Endlich: Nach 16 Jahren wurde nun ein Urteil gefällt
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Verantwortliche des Hotel-Einsturzes in Nordthailand zu hohen Geldstrafen verurteilt08.03.2009 08:34 eingesandt von Alex Mais für OnlineZeitung 24.de - Lokales, Vermischtes
Nach nunmehr 16 Jahren gab es endlich ein Gerichtsurteil für die Verantwortlichen an der Einsturzkatastrophe des Royal Plaza Hotel in Nakhon Ratchasima (Korat/Nordthailand), bei der am Freitag, dem 13. August 1993, mindestens 138 Menschen ums Leben kamen…
Der Einsturz geschah bei Bauarbeiten zur Renovierung und Aufstockung einer zusätzlichen Etage des Royal Plaza Hotel. Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich mehr als 500 Menschen in dem Gebäude, in dem gerade zwei Kongresse stattfanden befunden haben. Zwischen 270 und 350 Personen (die Angaben schwankten) konnten sich selbst retten oder wurden nach dem Einsturz lebend geborgen. Sie wurden ausnahmslos in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert, wo ihre zum Teil schweren Verletzungen behandelt wurden.
Bis zum Sonntagmorgen wurden 88 Tote geborgen. Die Rettungsmannschaften von Polizei, Armee, Feuerwehr und Ärzten gingen zu diesem Zeitpunkt noch von bis zu 100 weiteren Verschütteten aus. Von mindestens 20 von ihnen sollen Klopfzeichen gehört worden sein. Erfreulich war die Nachricht, dass es den Rettern am Morgen des 14. August gelungen war noch einige Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Zu anderen Verschütteten konnte eine Notversorgung hergestellt werden. Bei anderen jedoch, die tief unter den Trümmern lagen, wurden die Klopfzeichen immer schwächer, so dass eine Rettung zu diesem Zeitpunkt aussichtslos erschien. Deshalb grenzt es nahezu an ein Wunder, dass am Sonntag weitere Überlebende gefunden und geborgen wurden.
Zu diesen Überlebenden gehörte das 29 Jahre alte Zimmermädchen Maniwan Titisaksoporn. Sie war mit beiden Beinen unter einem Betonträger eingeklemmt und nur durch einen Tunnel, den die Retter gegraben hatten, erreichbar. Es gelang nicht, den Träger anzuheben, so dass ein Team von Notärzten und Chirurgen, 60 Stunden nach dem Einsturz, in dem Trümmerhaufen beide Beine amputieren mussten. Etwa zehn Meter entfernt wurde ein zweites, noch lebendes Zimmermädchen gefunden.
Am Sonntagabend hieß es, dass immer noch mindestens drei weitere Überlebende unter den Trümmern seien. Das thailändische Fernsehen, Kanal Neun, sprach zu diesem Zeitpunkt bereits von über 100 Toten und immer noch rund 50 Vermissten. Bereits am Samstag konnte die hochschwangere, 21jährige Pannee Veesaphen mit einem zerquetschten Arm und einem gebrochenen Bein gerettet werden. Kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus brachte sie per Kaiserschnitt einen gesunden Jungen zur Welt.
Starke Regenfälle, Temperaturen bis zu 40° und die drohende Gefahr einer Gasexplosion behinderten die Rettungsarbeiten. Bis zum Samstagmorgen wurden mindestens zwei der ca. zwei Dutzend im Hotel befindlichen Ausländer tot geborgen. Am Sonntag stieg deren Zahl auf drei an. Es handelte sich dabei um einen Amerikaner, eine Britin und vermutlich eine Japanerin. Deutsche befanden sich nicht im Hotel.
Der damalige thailändische Ministerpräsident Chuan Leekpai sagte in einer Presseerklärung zu dem Unglück: „Erneut hat eine Missachtung von Bauvorschriften zur Katastrophe geführt!“ Diesen Vorwurf wies der Hoteldirektor Wittaya Wongwacharakarn damals entschieden zurück. Tatsache ist jedoch, wie die internationalen Medien berichteten, dass das Hotel ursprünglich nur für drei Etagen geplant wurde. Bereits vor einigen Jahren war es aber schon auf sechs Etagen aufgestockt worden. Zum Zeitpunkt der Katastrophe wurde es gerade um ein siebtes Stockwerk erweitert. Zusätzlich befanden sich bereits vier riesige Wassertanks auf dem Dach des Gebäudes. Das war zuviel. Unter der zusätzlichen Last stürzte das als bestes Hotel der Stadt geltende Royal Plaza wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Architekt, ein verantwortlicher Ingenieur und der Hotelbesitzer wurden inzwischen von der Polizei wegen Missachtung von Bauvorschriften verhaftet. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 138 an. Am Abend des 16.8. konnten noch fünf Frauen aus einem Konferenzsaal lebend geborgen werden. Das Hotelmanagement muss von der Baufälligkeit des Royal Plaza in Korat gewusst haben. Dokumente beweisen Risse in den Decken von 39 Zimmern auf insgesamt drei Etagen!
Dieses Unglück hat mich damals auch persönlich sehr getroffen, da wir ein Jahr zuvor selbst noch mit Freunden und der Familie in dem Hotel übernachtet hatten…
Das jetzige Gerichtsurteil fiel für thailändische Verhältnisse außergewöhnlich hoch aus: 152 Millionen Baht (ca. 3 Millionen Euro) zuzüglich Zinsen. Verurteilt wurden nun vom Berufungsgericht die Stadt Nakhon Ratsachima, die Baufirma, der Besitzer der Baufirma, der leitende Bauingenieur und der verantwortliche Architekt. Als Kläger war die Royal Plaza Hotel Company aufgetreten.
Wie der Anwalt der Hotel Company sagte, soll das Urteil ein Beispiel dafür sein, dass die Stadtverwaltungen keine mangelhaften Baupläne genehmigen dürften. „Die Sicherheit der Menschen muss an erster Stelle stehen.“
Aufgrund der Katastrophe hatte die thailändische Regierung seinerzeit eine Untersuchung aller Hochhäuser im Land angeordnet. Die dazu eingesetzte Kommission beschränkte sich jedoch lediglich auf Hotels und Einkaufszentren in Bangkok, weil sie völlig unterbesetzt war. Doch schon dabei kamen erhebliche Mängel zu Tage. Statt Schließungen der Gebäude gab man sich letzten Endes mit einem kleinen Hinweisschild zufrieden: „Betreten auf eigene Gefahr.“