Rote-Khmer-Tribunal
Anklageschriften sollen in wenigen Wochen vorliegen
Steinzeitkommunisten töteten in Kambodscha zwischen zwei und drei Millionen Menschen
Phnom Penh/dpa. Mehr als 30 Jahre nach der Völkervernichtung der Roten Khmer in Kambodscha stehen die Anklagen gegen die noch lebenden Täter kurz bevor. Die kambodschanischen und internationalen Richter beim eigens eingerichtete Tribunal einigten sich nach zähen Verhandlungen auf die Verfahrensregeln, teilten Richter und Staatsanwälte am Mittwoch in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh mit. Unter den maoistischen Roten Khmer waren in Kambodscha zwischen 1975 und 1979 zwischen zwei und drei Millionen Menschen ermordet worden oder verhungert, etwa ein Viertel der Bevölkerung. Ein vietnamesischer Einmarsch beendete die Schreckensherrschaft.
«Wir gehen davon aus, dass unsere ersten Anklageschriften in wenigen Wochen an die Untersuchungsrichter gehen», sagte der kanadische Staatsanwalt Robert Petit. Die eigentliche Prozesseröffnung sei in den ersten drei Monaten nächsten Jahres zu erwarten, sagte Untersuchungsrichter Marcel Lemonde. Angeklagt werden dürfen nach den Statuten nur die obersten Anführer des Regimes, nach Schätzung einer Staatsanwältin vermutlich weniger als ein Dutzend.
Das Gericht dürfte sich zunächst mit dem Leiter des berüchtigten S21-Foltergefängnisses in Phnom Penh beschäftigen, verlautete aus Kreisen der Ankläger. Dort, in der ehemaligen Schule Tuol Sleng, waren mehr als 12 000 Menschen zu Tode gequält worden. Kang Kek Leu, genannt «Duch», ist der einzige der führenden Mitglieder des Regimes, der im Gefängnis sitzt. Regime-Anführer Pol Pot starb 1998, Militärchef Ta Mok im vergangenen Jahr. Andere leben unbehelligt überwiegend in der Nähe der thailändischen Grenze.
Die Roten Khmer hatten das im Vietnamkrieg schwer bombardierte und traumatisierte Land 1975 überrannt und einen Steinzeitkommunismus einführt. Die gesamte Stadtbevölkerung wurde innerhalb von Tagen mit Gewaltmärschen aufs Land beordert. Das Regime schaffte das Geld ab und ließ Richter, Lehrer und Ärzte ermorden. Die Menschen wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Hungersnöte rafften Hunderttausende hin.
mz-web.de 13. Juni 2007