Besitzer kleiner Läden demonstrieren

Für Themen zur erwerbstätigen Bevölkerung und dem Sozialsystem in Thailand.
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KoratCat
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Besitzer kleiner Läden demonstrieren

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Apr 07, 2008 10:25 pm

Besitzer kleiner Läden demonstrieren

Ladenbesitzer erklären, sie wollten zum Wirtschaftsminister marschieren, um Druck auf die neue Regierung auszuüben, damit endlich das lange erwartete Strukturgesetz für Einzel- und Großhandelsgründungen erlassen wird. Seit Jahren verbreiten sich riesige, meist ausländische Kaufhäuser, über das Land. Sie ziehen die Kaufkraft in große, klimatisierte Warenhäusern mit hohen Preisen, aber einem neuen Einkaufserlebnis.
“Wir wissen nicht, was die Regierung tut. Aber jetzt sind wieder zwei Monate vergangen, ohne dass irgendeine Bewegung für ein erstes Gesetz zur Kontrolle der aggressiven Ausbreitung von Supermärkten zu erkennen wäre. Und schon bald werden Übergangsregelungen auslaufen und dann werden die großen Ketten mit Ihrem Geld machen was sie wollen.“ Sagte ein Ladenbesitzer der Presse bei einer Versammlung in der letzten Woche.

Die von der Zentralregierung veranlassten Stadtplanungen und die Bauvorschriften laufen bald aus, so dass lokale Kommunen beliebige Konzessionen für den Bau riesiger Supermärkte genehmigen können. Das würde das Sterben der normalen Geschäfte endgültig besiegeln. Schon heute haben diese sich weitgehend in die ländlichen und dünner besiedelten Gebiete zurückgezogen. Die meisten ehemaligen Ladenbesitzer wurden zur Angestellten einer Supermarktkette oder arbeitslos.

Nach Auskunft der Wirtschaftsentwicklungsabteilung, hat der größte Einzelhändler, Tesco Lotus, im letzten Jahr 492 Verkaufsniederlassungen eröffnet. Die Franchisingkette 7-Eleven ist eine weitere ernsthafte Bedrohung der alt eingesessenen mittelständischen Händler. Inzwischen gibt es 3.000 der 7-Eleven Läden in Thailand. Big C hat 59 Kaufhäuser, Makro 45 und Carrefour 29 eröffnet.

Bis zum heutigen Tag gibt es kein Gesetz, welches die Ausbreitung von Ketten reguliert, es gibt keine oder nur unzureichende Stadtplanung. Während der Thaksin-Administration wurde eine Regulierung abgelehnt. Zu viele wirtschaftliche Interessen waren damit verbunden.

Während der letzten Militärregierung wurde dann das Thema aufgegriffen, allerdings wegen zu vieler unklarer Regelungen von der Nationalversammlung zurück gewiesen.

Jit Siratranont, stellvertretender Generalsekretär der thailändischen Handelskammer sagte, dass die Regierung dringend ein Gesetz zur Regulierung verabschieden solle, weil sonst kleine Länden schnell aus Thailand vollkommen verschwinden würden. „Ohne Städteplanung und ein Gesetz zur Regelung von Ladeneröffnungen, werden die großen Konzerne, kleinere Geschäfte kannibalisieren.“

Nun könnte man meinen, dass der Markt schon reguliert. Aber im Fall von Thailand geht es derzeit nicht darum, im Wettlauf um den Aufbau von Verkaufsstellen, Gewinn zu machen, sondern sich strategisch zu platzieren und alle Konkurrenten zu verdrängen. Daher sind Marktmechanismen ausgehebelt.

Und ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass viele Thailänder diese neuen Angebote als Alternative zu Ausflügen und kulturellen Veranstaltungen nehmen. Durch aggressive Kreditvergabe in diesen Kaufhäusern, verbunden mit modernen Marketingmethoden werden die unerfahrenen Verbraucher dazu getrieben, überhöhte Preise zu zahlen und sich zu verschulden. Ein Folgeproblem, das bisher noch nicht thematisiert wurde.

Flybike, Bangkok

Schoenes Thailand 7. April 2008

Das Ganze hat zwei Seiten. Denn die kleinen Ladenbesitzer sind auch in sehr großem Umfang auf die Cash&Carry-Märkte wie Makro angewiesen, wo sie zu Großhandelspreisen in mittelgroßen Mengen kaufen können. Nur das ermöglicht ihnen einen schnellen Warenumschlag und ein großes Sortiment. "Convenience stores" machen nun mal Geschäfte mit der Bequemlichkeit der Käufer. Zwar verschwinden die kleinen Läden mehr und mehr aus den Innenstädten. Aber es wohnen auch immer weniger Menschen in den Innenstädten. Die Nachfrage nach de bequemen Einkauf verlagert sich auch näher an die Wohnsiedlungen. Solange individueller Transport noch erschwinglich ist, mögen einige Käufer zwar zum großen Einkauf direkt ins nächste Shopping-Center fahren. Aber der Treibstoff wird ja nicht billiger.
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TESCO LOTUS verklagt Kritiker

