Sündhaft teurer Urlaub
LÜNEN Als der Taxifahrer plötzlich vor dem Juwelier in einer Seitenstraße Bangkoks anhielt, war dem 38-jährigen Thailand-Touristen aus Lünen klar: Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Freundlich, aber bestimmt führten vier kräftige Männer ihn und seine Freundin in das Schmuckgeschäft, verriegelten die Tür und drängten sie zum Kauf eines goldenen Halsbandes und eines Ringes mit blauen Saphiren und Diamanten. Aus Angst, verschleppt zu werden, zahlte der Techniker mit seiner Kreditkarte 4847 Euro für den - wie sich später herausstellte - minderwertigen Schmuck.
Zur Polizei ging er damals, im Juli 2005, nicht. "Die sind sowieso alle korrupt", habe man ihm in der deutschen Botschaft erzählt. Dafür informierte der Reisende umgehend seine Hausbank in Deutschland über den unangenehmen Vorfall und bat um Stornierung. Schließlich sei er zu dem Kauf gezwungen worden. Nur mangelte es ihn an objektiven Beweisen.
Reklamierter Betrag zunächst gutgeschrieben
Zunächst kam das Geldinstitut dem Anliegen seines Kunden auch nach und schrieb den reklamierten Betrag dem Konto des Lüners wieder gut, behielt sich aber eine eigene Prüfung der Angelegenheit vor. Im letzten Satz des Bankschreibens hieß es: "Sofern sich keine anderen Sachverhalte ergeben, können Sie die Sache als erledigt ansehen." Als die Bank das Geld trotz unveränderter Sachlage später wieder einzog, entbrannte um die Interpretation dieses Satzes ein Rechtsstreit. Der Lüner klagte gegen seine Hausbank, sah es nicht ein, dass thailändische Abzocke unterstützt wird. In erster Instanz verlor er jedoch am Amtsgericht Unna. Gestern traf man sich dann vor der 6. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund zur Berufungsverhandlung.
Obwohl auch der Vorsitzende Richter Thomas-Michael Weber den Satz "widersprüchlich" formuliert fand, sah er in dem Brief keinen "unbedingten Verzicht" der Bank auf das Geld. Auf Anraten der Kammer gab der Lüner am Ende klein bei und nahm seine Berufung zurück. Ein Urteilsspruch wäre ihn nur noch teurer zu stehen gekommen. Er habe aus der Sache seine Lehren gezogen, sagte der 38-Jährige anschließend. Thailand hat er von der Reise-Landkarte gestrichen.
Ruhr-Nachrichten 1. Feb. 2008