Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

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KoratCat
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Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Jan 16, 2009 9:30 pm

Thailand soll Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt haben

Betroffener: Sie haben uns die Hände zusammengebunden und in Boote ohne Motor verfrachtet" - 500 Menschen wurden von der indischen Marine gerettet

Bangkok - Thailand werden grobe Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit undokumentierten Einwanderern vorgeworfen. Sie seien in thailändischen Gewässern gestoppt, gefesselt und in Booten ohne Motor auf dem Meer ausgesetzt worden, berichteten Betroffene der BBC. "Sie haben uns die Hände zusammengebunden und in Boote ohne Motor verfrachtet", sagte Zwa Win dem britischen Sender. "Die wurden dann auf das Meer hinausgezogen. Wir hatten nichts zu essen und zu trinken." Das Boot sei zwölf Tage im Meer getrieben, ehe die indische Marine die Männer rettete.

Von der indischen Marine gerettet

Rund 500 Männer, vorwiegend aus Bangladesch und Burma, waren von der indischen Marine in der Nähe der Andaman-Inseln und vor Indonesien gerettet worden. Die Überlebenden berichteten der BBC, sie hätten Schlepper bezahlt, die ihnen in Thailand lukrative Jobs versprochen hatten. Stattdessen seien sie in den Küstengewässern von Soldaten aufgehalten worden. Das thailändische Außenministerium kündigte am Freitag eine Untersuchung an. Die Regierung halte beim Schutz der Grenzen und der Abweisung illegaler Einwanderer an Menschenrechtsstandards fest, versicherte die Regierung.

Der Standard 16. Jan. 2009
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koratwerner (†2012)
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Sa Jan 17, 2009 1:16 pm

Ist es vorstellbar, dass das thailändische Militär derart menschenverachtend gehandelt hat?

Die kommende Untersuchung durch die neue Regierung unter Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva, wird das sicher nicht bestätigen können.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
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koratwerner (†2012)
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Jan 22, 2009 12:40 pm

Abhisit verweigert der UN Zugang zu den Flüchtlingen

Premierminister Abhisit Vejjajiva hat den UN-Experten den Zugang zu den126 Bootsflüchtlingen aus Myanmar verweigert. Die Flüchtlinge hatten angegeben das sie von der thailändischen Marine auf dem offenen Meer ausgesetzt wurden. Auf Nachfragen warum der Flüchtlingskommission der UN (UNHCR) der Zugang verweigert wird, hat er darauf verwiesen sich doch an die thailändischen Behörden zu wenden, um die offenen Fragen zu besprechen

"Die Kommission sollte zu uns kommen und mit uns diskutieren wie wir zusammenarbeiten können. Unsere Zusammenarbeit sollte auf der Grundlage der entsprechenden Vorschriften Thailands beruhen," saget Abhisit zu Reportern.


ST
22.Januar 2009

Wie ein guter Vater steht der Premierminister hinter seinen Leuten und schützt sie, so gut er kann.
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Jan 22, 2009 9:10 pm

Vorwürfe gegen Thailand
Flüchtlinge aufs Meer getrieben

Thailand wird vorgeworfen, Hunderte Bootsflüchtlinge einer muslimischen Minderheit aus Birma ausgesetzt zu haben. Die UN fordern Zugang zu denen, die in Thailand sind.

Bild
Illegale immigranten aus Bangladesh and Birma, die die thailändische Marine festhält. Foto: dpa

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat ist alarmiert: "Wir verlangen eine unverzügliche Aufklärung der Vorfälle, so UNHCR-Sprecherin Kitty McKinsey in Bangkok. "Und wir fordern die thailändische Regierung auf, alles zum Schutz der Rohingya zu tun und sie human zu behandeln."

Nach Informationen der in Bangkok ansässigen Hilfsorganisation "Arakan Project" hat Thailands Marine im Dezember mehrere hundert Rohingya, Angehörige einer muslimischen Minderheit aus Birma, in Booten zurück aufs Meer hinaus getrieben - ohne ausreichendes Essen und Trinkwasser. Die Flüchtlinge waren zuvor in thailändischen Küstengewässern aufgegriffen worden. Ein Teil von ihnen war an Weihnachten von der indischen Marine gerettet worden - in der Nähe der zu Indien gehörenden Andamanen-Inseln. "Wir waren gefesselt und auf Boote ohne Motor gezwungen worden", sagte einer der Überlebenden namens Zaw Min in Interviews. "Dann hatte man uns von der thailändischen Küste aus aufs offene Meer geschleppt und uns treiben lassen."

