Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Hinweise und Erklärungen zur Stellung des Farang in der Thai Familie, zum besseren Zusammenleben mit Thaifrau, Stiefkindern und dem Rest der Thai Verwandschaft können hier gefunden bzw. eingestellt werden.
Reiner
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Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Reiner » Mi Apr 27, 2016 10:07 am

Hallo Ihr Alten Hasen,

Heisse Reiner und bin erst 30. Grund der Anmeldung ist mein Interesse an Korat und Thai Hochzeitstraditionen. Und das Interesse kommt durch meine neue Freundin Nittaya, einer 24-jährigen in Thailand und von Thai Eltern geborenen Frau, die mit 9 Jahren von ihrer Mutter nach Deutschland geholt wurde. Die Mutter hatte einen deutschen Mann geheiratet, der auch Nit adoptierte. Sie bekam die deutsche Staatsbürgerschaft. Nit besuchte die Schule und studierte in Deutschland. Sie hat jetzt einen guten Job bei einer Bank. Die Großeltern in einem Reisdorf bei Korat besuchte sie während ihres Aufwachsens alle paar Jahre, hat sich aber nach eigener Auskunft völlig von ihren Thai Wurzeln getrennt, spricht selbst mit ihrer Mutter nur Deutsch. Nit und ich möchten heiraten. Standesamtlich und fertig! Nit ist eine moderne Frau. So weit Alles gut!

Jetzt kommt aber die Mama und lamentiert, dass in jedem Falle eine buddhistische Hochzeitszeremonie in dem Dorf stattfinden müsse, in dem Nit die ersten 9 Jahre verbracht hat und viele ihrer Angehörigen leben, an die sich Nit eigentlich kaum noch erinnern kann. Und bevor es so weit komme, müsse ich erst mal etwas über Thailand und den Isaan lernen, denn ihrer Meinung nach sei Nit nur äusserlich eine selbstbewusste und aufgeklärte Deutsche; tief in ihrem Innern sei sie immer noch eine Thai mit allen traditionellen und religiösen Gefühlen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dem mit recht gemischten Gefühlen gegenüberstehe. Nit steht hier mit beiden Beinen im Leben, und ausser viel hübscher als ihre Kolleginnen ist sie von einer in Deutschland Geborenen und Aufgewachsenen nicht zu unterscheiden. Jetzt kommt Mama mit ihren Geistern und angeblich buddhistischen und thailändischen Traditionen und möchte sie wenn auch nur kurz und vorübergehend in ein Leben zurückführen, das so gar nicht mehr zu ihr passt. Eigentlich kann ich mir das ja nicht vorstellen, habe aber doch ein bisschen Angst, dass Nit sich bei dem ganzen Geister- und Traditions-Hokuspokus in eine Andere verwandelt. Nit selbst sagt, das sei kein Problem, sie wolle mit der Zeremonie nur ihren Verwandten einen Gefallen tun.

Könnt Ihr mich ein bisschen aufklären, was bei und mit einer solchen Zeremonie da so Alles auf mich zukommen könnte?

Danke schon mal im Voraus :)

Reiner

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thedi
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon thedi » Mi Apr 27, 2016 1:58 pm

Sali Reiner,

Culture Shock Thailand.

Es ist eine andere Welt. Hier - mit hier meine ich Isaan (Nordostthailand), ich lebe hier - läuft vieles anders als im Westen. Z.B. heiratet Mann nicht eine Frau, sondern er heiratet in eine Sippe - er wird Mitglied einer Sippe. Das hat nichts mit Geistern oder Religion zu tun, sondern mit Sozialnetz, Altersvorsorge und anderen handfesten Existenzgrundlagen. OK, auch mit Geistern und Religion, aber das ist vorläufig eher nebensächlich.

