erobern, um sich aus der Tributabhängigkeit Siams zu befreien. Deshalb also sein Marsch nach Khorat und dessen Eroberung. Dies sollte jedoch nur ein Etappenziel auf dem Marsch nach Bangkok sein.

Khun Ying Moo war also mehr oder weniger allein in Khorat, dessen Bewohner anfangs wie paralysiert wirkten. Sie entwickelte jedoch einen wahrhaft genialen Plan, um die Eroberer aus Khorat zu vertreiben. Sie sollte eigentlich, so der Plan von Anuwongse, zusammen mit sehr vielen anderen Gefangenen nach Vientiane gebracht werden, um dort als Geisel gehalten zu werden. Sie entwickelte jedoch sehr subtile Methoden, um den Abmarsch nach Vientiane zu verzögern bzw. zu verhindern. So überzeugte sie die Bewohner von Khorat, ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zu den laotischen Eroberern aufzubauen, um diese in trügerischer Sicherheit zu wiegen.

Khun Ying Moo überzeugte die Eroberer, daß ein Großteil der Gefangenen krank sei und daß ein Teil der Wagen zum Transport ungeeignet sei, da sie kaputt seien und erst einmal aufwändig repariert werden müssten. Zu diesem Zweck bräuchte man natürlich Äxte, aber auch, um auf dem langen Weg nach Vientiane Feuerholz schlagen zu können. Die Laoten waren von ihren Argumenten überzeugt und besorgten die geforderten Äxte, die nun, zusammen mit den ohnehin vorhandenen Hacken, ein ansehnliches Waffenpotential ergaben, was die naiven Eroberer jedoch nicht ahnten.

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Der Marsch nach Vientiane begann, und Khun Ying Moo hatte schon eine voll entwickelte Strategie. Nachdem die gesamte Gruppe Thungsamrit erreicht hatte, bat sie die laotischen Kommandanten eine Rast einlegen zu dürfen, um die verspannten Muskeln zu lockern. Dieser Wunsch wurde ihr erfüllt, und mit Hilfe insbesondere der jungen Frauen in ihrer Gruppe lockte sie die laotischen Soldaten aus dem Lager. Die männlichen siamesischen Köche verblieben im Lager und wurden nunmehr schnell mit Äxten und Hacken bewaffnet. Die linke und rechte Flanke wurde von einigen fähigen Anführern übernommen und der sich ebenfalls bei der Gruppe der Köche befindliche Ehemann von Khun Ying Moo, Phraya Palat, der von seiner Dienstreise unerkannt nach Khorat zurückgekehrt war, übernahm das Kommando des Haupttrupps. Khun Ying Moo befehligte eine Gruppe von Frauen in einer Reserveeinheit. Der Angriff der Siamesen wurde mit unglaublicher Gewalt gegen die Laoten vorgetragen, die von der Wucht und der mustergültigen Strategie des Angriffs vollkommen überrascht wurden.

Der größte Teil der Laoten wurde getötet, und der überlebende Rest floh in Panik. Khorat war befreit und gerettet und auch Siam war einer Eroberung entgangen. Anuwongse floh nach Vientiane, wurde jedoch von General Singh (Lord Bodintaradecha) aus Yasothon verfolgt und Vientiane wurde niedergebrannt.

Diese Geschichte taucht interessanterweise auch beim Bau des berühmten Wat Benchamabopit in Bangkok auf, der einen deutlichen Bezug zu den historischen Ereignissen von Khorat hat.

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Die 1.85 m große Statue von Thao Suranaree wurde am 05.01.1935 eingeweiht. Sie wurde von Phra Thewaphinimmit entworfen. Geschaffen wurde sie von Silpa Bhirasri, dem aus Italien stammenden Künstler, dessen eigentlicher Name Corrado Feroci war. Feroci ist auch bekannt als Gründer der Silapakorn Universität und als Schöpfer des Demokratiedenkmales in Bangkok, als Schöpfer der Rama I.-Statue an der Phra Phutta Yodfa-Brücke, der Rama VI.-Statue im Lumpini Park in Bangkok und der Statue von König Naresuan, des Großen im Don Chedi in der Provinz Suphan Buri.

Zu Ehren von Thao Suranaree findet noch heute jährlich die 10 Tage dauernde Thao Suranaree-Messe Ende März/ Anfang April in Khorat statt. Südlich der Stadt Khorat befindet sich das Hauptquartier der Zweiten Regionalarmee der thailändischen Streitkräfte - es trägt den Namen "Fort Suranaree". Dr. Volker Wangemann

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dogmai
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Re: Die Heldin Suranaree aus Nakhon Ratchasima

Ungelesener Beitragvon dogmai » Fr Nov 20, 2015 2:05 am

Bei einem Spaziergang durch Korat habe ich diese alten Fotos von dem Monument gefunden, auch das Chum Phon Gate ist darauf teilweise zu sehen. Die Fotos geben auch einen Eindruck, wie es z.B. im Jahre 2475, also vor 84 Jahren, in der Innenstadt von Korat ausgesehen hat.


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Re: Die Heldin Suranaree aus Nakhon Ratchasima

Ungelesener Beitragvon dogmai » Fr Nov 20, 2015 2:07 am

Noch zwei weitere Fotos


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Re: Die Heldin Suranaree aus Nakhon Ratchasima

Ungelesener Beitragvon pumpui » Fr Nov 20, 2015 9:41 pm

beeindruckende fotos...was die zeit so mit sich bringt...hut ab...


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