Viehzucht ist Top-Klimakiller

Iss' doch wohl keine Erklärung nötig, oder?
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KoratCat
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Jan 27, 2013 10:22 am

Spiegel online macht 'ne Abstimmung dazu: Bis jetzt haben sich fast zwei Drittel (63,53% = 6.795/10.696) dafür ausgesprochen:

http://www1.spiegel.de/active/vote/fcgi ... &x=140&y=3
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Andre
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon Andre » So Jan 27, 2013 11:19 am

Unseren Fleischkonsum zu reduzieren war gar nicht so schwierig. Wir mussten uns aber doch an neue Gerichte gewöhnen. Ingesammt ist unsere Ernährung abwechslungsreicher geworden. Wir essen nur noch ca. 1 mal pro Woche Fleisch.

Da noch ein interessanter Link zum Thema (die Kühe liegen auf Platz 6):
http://www.wissen.allianz.at/?1294/ursachen-fuer-treibhausgasemissionen

Wie wird den der Ausstoss von Kühen gemessen ? So (ist kein Witz):

Bild

Der grosse Sünder ist übrigens Argentinien. Zum Ausstoss der Kühe kommt noch folgendes hinzu:
- Transport von Gelbmais aus Ostafrika (Die Bevölkerung isst nur noch den minderwertigen weissen Mais)
- Transport des Fleisches mit Kühlschiffen weltweit.

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Feb 12, 2013 6:37 pm

Massenhaltung in Deutschland: Wie Schweinezüchter den Tierschutz missachten

In Deutschland wird so viel Fleisch so billig produziert wie nie zuvor. Die Folgen: Selbst minimal verbesserte Tierschutzregeln, die seit Jahresbeginn in der EU gelten, werden nicht eingehalten. Das dokumentieren jetzt Aktivisten bei einem Betrieb in Vechta.

Landkreis Vechta - Wortlos läuft die kleine Gruppe durch den Schnee, immer am Waldrand entlang. Das Ziel: Ein knappes Dutzend Hallen auf einem hell erleuchteten Grundstück, einer von zahllosen Schweinezuchtbetrieben im niedersächsischen Landkreis Vechta. Noch bevor die Anlage zu sehen ist, kann man sie riechen. Der scharfe Ammoniakgeruch wird sich tief in der Kleidung der Tierschutzaktivisten festsetzen. Vor dem Eingangstor bespricht sich die Gruppe noch einmal, die Funkgeräte werden ein letztes Mal getestet, dann geht es auf das Gelände - die Türen sind offen.

Die Tierschützer, die in diesen Betrieb mit geschätzt 3000 Schweinen einsteigen, sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, leben vegan und lehnen jede Form der Tierhaltung ab, gewalttätig aber sind sie nicht. Sie befreien keine Tiere, sie zünden keine Ställe an, sie beschädigen nichts. Sie wollen lediglich auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam machen. "In der Regel merken die Betreiber gar nicht, dass wir da gewesen sind", sagt einer von ihnen.

Sie wissen, wo sie einsteigen und was sie erwartet. Und sie sind gut ausgerüstet: Von Funkgeräten mit Kopfhörern, über Film- und Fotoausrüstung bis zu Schutzanzügen, die sie in den Ställen tragen. Ihre Fotos und Filme stellen sie der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) zur Verfügung. Die wiederum veröffentlicht das Material auf ihrer Website.

In dieser eiskalten Januarnacht wollen die Aktivisten exemplarisch dokumentieren, dass die neue EU-Tierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) nicht eingehalten wird: Seit 1. Januar 2013 dürfen die Betriebe trächtige Sauen nicht mehr ausschließlich in einer engen Gitterbox, dem sogenannten Kastenstand, halten. Nach fünf Wochen müssen sie zusammen mit anderen Tieren in ein größeres Gehege kommen, in die Gruppenhaltung, bevor sie zum Gebären in die sogenannte Abferkelbox kommen. Im Kastenstand müssen die Sauen zudem genug Platz haben, um sich hinzulegen und die Beine auszustrecken. Auch Spielzeug muss da sein, damit sich die Tiere nicht aus Langeweile gegenseitig die Schwänze abbeißen.

Wenn die Aktivisten mit ihren Stirnlampen durch den stockdunklen Stall laufen, bricht ein Höllenlärm aus: Wenn die Sauen in ihren Gitterboxen aufzustehen versuchen, rasseln die Metallstangen aneinander, die Tiere quieken und grunzen. Die Tierschützer tragen blaue Overalls, Gummihandschuhe und Überschuhe aus Plastik. Sie messen Boxen aus, filmen Tiere, die übersät sind mit Wunden, die ihre Beine unter den Gittern hindurchzwängen, um liegen zu können. Sie fotografieren die toten Ferkel, die auf den Gängen und aufeinandergestapelt in Schubkarren liegen. Den Vorschriften der neuen EU-Tierhaltungsverordnung entspricht hier kaum etwas: Die Tiere können sich im Kastenstand nicht ausstrecken, kein Spielzeug hängt in den Boxen, nur wenige Sauen stehen in einer Gruppe. Den Aktivisten zufolge ist der Stall im Landkreis Vechta keine Ausnahme.

