Vergifteter Fluss tötet Mensch und Tier

Iss' doch wohl keine Erklärung nötig, oder?
newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Vergifteter Fluss tötet Mensch und Tier

Ungelesener Beitragvon newsclip » So Jun 15, 2008 9:28 am

Vergifteter Fluss tötet Mensch und Tier

Im Nordwesten Thailand kämpft eine kleine Kommune um Entschädigung für die Verunreinigung des Wassers, das mehrere Menschen tötete. Dieser Rechtsstreit ist ein Präzedenzfall für viele thailändische Kommunen, die Umweltsünden ausgesetzt sind, ohne sich bisher dagegen wirksam wehren zu können. (Wir berichteten darüber, dass zuletzt der Gesetzentwurf, mit dem das Verursacherprinzip endlich in Rechtsnorm gegossen werden sollte, auf Eis gelegt wurde.)

Der Fluss der in der Nähe von Kilty Creek durch ein Dorf führt, trägt eine furchtbare Altlast mit sich. Vor ca. 20 Jahren wurde damit begonnen, bleihaltige Abfälle aus einer Mine, 20 Km stromaufwärts in den Fluss zu leiten. Die Fische wurden seltener, das Vieh der Bauern, die Haupteinnahmequelle, wurde krank und starb, wodurch die gesamten Ersparnisse der Bewohner des Dorfes vernichtet wurden. Aber es kam noch schlimmer. Bald wurden die Dorfbewohner selbst Opfer der unsichtbaren Gefahr des Wassers, das die Lebensader der Region war.

(In dem Dorf wohnt einer Minderheit in Thailand, von denen nur ein Teil die volle Staatsbürgerschaft anerkannt erhalten hatte, obwohl sie auf Territorium geboren wurden, das von Thailand beansprucht wird.) Mitte der Neunziger Jahre berichtete die Gemeinschaft der ethnischen Karen, dass eine zunehmende Zahl von Kindern mit Missbildungen und Hirnschäden geboren würden. Mehrere Frauen verloren die Kinder vor der Geburt. Die Gemeinschaft versuchte die thailändische Minengesellschaft, LEAD CONCENTRATE (Abbau von Blei) darauf zu verklagen, den Abbau einzustellen. Der Dorfälteste Yasa Nasuanswan erklärte, dass der Versuch misslang.

Die Minengesellschaft behauptete, dass die Fische im Fluss ohne Bedenken gegessen werden könnten. Aber Thailands Pollution Control Department (Abteilung des Umweltministeriums, die sich mit der Analyse von Umweltverunreinigungen beschäftigt), fand dann 1998 Bleikonzentrationen im Sediment des Flusses, welche 3000-fach über den erlaubten Grenzwerten lagen.

Die Dorfbewohner erklärten, dass in der Zwischenzeit die Vergiftung mehrere Tote auch unter den Menschen gefordert hatte, einschließlich der 12-Jahre-alten Tochter des Dorfältesten. Eine Petition bei der Regierung blieb ohne Reaktionen. Noch vor neun Jahren hatte die Regierung die Forderungen zurückgewiesen, obwohl alle Ärzte erklärten, dass der Fluss die Ursache für viele Erkrankungen wäre.

Besonders Kinder sind besonders anfällig für Bleivergiftungen, die sich im Körper ansammeln, bis die Menge Blei das Nervensystem und die Niere erkranken lässt. Außerdem wachsen Kinder langsamer und bekommen Lernschwierigkeiten. In Erwachsenen verursacht Blei erhöhten Blutdruck, geschwollene Gelenke, Verdauungsprobleme und Unfruchtbarkeit.

Das Department of Mineral Resources (Abteilung für die Erteilung von Abbaugenehmigungen) bestrafte 1998 Lead Concentrate mit einem Bußgeld von 50 US-Dollar und befahl die Aufgabe der Mine sowie die Reinigung des Flusses. Zwar wurden die Minenarbeiten beendet, aber die Reinigungsarbeiten wurden nur andeutungsweise durchgeführt, wie die Dorfbewohner erklären. Es erfolgte ein teilweises Ausbaggern des Flusses und die Ablagerung der Sedimente am Ufer des Flusses.

Zwei Frauen des Dorfes, die in der Küche des örtlichen buddhistischen Klosters helfen, müssen Wasser aus dem Wald und Regenwasser benutzen, weil das Wasser aus dem Fluss nicht genutzt werden kann. Sie erklären, dass sie mit dem Wasser sehr vorsichtig sein müssen. Manchmal spielen Kinder im Fluss und wenn es heftig geregnet hatte, werden sie regelmäßig krank und müssen in ein Krankenhaus gebracht werden.

Im Jahr 2000 reisten 8 Dorfbewohner nach Bangkok, um sich dort behandeln zu lassen und die Ärzte bestätigten hohe Bleigehalte im Blut. Der Verband der thailändischen Rechtsanwälte griff den Fall auf und verklagten die Gesellschaft, sowie in einer abgetrennten Klage das Pollution Control Department, wegen unterlassener Hilfeleistung für das Dorf.

Anfang Mai urteilte das Verwaltungsgericht zugunsten des Dorfes. Aber das Gericht sprach dem Dorf lediglich 30.000 US-Dollar zu, statt 3 Millionen US-Dollar, wie von den Anwälten gefordert worden waren. Surapong Kongchantuk, Direktor des Karen Studies and Development Center, sagte, dass dieses Urteil trotzdem ein Meilenstein im thailändischen Umweltschutz darstelle. Er erklärte, dass die Entscheidung deshalb so wichtig wäre, weil es besagt, dass der Verursacher und die Aufsichtsbehörde die Verantwortung übernehmen müssen. Und dies, obwohl das bisher nur ansatzweise im Gesetz vorgesehen ist. (Wir berichteten darüber, dass der neue Gesetzentwurf auf Eis gelegt worden war.)

Aber der Kampf ist noch nicht vorbei. Das Pollution Control Department legte Rechtsmittel ein. Und die Dorfbewohner taten dies ebenfall, mit der Begründung, dass die Entschädigung zu niedrig wäre.

Somchai Homla-or, ein Anwalt der Dorfbewohner, sagte, dass dieser Fall weitgehende Konsequenzen für Thailand hätte. Das Urteil warnt Firmen, dass sie Umweltschäden nicht mehr ungestraft verursachen können. Und das Urteil hätte auch Folgen für die thailändische Bürokratie. "Unser Problem in Thailand ist, dass die Behörde, die zur Durchsetzung von Gesetzen eingerichtet wurde, einfach ihre Arbeit nicht tut. Deshalb sehen wir dies als Präzedenzfall an, um das Verhalten der Behörden und der Investoren bzw. Unternehmer zu verändern."

Die Menschen von Klity Creek warten nun auf das endgültige Urteil durch das höchste Verwaltungsgericht Thailands. Somchai ist optimistisch, dass dieses zu Gunsten des Dorfes entscheiden wird. Für Gemeinden in ganz Thailand hätte dies Auswirkungen, denn sie könnten sich dann endlich wirkungsvoll gegen Umweltverschmutzer wehren. Aber gerade das lässt das Urteil zu einem Politikum werden.

FreeThai

Schoenes Thailand 14. Juni 2008

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