Von wegen hübsche Thailänderinnen
Drei Oberpfälzer sahnen bei heiratswilligen Deutschen kräftig ab - Prozessauftakt
Weiden. (rns) Unter großem Interesse der Medien begann am Montag der Prozess gegen drei, aus dem östlichen Landkreis Neustadt/WN stammende Männer. Sie sollen ab Anfang 2002 zahlreiche Männer um Geld geprellt haben, indem sie auf Partnervermittlungsseiten und in Kontaktforen im Internet vortäuschten, heiratswillige Thailänderinnen zu sein.
Organisator war ein 52-jähriger, verheirateter Krankenpfleger. Zeitgleich schaltete er in Tageszeitungen Annoncen, die in etwa lauteten: "Thailänderin, 33 Jahre, 1,60 Meter, möchte ehrlichen deutschen Mann kennenlernen". Interessierte bekamen per E-Mail die Aufforderung, Geld zu überweisen, so dass die Frau zu einem Besuch anreisen könnte. Natürlich erschien nie eine der gewünschten Thailänderinnen. Vielmehr wurde, wenn Zahlungsfähigkeit und -willigkeit erkennbar war, manchmal noch nachgefordert. Die junge Frau sei jetzt in Wien. Sie müsse wieder in ihr Heimatland zurück oder werde der Prostitution zugeführt, um ihre Schulden zu bezahlen, wenn nicht weiteres Geld überwiesen werde.
Tatsächlich existierten keine Thai- Frauen. Den E-Mail-Verkehr führten der 52- Jährige, sein fünf Jahre älterer Bruder und ein 40-jähriger Maschinist. Es gab auch keine Philippininnnen oder Mädchen aus Sri Lanka, die von den Angeklagten später erfunden wurden.
246 Fälle des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, teils in Verbindung mit Erpressung, klagte Staatsanwalt Christian Härtl vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts an. Beträge bis zu 2800 Euro hatten heiratswillige Deutsche auf thailändische und spanische Konten überwiesen: Insgesamt 277 908 Euro, rechnete Härtl in seiner fast 45 Minuten dauernden Anklage vor.
Tatsächlich werden es sogar noch mehr Straftaten sein, da viele Geschädigte, aus Angst vor der Blamage, keine Anzeige erstatten wollten.
Alle Angeklagten werden von renommierten Verteidigern vertreten. Rechtsanwalt Hubertus Werner (Landshut), bekannt für seinen Konfrontationskurs, machte gleich zu Beginn der Verhandlung dem Gericht das Leben schwer. Er rügte eine angeblich fehlende Ladung seines Mandanten, wies auf dessen angegriffenen Gesundheitszustand hin und kündigte an, dass er die Aussetzung des Verfahrens beantragen wird. Auch dass Staatsanwalt Härtl kürzlich in Thailand noch ermittelte, wollte ihm nicht passen.
Der Prozess wird am Dienstag um 9 Uhr fortgesetzt. 28 weitere Termine folgen bis März.
Oberpfalznetz 29. Jan. 2008