Besitzer kleiner Läden demonstrieren
Ladenbesitzer erklären, sie wollten zum Wirtschaftsminister marschieren, um Druck auf die neue Regierung auszuüben, damit endlich das lange erwartete Strukturgesetz für Einzel- und Großhandelsgründungen erlassen wird. Seit Jahren verbreiten sich riesige, meist ausländische Kaufhäuser, über das Land. Sie ziehen die Kaufkraft in große, klimatisierte Warenhäusern mit hohen Preisen, aber einem neuen Einkaufserlebnis.
“Wir wissen nicht, was die Regierung tut. Aber jetzt sind wieder zwei Monate vergangen, ohne dass irgendeine Bewegung für ein erstes Gesetz zur Kontrolle der aggressiven Ausbreitung von Supermärkten zu erkennen wäre. Und schon bald werden Übergangsregelungen auslaufen und dann werden die großen Ketten mit Ihrem Geld machen was sie wollen.“ Sagte ein Ladenbesitzer der Presse bei einer Versammlung in der letzten Woche.
Die von der Zentralregierung veranlassten Stadtplanungen und die Bauvorschriften laufen bald aus, so dass lokale Kommunen beliebige Konzessionen für den Bau riesiger Supermärkte genehmigen können. Das würde das Sterben der normalen Geschäfte endgültig besiegeln. Schon heute haben diese sich weitgehend in die ländlichen und dünner besiedelten Gebiete zurückgezogen. Die meisten ehemaligen Ladenbesitzer wurden zur Angestellten einer Supermarktkette oder arbeitslos.
Nach Auskunft der Wirtschaftsentwicklungsabteilung, hat der größte Einzelhändler, Tesco Lotus, im letzten Jahr 492 Verkaufsniederlassungen eröffnet. Die Franchisingkette 7-Eleven ist eine weitere ernsthafte Bedrohung der alt eingesessenen mittelständischen Händler. Inzwischen gibt es 3.000 der 7-Eleven Läden in Thailand. Big C hat 59 Kaufhäuser, Makro 45 und Carrefour 29 eröffnet.
Bis zum heutigen Tag gibt es kein Gesetz, welches die Ausbreitung von Ketten reguliert, es gibt keine oder nur unzureichende Stadtplanung. Während der Thaksin-Administration wurde eine Regulierung abgelehnt. Zu viele wirtschaftliche Interessen waren damit verbunden.
Während der letzten Militärregierung wurde dann das Thema aufgegriffen, allerdings wegen zu vieler unklarer Regelungen von der Nationalversammlung zurück gewiesen.
Jit Siratranont, stellvertretender Generalsekretär der thailändischen Handelskammer sagte, dass die Regierung dringend ein Gesetz zur Regulierung verabschieden solle, weil sonst kleine Länden schnell aus Thailand vollkommen verschwinden würden. „Ohne Städteplanung und ein Gesetz zur Regelung von Ladeneröffnungen, werden die großen Konzerne, kleinere Geschäfte kannibalisieren.“
Nun könnte man meinen, dass der Markt schon reguliert. Aber im Fall von Thailand geht es derzeit nicht darum, im Wettlauf um den Aufbau von Verkaufsstellen, Gewinn zu machen, sondern sich strategisch zu platzieren und alle Konkurrenten zu verdrängen. Daher sind Marktmechanismen ausgehebelt.
Und ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass viele Thailänder diese neuen Angebote als Alternative zu Ausflügen und kulturellen Veranstaltungen nehmen. Durch aggressive Kreditvergabe in diesen Kaufhäusern, verbunden mit modernen Marketingmethoden werden die unerfahrenen Verbraucher dazu getrieben, überhöhte Preise zu zahlen und sich zu verschulden. Ein Folgeproblem, das bisher noch nicht thematisiert wurde.
Flybike, Bangkok
Schoenes Thailand 7. April 2008
Das Ganze hat zwei Seiten. Denn die kleinen Ladenbesitzer sind auch in sehr großem Umfang auf die Cash&Carry-Märkte wie Makro angewiesen, wo sie zu Großhandelspreisen in mittelgroßen Mengen kaufen können. Nur das ermöglicht ihnen einen schnellen Warenumschlag und ein großes Sortiment. "Convenience stores" machen nun mal Geschäfte mit der Bequemlichkeit der Käufer. Zwar verschwinden die kleinen Läden mehr und mehr aus den Innenstädten. Aber es wohnen auch immer weniger Menschen in den Innenstädten. Die Nachfrage nach de bequemen Einkauf verlagert sich auch näher an die Wohnsiedlungen. Solange individueller Transport noch erschwinglich ist, mögen einige Käufer zwar zum großen Einkauf direkt ins nächste Shopping-Center fahren. Aber der Treibstoff wird ja nicht billiger.