Wenn Deine Verlobte immer noch Thai Wurzeln hat, dann können diese jederzeit wieder ausschlagen und neue Blüten treiben. Dann musst Du Dich früher oder später damit auseinander setzen. Dann wäre es sehr vorteilhaft, wenn Du jetzt schon wüsstest, auf was Du Dich da einlässt. Denn das bedeutet unter anderem auch, dass Kinder und Enkel für ihre Eltern, Grosseltern, Onkeln und Tanten und vor allem auch Schwiegereltern, Schwiegergrosseltern usw. aufkommen, wenn diese älter werden und Unterstützung brauchen. In Thailand gibt es weder Renten noch Krankenkasse, nur Verwandtschaft die durch dick und dünn zusammen hält. Nicht nur das: auch Geschwistern, Cousins, Nichten und Neffen muss vielleicht einmal bei einem Schulgeld geholfen werden. Oder auch einmal für eine Kaution zusammengelegt werden, damit der Sürmel nicht ins Gefängnis muss. Jeder zieht nach eigenen Kräften am Karren - bis auf diejenigen, die ausscheren, aber auch die lässt man nicht fallen. Es ist eine Zwangsgemeinschaft - man ist durch Geburt oder Heirat da mit drin. Mit allen gute und schlechten Seiten.

Aus 10'000 km Entfernung, ohne Beziehungen oder Kompetenzen, die in Thai von Bedeutung wären, würde sich Dein Beitrag als Sippenmitglied vorerst einmal aufs finanzielle beschränken. Wenn Du nach einiger Zeit mehr rein kommst, kannst Du Dich vielleicht auch anders nützlich machen.

Nittaya wuchs bei ihren Grosseltern und Verwandten im Reisdorf auf. Das Leben dort ist hart und entbehrungsreich. Ein Kind mehr zu ernähren ist nicht nur eine Handvoll Reis mehr, sondern kostet viel Geduld, Liebe, Aufopferung. Daher hat Nittaya - aus Sicht der Thai Tradition - dort grosse Schulden. Fühlt sie sich diesen Schulden gegenüber immer noch verpflichtet, oder ist sie ganz Deutsch geworden - wo nur Eltern ihren Kindern gegenüber Verpflichtungen haben - nicht auch umgekehrt, wie in Thailand?

Falls Nittaya - bis auf die Form der Nase - ganz Deutsche wäre, dann könntest Du Thailand mit seinen Traditionen und Werten ignorieren. Dann würde sie eine traditionelle Hochzeit mit Brautgeld und allem drum und dran klar ablehnen und ihr könntet nach Deutscher Tradition Eure Zweierkiste in Deutschland machen.

Ich kenne weder Dich noch Nittaya und wage daher nicht irgend welche konkreten Aussagen zu machen. Auf Grund meiner Wahl des Konjunktivs in den obigen Sätzen, ersiehst Du aber, was ich aus der Ferne, aufgrund Deiner kurzen Vorstellung, vermute.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

Uwe
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Uwe » Mi Apr 27, 2016 6:27 pm

Grüß Dich Reiner, Du junger Hüpfer.
Der Zweck, der Eheschließung in Thailand sollte nicht in Richtung gehen, eine Zapfsäule für stetig ständiges sprudelnden Geldes für Guttun und zwanghafte Verpflichtung sein:
Standesgemäß verstanden und ausgelegt (auf thailändischer Seite) als vermeintlicher Reichster (für den Farang) und Reichste (für – in den meisten Fällen – die im Ausland lebende Frau), da ihr nun (durch die thailändische Hochzeitszeremonie) in die Sippe eingebunden und nutzbringende Verbündete und ein Teil des Ganzen seid.

Wie wird es denn meist gelebt? Wenn man weiß, dass monatlich 500€ (es geht auch weitaus höher), von meist weiblichen Thais, an die Familie übersendet werden, dann wundere ich mich schon, wer so viel über hat, wo jeder weiß, dass DACH nicht die billigsten Lebenshaltungskosten hat, um im allgemeinen bei vielen anderen kaum etwas übrig bleibt, um sich selbst großartig was zu leisten, geschweige denn, solch üppigen Gastgeschenke zu machen .
Aber es scheint schon mehr die Regel und Praxis sein, massive Geld-und Konsumgeschenke zu tätigen, und dieses mit thailändischen, sozialen Grundverständnis zu rechtfertigen/rechtfertigen zu müssen-als ein gegebenes Muss-quasi Gesetz.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich fall wohl darunter.
(Jetzt wird's persönlich:)
Auch wenn man zu zweit verdient, wie bei uns, kann ich fast nicht mal einen Euro abgeben.
Natürlich brauch ich mich nicht schämen, „arm“ zu sein. Immerhin bin reich an ehrlichen Charakterzügen, und noch einiges mehr, wo ich mich nicht für mein „Farangleben“ schäme.
Da bin ich selbstbewusst genug, um nicht die thailändische Sichtweise über zu bewerten, auch wenn es von manch Farang kommentiert wird, ich könne mich dadurch nicht in Thailand integrieren, weil anpassungsunfähig.

