Rituale zum überleben an einer Bar in Pattaya

Erlebnisberichte zur Wissensbereicherung, Anekdoten oder auch fiktive Geschichten zur Unterhaltung posten. Wie das Leben in Korat, dem Isaan und Thailand spielt.
pailin81
Korat-Isaan-Forum-Gast

Rituale zum überleben an einer Bar in Pattaya

Ungelesener Beitragvon pailin81 » Fr Mai 27, 2011 10:59 pm

Habe diese Beschreibung schon länger abgespeichert und kenne den Verfasser nicht.
Ich fand es sehr lustig und stelle es hier mal ein:

Rituale zum überleben an einer Bar in Pattaya !
Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, weil es beim saufen an einer „Open Bar“ Rituale gibt, die man unbedingt beachten muss:

1. Bier bestellen.
Ein Bier, oder "one beer pliese…" bestellen geht schon mal gar nicht, damit sagt man das man ne’ eine knickrige Sau ist oder besser ein khiin niau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi der Allerletzte. Also immer mindestens zehn Stück, sip beer, bestellen. Nie vorher abzählen, wie viele Leute um einen herumstehen und dann genau die Anzahl bestellen! Einfach irgendeine Zahl in thai über die Theke grölen, wenn der Brauerreichef der Singha Brauerei persönlich vorbeikommt und einen LKW Bier vorbeibringt, sollte man vorher das zählen auf thailändisch im Hotel üben. Ganz falsch ist es nun die Umstehenden zu fragen ob Sie überhaupt ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: Gefragt wird nicht – saufen ist schliesslich kein Spass.

2. Grosszügikeit zeigen – Dschai dii sein gibt einem viel „Gesicht“ in Thailand.
Wenn der Stoff da ist, nicht blöde herumgucken und überlegen, wem man eines der Tiefgefrorenen Biere im Styroporkondom in die Hand drücken soll. Am besten die Kannen wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine Großzügigkeit, ist kein khiin niau und die Ladys denken gleich „Falang haeb big money“. Nur der Kleinkarierte Pisser stellt sich da an.

3. Bezahlen und nachbestellen.
Wer zahlt wann welche Runde?, übrigens keine Sorge die Mamasan weiss alles ! was man gesoffen hat, also ruhig weitermachen, Mamasan; wie der Name schon sagt „Mutti“ passt auf. In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran. Ganz miese Wichser saufen die ersten neun Runden am Tresen mit und wenn Sie an der Reihe wären, müssen Sie plötzlich pissen, oder verlassen die Runde und gehen zur Nachbar Bar.
Der erste Besteller bestimmt die Dauer des Projekts: Wenn er 12 Bier bestellt, müssen alle solange warten, bis die zwölf Runden durch sind. Wichtig ist, dass der Strom nie abreisst. Also: Wenn alle noch die Hälfte in der Flasche haben, sofort die nächste Runde ordern und den neuen Kolben in die Hand drücken, erschwerend kommt für alle hinzu das man durch die Styroporcontainer nie sieht wie viel jeder noch in der Flasche hat. Was voll peinlich ist: Mit zwei Flaschen in der Hand an der Theke stehen. Deshalb ist Tempo angesagt beim reinschütten, ist schliesslich kein Kindergeburtstag

4. Beschleuniger.
Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ne’ Runde teueren Import Korn, oder die absolute Hölle „Meyers Bitter“ eine Art grünes Schlangengift, das mit dem Eiter von toten Fröschen verfeinert wurde, wird’s ernst. Sollte sich so was andeuten, kann man bloss die Flucht ergreifen. Merke : Biersaufen an einer Ladybar kann man mit etwas Planung überleben; nach Meyers Bitter aber weigert sich sogar ein thailändischer Notarzt der ja nun jeden Tag einiges zu sehen bekommt, diese Schweinerei wieder zu beleben.

