Der Gott im Alten Testament

Für alles, was mit Glauben (Buddhismus, Hinduismus, Islam, Judentum, Christentum und/oder der Geisterwelt (Animismus etc.) zu tun hat, z. B. Weltanschauungen, Sitten und Gebräuche, die auf Glaubensrichtungen beruhen; um dem Einen oder Anderen zu helfen, diese als respektgebietend zu erkennen und eben nicht ins Fettnäpfchen zu treten.
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Rudi (†2019)
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Der Gott im Alten Testament

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Mi Aug 03, 2016 11:11 am


Im Alten Testament bediente man sich der Propheten damals weniger, um Einsichten über Sinn und Zweck des Erdenlebens und zur Vertiefung der Gotteserkenntnis zu erlangen, sondern um banale Angelegenheiten, die mit Gott oder Heiligkeit absolut nichts zu tun haben.
Welchen Wert sollte es für uns haben zu erfahren, das David wissen wollte, ob er die Amalekiter verfolgen solle, sie besiegen werde und seine Weiber zurückbekomme (1. Sam. 30,3 - 8) Saul erhoffte sich einen Hinweis zur Auffindung von seines Vaters Eseln, die sich verlaufen hatten (1. Sam. 9,6).

Wenn schon so nachdrücklich auf die Beachtung alttestamentlicher Bibelstellen wie 3. Mose 19,31 gepocht wird, so sollte man konsequenterweise auch alle anderen "göttlichen" Gesetze und Weisungen aus dem Alten Testament einhalten. Dann wäre unter anderem die sofortige Wiedereinführung der Sklaverei und der Todesstrafe fällig (3.Mose 24,20-21) und das Schwören beim Penis (1.Mose 24,2 + 9 sowie 47,29). Das Bartstutzen wäre streng untersagt (3.Mose 19,27). Nicht zu vergessen die Kindererziehung, die im Wesentlichen aus Schlägen zu bestehen hat und bei widerspenstigen Söhnen (Töchter zählen ohnehin kaum) in deren Tötung gipfelt. Nach 5. Mose 21,18 sollen unfolgsame Söhne zu Tode gesteinigt werden. Was an ähnlichen Anweisungen sonst noch im Alten Testament zu finden ist, möge jeder, der das Gruseln lernen will, selber nachlesen.

Von einem Gott nach christlicher Glaubensvorstellung findet man im Alten Testament nur kümmerliche Spuren, zumal oft übersehen wird, dass die Gebote und Verheißungen ausschließlich dem Volke Israel zugedacht waren.

Nach Prof. Dr. Dr. Hermann Schneider und anderen Forschern, war Jahu - Jaho - Jahwe ursprünglich ein Stammesgott umherstreifender Nomaden, die sich durch fortgesetzte Überfälle auf sesshafte Völkerschaften nicht gerade beliebt machten. Eine solche Gottheit pflegte ihrem Wesen nach Schützer des Stammes gegen andere Götter und Einflüsse, mithin ihr Führer zu sein und erhebt dafür den Anspruch auf absolute Herrschaft und göttliche Ehren, nämlich Beuteanteil und Opfer.

Jahwe genoss anfänglich Verehrung in Gestalt einer Schlange. Der in 4. Mo. 21,8-9 und Joh. 3,14 erwähnte Schlangenstein war sein Heiligtum. Seine Priester nennen sich seitdem Leviten (Lev = Schlange), "Söhne der Schlange". Mit dem Sesshaft-werden wurde aus dem Stammesgott ein Lokalgott, aus dem Schützer und Führer eines beweglichen Verbandes wird er der Herr eines Ortes, einer Bodenfläche, einer Stadt und einer erweiterten Stadt, eines Reiches.
Historisch nachgewiesen existierte das Schlangenheiligtum bis zur Zeit Salomons, unter dessen Regierung Jahwe dann von seinen Priestern "mit allen wesentlichen Stücken der babylonischen Religion ausgestattet" wurde.
Die Wesenheit Jahwe betont im Alten Testament oft genug und eindeutig genug, dass sie ausschließlich der Gott Israels sein wolle. Und wie entstand überhaupt dieses folgenschwere Missverständnis der Gleichsetzung Jahwes mit dem, was der Christ unter dem Begriff Gott verstehen und verehren sollte?

Luther und andere übersetzten die wechselnden hebräischen Götterbezeichnungen wie Jahwe, Elohim, El Elion, El Schaddai, Adonai, Zebaoth und so weiter fast durchweg mit "Gott, der Herr". So entstand für uns der Eindruck einer Eingottlehre auch da, wo sie in Wahrheit nicht vorhanden war.

Aus alledem geht jedenfalls unzweideutig hervor, dass Jahwe ausschließlich der Gott der Hebräer ist und sein will, und dass wir es hier mit einer nationalen Sondergottreligion zu tun haben, bei der man ständig und intensiv bemüht ist, durch Rassereinhaltung und peinlich genaue Beachtung der althergebrachten Rituale (siehe Schächten), jedweder Fremdeinflüsse anderer Götter (Elohim) auszuschalten.

Im Alten Testament gilt die Frau so gut wie nichts, von ihrer Nützlichkeit als Arbeitskraft und sexuellem Lustobjekt abgesehen. Die Frau hat dem Manne untertan zu sein und somit nichts zu sagen. Ihren schlimmsten Auswuchs aber fand die alttestamentlich begründete Frauenfeindlichkeit in den furchtbaren Hexenverfolgungen.

Soviel wir wissen, war Marcion der erste, der das Alte Testament als unvereinbar mit der Lehre Jesu ablehnte. Nach A. v. Harnack musste er es "als ein falsches, widergöttliches Buch verwerfen, um das Evangelium rein zu halten.

Die zur Heiligkeit erhobene entsetzliche Brutalität, die gerade als Wesensmerkmal Jahwes und der alttestamentlichen Religion aufgefasst werden muss und die wie ein roter Faden weite Strecken des Textes durchzieht, ist gelinde gesagt eine Zumutung.

Von alledem bleibt die reine, einfache, theologiefreie Lehre Jesu glücklicherweise unberührt. Und sie ist für jedermann anwendbar.

Auszüge aus dem Buch: Neues Licht auf alte Wunder von Rudolf Passian

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