Prasat Hin Muang Tam

Und hier sollte man sich an den Erfahrungen und Empfehlungen anderer orientieren können, was das Erkunden der näheren Umgebung von Korat und den Tiefen des Isaan betrifft, was es so an regionaler Kultur zu besichtigen gibt etc.
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koratwerner (†2012)
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Prasat Hin Muang Tam

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Feb 22, 2008 9:26 am

Es ist leicht bewölkt, als wir Mitte Februar 2008 von Korat aus mit unserem Besuch gen Osten fahren, um uns in der Provinz Buriram die Khmerbaudenkmäler Prasat Hin Phanom Rung und Prasat Hin Muang Tam anzusehen. Als wir zu ihrem Hotel kommen, warten Kerstin und Michael um 7.00 Uhr schon vor der Tür, so dass wir ohne Zeitverzögerung gleich los fahren können. Don rückt auf dem Rücksitz unseres Pick-Up in eine Ecke, denn Kerstin hat etwas Mühe ihre langen Beine unterzubringen. Sicher, im Bus nach Surin würde sie etwas bequemer sitzen, doch ob der Fahrer auch in Ban Tako an der Nationalstrasse 24 halten würde, wo es dann die letzen 18 km bis zum Prasat Hin Phanom Rung mit einem Motorradtaxi weiter geht, da hat sie doch Bedenken. Kerstin und Michael kennen sich nicht aus und sind deshalb froh, mit uns fahren zu können.

Sie haben recht getan, denn als wir eine gute Stunde später die 120 km über gut ausgebaute Straßen in Ban Tako angelangt sind, ist von einem Motorradtaxi weit und breit nichts zu sehen. Erst über die 2117, dann weiter über die 2221 geht es von hier aus weiter zu unserem ersten Ziel. Da ich über Phanom Rung bereits an anderer Stelle berichtet habe und ein Jahr später keine wesentliche Veränderungen sichtbar sind, mache ich jetzt eine kleine Schreibpause und warte, bis unser Besuch mit der Besichtigung dieses Khmer-Baudenkmals fertig ist.

Noch freudig erregt, von den vielen Eindrücken, klettern beide wieder zu uns in den Wagen. Dann geht es die steile und kurvenreiche Straße hinab in die Ebene, wo wir die jetzt gut ausgeschilderten Landstraße nehmen, die uns nach etwa 8 km zum Prasat Hin Muang Tam, bzw. wie die Thailänder auch sagen, Prasat Meung Tam führt.

Ban Kok Mueang, heißt das Dorf, in dessen Mitte sich das etwa 115 x 140 m messende Bauwerk am Rande eines Parks befindet. Parken dürfen wir in etwa 100 m Entfernung und dann geht es vorbei an einigen Ständen, an denen bunter Kitsch angeboten wird, vorbei an der heute nicht besetzten Touristinformation zum Parkeingang, wo wir an dem kleinen Kassenhäuschen 30 Baht Eintrittsgeld pro Person abliefern. Don strahlt schadenfroh, denn sie als Einheimische löhnt nur 10 Baht.

Etwa 150 m gehen wir durch den Park und dann stehen wir unvermittelt vor den Außenmauern des ehemals brahmanischen Heiligtums. Direkt vor uns geht es einige Stufen hinauf und wir passieren durch das östlich gelegene Tor die aus schweren roten Lateritblöcken errichtete Außenmauer. Wie immer, wenn ich solch eine Stätte betrete, erfasst mich auch heute wieder die Ehrfurcht vor dem, was hier vor etwa tausend Jahren unter großen Anstrengungen errichtet wurde und ich versuche mir vorzustellen, wie die Menschen damals nicht nur festlich gekleidet waren, sondern auch mit welcher Andacht die hier stattgefundenen Zeremonien abgehalten wurden.

