Regenzeit im Isaan

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koratwerner (†2012)
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Regenzeit im Isaan

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Jun 03, 2007 11:06 am

Regenzeit

Nicht nur weil Mitte April das Thao Suranaree Festival in Korat stattfindet, freuen sich die Menschen, sie freuen sich auch, weil um den 15. April herum der kommende Südwestmonsun langsam an Kraft gewonnen hat und die ersten Regenwolken über die südlich gelegene Bergkette treibt. Nach fast 2 ½ Monaten glühender Hitze, eine wohltuende Abkühlung für die Menschen, Tiere und die nach Feuchtigkeit lechzende Vegetation.

Die Freude über den Niederschlag hält jedoch nur kurz an, denn in den folgenden 2 bis 3 Wochen gewinnt die Sonne wieder an Kraft und die wenigen Wolken, die jetzt in größerer Höhe über das Land hinweg ziehen, haben sich beim Überqueren der südlich gelegenen Bergkette, die im wesentlichen den Khao Yai und den Tap Lan Naturpark bilden, bereits ausgeregnet.

Wieder klettert die Temperatur an die 38 Grad. Nur in den Niederungen, in denen die kleinen Flüsschen, die aus den Bergen kommend ihren Weg durch die Korat-Hochebene suchend, zuerst nördlich, dann östlich in Richtung des Mekong fließend, werden einige wenige Felder der Uferregionen etwas bewässert, so dass hier der erste Reis angebaut werden kann.

Anfang Mai kommen in diesem Jahr die ersten wirklich nennenswerten Regenschauer. Was heißt Regenschauer, es gießt wie aus Eimern geschüttet und die Abwasserkanäle in Korat sind nicht mehr in der Lage die Wassermassen aufzunehmen und abzuleiten. Die etwas abschüssigen Straßen werden für einige Stunden zu Flussläufen, die sich an den tiefer gelegen Stellen der Stadt manchmal zu einem kleinen See vereinigen. Glücklich, wer von den Anwohnern jetzt noch in einem der alten Stelzenhäuser seine Heimstatt hat, in denen die ebenerdigen Wohnräume nicht überschwemmt werden. Ansonsten helfen nur Sandsackbarrikaden, hinter denen eventuell eine elektrische Pumpe das doch in die Räume sickernde Wasser wieder zurück pumpt.

Wer nun glaubt, die überschwemmten Straßen seien unpassierbar, der irrt. LKW, Busse und PKW suchen zwar langsamer, doch unbeirrt ihren Weg und werden links und rechts von einem spritzenden Wasserschwall begleitet. Selbst die vielen Motorradfahrer lassen sich nicht beirren. Wenn auch die Füße auf den Pedalen durch das Wasser pflügen, es wird weiter gefahren und viele auf dem Wasser schwimmende Gummilatschen zeugen davon, dass der Fahrer halt nicht gut aufgepasst hat.

Über Nacht verläuft sich dann auch das letzte Wasser und nur das angeschwemmte Erdreich an den tiefer gelegen Stellen zeugt in der wieder glühenden Sonne von der kleinen Katastrophe des vergangenen Tages.

Im Umland der Stadt sind die Menschen besser auf den Monsunregen vorbereitet. Weil es hier keine Kanalisation gibt, hat man alle wichtigen Verbindungsstraßen auf einen etwas höher liegenden Damm gebaut, so dass das Regenwasser nach beiden Seiten hin in die Felder abfließen kann. Hier sammelt es sich in den Reisfeldern, sowie den unkultivierten Niederungen und verändert die oft karge Landschaft so, dass man glaubt, mitten durch einen nicht enden wollenden See zu fahren. Soweit die einzeln stehenden Gehöfte nicht auf einer künstlichen Erhebung gebaut wurden, stehen sie jetzt mitten im Wasser und nur die fehlenden Boote lassen erahnen, dass dieser Spuk eine vorübergehende Erscheinung ist.

Hier draußen steht das Wasser länger, als in der Stadt und am nächsten Tag sieht man hier auf den wenigen etwas erhöhten Stellen die meist nur aus Knochen, Sehnen und Fell bestehenden Rinder lustlos herumstehen.

Manchmal dauert es einige Tage, bis das Regenwasser sich seinen Weg in einen der vielen kleinen Flussläufe gesucht hat. Dann haben clevere Bauern Netze in die Strömung gesetzt und fangen damit die aus den überschwemmten Fischteichen entkommenden Zuchtfische, die zum Leidwesen ihrer Besitzer in fremde Töpfe oder auf den nächsten Markt wandern.

Überschwemmungen, die in unseren zivilisierten Ländern eine kleine Katastrophe währen, sind in den ländlichen Gebieten Thailands, das Land und seine Bewohner ein Segen. Nur wenn all zuviel von dem ersehnten Nass aus den dunklen Gewitterwolken fällt und auf den überschwemmten Feldern der Reis verfault oder nicht gepflanzt werden kann, bricht eine mit viel Geduld ertragenen Lethargie unter den Bauern auf.