Elf Jahre Zeit zur Umsetzung


Sogar der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) geht davon aus, dass nur rund drei Viertel der Betriebe die neuen Regeln umgesetzt haben. Damit liege Deutschland "fast am unteren Ende der Rangliste Europas. Nur Frankreich, Zypern und Portugal haben demnach einen noch geringeren Umsetzungsgrad." Der Verband zweifelt allerdings die Zahlen aus anderen europäischen Ländern an, zudem gebe es keine verlässlichen Informationen von den rund 15.000 Sauenhaltern in Deutschland.

Dabei hatte die Branche ausreichend Zeit, sich auf die neuen Regeln einzustellen: Seit mehr als elf Jahren ist die Verordnung in Kraft, sechs Jahre Übergangszeit wurde den Betrieben eingeräumt. Der Verbraucherkommissar der Europäischen Union, Tonio Borg, droht Deutschland bereits mit einem Verfahren wegen Verletzung europäischen Rechts: "Seit dem 1. Januar 2013 operieren Schweinebetriebe, die keine Gruppenhaltung für Sauen haben, unter Bruch von EU-Gesetzgebung", sagte Borg Ende Januar in Brüssel.

Selbst das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) zeigt sich genervt: "Nach einer Übergangsfrist von sechs Jahren muss von den Betrieben erwartet werden können, dass die Umstellung abgeschlossen ist. Wir rechnen in den nächsten Wochen mit belastbaren Zahlen der Bundesländer, wie groß der Anteil der Betriebe ist, die noch nicht umgestellt haben", heißt es aus dem Haus von Ilse Aigner auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE.

Allerdings geht das BMELV davon aus, dass gerade die kleinen Betriebe nicht genug Geld haben, ihre Ställe umzubauen und deshalb schließen müssten. Übrig blieben die Großbetriebe, die wiederum besonders in der Kritik stehen. Jüngst wurde bekannt, dass die Zahl der in Deutschland neu beantragten und genehmigten Schweinemastplätze den Rekordwert von 2,5 Millionen erreicht hat. Gefördert auch mit Millionen aus den Töpfen der EU Agrarsubventionen.

Schon jetzt produzieren die Betriebe in Deutschland und der EU mehr Schweinefleisch, als hier gegessen wird, der Selbstversorgungsgrad liegt bei 117 Prozent - Tendenz steigend. Nach Meinung des kritischen Netzwerks "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" sind es vor allem die Schlachtkonzerne, die angesichts der gesättigten Märkte in Deutschland und Europa ihre Überschüsse auf dem Weltmarkt absetzen wollen. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind im Endeffekt die Schweinehalter, die zu ähnlichen Kosten produzieren müssten wie die Konkurrenz beispielsweise in Brasilien. Und natürlich die Tiere selbst.

Wenn der Preis für Schweinefleisch aufgrund der massiven Produktionsausweitung sinkt, wie es Branchenexperten erwarten, werden die Schweinehalter wohl kaum mehr Geld für mehr Tierschutz ausgeben wollen oder können.

Fast fünf Stunden haben die Aktivisten gebraucht, um den einen Betrieb im Landkreis Vechta zu dokumentieren, erst spät nachts kehren sie in ihr eigens angemietetes Wochenendquartier zurück. Keinem steht der Sinn nach Gesprächen. Erst beim Frühstück am nächsten Morgen bricht die nüchterne Arbeitsatmosphäre kurz auf: Einer aus der Gruppe erzählt von einer Sau, die er in der vergangenen Nacht gesehen hat, erst vor wenigen Stunden hatte sie Junge bekommen. Sie habe versucht, sich nach ihren Ferkeln umzudrehen, konnte in ihrem engen Gitterkäfig aber nicht einmal den Kopf wenden. Die Erzählung stockt, dem Mann stehen die Tränen in den Augen. Ganz kurz. Dann wird am Küchentisch weitergeplant. An diesem Wochenende stehen noch mehrere Stallbesuche an.