Mit seinen Aussagen steht der Mann nicht alleine da: Augenzeugen berichteten, dass weitere 500 Rohingya, die kurze Zeit später von Thailands Behörden aufgegriffen wurden, misshandelt worden seien. Insgesamt gelten zwischen 400 und 500 der wieder aufs Meer hinaus getriebenen Menschen als vermisst. Zwei Gruppen von Bootsflüchtlingen sollen sich allerdings weiterhin in Gewahrsam in Thailand befinden. Die UN haben mittlerweile gefordert, mit diesen 126 Verbliebenen sprechen zu dürfen.

Auch in Thailand selbst schlagen die Wogen hoch. "Zu der Schande gesellen sich nun auch noch lahme Ausreden", empört sich Sanitsuda Ekachai, Kommentatorin der Tageszeitung Bangkok Post. Die Kritik zielt auf Thailands Militär, das vehement alle Vorwürfe bestreitet. Die Marine erklärte, sie habe die Rohingya mit Wasser und Essen versorgt und könne dies anhand von Fotos beweisen. Premier Abhisit Vejjajiva hat mittlerweile Untersuchungen angeordnet. Doch wenn diese vom Militär selbst durchgeführt werden, dürften wenig dabei herauskommen.

Das Schicksal der Rohingya ist ein altes, regionales Problem. Etwa 750.000 Rohingya leben im Arakan-Staat in Westbirma an der Grenze zu Bangladesh. Die Angehörigen dieser muslimischen Minderheit gelten als staatenlos. Von Birmas Militärjunta werden sie nicht anerkannt und zudem gnadenlos unterdrückt. Aus politischer und wirtschaftlicher Not versuchen viele von ihnen immer wieder, von Bangladesh aus nach Thailand oder nach Malaysia und Indonesien zu gelangen.

Thailand betrachtet sie aber nicht als Flüchtlinge, sondern als illegale Einwanderer, gegen welche die Regierung verschärft vorgehen will. Bereits in der Vergangenheit erhielten thailändische Menschenrechtler etliche Beschwerden von asylsuchenden Rohingya: "Sie beklagen sich darüber, dass sie verhaftet würden, anstatt dass die Thai-Autoritäten dem UNHCR erlaubten, ihre Ansprüche zu prüfen", so der Menschenrechts-Anwalt Somchai Homlaor zur taz. Häufig würden sie dann zur thailändisch-birmanischen Grenze in die nordwestlichen Provinz Tak gebracht und von dort aus nach Birma abgeschoben. Außerdem würden die Rohingya von manchen Thai-Autoritäten als Bedrohung für die nationale Sicherheit angesehen, nur weil sie Muslime seien, kritisiert der Rechtsprofessor an derChulalongkorn-Universität Vitit Munthaborn: "Manche versuchen, die Rohingya in Zusammenhang zu bringen mit den muslimischen Aufständischen in Thailands Südprovinzen, was absolut ungerechtfertigt ist."

taz 22. Jan. 2009
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Jan 25, 2009 8:40 am

Und in der englischen Presse (Monsters & Critics) wird nun berichtet, dass die 126 Rohingyas laut dem Sprecher des Aussenministeriums, Thani Thonpakdi, bereits auf die Heimreise geschickt worden worden seien, nachdem gestern von seiner großzügigen Genehmigung der Kontaktaufnahme des Flüchtlingshochkommissariats zu ihnen berichtet wurde. Wie sie auf die Heimreise geschickt wurden? Sie sollen aufs Meer "geleitet" (eskortiert) worden sein. Sie sollten doch nach dem Vorfall vor Weihnachten befragt werden. Hoffentlich sind sie nicht schon längst "durch eigenes Verschulden" gekentert und ertrunken. :wink:
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newsclip
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon newsclip » Mo Jan 26, 2009 10:18 pm

Thailand
Flüchtlinge klagen das Militär an
VON MORITZ KLEINE-BROCKHOFF

Bild
Beweisfoto von CNN (Bild: rtr)
Das thailändische Militär hat eingeräumt, in das Verschwinden hunderter Bootsflüchtlinge vom Stamme der Rohingya aus Birma und Bangladesch verwickelt zu sein. "Wir gaben den Rohingya zu Essen und fragten sie, wohin sie wollen. Dorfbewohner halfen bei Reparaturen und zogen die Boote mit den Flüchtlingen aufs Meer", sagte Oberst Manat Kongpan vor dem Außenausschuss des thailändischen Parlaments.

