Wat Baa Lag Roi

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koratwerner (†2012)
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Wat Baa Lag Roi

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Aug 26, 2007 1:13 pm

Dieser Wat unterscheidet sich von jedem anderen Wat weit und breit, weil er auf den ersten Blick mehr einer Freiluft-Geisterbahn als einer buddhistischen Stätte ähnelt. Vermutlich ist dieser Wat deshalb etwas umstritten, denn trotz der zweifellos vorhandenen Attraktivität ist er leider nicht einmal in dem offiziellen Verzeichnis der Sehenswürdigkeiten der Provinz Nakhon Ratchasima aufgeführt. Baa steht bei diesem Wat für Waldtempel und Lag Roi bedeutet Einhundert oder der Hunderte. Der Begriff Waldtempel ist mir verständlich, doch für die Einhundert fehlt mir die Erklärung.

Als ich beim Frühstück zu Don sage, dass ich mir diesen Wat ansehen möchte, ist sie entsetzt und will auf Teufel komm raus nicht mit mir dorthin fahren. Vor die Entscheidung gestellt, stattdessen arbeiten zu gehen oder mit mir zu fahren, entscheidet sie sich aber letztlich doch dazu, zu mir in den Wagen zu steigen. Es ist von Korat aus nicht sehr weit. Wir fahren auf der 205 nach Passieren der Stadtgrenze nur etwa 20 km in Richtung des Städtchens Non Thai. Da es kein offizielles Hinweisschild gibt, verpassen wir beinahe die linkerhand liegende Straße, die wenige km vor Non Thai zu dem abseits liegenden Wat führt. Um sicher zu gehen, sollten nicht Ortskundige bei Einheimischen nach dem Wat fragen. Das geht auch ohne große Verständigung, denn jeder kennt hier den Wat und zeigt dem Fremden zumindest mit einem Arm die Richtung, in der man fahren muss.

Wir verlassen uns auch auf diese Gestik und erreichen nach 1,5 km Fahrt durch Reisfelder den Wat. Er liegt inmitten einer kleinen Ortschaft direkt an der Durchgangsstraße. Da, wo rechts zwei große steinerne Elefanten sich mit erhobenem Rüssel gegenüber stehen, ist die Einfahrt zu den Parkplätzen. Wir stellen den Wagen ab und weil wir hungrig und durstig sind, stärken wir uns erst einmal in einem der vielen kleinen Restaurants.

Don ist nicht in guter Stimmung, denn im Grunde genommen befinden wir uns schon inmitten von Skulpturen, deren schreckliches Aussehen für den naiven Betrachter Furcht erregend anzusehen sind. Einige Kinder, die an diesem Dienstag während der Schulferien mit ihren Eltern hier her gekommen sind, klammern sich an deren Händen und schauen sich ängstlich um. Don murmelt etwas von Phii und ich muss sie mühsam überreden mit mir zu gehen. Der große Tiger und die vor ihm stehenden Skulpturen von Mönchen machen noch einen friedlichen Eindruck, doch nach Passieren des eigentlichen Eingangs befinden wir uns direkt zwischen vielen Standbildern, die die Leiden der Hölle darstellen, die dem Betrachter mit äußerster Brutalität zeigen, was mit ihm geschieht, wenn er gegen die Regeln eines anständigen Lebens verstößt.

Ehrlich gesagt, hätte ich kleine Kinder, würde ich wohl kaum mit ihnen diese barbarischen, zum Teil sogar unanständigen Darstellungen, ansehen wollen. Selbst Don hält sich jetzt schutzsuchend in meiner Nähe auf, schaut sich ängstlich um und ihr sonst munter plapperndes Mundwerk ist still geworden.

Ich fotografiere, was das Zeugs hält, denn die Motive nehmen scheinst kein Ende. Langsam nehmen jetzt die Darstellungen an roher Brutalität ab, doch die jetzt links und rechts des Weges stehenden Skulpturen aus der Geschichte des Landes sind auch noch dazu angetan Albträume zu erwecken. Erst nach und nach erscheinen jetzt Darstellungen von Tieren, insbesondere der Kobra, die ja bekanntlich als der Beschützer von Buddha angesehen wird. Einigen dieser Figuren kann man durch das Einwerfen von 5 oder 10 Bath in einen Automaten dazu veranlassen über Lautsprecher Geräusche von sich zu geben. Die klingen ziemlich grauslich und Don schreckt jedes Mal zusammen, wenn unvermutet ein schriller Schrei oder eine beschwörende Stimme in ihr Ohr dringt.