Thema Für- und Vorsorge:
Jedes, nicht nur die Thaikinder für ihre Eltern, auch deutsche und alle Kinder tun es: Sich im Alter um ihre Eltern kümmern.
Jedenfalls ist das meine Beobachtung und Erfahrung.
Das obliegt nicht einer Thaigesellschaft allein.

Jedenfalls versuch ich, soweit es geht, erst einmal meine Tochter zu unterstützen, wo es geht, wo es notwendig ist: Geld zu bekommen von einem Sozialhilfeverein, damit sie in den Sommerferien mit der Klasse verreisen kann, … .
Aber auch meine Frau unterstütze ich: Samstag steht die Prüfung für den B1 Kurs an, dann folgt der Test zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft, … .
(Das werde ich aber nicht jemanden auf die Nase binden, ich werde beobachten, wer in der Lage, gutes in meinem Verhalten und Handlungen zu erkennen.)
Das was ich keinesfalls später von meiner Tochter erwarte: FINANZIELLE Unterstützung. Denn, warum soll ich das Recht haben, nur weil ich gegeben habe, auch unbedingt zurückbekommen. Immerhin kann es zum Beispiel sein, das meine Tochter Frisörin wird (gerne werden will). Bei einem der geringst bezahlten Fachkraftberufe wird sie kaum selbst genug haben. Also ich rechne einfach nicht damit. Alle andere wäre unvernünftig. Falls es anders kommt, dann ist es doch ok..

Ich weiß, dass von einigen hinterm Rücken in Thailand ein wenig die Nase gerümpft wird, was für ein „Pech“ die Tochter geheiratet hat. Denn „jeder“ Farang ist doch reich.
Die Wolke, dass, wenn die Tochter die Heimat verlässt, für Wohlstand und Konsum und Finanzbeglückung sorgen zu müssen, ist eine Forderung, die meist fast nicht nur erwartet wird, sondern auch, wenn auch manchmal auf Um-und Abwegen, gefordert wird.
Aufpassen muss man mit Übertreibungen und Ausnutzungen.

Interessanter Weise, erwartet großartig keiner etwas von den nicht ausgewanderten (nur mit moralisch, sauber ausgeübten Job!) Kindern, da gilt dann: Ja, als Beamter in höherer Position kann man auf Grund von Familie mit selbst zu versorgenden Kindern, auf Kredit gekaufter Limousine, neu gebauten Eigenheim, …, keine großen Sprünge machen, um die Familien der Eltern zu unterstützen.

Was sieht meine Familie und die Dorfgemeinschaft, und vergleicht mir gegenüber: Ein Japaner (mit seiner Thaifrau in Japan lebend) beglückt seine Schwiegereltern opulent: schönes, extrem stabiles, großes Haus finanziert, Auto gekauft (obwohl keiner Auto fahren darf und kann), Schmuck, gutes Sümmchen monatlich, …
Der „lustige“ Druck, der von der netten Gemeinschaft gegenüber meiner Frau aufgebaut wird, es gleichzutun, empfinde ich als Charakterschwäche derer, die selbst nicht besser gestellt sind und die Farangs „abstufen“, die nicht die Erfüllung von Geldleistungen erbringen, weil sie unter Umständen auch die gesellschaftlichen Bedingungen in der Welt nicht kennen (sich aber auch nicht bemühen, andere Strukturen mit ihren vielfältigen Facetten kennen zu lernen, oder bewusst das Leben draußen in der Welt ausblenden), aber Bedingungen stellen.