Beim Einsetzen der Regenzeit ist auf dem Land noch eine gar nicht seltene Erscheinung zu beobachten. Dann suchen die vielen, sonst im Schutz der kleinen Erdwälle auf den Reisfeldern lebenden Frösche und Schlangen eine trockene Heimstatt. Die finden sie inmitten der jetzt teichähnlichen Felder nur innerhalb der Siedlungen der Menschen und so kommt es, dass zuerst die Schutz suchenden Frösche zwischen den Häusern auftauchen und dann die etwas scheueren Schlangen ihren Beutetieren folgen und ebenfalls ein trockenes Plätzchen suchen. Manchmal kommt es sogar vor, dass die an und für sich menschenscheuen Schlangen sich dann an einer unzugänglichen Stelle einnisten.

So ist es bei einem guten Bekannten passiert, der sein etwas erhöhtes Haus am Rande eines großen Reisfeldes gebaut hat. Das steht wegen der hier immer drohenden Überschwemmungen etwa 1 Meter über Bodenniveau auf Betonstelzen und weil er die rundherum zugemauert hat, haben sich unter seinem Haus zwei armdicke Kobras häuslich niedergelassen. Da diese Tiere Nachtjäger sind, hat er wahrscheinlich lange nicht gemerkt, dass sie unter seinem Haus wohnen.
Jetzt sinnt er jeden Tag darüber nach, wie er die ungebetenen Gäste wieder loswerden kann, ohne seine mühsam errichtete Verkleidung des Hauses wieder einreißen zu müssen.

Da er sich auf seinem Grundstück auch einen schönen Fischteich angelegt hat, in dem allerdings mehr Wasserfrösche und anderes Getier als Fische ihre Heimstatt haben, die sich nächtens auch mal am Teichrand aufhalten, ist hier für die Kobras der Tisch reichlich gedeckt. Die werden sich bestimmt nicht freiwillig davon machen und da die Kobra ein heiliges Tier ist, weil sie nach der Mythologie seinerzeit den ersten Buddha geschützt hat, darf er sie auch nicht töten oder gewaltsam verjagen, denn das wird nach dem Verständnis seiner gläubigen Thaifrau unweigerlich ein großes Unglück nach sich ziehen. Da bin ich doch mal sehr gespannt, wie der Manfred aus diesem Dilemma heraus kommt.

Regenzeit im Isan bedeutet allerdings nicht, dass hier jetzt keine Reisezeit ist. Zwar kann es hier schon einmal an mehreren Tagen hintereinander für ein bis zwei Stunden, meistens am späten Nachmittag, wie aus einer geöffneten Schleuse schütten, doch dann verziehen sich die Wolken recht schnell wieder und spätestens am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Auch schüttet es meistens nur Strichweise und zwei oder drei km weiter ist es trocken und nur eine kühlende Brise zeugt davon, dass es irgendwo in der Gegend regnet.

Die Stadt Korat liegt scheinbar sogar in einem regenarmen Landstrich, denn meistens ziehen hier die dunklen Wolken am Stadtrand vorbei und regnen sich in der Weite des Umlandes aus. Gerät man da in solch einem Schauer, ist auch das sogar ein beeindruckendes Erlebnis. Aus Europa kennt man so ein imposantes Naturereignis nicht und wenn man wenige Tage später sieht, wie es in der sonst so ausgetrockneten Vegetation allerorts grünt und blüht, dann erkennt sogar der der Natur entfremdete Städter, was für ein Segen der Regen hier für die Menschen und die Natur ist.

Ich suche noch Anregungen und vor allen Dingen Bilder zu diesem Artikel. Wer möchte mir helfen?

tuktuk
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Re: Regenzeit im Isaan

Ungelesener Beitragvon tuktuk » So Jun 03, 2007 1:59 pm

Hallo Werner,
Danke für diesen sehr anschaulich geschriebenen Bericht.Ich kann mir jetzt recht gut vorstellen, wie es in Deiner Umgebung ist.Als Anregung könnte ich Dir nur schreiben stell ein paar Bilder vor, während und nach dem Regen ein.Und , wann klingt die Regenzeit ungefähr aus? :D

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samlor
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Re: Regenzeit im Isaan

Ungelesener Beitragvon samlor » Di Jun 05, 2007 12:47 am

@koratwerner
Ich weiss nicht ob du solche Bilder meinst.
Ich habe sie dieses Jahr mitte April in der gegend um Khorat aufgenommen.
Viel sieht man ja nicht, aber geregnet hats :-).

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Gruss, Rainer

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koratwerner (†2012)
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Re: Regenzeit im Isaan

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Jun 05, 2007 9:15 am

Hallo Rainer,

schöne Bilder sind das. Immer wenn ich unterwegs war und es regnete, hatte ich entweder die Kamera nicht dabei oder die Batterie war leer.

Hab mal eine Aufnahme in meine Homepage gesetzt oder bestehst Du auf dein Urheberrrecht?

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samlor
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Re: Regenzeit im Isaan

Ungelesener Beitragvon samlor » Di Jun 05, 2007 10:50 pm

@koratwerner
Kein problem wenn du die Bilder auf deiner HP veröffentlichst.
Das sind auch die einzigen Regenbilder die ich habe, meist geht es mir auch so, dass dann die Cam zu Hause liegt wenn etwas zum "Knipsen" wäre.
Gruss, Rainer


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