Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

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KoratCat
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Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Nov 23, 2010 11:24 am

Kambodscha

Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Während eines Festes ist in Kambodscha eine Massenpanik ausgebrochen. Mehr als 330 Menschen kamen ums Leben, als die Besuchermenge auf einer Brücke außer Kontrolle geriet. Hunderte wurden verletzt.

Phnom Penh - Bei einer Massenpanik während des traditionellen Wasserfestes in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh sind an diesem Montagabend mindestens 339 Menschen ums Leben gekommen. Das sagte Ministerpräsident Hun Sen im Fernsehsender Bayon TV. "Die Zahl wird steigen", sagte er. Auch die Anzahl der verletzten Personen liegt nach Angaben des Politikers bei über 300.

Er spreche den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus, sagte Hun Sen. Es handle sich um die "größte Katastrophe" in Kambodscha seit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Das ultrakommunistische Regime, das Kambodscha zwischen 1975 und 1979 beherrschte, wird für den Tod von zwei Millionen Menschen verantwortlich gemacht.
Zu der Panik kam es laut Augenzeugen und Krankenhausmitarbeitern auf einer Brücke, die die am Mekong-Fluss gelegene Hauptstadt des südostasiatischen Landes mit einer kleinen Insel ("Diamant-Insel") verbindet. Dort sollten Feierlichkeiten anlässlich des bevorstehenden Endes des dreitägigen Wasserfestes stattfinden.

Viele Menschen seien aus Angst, erdrückt zu werden, ins Wasser gesprungen, hieß es. Wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete, waren die Opfer zumeist junge Leute. Die Besucher hatten offenbar in Panik angefangen zu schieben. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AP, das Unglück habe seinen Lauf genommen, als etwa zehn Menschen in der Menge ohnmächtig wurden.

Angehörige versammeln sich vor Krankenhaus

Vor dem Calmette-Krankenhaus, in das zahlreiche Leichen gebracht wurden, versammelten sich Dutzende Menschen auf der Suche nach Angehörigen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Viele der Anwesenden weinten. Der Gouverneur des Bezirks Daun Penh, Sok Sembath, sprach von einer Tragödie nie dagewesenen Ausmaßes während eines Wasserfestes.
Ministerpräsident Hun Sen kündigte an, die Regierung werde einen Untersuchungsausschuss einsetzen, um die Ursachen der Katastrophe zu klären.

Das Wasserfest ist eines der größten Festivals des Landes. Dabei wird dem Fluss Mekong gedankt, der Kambodscha mit fruchtbaren Böden und Fisch versorgt. Im Zuge der Feierlichkeiten waren in den vergangenen Tagen geschätzte zwei Millionen Menschen zu Konzerten, Feuerwerken und Bootsrennen in die Stadt geströmt.

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Re: Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Nov 23, 2010 9:35 pm

Hunderte Tote in Phnom Penh

Brücke wurde zur Todesfalle


Drei Tage lang feierten die Kambodschaner das Wasserfest - am Ende starben bei einer Massenpanik in der Hauptstadt Phnom Penh mehr als 370 Menschen. Noch ist die Ursache nicht klar. Aber offenbar versperrten Barrieren am Ende einer schmalen Brücke vielen Menschen den Weg.

Phnom Penh - Es sind grauenhafte Bilder, die das kambodschanische Fernsehen am Dienstag aus der Hauptstadt zeigt: Verrenkte und gekrümmte Körper liegen übereinander, verzweifelt schreiend strecken Verletzte den Hilfskräften die Hände entgegen. Die Helfer versuchen, die Überlebenden zwischen den Toten hervorzuziehen. Der Boden ist übersät mit Schuhen, Flaschen und Plastikarmbändern.

Am letzten Tag des Wasserfestes hatten sich am späten Montagabend (Ortszeit) die Feiernden in Phnom Penh gedrängt, plötzlich kam es zu einer Massenpanik. "Ich war geschockt und dachte, ich sterbe noch an Ort und Stelle", sagt die 27-jährige Chea Srey Lak, die von der Menge zu Boden gerissen wurde. Ihr gelang gerade noch die Flucht, aber eine ältere Frau, die neben ihr lag, sei zu Tode getrampelt worden. "Diejenigen, die stark genug waren, konnten fliehen, aber Frauen und Kinder sind gestorben", berichtete die am Bein und der Hand verletzte Srey Lak.
Auch die Retter sind traumatisiert. "Ich habe versucht, einem Kind zu helfen, aber ich konnte nicht mehr machen, als es aufzuheben und hoch über die Masse zu halten, damit es atmen konnte", sagte der 19-jährige Buot Panha. "Ich rang ja selbst um Atem."