Oberst Sangob Naktamon erklärte, die Armee finanzierte ein Programm: Dorfschefs seien angehalten, Flüchtlinge zu "sammeln", zu versorgen, ihre Boote herzurichten und sie wieder auf See zu schicken. "Die Rohingya wollen nie in Thailand bleiben sondern weiter nach Malaysia oder Indonesien. Wir unterstützten nur", meinte Oberst Sangob.

Thailands Premier Abhisit Vejjajiva hatte eine Untersuchung angeordnet, nachdem Medien über die ertrunkenen Flüchtlinge berichtet hatten. "Hunderte Flüchtlinge aus Birma und Bangladesch sind tot nachdem Thailands Militär sie in Booten ohne Motoren auf offenes Meer zog und sich selbst überließ", berichtete die Zeitung South China Morning Post vor zwei Wochen. Das unmenschliche Vorgehen entspreche Militärrichtlinie. Allein im Dezember seien fast 1000 Flüchtlinge auf thailändischen Inseln gefangen gehalten und später in internationale Gewässer getrieben worden.

Die Hälfte der 1000 Flüchtlinge ist verschwunden

Der Bericht erschien unglaublich, und Thailands Militär versicherte zunächst, keine Flüchtlinge misshandelt zu haben. Doch dann tauchten Fotos und Videos auf, die einen Strand mit Stacheldraht, thailändische Soldaten und Flüchtlinge zeigen, die der Volksgruppe Rohingya angehören. Die staatenlosen Rohingya sind weder in Birma noch in Thailand oder Bangladesch gern gesehen.

Etwa die Hälfte der 1000 Flüchtlinge ist verschwunden und möglicherweise umgekommen. Andere erreichten dagegen erneut thailändische Inseln, eine Gruppe landete in Indonesien. Weitere Flüchtlinge wurden von Indiens Küstenwache gerettet, die Aufnahmen von abgemagerten Männern veröffentlichte. "Einige berichten, Thailands Marine habe ihr Boot aufs Meer gezogen", sagte S.P. Sharma, der Kommandant von Indiens Küstenwache.

Die South China Morning Post zitiert aus indischen Polizeiprotokollen, nach denen Überlebende Fürchterliches aussagen: Uniformierte Thais hätten vier Flüchtlinge erschossen, dann 400 Männer auf ein Holzboot getrieben und sie mit zwei Säcken Reis und acht Liter Wasser auf hoher See verlassen. Der TV-Sender CNN strahlte gestern ein Video aus, das vom Heck eines thailändischen Marineschiffes gedreht sein soll. Es zeigt eine Dschunke voller Männer, die erst mit einem dicken Seil von dem großen Schiff gezogen wird und dann allein im Meer treibt.

Wie es Überlebenden ergeht, die erneut in Thailand landeten, ist unklar. Premier Abhisit ignoriert den Wunsch des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR, sich um sie zu kümmern. In Indonesien verwehren Behörden Journalisten Zugang zu den Gestrandeten.

Frankfurter Rundschau 26. Jan. 2009

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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Feb 03, 2009 12:12 pm

Von thailändischer Armee ausgesetzt?

Erneut birmanische Bootsflüchtlinge gerettet

Vor der Küste der indonesischen Provinz Aceh sind 198 ausgemergelte birmanische Bootsflüchtlinge gerettet worden. Ihr Gesundheitszustand sei nach einer rund dreiwöchigen Überfahrt kritisch, sagte ein Vertreter der indonesischen Streitkräfte. 22 Passagiere seien nach Schilderungen der Flüchtlinge während der Überfahrt aus Thailand ums Leben gekommen. Das Schiff hatte keinen Motor und zuletzt gab es an Bord kein Essen oder Trinkwasser mehr.

Fischer hatten das kleine Boot nördlich der Insel Sumatra entdeckt. Bei den Flüchtlingen handelte es sich um Angehörige der in Birma verfolgten islamischen Minderheit der Rohingya. Die Überlebenden berichteten laut Sutardi, sie seien bei ihrer Ankunft in Thailand geschlagen und schließlich wieder auf dem Meer ausgesetzt worden. Es war bereits das zweite solche Flüchtlingsboot, das in diesem Monat in indonesischen Gewässern entdeckt wurde.