Zwischen der Außenmauer und der Sandsteinmauer, die den inneren Teil umschließt, befinden sich vier winklig angelegte Teiche, die mit Lotosblüten bewachsen sind und zum Verweilen einladen. Betritt man dann den inneren Teil, erblickt man auf Lateritsockeln errichtet, fünf aus roten Ziegeln gemauerte Chedis, von denen der mittlere leider nicht ganz rekonstruiert werden konnte.

Auch Muang Tam ist ein brahmanischer Tempel, wie sich unschwer an den erhaltenen Skulpturen erkennen lässt. Er liegt an der mutmaßlichen antiken Verbindungsstrasse, die Phimai mit Angkor verbunden haben soll. Wahrscheinlich, weil Muang Tam nicht sehr weit von Phanom Rung entfernt liegt, wird dieser Ort auch als Unterstadt von Phanom Rung bezeichnet.
Dieses Bauwerk wurde im 10ten und 11ten Jahrhundert von den brahmanischen Herrschern des damaligen Königreichs Kamputscheas errichtet. Diese Herrscher ließen unter Einsatz von Sklaven auch an vielen anderen Orten des heutigen Thailand solche sakralen Bauwerke errichten, um der Nachwelt ein Dokument ihrer Macht zu hinterlassen. Mit dem Vordringen des Buddhismus schwand die Macht der kamputscheanischen Gottkönige. Die Monumente wurden von den Menschen verlassen und versanken für Jahrhunderte in dem sich wieder ausbreitenden Dschungel. Erst als sich während der französischen Kolonialzeit europäische Archäologen für diese kulturellen Bauten interessierten, wurden sie langsam der Vergessenheit entrissen.

Die ansässige Bevölkerung, die bis dahin aus Angst vor Geistern diese Bauten gemieden hatten, plünderten nun die Ruinen, um die interessanten Stücke an europäische Liebhaber und Musen zu verhökern. Was sich im Dschungel über mehrere Jahrhunderte erhalten hatte, wurde nun gedankenlos zerstört.

Auch Muang Tam blieb von den Räubern nicht verschont. Doch immerhin zeugen die von Naga-Schlangen umfassten Teiche und einige erhalten gebliebene Türstürze, auch Lintel genannt, unter ihnen auch ein besonders schönes mit der Abbildung des Hindugottes Krishna, von der ehemaligen Pracht dieses Tempels.

Kerstin, Michael und ich sind begeistert und es wird fotografiert, was die Linse hergibt. Don dagegen ist von dem Anblick ergriffen und stolz darauf, dass in ihrem Heimatland so ein schönes Bauwerk steht. Thai mak schön, versucht sie uns ihre Beigeisterung zu übermitteln. Als sie dann aber von uns erfährt, dass die damaligen Kambodschaner und nicht die Vorfahren der heutigen Thais die Erbauer all der alten Tempelanlagen im Isaan sind, ist sie etwas enttäuscht.

Muang Tam, das ist Stille, die zum Verweilen und Ausruhen einlädt. Hier ist es nicht so betriebsam, wie in Phimai oder Phanom Rung. Die Anlage ist bedeutend kleiner, wie die ihrer weltbekannten Brüder und doch nicht ohne individuellen Reiz. Deshalb sind wir froh, dass wir auch hier gewesen sind.

Manch einer im fernen Deutschland wird vielleicht sagen, dass die von mir geschilderten Sehenswürdigkeiten insgesamt doch nur wenige bunte Tüpfelchen in der endlosen und eintönigen Weite des Isaan sind. Lohnt es sich überhaupt die Mühe auf sich zu nehmen, die Kosten aufzubringen, um hier her zu kommen? Das wird auch sicher mancher denken. Wenn ich jedoch ins Kalkül ziehe, welche Anstrengungen Thailand heute macht, um die wenigen Kulturgüter zu pflegen und zu erhalten um sie, mit nicht unberechtigtem Stolz, fremden Besuchern zeigen zu können, dann meine ich, dass jeder Besucher Thailands, der sich vorzugsweise an den schönen Stränden erholt, auch einmal im Leben die Kleinode in der tiefen Provinz besuchen sollte um damit diesem Land seine Referenz zu erweisen.

Einige Impressionen

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Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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