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Apr 08, 2008 10:23 am

TESCO LOTUS verklagt Kritiker

Gerade hatten wir noch über die Forderungen nach Städteplanung und Regulierung von Kaufhausbauten berichtet, da schlägt das Imperium schon zurück. Tesco Lotus verklagt Kritiker auf ca. 2 Millionen Euro oder 100 Millionen Thai Bath. Wer eine Expansionspolitik wie TESCO LOTUS betreibt und dann so auf Kritik reagiert sollte noch einmal genauer betrachtet werden.
TESCO LOTUS hat einen ehemaligen Parlamentarier auf 2 Jahre Gefängnis und die horrende Summe von 2 Millionen Euro Schadenersatz verklagt, weil dieser die Firma wegen ihrer aggressiven Expansionspolitik kritisierte und Forderungen nach gesetzlichem Regulieren gestellt hatte. Eine weitere Schadenersatzklage traf einen Zeitungsjournalisten und Wissenschaftler, der persönlichen Konkurs anmelden muss, falls er den Fall verliert, denn auch er wurde auf 2 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.

Schon alleine die Rechtsanwalts- und Gerichtskosten könnten dazu gedacht sein die beiden Kritiker in die Knie zu zwingen. Solche Verfahren haben eine alte Tradition. Aber wer in Thailand in der Öffentlichkeit steht, muss auf solche Reaktionen eingestellt sein. Beide Männer, Jit Siratranont, 56, jetzt stellvertretender Generalsekretär der thailändischen Handelskammer und Kamol Kamoltrakul, 57, Wirtschaftskorrespondent, sagten spontan, dass sie gegen die enormen Schadenersatzansprüche angehen werden.

Roby Alampay, von der Sout-East Asian Press Alliance SEAPA meint dazu: „Schadenersatzforderungen dieser Art und in dieser absurden Höhe sind ganz klar als Erpressung gegen Kritiker gerichtet, um die Medien einzuschüchtern und die Diskussion über wichtige Angelegenheiten des Öffentlichen Interesses zu ersticken. SEAPA sieht die Klage als Einschüchterung an, klar und einfach.“

Jit Siratranont, wird auch strafrechtlich verfolgt, weil er im November letzten Jahres an Bangkok’s Kasetsart Universität einen Vortrag gehalten hatte, in dem er TESCO LOTUS Expansion als „aggressiv“ bezeichnet hatte. Er sagte damals, dass das Wachstum zulasten der kleinen Nachbarschaftsläden ginge, die nicht mit den großen Superkaufhäusern konkurrieren konnten, von denen innerhalb kürzester Zeit 370 in ganz Thailand aus dem Boden geschossen waren. In der Rede sagte er versehentlich, dass Tesco Lotus 37% der globalen Einnahmen des Konzerns ausmachen würden, ein Irrtum, welchen auch Kamol in seiner Kolumne wiederholte.

Beide hatten den Irrtum korrigiert. Aber trotzdem wurde in beiden Klagen darauf aufgebaut. Kamol’s Vermutungen, dass Tesco Lotus komplizierte buchhalterische Strukturen benutzen würde, um Einnahmen aus Thailand zurück nach Großbritannien zu transferieren war ebenfalls ein Punkt der Klagen. „Ich denke, dass die Klagen nicht darauf ausgerichtet sind mein Geld zu bekommen, denn ich habe keins, sondern um mich zum Schweigen zu bringen,“ sagte Kamol, ein Wirtschaftswissenschaftler mit Lehrauftrag an der Assumption Universität.

Ein Sprecher der Firma Texo sagte: „Natürlich will Tesco Mr. Kamol und Mr. Jit nicht einschüchtern, aber wir haben das Recht unsere Firma und unsere Kollegen gegen falsche Anschuldigungen zu verteidigen. Wir haben diese Maßnahme widerwillig ergriffen, aber wir hatten keine andere Chance um gegen die Kampagne der beiden vorzugehen, die sie seit Monaten betrieben. Tesco hat keine ähnlichen gerichtlichen Vorgänge in der Vergangenheit und wird nur unter extremer Provokation so reagieren. Bis auf diesen Fall haben wir noch nie eine Verleumdungsklage erhoben. Es ist daher unverantwortlich zu behaupten, dass Tesco damit Kritiker zum Schweigen bringen will.“

Aber in Thailand geht es um einen der größten und wichtigsten Märkte der kommenden 10 Jahre. Der schnelle Wachstum der Kaufhausketten war schon seit 10 Jahren ein politisches Thema. Als die politische Brisanz immer virulenter wurde, entschloss sich der thailändische Joint-Venture Partner Charoen Pokphand Group, ihre Anteile am thailändischen Teil der Gruppe im Jahr 2003 und 2004 an die britische Muttergesellschaft zu verkaufen.

