Wohnen in Korat

Für Informationen zum Leben als Farang in Korat und im Isaan, nicht nur für Touristen, von den Farangs, die hier leben. Korat- und Isaan-Kultur und gesellschaftliches Leben in den Weiten des Isaan.
Werther
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Wohnen in Korat

Ungelesener Beitragvon Werther » So Aug 13, 2006 5:53 am

Original gepostet am Jun 10,2006 1:58 pm

Die Süße sagt, Korat sei die zweitgrößte Stadt Thailands und biete alles was das Herz begehren könne. Ich war nur mal ganz kurz dort und fand es eigentlich recht langweilig und zurückgeblieben. Kann man dort wohnen? Gibt es Nachtleben? Und gibt's Leute zum Klöhnen?

Bereits danke im voraus für die Antworten,

Werther
Zuletzt geändert von Werther am So Aug 13, 2006 5:57 am, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wohnen in Korat

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 13, 2006 6:04 am

Original gepostet am Jun 20, 2006 11:50 am

Also ich will jetzt doch mal die Beantwortung der Frage nach diesem ungeheuren Themenkomplex der
Wohnqualität Korats einleiten. Illustrationen habe ich jetzt noch nicht zur Hand, werde ich vielleicht später einfügen oder anhängen. Ausserdem muss ich vorausschicken, dass ich seit ca. 8 Jahren nicht mehr im Stadtbezirk Korats, dem Amphur Mueang, wohne, sondern Stadtflucht begangen habe, und mich jetzt ca. 20 km ausserhalb aufhalte. Davor hatte ich allerdings 9 Jahre lang im Tambon Naimuang gewohnt und an verschiedenen Institutionen in der Stadt unterrichtet. Meine Informationen könnten deshalb in Einzelheiten etwas überholt sein; ich bitte, mir dies nachzusehen.

Da Korat sich nicht wie eine deutsche Stadt mit jahrhundertealter Geschichte und straffer Bürokratie entwickelt hat, ist es sicher schwer, verlässliche Informationen zur Einwohnerzahl zu finden. Dann ist es auch nicht immer klar, wo welche Grenze ist. Siedlungen ausserhalb des Stadtbezirks können städtisch erscheinen, weniger entwickelte Flächen im Stadtbezirk können ländlich erscheinen. Die westlichen Vorstellungen zentraler Städteplanung haben erst in den letzten Jahren Einzug gehalten. Davor war es mehr oder weniger den Geschäftsinteressen einzelner Firmen überlassen, wo ein Zentrum und welcher Art entstand.

Das westliche Phänomen der "Geisterstadt" ist hier noch nicht aufgetreten, hauptsächlich wohl, weil es viele kleinere Geschäftsleute aus Sicherheitsgründen vorziehen, zumindest zum Teil "in ihrem Geschäftshaus" zu wohnen. Dann sind einzelne Flächen zwischen größeren Projekten nicht mit in die Planung eingezogen worden - oder konnten aufgrund des Widerstands des Eigentümers nicht erworben worden - und dienen nach wie vor dem Wohnzweck.

Die wirtschaftliche Entwicklung in den neunziger Jahren mit Bodenspekulation zur Entwicklung von Wohnsiedlungen hat zu zahlreichen teueren und gutorganisierten Wohnsiedlungen geführt. Ein etwaiges organisches Wachstum von älteren Wohngegenden gibt es nur in Form der Umwandlung zur Bürostadt. In den umliegenden Dörfern ist kaum eine Zusiedlung zu verzeichnen, lediglich Einheimische bauen dort neue Häuser. Privates Bauen zum Wohnzweck findet in der Stadt fast nicht statt; es ist einfacher, sich in einem Siedlungsprojekt einzukaufen, wenn auch nicht immer billig. Dort sind Annehmlichkeiten wie Glasfaserkabel für Internet etc. häufig vorhanden, je nach Initiative der Siedlungsbetreiber/-entwickler.

In den älteren - sozusagen noch organisch entstandenen - Gegenden gibt es häufig Probleme mit Planungsfehlern der Vergangenheit wie verkorkste Nebenstraßen, die durch zu häufiges Auffüllen und Erhöhung der Straßenfläche höher wurden als die Häusflächen etc.