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon partystarten 2013) » Mi Feb 13, 2013 2:54 pm

hallo!

also so wirklich neu ist diese erkenntnis ja nicht gerade. aber der artikel scheint ganz gut recherchiert zu sein. mich würde mal interessieren, welche tierarten genau wieviel prozent an dem gesamtvolumen ausmachen. viele verzichten ja inzwischen bewußt auf schwein, obwohl ja gerade kühe eine menge in die luft blasen.

gruß

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Feb 15, 2013 3:30 pm

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon dogmai » Fr Feb 15, 2013 5:44 pm

Ganz ehrlich - ich mache mir um solche Sachen schon lange keine tiefgründigen Gedanken mehr. Ich kann es nicht ändern. Selbst wenn ich mich irgend einer Gruppe von Gegnern der Massentierhaltung, oder der Kernkraft, oder sonstiger für die Weltgeschichte wichtiger Dinge anschließen wollte, wüßte ich nicht welcher. Wenn man das Internet durchforstet und sich mit den einzelnen Gruppen auseinandersetzt kommt man ja zu keinem Ergebnis. Warum gibt es denn für jedes Thema so viele verschiedene Gruppen? Weil jede Gruppe eigene Ziele verfolgt, jede Gruppe andere Vorstellungen von der Lösung hat, jede Gruppe in sich wieder uneinig ist. Das heißt also, daß bisher niemand den Königsweg gefunden hat. Und die vielen unterschiedlichen Meinungen können so nicht einmal mehr einer objektiven Meinungsbildung dienen, weil man sich mangels Fachkenntnissen immer einer vorgeblichen Fachmeinung anschließen wird, die man dann aber nicht auf ihren fachlich objektiven Gehalt wirklich rpüfen kann.

Deshalb habe ich auch nur gelegentlich zu solchen Beiträgen meine subjektive Meinung zu äußern. Aber gut, daß wir drüber gesprochen haben.
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Rudi (†2019)
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Di Feb 26, 2013 9:37 am

Leider gibt es in der Welt Gegenströmungen, die verhindern wollen, dass Menschen sich immer mehr auf eine fleischlose Lebensweise ausrichten. Dafür gibt es viele Gründe und einer davon ist, dass geschäftstüchtige Menschen, die mit Tieren und ihren leblosen Leibern handeln und damit große finanzielle Gewinne erzielen, den Trend zum Vegetarismus unbedingt verhindern wollen.

Rudi

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Feb 28, 2013 5:24 pm

Fleischfreie Tage

Vegetarier missionieren Deutschlands Fleischesser

Von Susanne Schäfer

Deutsche Vegetarier-Initiativen fordern einen komplett fleischfreien Tag pro Woche, die Grünen schließen sich der Bewegung an. Manche Firmen verordnen ihren Kantinen bereits solche Veggie-Tage. Gut gemeint, sagen Ernährungswissenschaftler - aber riskant.

Pferdefleisch in der Lasagne? Für Vegetarier kein Problem - wer grundsätzlich kein Fleisch ist, muss sich keine Sorgen über falsch deklarierte tierische Produkte machen. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn Deutschlands Vegetarier gehen in die Offensive: Überall im Land werden Forderungen laut, einen fleischfreien Tag pro Woche einzuführen - und zwar für alle.

Die Initiative "Donnerstag ist Veggie-Tag" zum Beispiel ruft die Deutschen auf, an eben diesem Wochentag komplett auf Fleisch und Fleischprodukte zu verzichten. Rund 30 Städte, darunter Bremen und Magdeburg, unterstützen bereits das Projekt. Die Grünen fordern sogar auf Bundesebene, im ganzen Land einen Veggie-Tag einzuführen. Die Idee dahinter: das Klima schonen, ein Zeichen gegen Massentierhaltung setzen, die Gesundheit der Deutschen fördern.

Keine Frage: Die Deutschen sollten weniger Fleisch essen. Wer zu viel davon isst, erhöht unter anderem sein Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. "Zur Prävention von ernährungsmitbedingten Erkrankungen ist daher eine Reduzierung des Verzehrs an Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurstwaren zu empfehlen", sagt Christina Zimmermann von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

So bietet die Versicherungskammer Bayern in München jeden Donnerstag nur Vegetarisches an, bei Puma gibt es in den Kantinen in Herzogenaurach und Ho-Tschi-minh-Stadt montags ausschließlich fleischfreie Gerichte (Fisch ist aber erlaubt). Der Sportartikelhersteller hat sich den "Meat Free Monday" zum Vorbild genommen, eine Kampagne von Paul McCartney und seinen Töchtern. Puma geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, der Versicherungskammer sowohl um Klima als auch um die Gesundheit der Mitarbeiter.

Das Verhalten von Menschen lässt sich nur schwer berechnen

Theoretisch macht das Konzept Sinn: Männer essen jede Woche im Schnitt mehr als ein Kilogramm Fleisch und Wurst, Frauen knapp 600 Gramm, wie die Nationale Verzehrsstudie II zeigte. Die DGE empfiehlt den Verzehr von 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Die Realität ist vom Idealzustand also gerade bei Männern ziemlich weit entfernt.