Das mein Denkanstoß aus meinem Leben und aktuell auf die Sicht der Dinge.

Also Reiner, Du machst es richtig, Dich mit dieser Situation ernsthaft auseinander zu setzen, und im Vorfeld eventuell aufkeimende Konflikte aufzuspüren oder bevorstehende Ungereimtheiten beizulegen und Neuigkeiten aufzudecken und alles zusammen mit Deiner Freundin im Einklang besprichst. Auch unter Beachtung Deiner eigenen Interessen, die anerkannt werden sollten, um nicht zu kurz zukommen.

Insoweit spricht nichts gegen eine buddhistische Hochzeitszeremonie in dem Dorf.
Aber ich würde die „gesteckten Ziele“ der Partnerseite offen legen lassen, oder kund tun, welche Hoffnungen Du und Deine Freundin erfüllen wollt. Das heißt, beide Seiten müssen kompromissbereit und verständnisvoll sein.
Es gibt ja nicht nur eine Seite, als die der thailändischen „Sozialfinanztransaktionen“, Traditionen und Religion, um als einzig wahr und gültig zu gelten.
Eine Verwandlung Deiner Freundin, so sie denn kommen würde, was man nicht hervor sagen kann, ob in wie weit eine Veränderung von statten geht, würde sicherlich einiges von Dir abverlangen, und erneutes kennenlernen, hineindenken und fühlen könnten auf Dich zukommen, aber auch Deinen und euren Horizont erweitern und eure Liebe, Beziehung und Partnerschaft festigen.

Den Weg, den die Mutter von Deiner Freundin genommen und gelebt hat (immerhin hat sie sich doch auch in Deutschland integriert), scheint von Bedeutung zu sein.
Ob sie nun ihr Verständnis von festgelegten Strukturen und Ritualen Thailands und Gleiches verlangt (verlangen muss), hat Tragweite für euer zukünftiges Leben.
Auch Eltern, egal welcher Gesellschaft und Religion sollten erkenn, das man nicht gegen anderes Denken und Fühlen etwas erzwingen kann, um so nicht gegen die Interessen des eigenen Kindes zu handeln, und es ist keine Frage der Schuld (familiär, sozial) wie es gerne von vielerlei Seiten mal suggeriert wird.
Helfen und unterstützen kommt vom Herzen allein und ist nicht erkäuflich, und nicht allein mit Geldzuwendungen und Materiellem zu bedienen.

Also Reiner, Du kannst ja Thedis und mein Schreiben Deiner Freundin und ihrer Mutter als Diskussionsgrundlage vorlegen.
Schreib mal, was dabei herauskam, wie die Meinungen darüber ausfallen.

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du über Deine persönliche Angelegenheit offen berichtest, denn ich möchte auch daraus lernen, oder kann verstehen lernen.

Alles Gute und Gesundheit von Uwe :wave

Reiner
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Reiner » Mo Mai 02, 2016 4:49 pm

Hallo Thedi und Uwe,

recht herzlichen Dank für Eure Ausführungen; die Angelegenheit scheint doch nicht so einfach zu sein, wie Nit das sieht. Sie liebt ihre Verwandten in Thailand, weil sie immer die Prinzessin für sie war. Ihre Mutter scheint da viel weiser zu sein: "Von Prinzessinnen wird erwartet, dass sie einestages regieren". Mit Geld selbst, Ansprüchen auf direkte finanzielle Unterstützung und so, habe das eigentlich ziemlich wenig zu tun. Die Cousinen werden sie alle beneiden, eher an Nits Nerven zerren, ihnen auch "gute Partien" zu vermitteln.

Ich verstehe, dass sie selbst (Nits Mutter) da so Einiges hat durchmachen müssen. Sie möchte deshalb, dass wir da bewusst rangehen. Es gäbe da viele Möglichkeiten, wir müssten aber selbst wissen, ob und wie wir da helfen könnten. Keine Heiratszeremonie im Dorf hieße aber sich aus der Verantwortung stehlen.

