Prasat Hin in Phimai

Und hier sollte man sich an den Erfahrungen und Empfehlungen anderer orientieren können, was das Erkunden der näheren Umgebung von Korat und den Tiefen des Isaan betrifft, was es so an regionaler Kultur zu besichtigen gibt etc.
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koratwerner (†2012)
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Prasat Hin in Phimai

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Aug 26, 2007 1:39 pm

In der Provinz Nakhon Ratchasima ist Prasat Hin, ein Baudenkmal aus der Khmerzeit in dem Städtchen Phimai, einer der bekanntesten und schönsten in Thailand.

Gerade ein Jahr lebe ich jetzt in Korat. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen mir die Umgebung etwas näher anzusehen. Nur bei meinen monatlichen Fahrten nach Aranjaprathet, wo ich kurz nach Kambodscha einreise für einen weiteren Monat eine Aufenthaltsgenehmigung erhalte, sehe ich etwas vom südlichen Isan und der östlichen Zentralebene. Deshalb kommt es mir gelegen, dass sich Besuch aus Deutschland angemeldet hat. Heidi und Sighi aus Moers kommen und möchten etwas vom Isan sehen. Heidi schwärmt auch von Angkor Wat, doch weil ich nicht den weiten Weg nach Siam Reep in Kambodscha fahren will, zumal man von Aranjaprathet aus eine Fahrgelegenheit suchen muss, schlage ich statt dessen den Besuch von Klein Angkor, dem gut erhaltenen Khmertempel in Phimai vor. Nicht sehr begeistert, doch immerhin, der Besuch greift meinen Vorschlag auf und am nächsten Tag geht es nach Phimai, einer Kleinstadt etwa 60 km nordöstlich von Korat.

Mitten in der Stadt befinden sich die Ruinen einer religiösen Anlage der Khmer aus dem 11. jahrhundert, die damals in diesem Gebiet siedelten. Selbst ich Kulturbanause muss es auch anerkennen, es steht dort auf einem Areal von 280 x 250 Meter wirklich eine beeindruckende Anlage mit mehreren quadratisch an-geordneten wehrgangähnlichen Bauten, unterbrochen von kleinen Türmchen, in dessen Mitte sich ein kunstvoll mit Ornamenten versehener Turm befindet, der vermutlich das Zentrum dieser religiösen Anlage gewesen ist. Mein Kompliment gilt nicht nur den Khmer, die ja damals ohne große Hilfsmittel so ein umfangreiches Bauwerk geschaffen haben, mein Kompliment gilt auch den Thai, die diese Anlage wunderbar pflegen, den Rasen zwischen den Bauwerken kurz halten und bewässern und alles erhalten.

Die Khmer haben für den Bau dieser religiösen Anlage, die dem Hindugott Vishnu geweiht war, den Baustiel von Angkor Wat übernommen. Wie in den anderen hinduistischen Tempelanlagen in Thailand, ist auch in Phimai die gesamte Tempelanlage mit ihren Bauwerken ein Bekenntnis an die Hindugottheit, in dem der höchste Turm den heiligen berg Meru symbolisiert. Der Hauptturm in Phimai aus weißem Sandstein ist 28 m hoch, die angrenzenden Bauwerke mit ihren etwas niedrigeren Türmen sind aus rotem Sandstein gebaut. Nach dem Abzug der Khmer aus dieser Region sind in späteren Jahren buddhistische Elemente hinzugefügt worden, in denen jedoch Stilelemente der ursprünglichen Anlage eingeflossen sind. Sighi ist ergriffen, wenn nicht gar betroffen. Erinnert ihn doch dieses religiöse Bauwerk an seine Heimat Indien. Zwar ist er kein Hindu, doch bei diesem Anblick, der sich ihm hier bietet, denkt er gewiss an sein Heimatland. Erinnerungen kommen in ihm hoch und offensichtlich bemüht er sich seine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Das dieses Bauwerk die letzten Jahrhunderte überstanden hat, dass die Thai die Steine nicht einfach abgetragen, und sie für den Bau ihrer Häuser verwendeten, das ist schon eine erstaunliche Sache. Oder doch nicht? Haben nicht die Thai des Isan fürchterliche Angst vor den Geistern, die zweifellos nach ihren Vorstellungen in solch alten religiösen Bauten ihre Wohnstatt haben und wenn man sie verärgert großes Unglück bringen können? Oder war es ihnen einfach zu schwer, die schweren Quader zu bewegen und haben sich deshalb lieber ihre Hütten aus Holz gebaut? Sei es wie es sei, es war gut so, denn jetzt haben die Thai etwas auf ihrem Territorium stehen, auf das sie stolz sein können, auch wenn es kein buddhistisches Heiligtum ist.