In den USA läuft die Gruppe unter dem Namen Fresh and Easy in ähnliche Kritik wegen extremen Verdrängungswettbewerb gegen kleine Anbieter und aggressivem Marketing auch in ländlichen Bereichen. Laut Tesco habe man dort jedoch keine Pläne eine Schadenersatzklage zu erheben.

Entgegen der Äußerung des Sprechers konnte man in englischen Zeitschriften lesen, dass TESCO gerade kürzlich eine Klage gegen den Guardian eingereicht hatte, da diese Zeitschrift sich kritisch über das Offshore-Steuerverhalten der Gruppe geäußert hatte.

All das wird den thailändischen Durchschnittsverbraucher unberührt lassen. Er wird weiter am Samstag und Sonntag den Wochen-Ausflug nach TESCO machen und in klimatisierten großen Räumen die Wunder der Konsumwelt erkunden, von Verkaufsaktion zu Verkaufsaktion mit immer lauteren Ansagen schlendern und die Einkäufe für die Woche machen. Das heißt, so weit die Parkfläche des Kaufhauses das zulässt. Normale Kunden meiden TESCO am Wochenende wegen des enormen Andrangs.

Flybike, Bangkok

choenes Thailand 8. April 2008

THE GUARDIAN (GB) berichtet sogar von einer Schadensersatzforderung in Höhe von 16,4 Millionen Britischen Pfund gegen Jit Siratranont: http://www.guardian.co.uk/business/2008 ... permarkets

Solch ein Schaden müsste erst einmal nachgewiesen werden. "Punitive Awards" wie in den USA gibt es in Thailand meines Wissens nicht.
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Konzerne machen Rekordgewinne, Kleinunternehmen klagen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Mai 06, 2008 6:18 pm

Konzerne machen Rekordgewinne, Kleinunternehmen klagen

Kleine Unternehmen in Thailand sehen auch im 2. Quartal keine Verbesserung Ihrer Situation. Das Büro zur Promotion kleiner und mittlerer Unternehmen (OSMEP) beschreibt die Aussicht als zerbrechlich. Eine Umfrage unterstreicht die Probleme der kleinen Unternehmen:

Die Produktionskosten steigen fast jeden Tag, nicht nur wegen der Ölpreissteigerung. Die Lebenshaltungskosten ebenfalls, wodurch das zu verteilende Konsumeinkommen der Verbraucher verringert wird, und sich noch mehr auf die Angebote der großen Konzerne konzentriert.

Erstaunlicherweise zeigten Unternehmen im vom geheimen Bürgerkrieg erschütterten Süden und im armen Nordosten mehr Zuversicht als im Rest des Landes. Aber vielleicht war dort die Zuversicht in der Vergangenheit schon so weit abgefallen, dass es nur noch aufwärts gehen konnte?

Große Unternehmen expandieren derweil und weisen immer höhere Gewinne aus. Die Verbraucher Thailands lassen ihr Geld zunehmend in den Glitzer- und Glimmer-Einkaufspalästen mit Klimaanlage und Einkaufserlebnis für die ganze Familie. Während die Märkte und kleinen Geschäfte immer mehr nur noch den verarmten Teil des Landes bedienen. Während in Indien einer solchen Entwicklung rechtlich ein Riegel vorgeschoben worden war, profitieren hier die herrschen Eliten von der Entwicklung, beginnend mit dem Steigen der Grundstückspreise für Outlets bis hin zu Beteiligungen, und weder die letzte Militärregierung, noch die Zivilregierungen planen, etwas daran zu ändern, wenn der gesellschaftlich-politische Druck nicht größer wird.

Der thailändische Verbraucher hatte keine Gelegenheit, sich an die neuen Verkaufsmethoden zu gewöhnen und Abwehrstrategien aufzubauen. Er wurde förmlich kulturell überrollt. Daher ist es unfair, nur dem Verbraucher die Schuld zu zuschieben. Wir im deutschsprachigen Bereich, wissen, wie wichtig Verbraucherschutz auch in westlichen Ländern ist, welche große Rolle Testinstitute spielen und kritische Medienberichte. All dies fehlt in Thailand.

FreeThai

Schoenes Thailand 6. Mai 2008

Wer schon etwas länger in Korat ist, weiss, dass die ersten Vorstöße von Kaufhäusern wie Newland,Tara, Pata, Nor'east City etc. reine Flops waren. Die waren zwar billig und klimatisiert, verstanden es aber nicht, den Käufer zu interessieren. Erst mit dem Klang Plaza Chomsurang und dann richtig mit BigC, The Mall und Lotus setzte diese Umstrukturierung auch in Korat ein. Und wenn man sich heute fragt, warum kaum noch traditionelle Märkte mit interessantem Angebot da sind, muss man sich nur mal umhören, was so ein Marktstand z. B. im Talat Maegimhaeng kostet. Das soll kaum billiger sein als im Keller von The Mall. Kein Wunder! :roll:
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