5. Pausen.
Konsequent durchgezogen, bist du normalerweise um halb Neun stramm wie die Kesselflicker oder mau maag maag. Um diese Zeit kannst du allerdings noch nicht in ein Bahtbustaxi sitzen und ins Hotel gehen, wegen Verdacht auf Weichei. Was also machen?
Pause machen:
Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen.
a. Thaiessen vom „rolling Restaurant“, einem der vielen Motorbikes mit offener Gasflamme oder Grillofen inkl. glühender Kohlen, im Beiwagen montiert oder auf dem Gepäckträger.
Vorteil: an den Fresständen dieser liebeswerten Thais gibt es kein Meyers Bitter, da bist du also ’ne Zeit lang sicher vor einer Alkoholvergiftung. Nun sind aber diese rollenden Frittenbuden immer so konzipiert das die Nachfrage immer grösser ist als das Angebot. Auf dem Bike sitzt der „Koch“ meist im Sattel und legt eine Geschwindigkeit beim grillen und brutzeln an den Tag das man Ihm die Schuhe, oder was er da an den Füssen trägt neu besohlen könnte. Einzige Qualifikation die er hat, er kann im dicksten Rauch den sein Grill entwickelt überleben, deswegen wirken die meisten auch so scheintot. Nun sagt der Farang als Laie: „was für ein Scheiss, das könnte man doch viel besser organisieren, zack zack kämen die Fleischspiesse mit Hühnermägen, Herzen, Leber und die quaderförmigen gerösteten Reisbriketts übern Tresen“. Falsch, die Untoten Jungs am Grill sind absichtlich so konstruiert, hier kann man Asyl beantragen von der Sauferei und je länger man auf die Fettstengel warten muss, desto grösser die Überlebenschance.
b. Gesellschaftsspiele
Im Vergleich zum Spiesschen futtern, tagatään (Heuschrecken) oder gegrillte Wasserwanzen knabbern natürlich die schlechtere Alternative, weil anstrengend und mit den Ladys. Aber irgendwann geht halt kein Happen mehr rein in den Pansen und du musst in den sauren Apfel beissen. Also Zack, hin zu einem der Rochen die auf den wackeligen Barhockern sitzen oder hinter der Theke auf der Ablage rumlungern, einen Ladydrink und einen Kolben im Styroporcontainer bestellt und gefragt. „make game with me?“ Meist stellt Sie dir einen Holzturm vor deine geröteten Augen, aber lass das besser sein denn da du sicherlich zwei Türme siehst landet beim ersten Hölzchenziehen der Turm krachend hinter der Theke. Dann spiele lieber 4 gewinnt, oder besser Thaifrau gewinnt, oder glaubst du im ernst das du eine der Ladys bei diesem Spiel besiegen kannst? Die lassen dich nur hin und wieder gewinnen damit du bei Laune bleibst und noch ein Drinks spendierst, ausserdem gehört es auch bei diesen Damen zum thailändischen Anstand und Gastfreundschaft dich nicht blosszustellen und das Gesicht verlieren zu lassen, keine Sorge im Laufe des Abends wird’s du das selbige beim umarmen der Kloschüssel verlieren.

6. Cocktails saufen
Eine richtig grusselige Sache die gepanschten Cocktails die hinter der Theke gemixt werden, die haben alle tolle internationale Namen und sehen recht gut aus mit den vielen Orchideen und dem Firlefanz drangehängt, aber keine der Ladys wird zugeben das Sie was vom Cocktails mixen versteht, Sie macht es halt so wie es Ihr mal irgendjemand erzählt hat, auch dieser wollte natürlich nicht sein Gesicht verlieren und hat Ihr das „Orginalrezept“ verraten. Ziemlich ekelig das alles und du zahlst hoch dafür und einen ordentlichen Caipirinha gibt es eh nicht. Alternativ bestellt man ein Gedeck, eine Literflasche Mekong, einen Liter Cola und einen Eimer voll Eiswürfel, für Milchbubis gibt es auch kleine 0,2 er Mekong Flaschen mit ner kleinen Coke. Aber vorsichtig, hierbei kann es sehr schnell zu Ende gehen.

