Wat Ban Rai

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koratwerner (†2012)
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Wat Ban Rai

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Aug 26, 2007 1:28 pm

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Wat Ban Rai ist sicher ein sehr schöner Wat und wird täglich von Menschen aus nah und fern besucht. Doch würde kaum jemand diese Stätte des Buddhismus kennen, wenn hier nicht der über die Landesgrenzen Thailands hinaus bekannte Abt Luang Phor Koon Parisuttho seine segensreiche Tätigkeit ausüben würde.

Wer ist dieser Mann? Luang Phor Koon wurde 1922 in der Provinz Nakhon Ratchasima in dem Ort Gud Piman, in dem heutigen Amphoer Dan Khun Thod geboren. Seine Eltern waren einfache und ungebildete Reisbauern, doch sein Großvater mütterlicherseits besaß Kenntnisse der Sprachen Pali und Kambodschanisch. Nach der Überlieferung soll er auch über spirituelle Kräfte verfügt haben, die ihn z.B. unverwundbar machten.

Als Luang Phor Koon 7 Jahre alt war, brachte dieser Großvater ihn in ein Kloster, wo er in Thai und Pali unterrichtet wurde. Im Alter von 9 Jahren traf der Knabe auf einen von einem Geist besessenen Mann. Um den Geist zu vertreiben, schlug er dem Mann mit einem Holzknüppel auf den Kopf und sprach auf den Geist ein zu verschwinden. Der Mann brach zusammen, stand auf und wusste nicht, was geschehen war. Ab diesem Tag begann der Ruhm seines Großvaters auf ihn überzugehen. Ein Holzknüppel wurde dann sein ständiger Begleiter, mit dem er den ihn besuchenden Menschen leicht auf den Kopf tupfte und sie so segnete. Seit einigen Jahren ist dieser schwere Holzknüppel durch ein leichtes Papprohr ersetzt. Die Gläubigen sind dennoch fest davon überzeugt, dass auch mit der Papprolle die übernatürlichen Kräfte des Mönches auf sie übergehen.

1943 ordinierte Luang Phor Koon zum Mönch und verbrachte die nächsten Jahre mit dem Studium der buddhistischen Magie, die sich besonders mit der Herstellung geweihter Amulette befasste. Nach seiner Lehrzeit folgte er den Lehren seines Lehrers dem ehrwürdigen Luang Pho Kong und wurde ein Phra Tudong, ein Waldmönch. Mehr als 10 Jahre lebte er in den Wäldern Thailands, Kambodschas und Laos, bevor er wieder nach Gud Piman zurück kam und das verfallene Wat Ban Rai aufbaute.

Alles was Luang Phor Koon zu dieser Zeit hatte, war sein Wissen und seine Fähigkeit Menschen einzuschätzen und motivieren zu können. Wo er auch anklopfte, er erhielt Spenden und die einfachen Menschen aus Gud Piman und Dan Khun Thod halfen ihm das Wat Ban Rai zu einem der schönsten Tempel im Isan wieder aufzubauen.

Da die einfachen Leute in seiner Umgebung nicht verstehen konnten, wie Luang Phor Koon an das viele Geld für den prächtigen Bau gekommen war, entstand der Mythos, dass er in Anlehnung an die spirituellen Kräfte seines Großvaters in der Lage sei, Geld zu vermehren. Er selbst jedoch beteuerte immer wieder, nicht dazu fähig zu sein. Doch der einmal entstandene Mythos verbreitete sich im ganzen Land und als dann die ersten Amulette mit seinem Bild zu kaufen waren, riss der Geldstrom nicht ab. Ob bewusst oder unbewusst, der Wunsch der Menschen nach Glück und Reichtum veranlasste sie immer wieder ein neues Amulett von ihm zu kaufen.

Jetzt zeigte sich die wirkliche menschliche Größe dieses Mannes, denn mit Hilfe des reichlich fließenden Geldes wurden in der Provinz Nakhon Ratchasima Schulen, Krankenhäuser und Tempel gebaut. So stieg sein Ruhm und als er dem König beträchtliche Summen für soziale Zwecke zur Verfügung stellte, entstand in der Bevölkerung so etwas wie eine göttliche Verehrung. So ist Luang Phor Koon schon zu Lebzeiten eine lebende Legende geworden und ist mit großem Abstand der bekannteste lebende Mönch Thailands.

Jeden Tag pilgern unzählige Menschen zu ihm nach Ban Rai um seinen Segen zu empfangen. Da hocken die Leute stundenlang geduldig in einer großen Halle. Wenn der Mönch dann erscheint, stellen sie sich in einer langen Reihe auf und jeder erhält von ihm mit einer langen Papprolle einen leichten Tupfer auf das gesenkte Haupt. So wird auch der Mythos seiner ersten segensreichen Tätigkeit erhalten, bei der er dem besessenen Mann mit einem Knüppel auf den Kopf geschlagen hat.

Nicht nur einfache Menschen kommen zu Luang Phor Koon, es erscheinen auch Wirtschaftsbosse, die seinen Segen für ihr Unternehmen mitnehmen wollen und Politiker, die sich vor einer Neuwahl sein Wohlwollen sichern möchten.

In diesem Jahr wird der berühmte Mann 85 Jahre alt, kommt aber noch täglich zu seinen Besuchern und arbeitet weiter an neuen Projekten. Weil sein Gesundheitszustand stark angegriffen ist, muss er sich allerdings schonen und wenn er sich gar in der Maharat-Klinik in Korat behandeln lassen muss, steht das am nächsten Tag in allen Zeitungen Thailands und die Menschen beten für ihn.

Nicht alles ist glatt im Leben dieses Mannes verlaufen. So sollen beispielsweise Unregelmäßigkeiten bei dem Verkauf seiner Amulette vorgekommen sein, die ihn dazu veranlassten keine neuen Amulette mehr herauszugeben. Zum 80.ten Geburtstag von König Bhumibol soll nun das letzte Amulett von ihm erscheinen, dessen Reinerlös dem König zur Verwendung für soziale Zwecke zufließen soll. Mit etwa 40 Millionen Bath rechnet der berühmte Mönch und wer ihn kennt, ist davon überzeugt, dass er sein Wort hält.

Für mich ist dieser Mann ein Phänomen, ein Mann, der seine Mitmenschen kennt, ihre Beweggründe ihn aufzusuchen durchschaut, ihnen mit seiner Papprolle auf den mehr oder weniger hohlen Kopf klopft und ihnen ihren Glauben nicht nimmt, dass er ihnen zu mehr Reichtum verhelfen kann. Dafür spenden die Leute und der Abt verwendet das Geld um den armen Menschen zu helfen.

Vor einigen Tagen waren Don und ich auch im Wat Ban Rai. Beide haben wir auch von Luang Phor Koon den Schlag mit der Papprolle auf den Kopf erhalten. Don hat anschließend gleich ein Los der Lotterie gekauft, dass sie bei einem geschäftstüchtigen Verkäufer gleich auf dem Klostergelände erstanden hat. Sie hat allerdings nichts gewonnen. Sie hat sich trotzdem gefreut, denn so einen berühmten Mann von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten, das ist schon eine ganz besondere Sache.

Ach ich habe die 70 km Anfahrt von Korat aus nicht bereut. Beide haben wir uns im Gegensatz zu vielen anderen Besuchern aber auch den Wat Ban Rai näher angesehen, der wirklich außergewöhnlich schön und auch ohne den berühmten Mönch eine Sehenswürdigkeit ist.

Impressionen aus dem War Ban Rai

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Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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