Haus aus Lehm

Was man beim Hausbau in Thailand am besten wie einsetzen kann.
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koratwerner (†2012)
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Haus aus Lehm

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Aug 13, 2009 10:21 am

Ecotec errichtet in Thailand Haus aus Lehmbauplatten

Die Firma Ecotec Naturfarben GmbH aus Lüdenscheid hat in Thailand ein Lehmbauprojekt der ganz besonderen Art realisiert. In Nakhon Ratchasima hat die Firma ein 15 x 24 Meter großes Haus komplett aus Lehmplatten errichtet. Diese wurden auf ein Metallständerwerk doppelseitig innen und außen verschraubt und anschließend mit Lehm verputzt. Die Hohlräume wurden mit Kokoskork gefüllt um einen ausreichenden Schall- und Wärmeschutz zu erzielen.

Um die Außenwände vor Niederschlag zu schützen wurden die Dachüberstände extra groß ausgeführt.
Wie bei Lehmbauten allgemein üblich überzeugt das Lehmplattenhaus durch ein ausgezeichnetes Raumklima. Erste Eindrücke zeigten, dass in den Räumen eine sehr konstante Luftfeuchtigkeit herrscht und die Innenraumtemperaturen im Durchschnitt um 3 Grad unter den Außentemperaturen von 30-35 Grad liegen.

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Lehmbauplatte: Lehmbau leicht gemacht

Lehm zählt zu den bauphysikalisch und baubiologisch interessantesten Baustoffen. Er besteht aus annähernd gleichen Teilen Sand, Schluff und Ton und ist sehr weit verbreitet. Seine Fähigkeit zur Wärme und vor allem Feuchtigkeitsregulierung werden von keinem anderen Baustoff erreicht.

Allerdings war es bislang sehr aufwendig Lehm auf dem Bau zu verarbeiten. Mit der Entwicklung der Lehmbauplatte hat sich dies nun geändert.

Herstellung der Lehmbauplatten
Lehmbauplatten gibt es von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Ausführungen. Hauptbestandteil ist Lehm bzw. Ton. Dieser wird entweder durch eine Schilfrohrmatte armiert oder durch Stroh- bzw. Holzfasern (Sägespäne) stabilisiert. Ferner können weitere pflanzliche oder mineralische Zuschläge enthalten sein. Die Platten werden nicht wärmebehandelt, so dass die positiven Eigenschaften des Lehms in vollem Umfang erhalten bleiben.

Eigenschaften
Lehmbauplatten weisen sehr gute Schallschutzeigenschaften auf. Ferner wirken sie regulierend auf Feuchtigkeit und ihre Oberfläche wird als "warm" empfunden. Eine weitere Eigenschaft ist ihre Fähigkeit Geruch zu absorbieren und Strahlung abzuschirmen. Die Einstufung in die Baustoffklassen schwankt je nach Ausführung zwischen B1 - brennbar - und A1 - nicht brennbar.

Verarbeitung von Lehmbauplatten
Lehmbauplatten werden zur Erstellung von Wand- und Deckenverkleidungen und Vorsatzschalen verwendet. Die Lehmbauplatten werden auf ein Stahlprofil oder Holzrahmenkonstruktion mit Hilfe von Schrauben oder Nägeln montiert. Bei Deckenverkleidungen müssen je nach Lehmbauplatten-Typ mit Unterlegscheiben gearbeitet werden. Die Platten können mit handelsüblichen Werkzeugen gesägt werden. Häufig weisen die Stöße der Lehmbauplatten zur leichteren Verarbeitung Nut und Feder auf. Die Stöße müssen mit einem Jutegewebe oder Glasfasergewebe armiert und mit einem Lehm-Feinputzmörtel verspachtelt werden. Anschließend kann die Lehmbauwand mit einem Lehmputz behandelt werden oder direkt mit Lehmfarbe gestrichen werden.