Dass die Heiratszeremonie im Dorf letzten Endes unvermeidlich ist, haben Nit und ich schon mal akzeptiert. Den weitaus größten Schock hat bei mir aber die Summe ausgelöst, die das Ganze kosten soll: wir sollten mal mit Gesamtkosten von ca. €15.000 rechnen! Als ich fast vom Stuhl fiel, meinte Mama, das seien die Gesamtkosten des Festes, nicht was letzten Endes an uns kleben bliebe; da würde jeder Eingeladene mit einem Umschlag Bargeld dazu beitragen. Dabei gelte die Regel "Je mehr Ihr Nit liebt, umso mehr packt Ihr in den Umschlag rein!" Jetzt interessiert mich nur noch, was Großzügigkeit da dann schon wieder an Erwartungen und Verpflichtungen auslöst.

Aber wir haben uns erstmal dahin gehend geeinigt, dass die Zeremonie nicht in den ersten drei Jahren der Ehe sein muss, da wir ja alle unsere Mittel dazu bräuchten, uns im teuren Deutschland einzurichten, ETW kaufen und einrichten, den Studienkredit abzahlen, etc. "Erst wenn wir es geschafft haben, den Batzen für die Zeremonie auf die Seite zu legen", wurde dann scheinbar akzeptiert. Nits Mutter, die seit 4 Jahren verwitwet ist, sagt, sie würde die Kosten zwar zum großen Teil selbst tragen, aber sie ist auch nicht so flüssig. Die Wogen scheinen vorerst geglättet, die Geister geben erstmal Ruhe...

Uwe
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Uwe » Mo Mai 02, 2016 7:44 pm

Reiner hat geschrieben:..., ihnen auch "gute Partien" zu vermitteln.

Auch eine bekannte Tatsache, die gar nicht so selten praktiziert wird. Und das kann auch so eine Sache (mit Auswüchsen) sein, weil die Gerüchte um Prinzen ungeahnte Blüten treiben und Fantasien auslösen können (wobei der Prinz manchmal danach das Nachsehen hat).
Wirtschaftlicher Status spielt dabei mittunter eine übergeordnete Rolle.
Ist vielleicht gut gemeint, aber...
A.G.u.G.v. Uwe :wave

maguntus
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon maguntus » Do Mai 05, 2016 12:36 am

Hallo Reiner
Ich habe letzten Dezember in Korat geheiratet. Das ganze Fest mit Gold, Brautgeld, Essen, den Mönchen, Musik etc hat mich auch so einiges gekostet. Alle sind zufrieden und das von mir festgelegte Budget von 200000 Bath konnte gehalten werden.
Es geht teurer und billiger. Ich bin jetzt 47 und möchte in 3-4 Jahren langfristig naCh Thailand gehen. Sparen ist angesagt und bis dahin wohne ich mit meiner Namfon in der teuren Schweiz, wo mein Schatz auch sieht, das der größte Teil des schönen Gehalts für die Lebenskosten drauf geht. Daher fließen von unserer Seite nur sehr kleine Beträge an die Schwiegereltern, welche in die Zeit auf den 8jährigen Sohn meiner Frau aufpassen. Natürlich könnte man auch monatlich ein kleines Vermögen senden, denn die Wünsche gehen den Thailänder genau so wenig aus, wie bei uns. Jeder wie er will und kann.
Grüße aus der Schweiz.
Träume vom Leben in Thailand (ab dem 60-igsten) :-)

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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Mousemelk (†2019) » Do Mai 05, 2016 4:42 am

maguntus hat geschrieben:.....
Ich habe letzten Dezember in Korat geheiratet. Das ganze Fest mit Gold, Brautgeld, Essen, den Mönchen, Musik etc hat mich auch so einiges gekostet. Alle sind zufrieden und das von mir festgelegte Budget von 200000 Bath konnte gehalten werden.
Es geht teurer und billiger.
...

Sind die 200.000THB incl der Geldgaben der Gaeste.

Wieviele Schweine wurden verzehrt und wieviel KG Reis wurden gekocht, dies kann als Hochrechnung benutzt werden.