Menschenrechtsorganisationen haben Thailand Anfang des Monats vorgeworfen, zweimal Boote mit mehreren hundert Rohingya aufgegriffen und die Menschen auf offener See ihrem Schicksal überlassen zu haben. Die thailändischen Streitkräfte haben dies zurückgewiesen und erklärt, die illegal eingewanderten Personen seien festgesetzt und in ihre Heimat zurückgeschickt worden. In Bangladesch leben mehrere zehntausend Rohingya in Flüchtlingslagern.

tagesschau.de 3. Feb. 2009
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Feb 09, 2009 6:23 pm

Thailand schickt Flüchtlinge in den sicheren Tod


Sklaverei, Verfolgung und Folter durch die Schergen der Militärjunta: Da blieb Burmas Minderheitenvölkern bisher nur die Flucht ins Ausland. Doch Thailand, wo bereits mehr als drei Millionen von ihnen illegal leben, treibt sie jetzt zurück - ins Verderben.

Singapur - Die Nächte sind auch im Norden Thailands in diesen Wochen kalt, fast tödlich kalt. Jedenfalls für Menschen, die nur tropische Temperaturen gewohnt sind, dazu oft nur Lumpen am Leib tragen und keine Schuhe besitzen. Aber das kümmert die Polizei in Mae Sot, dem kleinen Grenzort an der Grenze zu Burma, nicht.

In der letzten Januarwoche tauchten mehrere Dutzend Uniformierte bei der Müllkippe der Kleinstadt auf und machten Jagd auf die etwa 300 burmesischen Flüchtlinge, die dort ein kärgliches Leben führen. Etwa 50 Menschen wurden verhaftet, darunter auch gut zwei Dutzend Kinder, die hier die "Sky Blue"-Schule einer ausländischen Hilfsorganisation besuchen. Anschließend zerstörte die Polizei die Hütten, in denen die Burmesen gehaust hatten. Ohne Hab und Gut müssen die Zurückgebliebenen jetzt jede Nacht im Freien verbringen. Und das bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, ohne ausreichende Kleidung, Essen und sauberes Trinkwasser.

"Die Finanzkrise hat auch Thailand schwer getroffen", sagt Benno Röggla, Vorsitzender von "Helfen ohne Grenzen", einer Hilfsorganisation aus Südtirol, "da betrachtet man die burmesischen Flüchtlinge inzwischen als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und will sie möglichst schnell loswerden."

Dabei sind die Verdammten in Mae Sot noch relativ glimpflich davon gekommen: In der Nacht vom 2. auf 3. Februar rettete die indonesische Marine 198 Bootsflüchtlinge aus Burma vor der Insel Sumatra aus dem offenen Meer. Während ihrer 21-tägigen Odyssee seien mindestens 22 ihrer Leidesgenossen gestorben, berichteten die Überlebenden. Das Schiff hatte keinen Motor, und seit sieben Tagen waren ihnen Wasser und Lebensmittel ausgegangen.

Die Flüchtlinge gehören der muslimischen Minderheit der Rohingyas an, die zwar schon seit gut zwei Jahrhunderten im Westen Burmas an der Grenze zu Bangladesch wohnen, aber von der buddhistischen Militärjunta in Rangun nicht als Bürger des Landes anerkannt werden. Die Gestrandeten berichteten, dass sie ursprünglich nach Thailand geflüchtet waren. Dort seien sie aber von thailändischen Beamten schwer misshandelt und anschließend mit ihren Booten erneut aufs offene Meer geschleppt worden.

Schon Mitte Dezember war es zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Nachdem damals über tausend Rohingyas im Westen Thailands gestrandet waren, verfrachtete eine Spezialeinheit der Marine 400 von ihnen Tage später auf ein Militärboot, das eine klapprige Flüchtlingsbarkasse im Schlepptau hatte. Auf hoher See zwangen die Matrosen die Flüchtlingen, die an Händen gefesselt waren, wieder in ihr Boot zu steigen. Als einige von ihnen sich weigerten, wurden diese nach Berichten von Augenzeugen kurzerhand im Meer versenkt.

Zwölf Tage später fand die indische Marine einige der Flüchtlinge wieder. Ausgemergelt und dem Verdursten nahe, trieben nur noch hundert von ihnen vor einer kleinen Insel in der Andamanen-See. Wenige andere hatte sich an die Strände des Archipels retten können.