Geht man davon aus, dass jeder an jedem Tag gleich viel Fleisch isst, würde ein Veggie-Tag den Fleischverzehr um ein Siebtel reduzieren. Die Durchschnittsfrau, die jetzt an der oberen Grenze des empfohlenen Verzehrs liegt, würde so in den grünen Bereich rücken. Der Durchschnittsmann, nun ja, würde es immerhin vom alarmroten in den hellroten Bereich schaffen.

Das Problem: Viele mögen das Prinzip Verzicht nicht - und Verbote schon gar nicht. Die Reaktion ist Trotz. "Sicherlich gibt es aus ernährungsphysiologischer Sicht gute Gründe dafür, einen solchen Tag durchzuführen", sagt Zimmermann. "Es besteht aber die Möglichkeit, dass sich die Menschen bevormundet fühlen."

Wenn das passiert, reagieren Menschen leicht mit Ablehnung. Das belegt eine Studie von Ayelet Fishbach, Professorin für Verhaltensforschung und Marketing an der University of Chicago. Fishbach und ihre Kollegen gaben zwei Gruppen von Probanden identische Müsliriegel zu essen. Der einen Gruppe beschrieben sie den Snack als einen Gesundheitsriegel, der anderen als Schokoriegel. Einige Versuchspersonen durften selbst aussuchen, ob sie den gesunden oder lieber den schokoladigen probieren wollten, die anderen bekamen einen zugeteilt. Diejenigen, die den angeblich gesunden Riegel essen mussten, klagten hinterher mehr über Hunger als die Mitglieder der anderen Gruppe. Diesen Effekt gab es dagegen nicht bei denen, die freiwillig den gesunden Riegel gewählt hatten.

Bevormundung stößt auf Ablehnung

Übertragen auf den erzwungenen Fleischverzicht am Arbeitsplatz könnte das bedeuten: Wer das gesündere Essen vorgesetzt bekommt, gleicht den Verzicht an den nächsten Tagen womöglich mit einer Extraportion Fleisch wieder aus. Zwar hat die Versicherungskammer Bayern zwar offenbar kein Problem damit: "Wir haben genau diese Frage untersucht und festgestellt, dass dieser Effekt definitiv nicht eingetreten ist", sagt Thomas Bundschuh von der Kammer. "Somit sparen wir an jedem Veggie-Tag rund 250 Kilogramm Fleisch". Aber ob die Mitarbeiter den Veggie-Tag abends mit einem Stück Schweinebauch ausklingen lassen, weiß die Firma nicht.

Zudem stoße der fleischfreie Tag mitunter auf Ablehnung, erzählt Bundschuh. "Einige Mitarbeiter sagen uns, dass sie sich nicht bevormunden lassen. Andere, dass sie auf Fleisch einfach nicht verzichten möchten." So besteht das Risiko, dass die Angestellten am fleischfreien Tag gar nicht erst in die Kantine gehen. "Derzeit kommen am Veggie-Tag rund fünf Prozent weniger Mitarbeiter in die Kantine."

Die umliegende Gastronomie hat sich auf den fleischfreien Donnerstag bei der Versicherungskammer eingestellt - mit besonders fleischlastigen Gerichten auf der Karte. Auch Puma beobachtete anfangs Ablehnung: "Zu Beginn der Initiative 2009 besuchten montags rund 20 Prozent weniger Mitarbeiter die firmeneigene Kantine im Vergleich zu anderen Wochentagen", sagt Unternehmenssprecherin Kerstin Neuber. "Aktuell gibt es jedoch keinen Unterschied mehr."

Um Trotzreaktionen von vornherein zu vermeiden, setzt Christina Zimmermann von der DGE eher darauf, Mitarbeiter zum freiwilligen Verzicht zu animieren. Die DGE empfiehlt Betrieben, den Gästen in der Kantine die Wahl zu lassen. Täglich sollten vegetarische Gerichte im Angebot sein, durch Information solle den Mitarbeitern die gesunde Alternative schmackhaft gemacht werden. "Die letzte Entscheidung liegt aber immer beim eigenverantwortlich handelnden Tischgast."