Nach derzeitigen Angaben kamen bei dem Fest zum Ende des Monsuns 378 Menschen ums Leben. Weitere 755 seien verletzt worden, sagte ein Regierungssprecher am Dienstag. Laut Ministerpräsident Hun Sen ist dies die "die größte Tragödie" in dem südostasiatischen Land seit dem Ende der Gewaltherrschaft der Roten Khmer vor mehr als 30 Jahren.
Ausgebrochen war die Katastrophe offenbar im Bereich einer schmalen Brücke, die die Stadt am Mekong mit der kleinen vorgelagerten Diamant-Insel (Koh Pich) verbindet. Dort hatten ein Konzert und eine Ausstellung stattgefunden. Was genau zu der Massenpanik geführt hat, klären derzeit die Ermittler.

Erst seien einige Menschen ohnmächtig geworden

Es seien Wolken aufgezogen, aus Angst vor einem Regenguss wollten viele Menschen gleichzeitig nach Hause, erzählte Buot Panha. Eine weitere Augenzeugin berichtete, die Panik habe begonnen, als etwa zehn Leute in dem Gedränge ohnmächtig geworden seien. Dann hätte sich eine Massenflucht entwickelt, bei der viele zu Boden gerissen worden seien und nicht mehr aufstehen konnte, so die Verkäuferin So Cheata. Später hätten Hunderte auf dem Boden gelegen, viele seien anscheinend nicht mehr bei Bewusstsein gewesen.

Zum Verhängnis wurde den Menschen vermutlich etwas, das eigentlich für Sicherheit sorgen sollte: Am Ende der Brücke zur Stadt hin waren Barrieren aufgestellt worden, die die Besucher von der Straße fernhalten sollten. Vor ihnen aber staute sich am Montag die Menge, berichtete Sem Pagnaseth, der am Unglücksort Getränke verkauft hatte.

Die Brücke wurde zur Todesfalle.

"Ich stand in der Mitte der Brücke, weil ich so groß bin, konnte ich meinen Kopf hoch strecken und atmen", sagte Buot Panha, als er zusammen mit zwei Freunden in einem Krankenhaus auf Nachrichten von verletzten Bekannten wartete. Er selbst habe sich zum Geländer durchgedrängt und sei gesprungen. Das habe ihm das Leben gerettet. Das Kind in seinen Armen habe er jedoch zurücklassen müssen.

Die meisten Opfer sind erstickt und innerlich verblutet

Informationsminister Khieu Kanharith erklärte, dass die meisten Opfer erstickt und inneren Blutungen erlegen seien. Zwei Drittel der Opfer seien Frauen, hieß es am Dienstag, auch viele Kinder wurden verletzt oder starben. Nach ersten Informationen des Auswärtigen Amtes sind keine deutschen Touristen unter den Opfern. Eine endgültige Bestätigung dafür gebe es aber noch nicht, hieß es am Dienstag.

Das Wasserfest gilt als wichtigster Feiertag in Kambodscha. Aus allen Landesteilen strömt die Bevölkerung in die Hauptstadt Phnom Penh. Schon seit Samstag hatte sich die Stadt in einer Art Ausnahmezustand befunden: Vviele Geschäfte und sogar der Kaiserpalast waren geschlossen, die Menschen schoben sich in Massen ausgelassen durch die Straßen, überall wehten internationale und kambodschanische Fahnen.

Die Hauptfeierlichkeiten finden entlang der "River Front" statt. Tausende Menschen drängten sich am Wochenende vor allem am Flussufer. An kleinen Ständen und bei fliegenden Händlern gab es Obst und Reis, aber auch Spezialitäten wie gebratene Vögel, Insekten, Frösche oder Spinnen. Viele Kambodschaner saßen mit ihren Familien auf Decken im Gras und beobachteten die vorbei rudernden Schiffe sowie das Feuerwerk. Die reicheren Besucher saßen auf Dachterrassen der für kambodschanische Verhältnisse luxuriösen Kneipen und beobachteten das Treiben von oben.

