Kleine Anekdote aus einem Issan-Dorf

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Detlef (†2020)
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Kleine Anekdote aus einem Issan-Dorf

Ungelesener Beitragvon Detlef (†2020) » Sa Jun 19, 2010 8:35 pm

Bei unserem letzten Besuch bei meiner Schwiegermutter war die Freundin der Nichte meiner Frau anwesend. Ein sehr freundlich und aufgeweckt wirkendes Mädchen im Alter von 12 Jahren. Ich nenne sie mal Pomporn.

Pomporn suchte offenbar unsere Nähe und fing an, von ihrer Familie zu erzählen.

Der Vater ist ein gewalttätiger Trinker, die Mutter muss sehr hart arbeiten. Sämtliches Bargeld, welches der Vater in die Finger bekommt, würde umgehend in Alkohol umgesetzt. Verweigert die Mutter die Herausgabe des Geldes, würde sie von ihrem Mann geprügelt.

In den letzten Ferien hat Pomporn, und auch an den Wochenenden danach, zur Unterstützung der Mutter Somtam verkauft, welchen sie selbst produzierte. So hatte sie am Tag ungefähr 100 Bath eingenommen, welche eigentlich für die Mutter bestimmt waren.

Doch sobald Papa Wind von der Sache bekam, hat er dem Kind das Geld weggenommen und versoffen. Darauf hin habe ihr die Mutter verboten, weiterhin ihrem kleinen Geschäft nachzugehen.

Ich denke, bis hier hin ist nichts besonders außergewöhnliches an der Geschichte. Gibt es sicherlich tausend- und abertausendfach in diesen sozialen Strukturen.

Was aber nach einer kurzen Pause kam, fand ich schon bemerkenswert:

„Ich möchte auch einen Farang heiraten“

„Warum das?“

„Die Farang bauen hier überall im Dorf schöne Häuser für die Familie. Wenn ich einen Farang heirate, muss er für mich auch ein schönes Haus bauen. Darin soll dann meine Mutter wohnen. Aber nicht mein Papa! Und arbeiten soll sie dann auch nicht mehr. Ich schicke ihr dann Geld aus €uropa.“

„Na, dann mal viel Glück bei der Suche nach einem Farang!“

Das viele Töchter des Isaan generalstabsmäßig ihre eigene Alimentierung und die der Großfamilie planen, verblüfft mich nicht.

Dass es auch schon Kinder im zarten Alter von 12 Jahren praktizieren, hat mich beinahe vom Schemel gehauen.

Übrigens, unsere 6-jährige Enkeltochter, die alles mitbekommen hat, ließ den Zwischenruf los: „Ich heirate meinen Opa!“

Na, soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen? :oops:
...selbst ist der Mann! (wenn man ihn lässt und wenn er kann)

catweazle
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Re: Kleine Anekdote aus einem Issan-Dorf

Ungelesener Beitragvon catweazle » So Jun 27, 2010 6:50 am

jo
so isses halt manchmal... und manchmal oefter
wie im richtigen leben....
Wer etwas haben möchte, was er noch nicht hatte, muß etwas tun, was er noch nie tat!

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pezi
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Re: Kleine Anekdote aus einem Issan-Dorf

Ungelesener Beitragvon pezi » Do Jul 01, 2010 7:43 pm

ich finde so was traurig wenn schon ein 12 jaehriges maedchen so was sagt. nur um ihre mutter von so einen seufer zu erloesen.gruss pezi


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