Bürgersteige - soweit überhaupt vorhanden - wurden nicht oder unzureichend instandgesetzt, wenn sie von einem Anlieger zu Reparaturen der Kanalisation oder des Wasserranschlusses aufgerissen wurden; Flußangeln, Stolpersteine, Kanten und Unebenheiten sind nicht ungewöhnlich. Mitunter sind sie unpassierbar, weil Telefon- und Strommasten an ungünstigen Stellen plaziert, den Weg versperren. Die Bordsteinkanten sind häufig so hoch, - um Wasserfluten und Motorräder abzuhalten - dass sie für Fußgänger als gefährlich eingestuft werden müssen. Ein genüssliches Flanieren entland der Geschäfte mit voller Konzentration auf die Angebote ist selten möglich, abgesehen davon, dass die Waren oder Verkaufsstände auf dem Bürgersteig häufig ein Ausweichen auf die Straße erfordern. Hinzu kommen die die Bürgersteige oft überhängenden schattenspendenden Markisen, die nicht auf großwüchsige Europäer ausgerichtet sind, oder eine eiskalte Dusche aus der Kondenswasserableitung der auf dem überhängenden Balkon angebrachten Klimaanlage.

In der Stadt sind recht viele Mülltonnen verschiedener Farben zur getrennten Müllsammlung aufgestellt, die jedoch fast immer vollgestopft sind mit dem Verpackungsmüll der Geschäfte, es sei denn sie wurden kürzlich geleert. Müllabfuhr wird von der Stadtverwaltung betrieben und funktioniert in den Wohngebieten sehr gut, wo die Anwohner die Bediensteten zu Neujahr etc. mit Geschenken versehen. Wiederverwertung von Müll erfolgt durch die Müllabfuhr. In ländlichen Gebieten, wo keine Müllabfuhr organisiert ist, kaufen Firmen den wiederverwertbaren Müll (Glas, Aluminium, Plastik etc.) direkt auf.

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Re: Wohnen in Korat

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 13, 2006 6:08 am

Original gepostet am Jun 21, 2006 11:45

Über die Kanalisation ist mir im Großen und Ganzen nichts Nachteiliges bekannt. Dass es zu Überschwemmung kam, habe ich in all den Jahren nur einmal erlebt. Diese war jedoch nicht nur durch starken Regen und Überfüllung des Lamthakom Stausees verursacht sondern auch durch ungeplantes Auffüllen der Trasse für die Umgehungsstraße, wodurch der Wasserabfluss gehemmt wurde. Ansonsten sind Überschwemmungen eigentlich unbekannt. Selbstverständlich leben in der Kanalisation Ratten, aber wo ist das nicht der Fall?

Von den öffentlichen Versorgungseinrichtungen kann der elektrische Strom als recht zuverlässig und stabil bezeichnet werden. Im Umland mag es anders sein. Gasleitungen sind mir nicht bekannt. Wasserleitungen dürfte es inzwischen überall geben. Der Wasserdruck insbesondere soll jedoch an verschiedenen Stellen ein bisschen problematisch sein und für mehrstöckige Häuser einer Zusatzpumpe bedürfen. Die Qualität des Wassers ist jedoch nicht sehr hoch, es ist nicht gut gechlort und auch nicht so sauber. Trinkwasserqualität hat es ungefiltert sicher nicht. Filtergeräte sind im Handel erhältlich; zusätzlich ist Abkochen empfohlen. In der trockenen Jahreszeit geht der Wasserstand der Reservoire häufig runter und das eintretende Grundwasser versalzt das Wasser. Manche Leute sind dagegen allergisch. Dann empfehlen sich die Spritzduschen aus der Regenwassertonne, die bei fast keinem Haus schon wegen der Trinkwasserversorgung fehlt.

Telefonleitungen sind häufig ein Problem. Der Trend geht jedoch mehr zu Mobiltelefonen, so dass sie wenig vermisst werden. Internetkabel sind inzwischen durch das in Korat seit kurzem betriebene kabellose Breitbandnetz auch nicht mehr unbedingt nötig, abgesehen von dem allerdings recht langsamen GPRS über Handys. Weitere Alternative ist Satelliteninternet.

Grünanlagen und Parks sind weniger vorhanden; mehr als die Fahrbahnen begrenzende Grünstreifen, soweit sie da nicht auch schon den Fahrbahnverbreiterungen zum Opfer gefallen sind. Der Zoo und private Parks mit Eintrittsgebühr oder Resorts mit Schwimmbädern und Restaurants sind vorhanden und noch mehr im Entstehen. Öffentliche Spielplätze sind so gut wie unbekannt. Letztere sind infolge der Ganztagsschule auch nicht so notwendig.

Vorschulen und Kindergärten gibt es im Privatinitiave. Eine internationale Schule gibt es noch nicht, jedoch wird vom Assumption College ein weitgehendes englisches Programm angeboten, das jedoch einzelne Fächer wie Thai und thailändische Geschichte etc. nicht ausschließt.