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon dogmai » Fr Mär 01, 2013 3:37 am

Na von mir aus sollen sie fleischlose Restaurants einrichten, fleischlose Kantinen - das spricht sich schnell rum, und ich werde sie nicht mehr aufsuchen. Und einen Arbeitsplatz habe ich seit meiner Pensionierung hinter mir gelassen, da können sie jetzt gerne leckere Spinatbällchen zu sich nehmen. Was soll mir denn das Essen noch essenswert und das Leben noch lebenswert machen wenn nicht gelegentlich ein saftiges Steak, ein schönes Schnitzel oder die Fleischgerichte meiner Frau? Geht mal schön protestieren, ich stärke mich derweil mit meinem fleischhaltigen Essen. :wave

Das Einzige, was mich dabei stört ist, daß mit Sicherheit bei jedem Essen irgendwo im Restaurant einer sitzt, der per Handy lautstark seiner Frau erzählt, daß er gerade in einer Sitzung ist und noch nichts gegessen hat :wiiee
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Fr Mär 01, 2013 12:48 pm

Heute früh war bei TESCO Lotus einkaufen, dabei habe ich eine grüne Einkaufstasche gekauft mit der Aufschrift:
STOP GLOBAL WARMING NOW – DO IT NOW
BEFORE IT´S TOO LATE!!!

Viehzucht ist nun einmal der Top-Klimakiller, deshalb kannst Du trotzdem Dein Steak genießen. Es kommt doch nur darauf an, wie viele es sind.
Einen guten Appetit wünscht Dir Rudi

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Mär 02, 2013 4:23 am

Klimakiller Nr 1 ist immer für denjenigen, der etwas bekämpft, das Ziel seines Kampfes. Für die Veganer ist es die Viehzucht, für die Ausbaugegner des Frankfurter Flughafens ist es der Luftverkehr, für Greenpeace sind es die USA, für Robin Wood ist es die Braunkohle, für die Antimilitaristen ist es das Militär. Such einfach Widerstandsgruppen, und du findest ihren individuellen Klimakiller Nr. 1. Ich finds einfach nur öde, denn wissenschaftlich objektiv sind alle die "wissenschaftlichen Grundlagen" dieser einseitigen Gruppen überhaupt nicht.

Mein Steak bleibt mein Steak, ich werde nie den Kühen das Gras wegfressen :prost
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Do Mär 07, 2013 2:20 pm

Zum Weiterlesen:

Ausgezeichneter Artikel in der „TAZ“, einer der besten Presseartikel der letzten Jahre, der die Verbrechen beim Namen nennt
„Die Frankenstein-Industrie“

Die Kernaussagen aus dem Artikel:
Den Tieren ist eben nur noch eine Nebenrolle zugewiesen in der heutigen Frankenstein-Industrie, die sich der eigenmächtigen und eigennützigen Planung und Erschaffung von Lebewesen verschrieben hat und auf diese Weise Fleisch, Eier und Milch für bereits ein bis zwei Milliarden von Menschen produziert.

Bezüglich der Ablehnung der Massentierhaltung hat sich ein gesellschaftlicher Konsens herausgebildet, der bislang allerdings weder Alltags- noch Rechtspraxis geworden ist.

Was man über die Wirklichkeit erfährt – indem man eine Fernsehreportage über Hühnerfabriken sieht oder auf der Autobahn an einem Schweinetransporter vorbeifährt –, muss man schnell verdrängen, weil sich ein solches Ausmaß von Leid und Schrecken schwer aushalten lässt.

Wer sich mit der modernen Agrarindustrie beschäftigt, den wird eines am stärksten verblüffen: die Beobachtung, dass heutige Ställe nicht mehr rund um die Tiere, sondern vielmehr die Tiere passend für die Haltungssysteme „designt“ werden.

Denn fast sämtliche heutigen Nutztierrassen sind derart auf Effizienz gezüchtet, dass ihr Organismus darunter leidet. Sie sind anfällig für Störungen im Knochenbau, das Skelett kann mit dem Muskelwachstum nicht Schritt halten, sie neigen zu Stoffwechselstörungen, Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle, chronischen Entzündungen überbeanspruchter Organe – oder gleich mehreren solcher Symptome auf einmal. Entsprechende Verhaltensstörungen kommen hinzu.

Die extreme Leistungssteigerung hat dazu geführt, dass heute zwei Drittel der Milchkühe vorzeitig aufgrund von Sterilität, Stoffwechselkrankheiten und Euter-Erkrankungen geschlachtet werden müssen. Die Häufigkeit der chronischen (und schmerzhaften) Euter-Erkrankung bei der Kuh schätzen Tierärzte auf 40 Prozent.

Allerdings kommt der Frankenstein-Industrie – und dem dahinter-stehenden Verbund aus ökonomischen Interessen und wissenschaftlichen Kompetenzen – das zweifelhafte Verdienst zu, das Grauen sowohl quantitativ wie qualitativ um ein Vielfaches gesteigert zu haben. Quantitativ, weil ohne die moderne Effizienzsteigerung ein solch hohes Niveau des Konsums von Fleisch, Milch und Eiern gar nicht zu erreichen wäre; und qualitativ, da wie oben beschrieben wirklich jede einzelne Lebensphase der involvierten Tiere zu einer Qual eigener Art umgewandelt wurde.