Die Sicherheitspräsenz der Polizei war mäßig, an vielen Absperrungen mühten sich einzelne Beamte damit ab, Fahrer von Motorrollern daran zu hindern, in den inneren Festival-Bereich zu fahren - meist vergebens. Auf dem Fluss waren zwei Boote der Polizei stationiert. Nur sehr wenige Fahrzeuge des Roten Kreuzes oder privater Krankenhäuser waren zu sehen. Absperrungen oder gar markierte Fluchtwege waren nicht zu erkennen.

Krankenhäuser sind völlig überfordert

In den völlig überlasteten Krankenhäusern der Stadt rangen Ärzte am Dienstag noch um das Leben der Verletzten. Militärlaster rollten durch die Stadt, um die Toten zu ihren Angehörigen zu bringen.

Die medizinische Versorgung in Phnom Penh ist zwar besser als im Rest des Landes, entspricht aber nicht im Ansatz westlichen Standards. Krankenwagen sind nur mit Minimal-Ausstattung unterwegs, private Krankenhäuser wie das Calmette Hospital gelten zwar als verhältnismäßig gut, lebensbedrohliche Erkrankungen oder schwer verletzte Menschen können dort nur ansatzweise versorgt werden.
Auch in den Fernsehbildern offenbarten sich die Mängel der Katastrophenversorgung: Verletzte wurden ohne jedwede Hilfsmitteln getragen, Reanimationsversuche wirkten hilflos und nicht den gängigen Vorgehensweisen entsprechend.

Die Regierung kündigte unterdessen einen Gedenktag und Entschädigungszahlungen für die Opfer an. Angehörige von Toten sollen umgerechnet 1250 Dollar bekommen, Verletzte 250 Dollar. Am Dienstag versammelten sich buddhistische Mönche an der Brücke, um für die Opfer zu beten.

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WADI (†2016)
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Re: Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » Mi Nov 24, 2010 8:17 am

"Am Dienstag versammelten sich buddhistische Mönche an der Brücke, um für die Opfer zu beten"

Das wird aber dem Geschäftstreiben auf dem kleinen Inselchen nicht mehr helfen: Bei den abergläubischen
Asiaten / Khmer ist die Brücke jetzt geisterlich verflucht u. es wird sich jeder genau überlegen, ob er hierauf
noch einen Fuß setzt!
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jogi
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Re: Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Ungelesener Beitragvon jogi » Mi Nov 24, 2010 10:04 am

So etwas gibt es in Deutschland auch. Im Sommer war ich mit meiner Frau und einem anderen Thaigirl bei der Loveparade in Duisburg. Da fing die Panik auch damit an, dass Leute in der Menge ohnmächtig wurden und die Ordnungskräfte die Absperrungen nicht öffneten. Wir mussten dann, selbst in der Menge eingequetscht, erleben, wie in Sichtweite 22 Menschen zu Tode getrampelt wurden als die Leute versuchten über eine Treppe zu fliehen. Zum Glück hatte ich von Anfang an Angst um meine beiden kleinen Thais und habe uns aus dem stärksten Gedränge ferngehalten. Aber dass es zu Toten kommen würde, damit hatte ich natürlich auch nicht gerechnet. So hatten wir einfach Glück. Hier ein Video, das ich eine Stunde vor dem Unglück auf dem Weg zum Festplatz gedreht habe. Die Todesfälle sind darauf nicht zu sehen. http://www.youtube.com/watch?v=Kdi_cQCE8Eg

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WADI (†2016)
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Re: Mehr als 330 Menschen sterben bei Massenpanik

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » Mi Nov 24, 2010 12:25 pm

jogi hat geschrieben:...Hier ein Video...


nette Aufnahmen mit alten Bekannten (!); zuerst dachte ich, im Hintergrund fahre gerade ein
Steinkohlen- Güterzug vorbei (Duisburg = Kohlengräberstadt). Dann merkte ich: "das ist ja Musik..."
导师 dǎoshī Lem Pel


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