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Re: Wohnen in Korat

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 13, 2006 6:11 am

Original gepostet am Jun

Als öffentliche Verkehrsmittel gibt es die 19 hauptsächlich im Stadbezirk verlaufenden Buslinien. Die neueren Linien werden von klimatisierten Bussen befahren. Die älteren in erster Linie noch von den alten Bussen und Songtheaws (Pickups mit Sitzen auf der überdachten Ladefläche). Dazu gesellen sich unzählige, weniger strukturierte Linien ins Umland. Die Fahrpreise liegen bei in Deutschland seit ca. 40 Jahren vergessener Höhe; allerdings bestehen auch erhebliche Unterschiede im Comfort.

Taximeter gibt es nicht. Zwar stehen im Stadtinneren einige PKWs mit unter die Windschutzscheibe geheftetem Schild "Taxi"; es handelt sich dabei jedoch um meist überteuerte Privatanbieter ohne Lizenz. Gebräuchlichster Service zum Individualtransport sind die Tuktuks, dreirädrige, offene, überdachte, leichte, mit Gasmotoren betriebene Gefährte mit einer zwei- bis dreisitzigen Fahrgastbank und "Taxi"-Schild of dem Dach, die infolge ihrer Wendigkeit in den meist engen Straßen Korats recht gut durchkommen. Über die üblichen Preise sollte man sich im voraus informieren.

Samlors, dreirädrige Fahrradtaxis mit ein bis zwei überdachten Fahrgastsitzen, gibt es im Stadtinneren nur noch wenige, da sie als Verkehrsbehinderung angesehen werden und einige Straßen für sie gesperrt sind. Preise sind Verhandlungssache oder Gutdünken.

An den Anschlusspunkten bzw. Verbindungspunkten von Wohngegenden zum öffentlichen Busnetz werden meist Taxidienste mit Motorrädern angeboten. Diese meist von jüngeren Thais in Kooperativen organisierten Dienste haben den Vorteil fester und recht niedriger Preise im Vergleich zu den mehr frei operierenden Samlors und Tuktuks. Im Berufsverkehr sind sie häufig die einzige Möglichkeit schnellen Individualtransports. Die Fahrer tragen in der Regel orange T-shirts mit Namen der Kooperative/des Anschlusspunkts und ihrer Nummer.

Parkplätze für Selbstfahrer sind in Korat wie wohl überall mitunter ein Problem. Die neueren Kaufhäuser, Supercenter und die Banken etc. haben eigene kostenfreie Parkhäuser oder -plätze. In den Straßenzügen mit kleineren Geschäften kommt es jedoch häufig zu Behinderungen durch Doppelparker.

Die Lebenshaltungskosten sind selbstverständlich vom individuellen Anspruch und Bedarf abhängig. Wenn das Statistische Bundesamt eine Teuerungsziffer von -11* (Mietausgaben nicht berücksichtigt) von Bangkok gegenüber Berlin ermittelt hat, so kann angenommen werden, dass dies auch in etwa für Korat gilt. Die von vielen Thailandtouristen getragenen Vorstellungen des "billigen Lebens im Busch" sind sicher nicht zutreffend. Wer in Deutschland die gleichen Abschläge macht, die er hier aufgrund mangelnden Angebots hinnehmen muss, wird sehen, dass der Unterschied in finanzieller Hinsicht nicht so groß und die "Teuerungsziffer" von nur -11 realistisch ist.

* Eine Teuerungsziffer drückt den prozentualen Unterschied der Preise für die im "Warenkorb" erfassten Produkte des als Durchschnittsbedarf angenommenen Lebenshaltungskostenindexes aus.

Gesprochene Sprache ist Thai, mitunter Issan-Dialekt. Englischkenntnisse nehmen in der Bevölkerung zu; man sollte jedoch nicht darauf vertrauen, dass jeder Verkäufer oder Busschaffner die Hemmschwelle überwindet und Gebrauch von dem in der Schule gelernten Englisch macht. Deutsch sollte man trotz einiger Ausnahmen in Hotels generell nicht erwarten.

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Re: Wohnen in Korat

Ungelesener Beitragvon Werther » So Aug 13, 2006 6:17 am

Original gepostet am Jun 26, 2006 8:46 am

Danke dir, KoratCat! :D So ausführlich habe ich es nicht erwartet. Das sind doch meist Punkte, die den Entwicklungsstand beschreiben und sich wahrscheinlich mit der Zeit bessern werden.

Alles Gute

Werther :D


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