Durch Einführung der Lehmbauplatte kann nun auch im Trockenbau der baubiologisch wertvolle Baustoff Lehm eingesetzt werden.

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Ein Haus aus Lehm in der Provinz Nakhon Ratchasima, das will ich mir doch einmal ansehen und frage in Deutschland bei der Firma Erotec nach, wo ich mir dieses Haus ansehen kann. Ich habe Glück, denn derzeit befindet sich Herr Babka, der Geschäftsführer dieser Firma in Korat und mit ihm mache ich mich auf den Weg zum Amphoer Kham Thale So, wo inmitten von Reisfeldern eine Fabrikation von Lehmplatten im Entstehen ist und ein gewerblich genutztes Gebäude mit Wänden und Decken aus Lehmplatten genutzt wird.

Heute hat Herr Babka etwas Zeit für mich, doch in den nächsten Tagen erwartet er Besuch von Interessenten aus Bangkok, Korea und Japan, die sich nicht nur für Wohnhäuser aus Lehmplatten interessieren, sondern diese auch möglicherweise als Feuerschutzwände und Innen-, sowie Außenverkleidungen im Hochhausbau einsetzen wollen.

Thailand bietet ideale Voraussetzungen für unsere Fertigung, erklärt er. Lehm und Zuschlagstoffe gibt es hier zu Genüge und bei diesem warmen Klima benötigen wir keine viel Energie fressenden Trockenöfen, um die Platten zu trocknen. Da die Transportkosten innerhalb Asiens und sogar nach Hamburg relativ gering sind, rechnet sich über die nicht anfallenden Energiekosten auch der Transport nach Europa. Von den geringen Lohnkosten gegenüber einer Produktion in Deutschland spricht er nicht, doch auch dieser Faktor dürfte ein Grund sein, hier in Thailand zu produzieren.

Etwa 1,25 x 60 cm messen die fertigen Lehmplatten und haben nur eine Stärke von 22,5 mm. Ich bin erstaunt darüber, dass das relativ spröde Material nicht zerbricht. Doch weil bei der Fertigung natürliche Pflanzenfasern vor dem Gießen der Platten in den flüssigen Lehm eingearbeitet werden, sind diese nach dem Trocknen überaus stabil und überstehen sämtliche Erschütterungen, die zum Beispiel beim Transport mit Lkw auf Thailands zum Teil schlechten Straßen, auf die Paletten einwirken.

Stolz führt mich Herr Babka in das Musterhaus, wo uns trotz offen stehender Eingangstür eine angenehme Temperatur und Luftfeuchtigkeit empfängt. Ich kann nur staunen, zumal ich den anfangs spürbaren irdenen Geruch schon nach wenigen Minuten nicht mehr wahrnehme. Die Platten sind ja noch nicht alt, erklärt mir Herr Babka, doch später verliert sich dieser Geruch.

Der Anblick der lehmfarbenen Wände und Decken ist gewöhnungsbedürftig, doch können die Bauteile sämtlich mit atmungsaktiven Lehmfarben gestrichen oder mit Lehmputz versehen werden, die mit natürlichen Farbstoffen eingefärbt sind.

Ein Problem ist allerdings eine gewisse Empfindlichkeit der Außenwände gegen Wassereinwirkung. Doch dagegen gibt es auch eine Möglichkeit über die Herr Babka derzeit noch nicht sprechen will, weil das weltweite Patentierungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Vielleicht sagen die folgenden Bilder mehr, als ich hier schreiben kann. Doch wie auch immer eine Beurteilung dieser Baumethode ausfallen mag, für mich ist es erstaunlich, dass beinahe vor meiner Haustür in Korat die uralte Lehmbauweise der Phönizier mit neuzeitlichen Erkenntnissen eine Weiterentwicklung erfahren soll.

Anmerkung: Nicht alle Stufen der Fabrikation waren mir zugänglich

Das Musterhaus

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Aus der Fabrikation

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Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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