An der Nordseite des Thap Lan Nationalparks

Und hier sollte man sich an den Erfahrungen und Empfehlungen anderer orientieren können, was das Erkunden der näheren Umgebung von Korat und den Tiefen des Isaan betrifft, was es so an regionaler Kultur zu besichtigen gibt etc.
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koratwerner (†2012)
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An der Nordseite des Thap Lan Nationalparks

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Jul 17, 2007 4:04 pm

Heute ist mir ein Jugendwunsch in Erfüllung gegangen, unverhofft, romantisch schön und nicht ohne Risiko, eine Fahrt über staubiger Straße durch den unberührten Urwald.

In keinem Bericht über den Thao Lan habe ich etwas darüber gelesen, dass man von Khon Buri kommend in südlicher Richtung den Thap Lan durchqueren kann. Doch alle meine Landkarten sagen etwas anderes. In ihnen ist die Landstraße 2462 eingezeichnet, die durch diesen Naturpark in die Provinz Nakhon Ratchasima in die Provinz Sa Kaeo führt, dort jedoch die Nr. 3462 trägt.

Auf den Landkarten ist der Straßenverlauf ganz normal. Keine eingezeichneten Serpentinen zeugen von großen Steigungen und kein einziger Hinweis lässt erkennen, dass die Benutzung dieser Straße Überraschungen in sich birgt.

Von Korat kommend fahren Don und ich über Chok Chai bis Khon Buri. Längs der Strecke dominieren zu Anfang Industriebauten, dann das Töpferdorf Dan Kwian, und dann fahren wir bis wie hinter Chok Chai durch Reisfelder. Hinter Khon Buri beginnt dann die 2462. Ab hier wird es hügelig und die Reisfelder werden zunehmend von Maniokfeldern abgelöst.

Wir passieren jetzt kleine Siedlungen in denen die oft Frauen geruhsam vor ihren Häusern sitzen und ihr zweites Frühstück einnehmen. Hunde streifen lustlos am Straßenrand herum und beim Annähern suchen laut gackernde Hennen mit ihren Küken Schutz vor unserem heran nahenden Auto.

Je näher wir den vor uns aufragenden Bergen kommen, desto geringer wird der Verkehr und dann kommt uns kein einziges Fahrzeug mehr entgegen. Warum? Nachdem wir eine kleine Kurve passieren, haben wir die Erklärung. Stopp! Ein Schlagbaum verhindert die Weiterfahrt. Wir sind am Thap Lan angelangt und hinter dem Schlagbaum geht es nur noch auf einer staubigen Piste weiter.

Nichts ist es also mit einer angenehmen Weiterfahrt. Nach 100 km Anfahrt bin ich enttäuscht und weil ich mir die Beine vertreten will, fange ich an mit dem Wächter neben der Schranke an zu palavern. Er versteht mich nicht und ich verstehe ihn nicht. Als er begreift, dass ich doch etwas in den Naturpark hineinfahren möchte, zeigt er auf ein Gebäude und Don meint, da müsste ich ein Dokument besorgen.

Die Schranke wird geöffnet und eine Minute später betreten wir das Dienstgebäude der Parkverwaltung. Hier arbeiten vier Damen an zwei nicht eingeschaltete PCS und freuen sich offensichtlich über unseren Besuch. Don palavert was ihre Zunge hergibt und ich erhalte umgehend Informationsunterlagen über den Thap Lan und dem berühmteren Bruder, dem Khao Yai. Als ich dann den netten Damen mit viel Gestik begreiflich mache, dass ich gerne einige Fotos machen würde und dazu etwas tiefer in den Park fahren möchte, klickt es. Die Damen beraten, schauen mich hin und wieder taxierend an und als ich meinen Thai-Führerschein auf den Tisch lege, werden meine Daten in ein Formular eingetragen.