Guenther

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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Mai 05, 2016 8:39 am

Wie aufwändig eine Hochzeitsfeier in Thailand zu werden hat, hängt vom sozialen Status der Braut und ihrer Eltern ab. Nittaya als Akademikerin (wahrscheinlich MBA oder Diplom-Betriebswirtin) mit einem guten Job in einer Bank, also bei den Göttern der Macht, wird da wohl kaum so billig davonkommen können.
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Reiner » Do Mai 05, 2016 3:32 pm

Ja, das Brautgeld, da hab ich mich auch schon erkundigt. Nits Mutter meinte, da sollten wir uns keine grauen Haare wachsen lassen, das würde nur Show, sie besorge entsprechende Packen Bargeld - und gebe sie hinterher wieder zurück; sei bei ihrer eigenen Hochzeit schon so gewesen, die für eine ausgebildete Lehrerin ja auch nicht billig erscheinen durfte. Das Brautgold sollte allerdings echt sein, und sei unsere Sache. 10 Baht Gold sollten das schon sein. Mir graut immer mehr vor dem Ganzen!

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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon thedi » Do Mai 05, 2016 5:03 pm

Reiner hat geschrieben:...Mir graut immer mehr vor dem Ganzen!

Wenn Dich Geld reut, dann lass es bleiben. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Denn es wird mit dem Gold nicht fertig sein. Wie schon einmal oben gesagt: nach Thai Tradition heiratet man nicht eine Frau, sondern wird durch eine Heirat Mitglied einer Sippe. Und das in einem Land in dem die Sippe all die Funktionen übernimmt, die in Deutschland der Sozialstaat wahr nimmt.

Such Dir ein nettes Mädel aus Deinem Kulturkreis.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Mai 05, 2016 5:57 pm

Hallo thedi,

muss mal moderierend eingreifen: Welch eine Andere in seinem Kulturkreis soll Reiner sich denn suchen, wo doch "Nit hier (in diesem Kulturkreis) mit beiden Beinen im Leben steht, und ausser viel hübscher als ihre Kolleginnen von einer in Deutschland Geborenen und Aufgewachsenen nicht zu unterscheiden" und noch dazu eine moderne Frau ist: "Nit und ich möchten heiraten. Standesamtlich und fertig!" Ausserdem hat er ja nicht gefragt, ob er Nittaya heiraten solle oder nicht, sondern er fragte nach der von der Schwiegermama verlangten Hochzeitsfeier im Dorf bei Korat. Wegen möglicher Probleme mit oder aufgrund der Hochzeitsfeier braucht er doch nicht von seiner Verlobten abzulassen; ein "Nein!" zur Hochzeitsfeier in Thailand reicht. Er und Nittaya wollen doch ohnehin nicht hier wohnen. Sie arbeitet bei einer Bank in Deutschland, zahlt dort Sozialversicherungsbeiträge, von denen die deutschen Rentner mitbezahlt werden; was will sie in einem Dorf bei Korat?

Meinem Verständnis nach geht es doch eher um die Schwiegermutter, die sich aufgrund ihrer eigenen Anbindung an das Dorf in Reiners und Nits Entscheidungen einmischen will, sie dazu bewegen will, dem Dorf etwas vorzuspielen. Ob es da letztendlich um Geld geht, wurde doch nicht gesagt. Ich kann mir viel eher vorstellen, dass es Reiner vor der Verlogenheit der Angelegenheit graut: "Nits Mutter meinte, da sollten wir uns keine grauen Haare wachsen lassen, das würde nur Show, sie besorge entsprechende Packen Bargeld - und gebe sie hinterher wieder zurück; sei bei ihrer eigenen Hochzeit schon so gewesen, die für eine ausgebildete Lehrerin ja auch nicht billig erscheinen durfte." Dass Reiner die Investition in das Brautgold tätigen müsste, wurde auch nicht gesagt: "Das Brautgold sollte allerdings echt sein, und sei unsere Sache." Es ist m. E. wahrscheinlicher, dass damit gemeint war, es müsse der "Prüfung der Hochzeitsgäste" standhalten, dürfe nicht als unecht auffliegen.
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon AusmTiefstenIsaan » Do Mai 05, 2016 7:50 pm

Hallo Reiner,

Nochmal zurück zur Ausgangsfrage:

Könnt Ihr mich ein bisschen aufklären, was bei und mit einer solchen Zeremonie da so Alles auf mich zukommen könnte?

