Neues Reis-Kartell

Für Themen zur erwerbstätigen Bevölkerung und dem Sozialsystem in Thailand.
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koratwerner (†2012)
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Neues Reis-Kartell

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Aug 23, 2009 12:32 pm

ASEAN Staaten planen neues Reis-Kartell

Beim Treffen der Wirtschaftsminister des Bündnis am 17. August wurde bekannt, dass während des im Februar in Thailand abgehaltenen Gipfeltreffens der ASEAN Staaten, die Bildung eines Kartells zwischen den Grossen Reis-Produzentenländern, Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam beschlossen wurde.

Ein Preischaos, wie es in den vergangenen 1 1/2 Jahren durch dumping Preise Vietnams und der Philippinen entstand, soll zukünftig durch gemeinsame Preispolitik verhindert werden.

Insider sehen den Zusammenschluss auch als ein Instrument an, sich Gegenseitig besser im Auge zu behalten und Alleingänge im lukrativen Geschäft mit Asiens weissem Gold zu unterbinden. Laos könnte in Zukunft seine Produktion verdoppeln. Von den zum Anbau zur Verfügung stehenden 2 Millionen Hektar, werden zur Zeit weniger als die Hälfte genutzt.

Reissssproduktion asiatischer Länder in (000 t) im Jahr 2008

China 193.000, Indien 148.365, Indonesien 57.829, Thailand 29.394, Vietnam, 53.898, Myanmar 17.500, Japan 11.029, Kambodscha 6.800. Laos 3.000, Malaysia 2.354
Welt gesamt 661,881 t – Asien gesamt 600.541 t


Hintergründe zum Reishandel

Bauern tragen das Risiko, Spekulanten machen die Gewinne

Die Situation eines Isaan Bauern

Es ist der 20.August in Thailands Nord-Osten. Reisbauer Phettakoun (63), schaut in den Himmel mit den wenigen Schäfchenwolken und wundert sich über das Wetter. Während sich die Schnäppchenreisen-Touristen an der Küste über die unerwarteten Sonnentage während der Regenzeit (Juni bis November) freuen, steigt in ihm, wie so oft in den vergangenen Jahren, Existenzangst auf. Er teilt die Sorge mit einem Grossteil der 3,7 Millionen Reisbauern im Land. Sein Reisfeld im Dorf Khu Than im Isaan, knapp 16 km von der Grenze zu Kambodscha entfernt, ist knochentrocken. Während es in anderen Teilen Asiens zu sindflutartigen Regenfällen kam, blieb hier das zum Reisanbau so dringend benötigte Nass aus.

Auch im kommenden Jahr wird sich also sein Schuldenberg beim Grosshändler in Prasat nicht veringern. Im Gegenteil- die stark gestiegenen Kosten für Düngemittel, Pestizide, Diesel und Lebenshaltung werden den gewährten Kredit auffressen. Von den 5 bis 9 Baht (10 bis 18 € Cent), die er nach harter körperlicher Arbeit pro kg für seinen Jasmin Reis bekommt, wird er vorraussichtlich bis zum Ende seines Lebens den angewachsenen Schuldenberg nicht abtragen können. Aber es geht den meisten seiner Nachbarn nicht besser. Man rechnet, dass bis zu 80% der Reisbauern stark, wenn nicht gar alarmierend hoch verschuldet sind. Allerdings gibt es auch Reisbauern, die durch Staudämme in anderen Provinzen bis zu fünf Ernten in zwei Jahren einfahren.

In den Supermärkten Bangkoks kostet sein Reis zwischen 32 und 40 Baht per kg. Wer nun glaubt, Bauer Phettakoun könnte seine Ernte selbst auf den Märkten der Hauptstadt zum Kauf anbieten, irrt. Das traut sich kein Bauer im Isaan. Ein solcher Alleingang, der Versuch aus der Abhängigkeit von seinem Käufer und Kreditgeber der den Einkaufspreis diktiert herauszukommen, ist zu gefährlich. Man würde ihm im günstigsten Fall alle Kredite sperren und ihn dazu Auffordern, seine Schulden zu bezahlen - aber wovon? Im Endergebnis würde man sein Haus, dass vom Geld seiner Tochter stammt, die in Pattaya als Bargirl arbeitet und mit dem Geld ausländischer Freier einen beträchtlichen Teil zum Überleben der Familie beiträgt, zur Auktion freigeben. Fazit: Der Landmann hat keine andere Wahl, als sich dem System zu fügen!


Thailands Reishandel - Ein Multi-Milliarden Dollar Geschäft


Die rund 200 Mitglieder der thailändischen Exporteurs-Vereinigung, sowie etwa 60 freie Grosshändler, haben 2008 hervorragende Geschäfte gemacht. Während der sogenannten „Lebensmittel-Krise” des vergangenen Jahres, hat Thailand immerhin 10 Millionen Tonnen Reis exportiert und damit 5,6 Milliarden US Dollar eingenommen. Während dieser Zeit hatten Indien und Vietnam ihre Exporte wegen Eigenbedarfs zurückgehalten.

Unter dem 1980 eingeführten „paddy-pledging scheme” Thailands, dessen Vorsitz der Vize Premierminister hat, kauft die Regierung im Normalfall Reis zu einem garantierten Preis von den Erzeugern. Dieser liegt bei 90 bis 95 % des Zielpreises, dem ein Dreijahres-Durchschnitt zu Grunde liegt. Bauern können demnach ihren Reis gegen den Beweis einer Lagerung auf der eigenen Farm oder einem Lagerhaus „verpfänden”. Der Gegenwert des gelagerten Reis wird dem Bauern zu insgesamt 8 % Jahreszins geliehen.

Die Bauern haben dann fünf bis sieben Monate Zeit ihren Reis an Grosshändler zu verkaufen. Werden keine Käufer gefunden, wird der Reis von der „Bank for Agriculture and Agricultural Cooperatives (BAAC)” eingekauft und die Kreditsumme ausgeglichen. Die Regierung übernimmt die Lagerung, Verarbeitung des Roh-Reis und den eventuellen Verkaufsverlust, sollte der Preis unter die Kreditsumme geraten.

Das „paddy-pledging” System ermöglicht es den grossen Exportfirmen Reis Aktien des Regierungsdepots zu erwerben und auf den Zielpreis der Lagerbestände zu spekulieren.

Wie man den Reis-Preis hochhält.

Wenn die Grosshändler ihren offiziellen Vorrat an Reis gering halten, kommt es zu einer künstlich erzeugten Ungleichheit zwischen Angebot und Nachfrage. Die Gegenwärtig niedrigen Vorräte, erhöhen also den Preis. Wie das International Grains Council in einem Report berichtet, wird der Preis im kommenden Jahr um etwa 1 % steigen.

Das sorgt für einen guten Profit der Händler bei einem Marktvolumen von 29.394.000 Tonnen Reis. Für dieses Jahr wird Thailands Exportvolumen auf 8,75 Millionen Tonnen geschätzt, was einem Verkaufswert von 4,7 Milliarden US Dollar entspricht. Sollte es zu wetterbedingter Missernten durch Flutwellen oder Dörre in Indien oder Vietnam kommen, werden diese Länder ihren Export wie in 2007 wegen Eigenbedarfs beschränken und den Thai-Reispreis wieder in die Höhe treiben. Doch davon wird Reisbauer Phettakoun im Isaan nicht profitieren.

Asien News 22.08.2009
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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