Nicht erst die Schlachtung, nicht erst der Transport sind qualvoll (die Dauer beider wird übrigens in den industriellen Prozessen zumeist wesentlich verlängert). Sondern auch die Reproduktion, der (meist vorenthaltene) Umgang mit dem Nachwuchs, ja sogar die Nahrungsaufnahme (die zwar dem wirtschaftlichen Ergebnis, nicht aber den subjektiven Bedürfnissen der Tiere entspricht); das Stehen und Liegen, das Bewegen – falls überhaupt möglich.

Im Falle der weltweit operierenden Frankenstein-Industrie allerdings lassen sich die vielen Qualen und Grausamkeiten, die restlose Ausbeutung des Tiers für jeden ethisch nicht weiter qualifizierten Konsum und schließlich auch die Entfremdung des Menschen von anderen Spezies nicht schön-reden.


http://www.taz.de/!109274/

:violent

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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 25, 2013 10:30 am

Karnismus-Forscherin Joy: "Bio-Fleisch ist ein Mythos"

Die Sozialpsychologin Melanie Joy beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, warum Menschen Fleisch essen. Ihre provokante These: Wir leben im Karnismus, in einem gewalttätigen System, in dem es normal und notwendig erscheint, Tiere zu töten.

Frage: Frau Joy, Sie haben Ihre Studenten gefragt, warum sie Hunde lieben und Schweine essen. Welche Antworten haben Sie bekommen?

Joy: Die Studenten sagten oft: Weil es halt einfach so ist. Für Schweine finden die meisten negative Begriffe, für Hunde überwiegend positive. In der Psychologie spricht man vom Gesetz der Ähnlichkeit - je mehr Gemeinsamkeiten wir mit jemandem wahrnehmen, desto mehr Empathie bringen wir ihm entgegen.

Frage: Bin ich also ein schlechter Mensch, wenn ich Fleisch esse?

Joy: Nein. Ich selbst habe mein halbes Leben lang Fleisch gegessen. Mein Anliegen mit dem Buch ist es, den einzelnen Fleischesser zu destigmatisieren und stattdessen das System dahinter in den Mittelpunkt zu rücken. Ich nenne es Karnismus.

Frage: Hört sich bedrohlich an. Was soll denn Karnismus sein?

Joy: Karnismus ist ein Glaubenssystem, eine Ideologie. Wir sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass es richtig ist, Tiere zu essen. Das ist eine soziale Norm, an der kaum gerüttelt wird. Der Karnismus hält uns davon ab, diese Norm zu hinterfragen. Wir haben also die Logik eines höchst unlogischen Systems verinnerlicht.

Frage: Sie nennen den Karnismus in Ihrem Buch eine "gewalttätige Ideologie". Ist es wirklich so schlimm?

Joy: Ohne Gewalt, ohne das Töten gibt es kein Fleisch. Karnismus ist also logischerweise eine gewalttätige Ideologie. Sie ist komplett auf Gewalt aufgebaut. Alles dreht sich darum, dass eine Gruppe von Individuen eine andere Gruppe von Individuen zu ihrem eigenen Vorteil benutzt. Dahinter steckt eine Geisteshaltung, die der Idee einer gerechten Gesellschaft von Gleichen, für die wir uns ja eigentlich einsetzen, völlig entgegensteht.

Frage: Sie essen kein Fleisch mehr. Wie sind Sie zur Veganerin geworden?

Joy: Damals war ich 23. Ich hatte einen verdorbenen Hamburger gegessen und musste ins Krankenhaus. Ich hörte also auf, Fleisch zu essen, weil es mich anekelte. Erst später begann ich mich für die Hintergründe der Nutztierindustrie zu interessieren. Was ich herausfand, schockierte mich. Ich fragte mich, wie ich so lange an einem so schrecklichen System Teil haben konnte.

Frage:
Sie schreiben, dass wir in einer Fleisch-Matrix leben, die uns, wie im gleichnamigen Film, zwingt, an unserer eigenen Unterdrückung mitzuwirken. Wer ist der Erlöser Neo in diesem Bild?

Joy: Wir alle sind Neo - oder könnten es sein. Mit diesem Bild will ich verdeutlichen, dass Karnismus ein dominantes System ist, das alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt. Werden wir in ein dominantes System wie den Karnismus hineingeboren, verinnerlichen wir die Logik dieses Systems. Wir lernen, die Welt durch die karnistische Brille zu sehen. Mein Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu wecken. Denn ohne dieses Bewusstsein können wir keine wahrhaft freien Entscheidungen treffen.

