Klima-Kompensation in Tailand für Freiburger Musik-Festival

Iss' doch wohl keine Erklärung nötig, oder?
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KoratCat
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Klima-Kompensation in Tailand für Freiburger Musik-Festival

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Jun 27, 2011 1:11 am

CO2-Zertifikate
Das Zelt-Musik-Festival soll klimaneutral werden

Moderner Ablasshandel oder Beitrag zum Klimaschutz? Die finanzielle Beteiligung an einer Biogasanlage in Thailand soll das Freiburger Zelt-Musik-Festival klimaneutral machen.

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Ein Beitrag zum Klimaschutz: Das ZMF soll klimaneutral werden. Dank einer Biogasanlage im fernen Thailand.


Was hat eine Biogasanlage in Thailand mit dem Freiburger Zelt-Musik-Festival (ZMF) zu tun? Eine Menge, wenn es nach dem Energieversorger Badenova geht, dem Hauptsponsor des ZMF. Denn die finanzielle Beteiligung an dem Kraftwerk soll den "CO2-Fußabdruck" des Festivals kompensieren – und es so klimaneutral machen.

Mehr als 100.000 Menschen werden in den kommenden drei Wochen auf das Mundenhof-Gelände strömen, werden anreisen, Müll hinterlassen, Wasser verbrauchen – und nicht zuletzt auf großer Bühne mit leistungsstarker Musikanlage bespaßt werden. So kommen allein rund 34.000 Kilowattstunden Strom und circa 1000 Kubikmeter Wasser zusammen, die während des Festivals verbraucht werden. "Der Strom kommt zu 100 Prozent aus Wasserkraft", versichert Yvonne Schweickhardt, Pressesprecherin von Badenova, "aber um das ZMF wirklich klimaneutral zu machen, müssen wir den gesamten Energieverbrauch ermitteln."

Moderner Ablasshandel oder Beitrag zum Klimaschutz?

Dafür hat Badenova PE International angeheuert, eine Art Öko-Unternehmensberatung. "Man kann schon im Vorfeld und während des Festivals einiges tun, um CO2 einzusparen", erklärt Markus Michalzik von PE International, "zum Beispiel Recycling-Papier für Flyer und Plakate verwenden, auf die öffentlichen Verkehrsmittel hinweisen und die Mülltrennung aufrecht erhalten." Doch klimaneutral wird das ZMF dadurch noch lange nicht: "Während des Festivals werden wir dann stichprobenartige Befragungen machen, um zu erfahren, wie die Menschen tatsächlich angereist sind. Hinterher wiegen wir den angefallenen Müll, ermitteln den Wasserverbrauch und rechnen schließlich alles in CO2 um", so Markus Michalzik.

An dieser Stelle kommt die thailändische Biogasanlage ins Spiel. Angeschlossen an eine Fabrik für pflanzliche Stärke hilft sie, das klimaschädliche Gas Methan einzufangen und für die Energiegewinnung zu nutzen. Betrieben wird die Anlage von einem Unternehmen, das vom Handel mit CO2-Zertifikaten lebt. Badenova erwirbt von dem Unternehmen CO2-Verschmutzungsrechte in dem Umfang, der beim ZMF angefallen ist. Eine Nichtregierungs-Organisation soll den Erfolg des Projekts zertifizieren – und fertig ist die klimaneutrale Massenveranstaltung. Moderner Ablasshandel, der das Image der Energiewirtschaft aufpolieren soll? Oder ein Beitrag zum Klimaschutz?

Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, meint Michael Pregernig, Professor am Institut für Forst- und Umweltpolitik an der Uni Freiburg: "Manche sagen, es sei besser, klimaschonend zu planen, statt aufwendig zu kompensieren. Andere argumentieren entwicklungspolitisch und fragen, ob die Interessen der lokalen Bevölkerung berücksichtigt werden. Aber ich meine, dass diese Kritikpunkte heute schon stärker bedacht werden, zumal fragwürdige Projekte gar nicht zertifiziert werden." Bleibt die Frage, warum die CO2-Kompensation in ärmere Länder ausgelagert wird und nicht direkt vor Ort geschieht. "Weil es schlicht billiger ist", meint Michael Pregernig, "oder positiv gewendet: In armen Ländern lässt sich mit dem gleichen Geld mehr erreichen."

Badische Zeitung
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