Thailands erst Mitte Dezember neugewählter Premier Abhisit Vejjajiva kündigte zwar an, die Vorfälle untersuchen zu lassen: "Wir werden die Burmesen als illegale Immigranten behandeln, aber ihre Menschenrechte dabei respektieren", sagte er. Doch das sind wohl nur Lippenbekenntnisse, denn mit der Aufklärung der Verstöße wurde ausgerechnet jene Sondereinheit beauftragt, die auch für die Vorfälle verantwortlich ist. Zudem hatte Abhisit die Angst in Thailand vor den "Illegalen" aus dem verarmten Nachbarland noch verstärkt, indem er behauptete, von drei Millionen Burmesen in Thailand seien nur 500.000 legal im Land. Den Rest wolle er deshalb "zurückschicken" lassen.


Die Farce vom "Fahrplan zur Demokratie"


Doch was die Burmesen nach Thailand treibt, ist viel mehr als nur die Suche nach Arbeit, wie Bangkoks Regierung unterstellt. Gerade die kleinen Minderheitenvölker sind in Burma oft schlimmster Verfolgung ausgesetzt und von ethnischen Säuberungen bedroht. An den Rändern von Südostasiens Vielvölkerstaat kämpfen seit Jahrzehnten zahlreiche Guerillaarmeen der kleinen Ethnien einen blutigen Krieg für die Abspaltung von dem Mehrheitsvolk der Burmesen. Darunter muss besonders die Zivilbevölkerung leiden.

Ganze Dörfer wurden ausradiert

Den gut 700.000 muslimischen Rohingyas spricht die buddhistische Junta etwa das Recht ab, überhaupt in Burma leben zu dürfen. Sie sind staatenlos und als menschliches Freiwild deshalb ständigen Übergriffen durch die Militärs ausgesetzt. Viele der mehr als 230.000 Rohingyas, die in Flüchtlingslager in Bangladesch dahinvegetieren, sagen, sie würden lieber sterben, als jemals wieder nach Burma zurückzukehren.

Dabei sind die Muslime aus dem Westen Burmas bei weitem nicht die einzige Minderheit, der eine Ausrottung durch Burmas Generäle droht. Auch das überwiegend christliche Chin-Volk, dessen gut 500.000 Angehörige im unzugänglichen Nordwesten Burmas an der Grenze zu Indien leben, ist ständig von Folter und Misshandlungen bedroht. Nach einem gerade erschienenen Bericht der Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch" (HRW) sind allein in den vergangenen Jahren mehr als 100.000 Chin nach Indien geflüchtet.

In ihren erbärmlichen Behausungen berichteten sie HRW-Mitarbeitern, dass zu Hause ständig Soldaten der Junta in ihre Dörfer eingefallen seien und junge Männer zu Frondiensten verschleppt hätten. Sie mussten Dschungelpfade anlegen, Lebensmittel transportieren und Waffen tragen. Wer sich weigerte, wurde schwer gefoltert und ins Gefängnis geworfen. In vielen Dörfern sind die Chins heute nur noch rechtlose Sklaven der burmesischen Besatzungssoldaten.

Benno Röggla von "Helfen ohne Grenzen" glaubt, dass Burmas Generäle jetzt besonders brutal gegen jeden Widerstand vorgehen, weil sie für das kommende Jahr ihre lange verkündete Scheinwahlen anberaumt haben. Was die Generäle unter Armeediktator Than Shwe als vorläufigen Schlussakt in dem von ihm euphemistisch benannten "Fahrplan zur Demokratie" bezeichnen, wird aber nur eine Farce bleiben. Denn schon jetzt steht fest, dass die regierenden Offiziere auch nach der Abstimmung 25 Prozent der Parlamentssitze behalten werden. Auch darf Oppositionsführerin Aung San Suu-Kyi nicht an den Wahlen teilnehmen, weil sie mit einem Ausländer verheiratet war. Dennoch sind die Generäle nervös, dass Suu-Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) wie schon 1990, als die letzten Wahlen in Burma stattfanden, erneut ein Erdrutschsieg gelingen könnte. Mit Waffengewalt soll dieser Tage deshalb erneut das ganze Land auf Linie gebracht werden. Besonders die rebellischen Minderheiten sind Opfer dieser brutalen Unterdrückungsmaßnahmen.