Frage: Ein veganes Leben mit Tofu und Seitan muss man sich aber auch leisten können, oder?

Joy: Es ist ein karnistischer Mythos, dass eine vegane Ernährung teuer ist. Viele Menschen auf der Welt leben von Reis, Bohnen oder Mais - gerade weil sie sich nicht mehr leisten können.

Frage: Gibt es noch andere karnistische Mythen?

Joy: Nehmen wir den Protein-Mythos. Die Industrie redet uns ein, ohne Fleisch würden uns Proteine fehlen, um groß und stark zu werden. Dabei ist Patrik Baboumian, der stärkste Mann Deutschlands, bekennender Veganer. Selbst Elefanten sind es. Wir ignorieren, dass die Tiere, die wir essen, ihre Masse mit pflanzlicher Ernährung aufbauen.

Frage: Woher kommen diese Mythen?

Joy: Diese Mythen sind Verteidigungsmechanismen des Karnismus. Sie lassen sich zusammenfassen als die drei Ns der Rechtfertigung, nach denen Fleischkonsum normal, natürlich und notwendig ist. Mit denselben Argumenten wurde in der Geschichte versucht, schon alle möglichen gewalttätigen Ideologien zu rechtfertigen: vom Patriarchat bis zur Sklaverei.

Frage: Sie erwähnen in Ihrem Buch auch den Nationalsozialismus. Im Vorwort der deutschen Ausgabe steht, dass einige Passagen darin nicht auftauchen, da sie bei deutschen Lesern zu Missverständnissen führen könnten.

Joy: Mir ist es wichtig, Ideologien nicht gleichzusetzen, sondern Vergleiche zu ziehen. Keine zwei Ideologien sind gleich, da die Erfahrung der Opfer niemals dieselbe ist. Aber sie ähneln einander. Alle gewalttätigen Ideologien sind ähnlich aufgebaut, da hinter ihnen dieselbe Mentalität steckt, die Gewalt überhaupt erst hervorruft.

Frage: Was halten Sie von Bio-Fleisch?

Joy: Auch Bio-Fleisch ist ein Mythos. Die Verbraucher sind kritischer geworden, darauf hat die Industrie mit Bio-Fleisch geantwortet. Aber auch das ist Teil des Karnismus. Trotzdem: Dass Menschen bereit sind, mehr Geld für weniger Leid auszugeben, ist ein gutes Zeichen. Diskussionen um Bio-Fleisch gehören zu den wichtigsten Gesprächen, die Menschen jetzt führen können. Bleibt nur die bittere Wahrheit, dass es grausam ist, einem Wesen nur wegen seines Geschmacks das Leben zu nehmen - erst recht, wenn es dieses genießen und weiterleben möchte.

Frage: Ihr Argument gegen Karnismus ist die Leidensfähigkeit aller Lebewesen?

Joy: Das Leiden ist eine Seite. Aber es geht auch um Moral. Tiere sind wie wir fühlende Lebewesen, ob Hund oder Huhn.

Frage: Oder Fisch und Hummer. Wo ziehen Sie die Grenze? Vielleicht haben Pflanzen ja auch Gefühle.

Joy: Wir wissen heute, dass Tiere fühlende Wesen sind. Sollte sich herausstellen, dass Pflanzen es auch sind, haben wir erst recht die moralische Verpflichtung, uns vegan zu ernähren - und zwar direkt, ohne den Umweg, Tiere mit Pflanzenfutter zu Fleisch hochzupäppeln.

[b]Frage:[/b] Sie schreiben, dass auch wir Menschen Opfer des Karnismus sind. Wie meinen Sie das?

Joy: Nehmen wir zum einen die Schlachter. In Europa sind das zumeist osteuropäische Einwanderer. Sie werden ausgebeutet und arbeiten in einem gefährlichen Umfeld voller Leid und Tod. Sie erkranken häufig an Süchten und posttraumatischen Stress. Auf der anderen Seite sind wir Konsumenten Opfer des Karnismus, da wir nicht nur unsere Körper vergiften, sondern auch unser Mitgefühl abstumpfen lassen. Der Karnismus zwingt uns, gegen unsere Grundwerte zu handeln.

Frage: Wie können wir unser Mitgefühl wiederbeleben?

Joy: Es ist ja nicht so, dass wir unsere Empathie verloren hätten. Nur haben wir gelernt, sie regelmäßig auszuschalten. Einige Menschen besuchen Tierheime oder Gnadenhöfe. Für viele ist das eine bewegende Erfahrung, die hilft, ihr Herz zu öffnen. Andere informieren sich über die Zustände in Schlachthöfen, engagieren sich, werden Veganer. Allein dieser Schritt ist schon ein wichtiges Statement.

Frage: Sie haben aber auch drastischere Vorschläge.

