Malariaforschung

Malaria (von lateinisch mala aria oder mal’aria ‚schlechte Luft‘, die insbesondere aus den Sümpfen steigt) – auch Sumpffieber, Wechselfieber (auch für Marschenfieber verwendet) oder Kaltes Fieber genannt – ist eine Tropenkrankheit, die von einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen wird. (Wikipedia)
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KoratCat
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Malariaforschung

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 19, 2007 11:05 am

Malariaforschung im Flüchtlingslager

Kombination von klassischer und chinesischer Medizin wirkt gegen resistente Malaria optimal.

Von Beate Kittl

150 000 Flüchtlinge haben das südostasiatische Myanmar, das frühere Burma, seit der Machtübernahme der Militärs 1988 verlassen. Sie haben feindliche Angriffe von Regierungssoldaten erlebt, die Dörfer der ethnischen Minderheiten stürmten, sowie den erbittert geführten Krieg zwischen der Armee und aufständischen Rebellen. Doch der grösste Feind war häufig die Malaria. Hunderte starben in den Lagern an der thailändischen Grenze, erlagen der Anämie, weil die Parasiten ihre roten Blutkörperchen zerstörten.

Das von der Anopheles-Mücke übertragene Tropenfieber fordert weltweit über eine Million Menschenleben pro Jahr – entweder weil keine Medikamente zur Verfügung stehen oder weil die Plasmodium-Parasiten Resistenzen gegen die erhältlichen Medikamente entwickelt haben. Besonders gross ist dieses Problem an der thailändisch-burmesischen Grenze. Vor 20 Jahren gründete der französische Arzt François Nosten hier die Shoklo Malaria Research Unit (SMRU). Die einzigartige Forschungseinrichtung verbindet die medizinische Versorgung der Flüchtlinge mit der Entwicklung neuer Therapien gegen den Malariaerreger.

Einen Durchbruch erreichten die Forscher bereits 1991. Die Situation in den Lagern hatte sich zugespitzt: «Die Parasitenstämme waren gegen sämtliche verfügbaren Malariamittel resistent», sagt Nosten, inzwischen einer der meistzitierten Malariaforscher. Erfolg brachte schliesslich eine Substanz, von der chinesische Kollegen den westlichen Forschern vorschwärmten: der Wirkstoff Artemisinin aus einer Beifusspflanze, den die traditionelle chinesische Medizin bereits seit Jahrhunderten gegen Fieber einsetzt.

Potentes Kraut

Chinesische Forscher hatten den Wirkstoff in den siebziger Jahren wiederentdeckt und seine verblüffende Wirkung dokumentiert: Der Pflanzenextrakt machte den Parasiten schneller den Garaus als alle bekannten Antimalariamittel, und er löschte selbst bis dahin resistente Stämme aus. Die Wirkungsweise des potenten Krauts ist bis heute nicht restlos geklärt. Wenn der Malariaerreger eine Blutzelle befällt, wird Eisen freigesetzt. Zusammen mit Artemisinin − oder seinen in heutigen Medikamenten verwendeten Abkömmlingen − bildet das Eisen aggressive Sauerstoffverbindungen, die den Parasiten töten.

Allerdings wird Artemisinin im Körper rasch abgebaut, was die Gefahr erhöht, dass einige Erreger überleben und Resistenzen entwickeln. Also setzten Nosten und seine Kollegen die Substanz von Anfang an zusammen mit dem bekannten Wirkstoff Mefloquin ein. Alleine eingenommen, war diese Substanz nicht mehr gegen alle Parasiten wirksam, in der neuen Artemisinin-basierten Kombinationstherapie aber brachte sie den Erfolg. Dank dem konsequenten Einsatz der Kombinationstherapie sowie Moskitonetzen und -sprays in den Häusern sind die meisten Flüchtlingslager heute praktisch malariafrei. Die Krankheitsfälle mit der gefährlichsten Form der Malaria, Plasmodium falciparum, gingen um 90 Prozent, die Todesfälle um die Hälfte zurück. «Die Shoklo-Leute haben nachgewiesen, dass diese Strategie die Gesundheitssituation drastisch verbessert», sagt Piero Olliaro vom Forschungsprogramm Tropenkrankheiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Seit 2001 empfiehlt die WHO die Kombinationen als Goldstandard.

Noch wirken die Artemisinin-Produkte − doch wie lange noch? In Kambodscha gibt es bereits erste Hinweise dafür, dass ihre Wirkung nachlässt − wenn auch noch keine echten Resistenzen aufgetreten sind. Darum arbeitet das Shoklo-Zentrum schon jetzt an neuen Therapien. 14 ausländische Forscher und 200 einheimische Mitarbeiter erproben neue Artemisinin-Kombinationen. Sie prüfen die Verträglichkeit der Medikamente, zum Beispiel für schwangere Frauen. Im Labor in der SMRU-Basis in Mae Sot durchforsten sie das Erbgut des Erregers auf mögliche Resistenzmechanismen, unterstützt von einem weltweiten Forscher-Netzwerk. Der Ansatz, angewandte Forschung Seite an Seite mit einem Hilfseinsatz zu betreiben, hat sich bewährt. «Die Forscher müssen sich der praktischen Probleme im Feld bewusst sein», sagt Olliaro von der WHO. Nur so könnten sie brauchbare Lösungen liefern. «Wir sähen es gerne, wenn überall auf der Welt Shoklo-Klone entstünden.» Doch trotz diesen hervorragenden Resultaten kam die Kombinationstherapie bisher erst spärlich zum Einsatz. «Lediglich fünf bis zehn Prozent der nötigen Behandlungen sind derzeit erhältlich», schätzt Nick White von der Mahidol-Universität in Bangkok. Vier Kombinationstherapien sind derzeit zugelassen, das am häufigsten verwendete Mittel ist Coartem von Novartis. 62 Millionen Dosen lieferte die Firma 2006 an Entwicklungsländer zum durchschnittlichen Selbstkostenpreis von einem Dollar. Zu viel für die Bewohner armer Länder, die ihre Malariamittel oft selbst kaufen müssen. Die Folge: vermeidbare Todesfälle und mehr Resistenzfälle, weil die Leute zu wenig Wirkstoff oder billige Fälschungen einnehmen.

Medikament zu teuer

Viele Experten fordern deshalb eine internationale Subventionierung der Kombinationspräparate. Eine Dosis dürfe nicht mehr kosten als die alten Medikamente, also rund 12 Rappen. Nachdem Forscher wie Nick White den Geldgebern vorwarfen, inzwischen unwirksame Medikamente zu finanzieren, zeichnet sich nun eine Änderung ab: Noch in diesem Jahr will die «Roll Back Malaria»-Initiative der WHO, der Uno und der Weltbank ein zentrales Subventionssystem einrichten. Die erforderlichen 300 Millionen US-Dollar pro Jahr sollen aus der internationalen Malariahilfe kommen.

Neue Zuericher Zeitung 19. Aug. 2007
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

tuktuk
Korat-Isaan-Forum-Gast

Malariaforschung

Ungelesener Beitragvon tuktuk » Fr Sep 19, 2008 7:21 am

Ich denke, der thread sollte weitergeführt werden.Vielleicht unter dem Titel Malariaforschung.Ich fand hierzu einen interessanten Artikel in der Tagesschau.
http://www.tagesschau.de/ausland/malaria100.html


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