Die Antwort ist: Nix besonderes. Da kommen -zig bis Hunderte von Leuten, die essen und trinken, unterhalten sich, mustern Dich prüfend und diskutieren anschliessen Deine Vor- und Nachteile (aber auf Thai, das wirst Du ziemlich sicher nicht verstehen und die diskutieren das untereinander). Im Laufe des Veranstaltung musst Du dann einen Umschlag mit Bargeld in eine Silberschüssel legen und dies der Mama zum Geschenk machen (keine Sorge, das regelt Deine Angetraute). Die Mönche werden euch segnen (da musst Du ca. eine Viertelstunde auf den Knien sitzen); anschliessend werden Du und Deine Frau von fast allen Anwesenden mit Schnürchen zusammengebunden. Wenn das vorbei ist, dann zieht ihr euch (kurz!) zurück und entknotet das Ganze. Damit ist Dein Teil eigentlich erledigt. No big Deal; Du kannst kaum was falsch machen :-)

Völlig egal, was irgendwer sonst sagt, das Ganze zahlst Du. Das ist einfach so, wenn man eine Thai heiratet.

Zu den Kosten dieses Events vllt. eine Vergleichsmöglichkeitem:

Mein Ortsvorsteher (der Pu Yai Bahn) hat vor nicht allzu langer Zeit mal ein rauschendes Fest gefeiert (er hat die "Thailand sucht den Super-Pu Yai Bahn"-Show gewonnen). Ca. 200 Leute, Essen und Trinken für alle; Live-Musik von der Bühne bis zum frühen Morgen. War ziemlich unbestritten das "Event des Jahres" hier im Dorf. Kosten gem. verschiedener, i.d.R. zuverlässiger Quellen 100.000 Baht (der hat den Pu Yai Bahn-Bonus, mich hätte das das Doppelte gekostet).

Wie oben geschrieben: "es geht billiger und teurer". Aber wenn es heisst

Reiner hat geschrieben:[..] die Heiratszeremonie im Dorf [...] wir sollten mal mit Gesamtkosten von ca. €15.000 rechnen! [...] das seien die Gesamtkosten des Festes


Das sind umgerechnet etwa 600.000 Baht. Da scheint mir weniger eine "Dorfhochzeit" stattzufinden, als eher ein Hotel in Korat gemietet zu werden (Die thailändische "I want to show"-Skala ist definitiv nach oben offen). Alternativ lassen sich diese IMHO hohen Kosten darauf zurückführen, dass etliche Familienmitglieder aus dem Ausland eingeflogen werden müssen/sollen.

Und sei unbesorgt; das ist erst der Anfang. Wenn Du nicht vorort auf dem Reisfeld schwitzt, dann kommt früher oder später JEDER Wunsch zu Dir (ein neuer Traktor für den Schwiegervater, Uni-Geld für die Nichte, Krankenhauskosten für die Tante, I-Phone für den Enkel usw usw)

Aber wie thedi schreibt: "Wenn Dich Geld reut, dann lass es bleiben.".


MfG Holger

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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Mai 05, 2016 8:20 pm

Ist interessant, wie hier so wenig weltoffen der Tenor "Man kann den Thai Wurzeln nicht entkommen" verfolgt wird, und jeder (auch nur ehemaligen) Thai im Hinblick auf Heirat mit Westlern allein monetäre Motive, sei es für sich selbst oder die Familie, unterstellt werden. Nittaya mit ihrem sicher nicht geringen Einkommen als Bankangestellte könnte doch ruhig ihrer Familie helfen, wenn denn Hilfe notwendig sei, und sie sodann helfen wolle. Was hat das mit dem Deutschen Reiner zu tun, der die Deutsche Nittaya heiraten möchte?

