Billigpillen ebnen der Malaria den Weg

Malaria (von lateinisch mala aria oder mal’aria ‚schlechte Luft‘, die insbesondere aus den Sümpfen steigt) – auch Sumpffieber, Wechselfieber (auch für Marschenfieber verwendet) oder Kaltes Fieber genannt – ist eine Tropenkrankheit, die von einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen wird. (Wikipedia)
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KoratCat
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Billigpillen ebnen der Malaria den Weg

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Mai 08, 2012 9:43 am

SÜDOSTASIEN

Billigpillen ebnen der Malaria den Weg
Das einzige wirksame Anti-Malaria-Medikament – es trägt den Namen Artemisinin – verliert in Südostasien seine Schlagkraft. Schuld daran sind gefälschte Arzneien.

Je mehr Birma, das jahrzehntelang isoliert und von Sanktionen gepeinigt war, sich öffnet, um so mehr häufen sich zumindest im Gesundheitssektor die Horrornachrichten. "Wir entdecken immer mehr Gegenden, in denen die Bevölkerung immun gegen Malariabehandlung ist", sagte eine Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation WHO am Rande eine Konferenz in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, Schuld sind gefälschte Medikamente.

"Schlechte oder schlichtweg gefälschte Pillen tragen dazu dabei, dass sich in Birma, Kambodscha und entlang der thailändischen Grenze zu diesen Ländern Resistenz gegen Artemisinin entwickelt", sagt WHO-Vertreter Pascal Ringwald. Das in China entwickelte Medikament ist gegenwärtig die einzige Arznei, mit dessen Hilfe – in Kombination mit anderen Mitteln – Malaria geheilt werden kann.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich weltweit 700.000 Menschen an den Folgen der Behandlung mit Pillen, die statt Wirkstoffen nur Maismehl enthalten oder mit Kalk verdünnt sind. Birma, so zeigt sich in diesen Wochen, ist in Südostasien besonders betroffen.

Der Grund sind einer WHO-Gesundheitsexpertin zufolge die Sanktionen der vergangenen Jahrzehnte. "Es war eine Politik, dem Regime kein Geld zur Verfügung zu stellen. Aber die Alternative, im Gesundheitsbereich über Hilfsorganisationen zu gehen, hat nicht funktioniert." Die Apotheken birmanischer Prägung sind deshalb meist mit Medikamenten vollgestopft, die ohne jede Regulierung auf dem Privatmarkt gekauft und importiert werden. Statt der Qualität steht der niedrige Preis dabei im Vordergrund. Und viele Malariakranke versuchen aus Kostengründen ihr Glück mit einer einzigen Arznei statt der empfohlenen Kombination.

Die Resistenz gegen das Malariamittel Artemisinin tauchte erstmals vor rund acht Jahren in Kambodscha auf und verbreitet sich seitdem trotz aller Bemühungen in der ganzen Region. Auch in Kambodscha ist der Handel mit gefälschten Medikamenten weit verbreitet. Die Behörden haben mittlerweile sogar eine eigene Polizeiabteilung etabliert, die den schwunghaften Handel bekämpfen soll.

Mit Hilfe von Interpol und den chinesischen Behörden gelang es vor rund fünf Jahren zudem, einige Hersteller in Süd-China dingfest zu machen. Neueste Untersuchungen verstärken den Verdacht, dass die Drogen-Mafia, die in Südostasien die Produktion von verbotenen Amphetaminen kontrolliert, den Markt gefälschter Arzneien als lukrativen Nebenzweig entdeckt hat.

"Wir müssen alles tun, um Artemisinin als Medikament bei der Malariabekämpfung zu erhalten", warnt WHO-Vertreter Ringwald vor den Folgen einer sich ausbreitenden Resistenz. Denn falls die Arznei auch außerhalb der Region Südostasien wirkungslos wird, dürften sich viele Erfolge bei der Malariabekämpfung der vergangenen zehn Jahre als Pyrrhussiege erweisen. Angesichts der Tatsache, dass in Südostasien verbreitete Stechmücken angesichts des Klimawechsels auch in Europa angekommen sind, könnte die Resistenz auch auf dem alten Kontinent zur Verbreitung der oft tödlichen Malaria führen. Wie fragil die Erfolge sind, zeigt das Beispiel Thailand. Dem südostasiatischen Königreich gelang es, die Zahl der jährlichen Malariaerkrankungen von 70 000 auf 50 000 zu drücken. In den Grenzgebieten mit Artemisinin-Resistenz dagegen ist die Zahl leicht steigend.

Badische Zeitung
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

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