Es ist wieder sehr warm heute und weil die alten Gemäuer auch keine Kühle spenden, verziehen wir uns bald wieder in den Wagen, denn da sorgt die Klimaanlage für eine angenehme Temperatur. Weil ich mich auf dem Rückweg nach Korat über kleine Nebenstraßen verfahre, finden wir kein unserem Besuch besonders angenehmes Restaurant. Da mir aber der Magen knurrt, halte ich irgendwo an der Straße an einer etwas besseren Suppenküche. Auf jeden Fall gibt es hier Tische und Stühle und ein Wellblechdach und einige Schattenspendende Bäume schützen vor der sengenden Sonne. Ich bestelle mir wie üblich Khao Pat Gei. Khao, das ist bei diesem Gericht gewürzter Reis mit etwas Gemüse darin, meist klein geschnittene Tomaten und Gurken. Pat, das bedeutet einfach, dass das Essen nicht scharf sein soll und Gei ist in kleine Stücke geschnittenes Hühnerfleisch. Alle Zutaten werden in etwas heißem Öl erhitzt, mit ein wenig dieser scheußlich riechenden allgegenwärtigen Fischsauce gewürzt und zum Schluss wird ein geschlagenes Ei untergezogen.

Die Sache ist einfach, schmeckt immer sehr lecker und ist billig, das richtige für meinen Geldbeutel. Unsere Frauen bestellen sich eine Nudelsuppe, in der etwas Schweinefleisch und viel würzige Blätter schwim-men und Sighi hat Sinn auf Reis mit Shrimps. Mit letzterem ist die Küche überfordert, doch Mei pen rei, das heißt kein Problem, die Tochter des Hauses eilt einfach nebenan zur Konkurrenz und zehn Minuten später erhält Sighi sein gewünschtes Essen. Heidi stellt etwas besorgt die hier herrschende Sauberkeit in Frage und bezweifelt die Hygiene der Trinkgläser, Schüsseln einschließlich der Gabeln und Löffel, haut aber, weil der Hunger mächtiger ist, als ihre hygienischen Bedenken, gut rein und es schmeckt ihr vorzüglich.

Sighi hat angeblich Ärger mit seinem Magen und braucht einen Brandy. Möglicherweise will er jetzt sein noch aufgewühltes Inneres mit einem Drink etwas beruhigen. Doch leider gibt es hier nur den einfachen Thai-Whisky und den mag er nicht. Mei pen rei, kein Problem, die Tochter des Hauses schwingt sich auf das Motorrad eines Gastes und kommt 5 Minuten später mit dem Fläschen in der Hand freudestrahlend zurück. Sighi freut sich, ich auch, denn ich halte tüchtig mit.

Die gesamte Anlage des soeben besichtigten Khmer-Heiligtums wird offiziell als „Der historische Phimai Park“ bezeichnet. Die etwa 1.000 Jahre alte religiöse Anlage zählt heute zu den wichtigsten und größten Khmer Heiligtümern in Thailand.