Überall stehen in der ganzen Anlage an jeder nur denkbaren Stelle Opferschalen und solche Automaten. Der Renner unter diesen Einrichtungen ist eine Bühne, auf der man mittels einer Münze eine Kapelle aus tanzenden Skeletten mit 5 Bath in Bewegung setzen kann. Da steht dann Groß und Klein, staunt und hört und bei manchem Zuschauer sehe ich jetzt sogar ein leichtes Lächeln über die Gesichter huschen. Wir passieren jetzt einen künstlichen Wasserlauf, auf dem man Krathongs setzen und einen Wunsch aussprechen kann. Die Darstellungen werden beim Weitergehen zunehmend friedlicher. Sie zeigen jetzt Situationen aus dem täglichen Leben. So zum Beispiel aus der Schule, vom Militär und den Stationen des langsamen Alt werden einer Familie.

Der Skulpturenpark ist scheinst noch im Aufbau begriffen. Wenn man glaubt, an seinem Ende angelangt zu sein, sieht man jenseits eines großen Platzes eine neuere Skulpturenallee, deren links und rechts ste-henden übergroßen Figuren einen, na ja, sagen wir mal, engelhaften Eindruck machen. Don hat sich etwas beruhigt und beim Passieren dieser Allee taut sie etwas auf. Alles macht hier einen friedlichen Eindruck. Nach etwa 50 Meter macht die Allee einen Knick und nach weitern 50 Meter kommen wir zu einer zu einem überdachten Wandelgang, in dem so an die 50 sitzende Statuen berühmter Mönche aufgestellt sind.

Diese Allee wird weitergeführt, doch weil sie noch nicht fertig gestellt ist, gehen wir zurück, um uns den Rest der Anlage anzusehen. Jetzt erfahre ich auch, welchen Zweck die vereinzelt im Gelände herumstehenden kleinen weißen Häuschen erfüllen. Weil nämlich vor zweien eine safrangelbe Kutte zum Trocknen aufgehängt ist, schließe ich daraus, dass das die Kuti, die Wohnstätten der Mönche sind, die dieses etwas andere Wat betreuen.

Nachdem wir jetzt durch eine allseitig offene Halle gehen, in der in einer Reihe einige goldene Buddhastatuen links und rechts neben einem Schrein stehen, kommen wir zum Bot des Klosters. Dieses Gebäude ähnelt allerdings mehr einer Tropfsteinhöhle, als dem Allerheiligsten eines Wat. Wie ich später erfahre, stellt dieses Areal den Himmel dar. Hier treffen wir inmitten von buddhistischen Statuen auf zwei Mönche. Es sind die einzigen, die wir überhaupt in diesem Wat sehen. Sie vollziehen das in einem Wat auch sonst übliche Ritual, erteilen den Besuchern einen Segen und knüpfen ihnen einen weißen Baumwollfaden um das Armgelenk. Wahrscheinlich weil ich der einzige Fallang bin, der weit und breit zu sehen ist, widmen sie mir ihre besondere Aufmerksamkeit.

Leider klappt es mit der Verständigung nicht, doch weil ich etwas Geld spende, erhalte ich eine kleine bronzene Buddhastatue, die ich ganz sicher in hohen Ehren halten werde. Eine in Englisch gehaltene Information über dieses Kloster, die bestimmt sehr aufschlussreich sein würde, gibt es leider nicht. Stattdessen kann ich aber eine umfassende Beschreibung auf Thai erhalten. Vielleicht kann Don mir später daraus etwas übersetzen, damit ich etwas mehr über den Sinn und Zweck dieser außergewöhnlichen Anlage erfahre, die von sehr vielen Menschen besucht wird und mit Sicherheit einen tiefen religiösen Sinn für die vielen einheimischen Besucher hat.

Impressionen

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Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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