Ich darf unterschreiben, schieße ich noch ein Bildchen von der Belegschaft und frage nach einem Waldhüter, der mir vielleicht etwas Schönes zeigen kann. Den gibt es hier nicht, doch der Sohn der ältesten Dame kann mit uns fahren, denn der kennt sich aus. Egal, ich freue mich auf jeden Fall darüber, dass ich die Amtspersonen überreden konnte, mir den Weg in den hier beginnenden Dschungel frei zu geben. Jetzt noch eine Aufnahme von dem Amtsgebäude mit der gehissten Nationalfahne und es geht los.

Die Schranke Nr. 2 müssen wir selber öffnen und dann geht es zügig voran. Soweit man blicken kann ist das leicht ansteigende rote Band der Straße recht breit und verschwindet in der Ferne hinter einer kleinen Kuppe. Links und rechts von uns ist mehr oder weniger Buschland. Wahrscheinlich fahren wir durch ein neu aufgeforstetes Gebiet. Manchmal sieht man einen Trampelpfad zwischen Büschen verschwinden, der der davon zeugt, dass sich Menschen bewegen, oder kommen die Elefanten, die hier leben sollen, bis hier her?

Es macht Spaß hier zu fahren. Der Straßenbelag ist zwar nicht befestigt, doch er ist frei von Schlaglöchern. Nach etwa 3 km geht es etwas steiler bergan. Hin und ragt jetzt links und rechts ein einsamer Baumriese hoch aus dem Buschwerk auf. Er hat die brutale Abholzung früherer Jahre überlebt und ist nicht so wie die meisten seiner Artgenossen als Fenster- oder Türrahmen oder als Edelholzfurnier in Europa gelandet.

Es geht weiter bergan. Langsam wird die Straße enger, denn die immer üppiger werdende Vegetation erobert ihren Lebensraum zurück. Hat die Vernunft der Naturschützer gesiegt oder war es Geldmangel? Die heute noch in den Landkarten eingezeichnete Straße sollte wirklich einmal richtig ausgebaut werden. Manchmal sieht man das sogar an links oder rechts der Straße liegenden Regenrinnen, deren Beton die Jahre und den Wurzeln junger Büsche getrotzt hat. Und lustigerweise, mitten in dieser menschenleeren Wildnis sehe ich sogar vor fast jeder kleinen Kurve ein jetzt völlig sinnloses Warnschild.

Fast unmerklich sind die großen Riesen näher an die Straße gerückt und statt des offenen, etwas dürren Buschwerks am Anfang der Tour, stehen jetzt an beiden Seiten immergrüne Büsche, die den Blick in ein Tal oder auf eine Bergkuppe verhindern. Nur der Verlauf der roten Piste zeigt, dass wir jetzt steil bergan fahren müssen. Oh je, jetzt hat der Regen die Piste ausgewaschen und das Fahren wird zum kleinen Kunstwerk. Anhalten und Wenden ist jetzt nicht mehr möglich. Die Straße ist zu eng.

Oben angelangt meint unser junger Begleiter, dass es nach weiteren fünf km einen sehr schönen Ausblick auf die unberührte Bergwelt gibt. Da wir schon einmal hier sind und wahrscheinlich nie wieder hier her kommen, fahre ich mit gemischten Gefühlen weiter. Was passiert, wenn wir mit dem Wagen hängen bleiben? Wie kommen wir dann wieder hier weg? Wir haben noch nicht einmal eine Telefonnummer, die wir anrufen können und sind mittlerweile schon mehr als 15 km mitten in der Wildnis. Langsam bereue ich meinen Leichtsinn.

Schon seit einigen km befinden wir uns in dem Gebiet, in dem sich Elefanten aufhalten. Wir bekommen zwar keinen zu Gesicht, doch die großen Kotballen auf der Straße lassen auf das Vorhandensein dieser Riesen schließen. Wir sehen auch keine anderen Tiere, doch wenn ich aussteige, um ein Foto zu machen, ertönen aus dem undurchdringlichen Dschungel Schreie von Vögeln und vielleicht sogar von Affen, die sich möglicherweise durch unser Motorgeräusch gestört fühlen.