Auch gegenüber von Mae Sot, im Dschungel des burmesischen Karen-Staates, dröhnt seit Wochen Gefechtslärm. Mit einer großangelegten Offensive will die Tatmadaw, wie Burmas Armee in der Landessprache genannt wird, endgültig den Widerstand der Karen National Union (KNU) brechen.

Drei Jahrzehnte lang hatten sich die überwiegend christlichen Karen erfolgreich gegen die Ausrottungspolitik der Generäle in Rangun gewehrt. Es war ein grausamer Kampf, von dem die Welt nie viel mitbekommen hat. Doch ganze Dörfer wurden bei den Kämpfen ausradiert. Mehr als zwei Millionen Minen liegen heute in dem Kampfgebiet. Auf beiden Seiten erledigten häufig Kindersoldaten die Drecksarbeit des hässlichen Krieges. Und immer wieder setzten Burmas Soldaten Vergewaltigungen und ethnische Säuberungen als niederträchtige Waffe zur Demoralisierung ihrer Gegner ein.

Doch jetzt verfügen die Generäle von Burmas Armee über moderne Waffen aus China, Indien, Russland und der Ukraine. Es ist deshalb nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder Wochen, bis auch die letzte Bastion der KNU gefallen ist.

Röggla von "Helfen ohne Grenzen" hat schon resigniert. "Das Volk der Karen steht am Abgrund", sagt er. Denn er weiß, dass bald wieder Zehntausende verfolgter Burmesen nach Thailand flüchten werden - dorthin, wo schon jetzt klar ist, dass sie niemand haben will.

Bild
Flüchtlinge der Rohingyas kommen nach ihrem Martyrium auf dem Meer völlig erschöpft an der Küste Indonesiens an.

Spiegel online 9. Feb. 2009
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Feb 13, 2009 11:53 am

Also doch wahr! Und der Premierminister hat sogar vor laufender Kamera zugegeben, dass es Vorfälle gegeben habe, in denen Rohingyas aufs offene Meer hinausgeschleppt worden sind. Wer dafür verantwortlich ist, kann er selbstverständlich nicht sagen. (Das wäre wohl das Ende seiner politischen Karriere!)

Link zum Video von CNN, in dem Abhisit das Problem diskutiert

http://www.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/0 ... nnSTCVideo
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Re: Flüchtlinge auf dem Meer ausgesetzt?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Feb 13, 2009 6:48 pm

Thailändischer Ministerpräsident gibt zu, dass Bootsflüchtlinge im Meer ausgesetzt wurden


Bangkok (Thailand), 12.02.2009 – In einem heute ausgestrahlten CNN-Interview hat der thailändische Ministerpäsident Abhisit Vejjajiva zugegeben, dass Bootsflüchtlinge aus Myanmar auf offener See ausgesetzt worden sind. Damit bestätigt Abhisit Vejjajiva eine Praxis, über die Medien in den letzten Wochen mehrmals berichtet hatten.

Ein jüngster Vorfall, bei dem 190 Flüchtlinge von der thailändischen Armee gefesselt und ins Meer gestoßen worden sein sollen, hat Ermittlungen durch die Behörden in Gang gesetzt. Laut CNN haben Flüchtlinge, die in der letzten Woche von indonesischen Behörden gerettet worden sind, ausgesagt, sie seien von der thailändischen Armee gefangengenommen, geschlagen und im Meer ausgesetzt worden.

Gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender sagte der thailändische Ministerpräsident, er könne nicht zielgenau feststellen, wer in der Regierung derartige Praktiken veranlasst habe. Er arbeite aber daran, das Problem zu beheben. Verschiedene Vertreter stritten die Verantwortung ab, sollte es aber klare Beweise geben, würden aber, so Vejjajiva, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.

In den letzten Jahren sind viele Menschen, die zur Ethnie der Rohingya, einer muslimischen Minderheit in Myanmar, gehören, nach Thailand geflohen. Viele von ihnen leben in Flüchtlingslagern an der Grenze zu Myanmar. Hintergrund der aktuellen Ereignisse ist Abhisit Vejjajivas Aussage, die Burmesen, die sich „illegal“ in Thailand aufhalten, „zurückschicken“ zu wollen. Laut thailändischer Regierung haben nur 500.000 der rund drei Millionen Burmesen in Thailand eine gültige Aufenthaltsgenehmigung.


wikinews 12. Feb. 2009
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