Der 565 x 1.030 m messende Tempelkomplex wurde etwa zwischen dem 11. und 12, Jahrhundert gebaut und im 13. Jahrhundert erweitert. Über Jahrhunderte hin weg in einem Dornröschenschlaf versunken, wurde die Anlage 1936 als historisch und denkmalschutzwürdig erklärt. Zwischen 1964 und 1969 wurden in einer Arbeitsgemeinschaft mit Frankreich umfangreiche Restaurationsarbeiten ausgeführt. Zur Erhaltung der Anlage besteht das Restaurationsprogramm „Phimai Historical Park Projekt“, welches von Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Maha Chacri Sirindhorn am 12 April 1969 eingeweiht wurde.

Das Zentrum der Anlage besteht aus dem so genannten Phlap Phla , einem rechteckigen Pavillon, der vermutlich vor dem Beginn religiöser Zeremonien dem König und seinem adligen Gefolge als Umkleidepa-villon diente.

Über eine 4 m breite und 31,7 m lange Nagaraj Brücke mit der mystischen siebenköpfigen Schlange als Handgeländer gelangt man vom Umkleidepavillon kommend durch den Eingang des südlichen Bogen-gangs, in den von einer rechteckigen Mauer eingeschlossenen äußeren Innenraum des Heiligtums. Hier befindet sich in jeder Ecke ein Teich. Vermutlich dienten diese der Wasserversorgung. Weiter befinden sich in dem äußeren Innenraum des Heiligtums an der Westseite zwei gleich große Gebäude, Bannalei genannt. Sie dienten seinerzeit wahrscheinlich zur Aufbewahrung religiöser Schriften.

Durch die Chala Passage, die mit ihren drei kreuzförmigen Gängen auf einem 1 m hohen Sockel steht, erreicht man den rechteckigen Innenraum des eigentlichen Zentrums der Anlage, der von einem passier-baren Bauwerk durch vier Rundtore betreten werden kann. Hier befindet sich westlich gelegen der Ho Brahm oder Brahman Schrein, in dem im Jahre 1954 sieben Shiva – Statuen gefunden wurden. Dieser Ort wurde wahrscheinlich für Hindu-Zeremonien benutzt.

Direkt neben dem Ho Brahm steht der Turm Prang Hin Daeng, der vermutlich im 13. Jahrhundert aus rotem Sandstein erbaut wurde. Wahrscheinlich war er dem Gott Khrishna geweiht, worauf ein Relief dieses Gottes hinweist. Gegenüber dieser beiden Bauwerke befindet sich südöstlich des Hauptturms der Turm des Prang Bhramathat, den man durch vier Einganstore betreten kann. Hier wurden zwei Sandsteinskulpturen gefunden, die vermutlich den im Volksmund so genannten König Thao Bhramathat und die Königin Nang Orapim darstellen. Diese Skulpturen befinden sich heute im Phimai National Museum.

Im Innenhof des Tempelbezirks befindet sich weiter östlich neben dem Hauptturm ein quadratisches Sandsteinpodium, dessen Bedeutung nicht bekannt ist. Mit Sicherheit wurde dieses etwa 8 x 8 m großes Podium ebenfalls für religiöse Zwecke genutzt. Inmitten dieser Anlage befindet sich der alles andere überragende Hauptturm. Er wurde im 11. und 12. Jahrhundert aus weißem Sandstein errichtet. Er ist zweifellos das prächtigste und größte Bauwerk der gesamten Anlage. Die an den Außenseiten angebrachten Reliefplatten verzieren die Giebel und Stürze. Sie stellen wichtige Episoden des Ramayana und des Buddhismus dar. Die Verzierungen an der Südseite des Turmes sind jedoch der Göttin Shiva geweiht. Im Inneren des Turmes, auch Dhatu genannt, ist der wichtigste Raum der Garbhagrha. Er beherbergt ein aus weißem Sandstein gefertigtes Heiligenbildnis.

Wenn man auch als Besucher dieser Anlage die religiöse Bedeutung nicht voll erfassen kann, so ist doch der Anblick all dieser Bauwerke aus roten und weißen Sandstein in ihrer architektonischen Schönheit aus vergangenen Epochen und all die filigran wirkenden Verzierungen ein unvergessliches Erlebnis.


Impressionen aus Phimai
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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