In jungen Jahren war ich Tutor ("teaching assistant") an der Uni in Kalifornien. Viele meiner Studenten sprachen mit mir über die europäischen Wurzeln ihrer Eltern und Großeltern. Ob sie den europäischen Verwandten noch irgendwie verpflichtet seien? Nein, sie seien Amerikaner! Man sei zwar verwandt, aber die nationalen und kulturellen Unterschiede würden doch überwiegen. So kann ich mir auch gut vorstellen, dass eine gebildete Deutsche wie Nittaya auch nicht mehr eine Thai ist, die sich Thai Verwandten verpflichtet fühlen muss, weil sie eben anderswo akkulturiert ist.
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Mai 05, 2016 10:22 pm

AusmTiefstenIsaan hat geschrieben:Und sei unbesorgt; das ist erst der Anfang. Wenn Du nicht vorort auf dem Reisfeld schwitzt, dann kommt früher oder später JEDER Wunsch zu Dir (ein neuer Traktor für den Schwiegervater, Uni-Geld für die Nichte, Krankenhauskosten für die Tante, I-Phone für den Enkel usw usw)


Ist natürlich bedauerlich, wenn es Leute gibt, die darauf nicht entsprechend zu reagieren wissen, bei jeder Bitte allergisch reagieren und jammern, dass man sie doch nur als Goldesel benutze, und statt nach Prüfung, ob machbar und angemessen, schlicht "Nein!" zu sagen, hinterher aber ihre Enttäuschung über ihre eigene Großzügigkeit in diesen pauschalen Unterstellungen weitergeben. :oops:

Es verbleibt aber die Frage, wie weit diese Wünsche überhaupt dem Reiner vorgetragen werden könnten. Etwa direkt in Form eines Telefonanrufs in einer Sprache, die er versteht, oder in einem Brief in einer Schrift und Sprache, die er lesen und verstehen kann? Oder verbliebe es nicht vielmehr beim Kontakt mit der Tochter des Dorfes, Reiners Schwiegermutter in spe, mit der Anweisung, dem Reiner doch mal beizubringen, dass etwas von ihm "gewünscht" sei? Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass solche Wünsche, falls überhaupt geäussert, in Verpflichtungen ausarten könnten.

Ganz anders ist das natürlich, wenn jemand sich in den tiefsten Isaan begeben hat, um dort im Dorf mit unerfüllten Erwartungen zu leben. Der ist dann halt selbst schuld, wenn er sich da in etwas hineinbegeben hat, was ihm jetzt nicht behagt, aber seinen Unmut hierüber in Form der Situation Anderer nicht angepassten Ratschlägen loszulassen, ist nicht der richtige Weg. Der sollte dann halt einfach rennen, wenn er selbst die Situation nicht mehr in der Hand hat und leidet.
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Weisser Büffel
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Re: Hochzeitszeremonie für Geister und Verwandte

Ungelesener Beitragvon Weisser Büffel » Do Mai 05, 2016 11:48 pm

Hallo, erstmal Entschuldigung, dass ich hier so direkt in eine Diskussion reinplumpse. Ich bin selbst in Thailand geboren und in Deutschland aufgewachsen, lebe in Deutschland mit meiner deutschen Frau. In unserem Freundeskreis gibt es mehrere junge Deutsche mit Thai Vorfahren. Kaum einer oder eine von denen fühlt sich aber von der Thaifamilie ueber Maßen beansprucht. Das hat was mit der Bildung zu tun. Je hoeher die Bildung umso groesser die Hemmungen Verwandte um Hilfe zu bitten. Wer seine Probleme nicht selbst meistern kann, fuer seine materiellen Beduerfnisse nicht selbst arbeiten kann, hat sein Gesicht verloren. Und das ist auch in den meisten Doerfern in Thailand so. Bei einer Lehrerin und einer Bankangestellten würde ich da keine Massstaebe von Bauern anlegen.

Sicher gibt es Versorgungsehen, und manchmal muss auch einem anderen Familienmitglied geholfen werden. Aber die Ausmasse, die hier dargestellt werden, sind einfach uebertrieben. Wer das so bringt, hat halt eine schlechte Partie gemacht. Zeit sich nach was Besserem umzusehen!

Beste Grüße

Rüdiger (Somchai)


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