Joy: Die Regierungen könnten Warnhinweise auf Fleisch, Eiern und Milch anbringen. Wir würden weniger Tierprodukte kaufen, wenn wir wüssten, woraus unser Fleisch eigentlich besteht. Oft sind da krebserregende Stoffe drin, Antibiotika, immer wieder auch Hormone, Blut, Schleim, Fäkalien. Das landet dann auf unseren Tellern.

Frage: Eigentlich wissen wir das alles ja längst. Warum ändert sich nichts?

Joy: Auf Fleisch und Milchprodukte zu verzichten, erfordert mehr als eine Verhaltensänderung. Es braucht einen ganzheitlichen Bewusstseinswandel.

Frage: Werden wir den jemals erleben?

Joy: In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen Veganer geworden, denn die meisten Menschen mögen Tiere und legen auch Wert auf Gerechtigkeit. Ich halte es mit Peter Singer, einem Pionier der Tierrechtsbewegung: Man muss Tiere nicht lieben, um die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfährt, abzulehnen. Das finde ich auch. Wir sind mit allen anderen Lebewesen in der Natur verbunden - streiten diese Verbindung aber seit Jahrtausenden ab. Wenn wir erkennen, dass wir Teil einer großen Gemeinschaft sind, verbinden wir uns mit einer Kraft, die sehr viel größer ist als wir selbst.

Frage: Jeder kann für sich auf Tierprodukte verzichten, aber was ist mit dem System, das sie ansprechen?

Joy: Der Wandel muss auf beiden Ebenen erfolgen, individuell und gesellschaftlich. Aber der Karnismus ist nun mal fest verankert. Denken Sie allein an die Agrarsubventionen. Wir bezahlen sie mit unseren Steuern, obwohl viele Menschen dagegen sind. Man könnte die Subventionen streichen, gerecht sind sie ohnehin nicht. Man könnte Fleisch auch höher besteuern - ähnlich wie Tabak und andere Dinge, die schädlich für uns sind.

Frage: Sie schreiben, die Medien stärkten den Karnismus, da sie das System nicht hinterfragen. Dabei ist das Thema doch ständig in den Nachrichten.

Joy: Die Medien stützen den Karnismus, indem sie vermeintlich normale Bilder von Fleisch zeigen, zum Beispiel Grill-Tipps für den Sommer. Wagen sie den seltenen Blick hinter die Kulissen, geht es meist um einen bösen Betrieb, nicht aber das karnistische System als solches.

Frage: Und wie ist das in Deutschland?

Joy: Ich bin um die ganze Welt gereist - kein Land ist in Sachen Umwelt und Gesundheit so offen und fortschrittlich wie Deutschland. Ich denke, dieses offene Bewusstsein überträgt sich. Wenn Deutschland so weitermacht, könnte es meiner Meinung nach bei der Neuordnung des Mensch-Tier-Verhältnisses eine Führungsrolle übernehmen.

Dieser Text stammt aus dem Magazin "enorm - Wirtschaft für den Menschen".

Das Interview führte Felix Brumm für "enorm".

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Rudi (†2019)
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Re: Viehzucht ist Top-Klimakiller

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » So Aug 25, 2013 2:34 pm

Dieser Beitrag ist das Beste, was ich zu dieser Thematik je gelesen habe. Er ist einfach nicht zu toppen. Deshalb kann ich nur noch etwas Grundsätzliches dazu schreiben.

Vermutlich arbeitet unser Gehirn außerhalb des universellen göttlichen Gesetzes. Daraus ergeben sich Störungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene, bis hin zur Kernspaltung und Massentierhaltung.
Da der menschliche Intellekt dem Geistigen nicht angehört, so kann er auch das geistige, das eigentliche Leben, die ewige Wahrheit, nicht erfassen. Er lehnt das Geistige daher ab und bezeichnet es als nicht existent.

Hierzu noch einmal Alexander von Humboldt
Grausamkeit gegen Tiere kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnendsten Laster eines niederen und unedlen Volkes. Dem Tier gegenüber sind heute alle Völker mehr oder weniger Barbaren.
Es ist unwahr und grotesk, wenn sie ihre vermeintlich hohe Kultur bei jeder Gelegenheit betonen und dabei tagtäglich die scheußlichsten Grausamkeiten an Millionen von wehrlosen Geschöpfen begehen oder doch gleichgültig zulassen.

Können wir uns wundern, dass diese genannten Kulturvölker immer mehr einem furchtbaren Weg des Abstieges entgegengehen?
Überall geht ein frühes Ahnen dem späteren Wissen voraus.
(Er war ein Visionär und er kannte das Gesetz von »Ursache und Wirkung« oder »Was der Mensch sähet, das wird er ernten«)


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