Die Piste wird immer enger und schlechter und auch die Laune meiner Don ist auf den Tiefpunkt gerutscht. Sie hat Angst. Vielleicht denkt sie sogar an die vielen Geister, die hier sein könnten. Da ich mich jetzt voll auf das Fahren konzentrieren muss, sehe ich kaum noch etwas von dem überwältigenden Urwald und nur die vor mir in der Ferne hoch aus der Wildnis aufragenden Baumstämme mit ihren Laubdächern zeigen mir, dass ich noch eine Weile fahren müsste, um einen Gipfel zu erreichen.

Als unser Pik Up wieder einmal mühsam eine von tiefen Rinnen geprägte Steigung genommen hat, bin ich trotz Air schweißgebadet und wie zum Hohn lacht mich ein vergilbtes Verkehrsschild an und bedeutet mir langsam zu fahren. Bei der nächsten Möglichkeit wende ich. Fünf mal muss ich auf der engen Piste hin und her fahren, bevor ich auf meiner Spur wieder zurück fahren kann.

Jetzt, wo es die schlechten Wegstrecken wieder bergab geht, scheint mir die Piste noch schlechter zu sein, als bei der Herfahrt. Nur im Schritttempo kann ich die manchmal bis zu einem halben Meter tiefen Rinnen passieren und bin jedes Mal froh, dass ich mit dem Fahrgestell nicht hängen bleibe oder mit der Ölwanne aufschlage.

Die letzten weniger beschwerlichen Kilometer sind eine Wohltat und als ich den Checkpoint erreiche, ist erst einmal eine Beruhigungszigarette fällig. Der Blick zurück zeigt mir, dass wir großes Glück gehabt haben. Hoch in den Bergen, da wo wir vor einer Stunde mitten in der Wildnis waren, hängen jetzt dunkle Wolken, Blitze zucken und wahrscheinlich regnet es in Strömen. Gut, dass das Gewitter gewartet hat, bis wir wieder weg waren. Don ist immer noch sauer. Wahrscheinlich darf ich mit ihr in Thailand nie wieder eine Piste befahren, die für den öffentlichen Verkehr eigentlich nicht zugänglich ist.

Vielleicht versuche ich es nächstens noch einmal, in den Thap Lan zu gelangen. Dann fahre ich von Korat aus über die Nationalstraße 304 , denn wenn ich den Dong Phaya Yen Bergzug passiert habe, befindet sich in der Nähe von dem Ort Ban Wang Hin der offizielle Eingang in den Thap Lan für Tagestouristen. Auf jeden Fall wachsen in dieser Gegend noch die vom Aussterben bedrohten Talipot-Palmen, die ich an der Nordseite dieses Naturparks heute nicht gefunden habe.

Impressionen

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Hier endet scheinbar die 2462

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In diesem Häuschen erhalte ich von den Damen die Erlaubnis

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und darf in das Naturschutzgebiet fahren

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und tschüss!
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

saan1973
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: An der Nordseite des Thap Lan Nationalparks

Ungelesener Beitragvon saan1973 » Mi Jul 18, 2007 1:00 am

Schön!!!

Davon bitte mehr, dann bin ich auch bald bei Euch!!! :lol:

Bernd
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: An der Nordseite des Thap Lan Nationalparks

Ungelesener Beitragvon Bernd » Do Aug 16, 2007 11:28 pm

Hallo Werner,

ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal bedanken für deine tollen Berichte und deine schönen Bilder. :)

Ich freue mich schon auf weitere Ausflugtipps :P

Grüße

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KoratCat
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Re: An der Nordseite des Thap Lan Nationalparks

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Aug 17, 2007 8:36 am

Hallo Bernd,

wenn Du den Link ganz oben im Forum "Ausflugsziele" zu

Aus Thailands Nordosten

Sehenswürdigkeiten in und rund um Korat, von Werner Schwalm

klickst, kommst Du zu einer der beiden Homepages von Werner, der mit seinen Erkundungsberichten. Leider gibt's da noch nicht allzu viele Bilder, aber genüsslich zu lesen sind die Berichte trotzdem schon. Der Link ist neu angebracht, also kaum ein Wunder, dass Du ihn noch nicht entdeckt hast. :lol:

Gruß

Klaus
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974


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