7. Kotzen, uuag !
Bevor du endlich nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich das Kotzen. Klingt zwar scheisse, du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper dir dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz für neue Fleischspiesschen und vielleicht das Glück dass du die letzten 20 Bier und die Flasche Mekong noch erwischt bevor sie dein Gehirn erreicht haben. Der Profi kotzt oft und gern und er kotzt auch in Thailand nicht einfach auf die Strasse, denn ersten wird man hier entweder sehr schnell überfahren oder verhaftet, besser is’s eine Toilette aufzusuchen, am besten man macht sich noch nüchtern mit der Örtlichkeit und der Bekanntschaft der Toilettenfrau vertraut, denn leicht umnebelt findet man „hong nam“ nicht so schnell wie einem gleich die gegrillten Heuschrecken hochkommen. Und immer die song Baht bereithalten, die fürs abkotzen fällig sind, denn wenn’s pressiert und man sich mit der rechten Hand den Mund zuhält und mit der linken nach Kleingeld kramt, erwischt man meist nur ein 10er den man der Klofrau hinschmeisst und wundert sich beim verlassen der Scheisshauses warum einem die Frau immer so liebenswert anlächelt und sich bedankt, denn deinen Verstand hast du auch ausgekotzt. Und keine Sorge wegen des Gestank den du hinterlässt, in den Toiletten sind zentnerweise ätzend stinkende Toilettensteine verteilt die killen alles! und bitte nicht mit einem Pfefferminz Bonbon verwechseln und sich eines reinschieben um den Mundgeruch zu vertreiben.

8. Die Letzten, the Heros.
So jetzt wären wir auch schon beim Nachhause gehen. Ha Ha. Wenn Du aber den Zeitpunkt verpasst hast und du kommst vom Pissen oder Hühnerleberkotzen wieder an die Bar zurück und es sind noch zehn Mann übrig, dann ätsch: Arschkarte gezogen.
Jetzt geht es um so spannende Sachen wie der Mamasan den Kühlschrank aussaufen, (es ist immer mehr drin als man denkt). Wenn’s ein Meyers Bitter ist, kannst du dir gleich den Umweg über den Notarzt sparen und den Feuerbestatter von nahe gelegenen Wat anrufen.
Jeder passt jetzt auf das keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen müssen. Vorteil dieser Phase des gemeinsamen Saufens: Du musst nicht mehr extra zu Toilette latschen fürs Pissen und Kotzen: geht jetzt alles vor Ort.

9. Bai roongräm, ins Hotel gehen.
Fällt aus. Mach dir keine Illusionen; alleine schaffst du’s nicht mehr, die Bahtbusse die jetzt noch fahren würden dich bestimmt nicht mitnehmen, denn die haben zuhause keinen Hochdruckreiniger um deine Hinterlassenschaften von der Pritsche zu spritzen. Deine Lady kommt auch nicht, um dich zu holen, die ist froh dass dieses Wrack nicht im Hotelzimmer liegt und dieser Gestank ins Hotelbett und Gardinen zieht. Was bleibt ist….

10. The day after, der Morgen danach.
Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen des Wellblechdaches der Bar. Du wirst wach von einem Zungenkuss, wie du ihn noch nie in deinem ganzen Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küsst du zurück, dann machst du langsam deine verklebten Augen auf und blickst in das Gesicht eines verlausten und mit Eiterbeulen übersäten hinkenden dreibeinigen Strassenköters. Das linke Ohr hat vor kurzem eine andere Töle abgebissen und die offene eitrige Wunde streicht über deine Wangen. Und mit einem Beitrag zum Thema Würfelhusten fängt der Tag wieder an. Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem Steckschuss. Jetzt hilft nur noch: Stützbier bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft.
:t Pailin

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Re: Rituale zum überleben an einer Bar in Pattaya

Ungelesener Beitragvon Khonggon » Sa Mai 28, 2011 10:33 am

Hallo Pailin,
schade dass der Verfasser dieser Betriebsanleitung unbekannt ist. Dem gehört der Nobelpreis.
Müsste eigentlich in jedem Reiseführer abgebildet werden. :D
:prost
Wer zornig ist, verbrennt oft an einem Tag das Holz, das er in vielen Jahren gesammelt hat.
(chinesisches Sprichwort)

pailin81
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Rituale zum überleben an einer Bar in Pattaya

Ungelesener Beitragvon pailin81 » Sa Mai 28, 2011 1:59 pm

Khonggon hat geschrieben:Hallo Pailin,
schade dass der Verfasser dieser Betriebsanleitung unbekannt ist. Dem gehört der Nobelpreis.
Müsste eigentlich in jedem Reiseführer abgebildet werden. :D
:prost


Hallo,
leider kenn ich den Verfasser nicht. Diese Anleitung habe ich schon ca. 5 jahre im Computer.
Hier aber noch eine interessante Seite dazu:
http://www.bkk-gui.de/stories/hed_ger_f.htm
:t


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