Neue Chance in Thailand für den Klimakiller Palmöl

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Neue Chance in Thailand für den Klimakiller Palmöl

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Jun 10, 2012 3:32 pm

Neue Chance in Thailand für den Klimakiller Palmöl

Palmöl hat seinen Ruf als Klimakiller weg, spätestens seit dem Biosprit-Boom, weil für Plantagen oft Regenwälder gerodet werden. Nachhaltiges Palmöl gibt es trotzdem, zum Beispiel in Thailand.

Ein heftiger Schauer zu Beginn der Regenzeit hat den Boden ziemlich matschig gemacht. Aber Bäuerin Chirawan Phongrat stapft zufrieden durch ihre Palmölplantage in Südthailand. Aufgeräumt sieht es nicht gerade aus, überall liegen Palmblätter auf dem Boden herum. Die 43-jährige Chirawan lacht: «Früher war das anders, aber wir haben gelernt, dass die Bodenabdeckung die Feuchtigkeit erhält, Erosion verhindert und den Boden nährt. Für die Palmen ist das Gold wert.»

Weniger Unkrautvernichter: Eulen zurückgekehrt

Früher war vieles anders. Chirawans Familie pflanzt auf sieben Hektar seit fast 30 Jahren Palmöl an, wie die meisten Nachbarn hier in Playpraya in der Provinz Krabi am Golf von Thailand. «Wir haben immer alles so gemacht wie unsere Eltern und Grosseltern», sagt sie. Kräftig düngen, kräftig Unkrautvernichter sprühen. Doch dann hat sie mit etwa 500 Nachbarn zwei Jahre die Schulbank gedrückt und viel über Saat, Baumpflege, Nährstoffe, Wasserhaushalt, Umwelt- und Arbeitsschutz gelernt. Sie nimmt jetzt kaum noch Kunstdünger, Gras und Unkraut wird geschnitten statt vernichtet. «Die Eulen sind zurückgekehrt, die halten uns die Ratten vom Leib», sagt sie.

Im Juli erhalten Chirawan und ihre Nachbarn als erste unabhängige Kleinbauern weltweit das Gütesiegel für nachhaltiges Palmöl der Organisation «Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl» (RSPO). Die Schulung der Bauern hat die deutsche Entwicklungsorganisation GIZ konzipiert und gefördert. «Das Gütesiegel ist nicht perfekt, aber der beste Standard, den es gibt», sagt GIZ-Projektleiter Daniel May.

In hunderten Lebensmitteln enthalten

Palmöl ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Es wird in Margarine, Schokolade und hunderten anderen Lebensmitteln verwendet, ebenso in Kosmetika und Seifen. Seit 1985 hat sich die Anbaufläche verzehnfacht auf heute zwölf Millionen Hektar. Besonders, seit die Europäische Union 2007 Biospritziele ausgewiesen hat, steigt die Anbaufläche rasant, allein in Indonesien seitdem um fast 20 Prozent auf heute 7,8 Millionen Hektar.

Weil dafür oft Regenwald gerodet wird, laufen Umweltschützer Sturm. Verbraucher sind wachgerüttelt. Sie verlangen mehr und mehr nach nachhaltig angebautem Palmöl. 2004 startete die Umweltstiftung WWF mit Plantagenbesitzern, Händlern und Verwenderfirmen die Organisation RSPO mit rund 100 deutschen Mitgliedern. Sie entwickelt Standards für nachhaltiges Palmöl. Dazu gehören sparsamer Pestizideinsatz, Wassermanagement, schonende Entsorgung der Abfälle und Fürsorge für die Mitarbeiter. RSPO zertifiziert nur Palmöl als nachhaltig, für dessen Anbau seit Inkrafttreten des Standards - 2005 - kein Regenwald zerstört wurde.

Nachfrage nach nachhaltigem Palmöl wächst

Der 40-jährige Bauer Wittaya Jahsakul in Krabi hat seine Früchte früher an einen Händler verkauft, inzwischen liefert er - wie alle, die in dem Projekt mitgemacht haben - direkt an die Mühle. Das bringt mehr Geld, sagt er zufrieden. «Wir stellen fest, dass die Früchte der trainierten Bauern höhere Qualität haben, also zahlen wir auch mehr», sagt Krittana Paperanon, bei der örtlichen Palmölmühle der Firma Univanich für den Ankauf zuständig. «Die Nachfrage nach nachhaltigem Palmöl wächst», sagt Univanich-Direktor John Clendon.

Univach verarbeitet rund zehn Prozent des thailändischen Palmöl, aber 50 Prozent des Exports, vor allem nach Europa. Im Moment können die Bauern in Krabi die Nachhaltigkeit als Zertifikat an Abnehmer verkaufen. Ihr Palmöl wird aber mit anderem gemischt und ausgeliefert. Die Univanich-Mühle will bald nachhaltiges Palmöl separat produzieren und ausliefern. Insgesamt sind in diesem Jahr sechs Millionen Tonnen von RSPO als nachhaltig zertifiziertes Palmöl auf dem Weltmarkt, elf Prozent der Gesamtmenge. 88 Prozent davon kommen aus Indonesien und Malaysia.

WWF zufrieden, Greenpeace skeptisch

«Dies ist ein gelungenes Projekt, ein Puzzlestein im Bestreben nach nachhaltigem Palmöl,» sagt Martina Fleckenstein vom WWF. «Wir setzen uns für direkte Handelswege ein. Hier gibt es jetzt ein Angebot für Unternehmen, die nachhaltiges Palmöl von Kleinbauern beziehen wollen.» Greenpeace sieht das skeptischer. «Gut, wenn Palmöl nachhaltig angebaut wird - aber die eigentlichen Palmöl-Probleme löst ein Projekt wie das in Thailand nicht» sagt Gesche Jürgens. Der grösste Teil des Palmöls wird nämlich auf Grossplantagen mit hunderttausenden Hektar hergestellt, vor allem in Malaysia und Indonesien, die 80 Prozent des Marktes beherrschen. Indonesien will seine Anbaufläche in den nächsten 15 Jahren verdreifachen.

In Thailand sind die Wälder dagegen schon vor Jahrzehnten für Plantagen abgeholzt worden. Die GIZ wählte den Standort bewusst: «Wir wollten abseits der grossen Probleme wie Zerstörung des Regenwalds und der Heimat der Orang-Utans in Ruhe ein Pilotprojekt entwickeln», sagt May. Jetzt könnten die Erfahrungen eins zu eins auf andere Länder übertragen werden.

tagesschau.sf.tv
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