fritzman hat geschrieben:Es ist sicher nicht einfach, positiv wahrgenommenem zu werden und gleichzeitig die eigene Positionen zu vertreten. Aus meiner Sicht ist das der Schlüssel zur Lösung der meisten 'thailändischen' Probleme.
Sicherlich ist es eine der grössten Herausforderung die das Leben stellen kann, wenn man als Farang eine Thai Frau mit einem Sohn kennen lernt, der schon im Schulalter oder etwas darüber ist. Da eine vernünftige Stiefsohn - Stiefvater Beziehung hin zu kriegen ist von vielen Umständen abhängig. Umständen die man selbst kaum beeinflussen kann und oft gar nichts davon weiss.
Der Bub hat einen Freundeskreis. Der ist ihm wichtig und was die meinen ist ihm sehr wichtig. Auch wenn die nichts sagen, dann hat er unter Umständen den Eindruck, die halten seine Mutter nun für eine Nutte. Er sieht den Farang dann als 'der alte Bock, der meine Mutter vögelt'. Er sieht das Problem beim Farang: seine reine Anwesenheit ist ein Affront. Er sieht nicht, dass die Mutter womöglich wegen seinem hohen Geldverbrauch einen Ernährer suchen musste.
Letzteres ist die Sicht des Farangs. Er sieht sich als Sponsor, der den Karren aus dem Dreck ziehen muss. Und der Sohn ist aus seiner Sicht das Problem: hat und macht nichts als Probleme.
Es ist schwierig aus so einer Situation heraus zu kommen. Die verschiedenen Sichtpunkte zu verlassen und sich irgend wo in der Realität zu treffen. Erschwert wird die Situation durch Sprachbarrieren und Freundeskreise. Auch der Farang hat Bekannte. Im Internet, am Stammtisch usw. Die beeinflussen ihn auch. "Liebeskaspar", "Rosa Sonnenbrille", "wandelnder ATM", "sich selbst zum Affen machen" sind Ausdrücke die er immer wieder hört - und die er nicht auf sich selbst gemünzt haben möchte. Das lässt ihn unflexibel werden, wenn er über seinen Schatten springen sollte.
Um so eine Situation in den Griff zu bekommen, müsste der Farang die ersten Schritte machen. Er kommt in die Welt des Sohns - nicht umgekehrt.
Es bräuchte schon einen sehr aussergewöhnlichen Farang. Mit Selbstbewusstsein - dass er sich von seinen Farang-Bekannten nicht beeinflussen lässt, sondern seinen Weg geht, auch wenn er dadurch in den Augen seiner Bekannten zum Weichei wird. Er muss die finanzielle Kraft haben, den Karren wirklich aus dem Dreck zu ziehen. Nicht nur die schlimmsten Löcher zu stopfen, sondern die Lebensqualität der ganzen Familie zu verbessern. Er muss vor allem Geduld haben, denn seine Qualitäten werden erst mit der Zeit wahr genommen. Er darf den Mut nicht verlieren, wenn er im Gegenwind steht. Und er muss sich verständigen können. Er muss nicht nur mit seiner Frau ein paar Brocken reden können, sondern auch mit seinem Stiefsohn - und dessen Freunden. Sich am Fussballmatch, wenn die Dorfmannschaft spielt, zeigen und mit machen - nicht auf dem Feld, sondern beim rings-rum. Er muss sympathisch wahr genommen werden - und das geht nie, wenn ihn jeder Baht reut. Sein Image im Dorf ist wichtig. Denn sein Stiefsohn wird ihn eher akzeptieren, wenn seine Kollegen sagen: "Der Farang Deiner Mutter ist eigentlich ein ganz netter und lustiger Kerl".
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Vergleicht das einmal mit dem Ansatz von "streng aber gerecht" oder "die Konfrontation nicht scheuen", der oft in solchen Situationen empfohlen wird.
Für meinen Weg würde ich z.B. den Ausdruck "die eigene Position vertreten" ersetzen durch "Verständnis für die eigene Position zu erzeugen".
Aber auch mein Rezept - wenn man das überhaupt so nennen kann - gibt keine Erfolgsgarantie. Es kommt noch auf den Sohn an, auf die Mutter, Verwandtschaft und Nachbarn. Die können zum Erfolg beitragen, oder ihn sabotieren. Genau so wie seine Farangfreunde.
Nicht jeder ist aus dem Holz geschnitten um den Supermann zu spielen, der hier gefragt ist. Wer sich die Rolle nicht zutraut, soll die Finger von diesem Spiel lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi