Neue Ausgrabungsstätte im Amphoer Non Sung
Kurt aus Deutschland, der zu Besuch in Korat weilt, ist gespannt auf unseren Besuch bei Klaus, der mitten im Reisland wohnt. Beide sind Forenfans und freuen sich darüber, sich endlich auch einmal persönlich kennen zu lernen. Wie nicht anders zu erwarten ist, sind die zwei auch umgehend am Fachsimpeln und ich stehe wie ein dummer Tölpel daneben.
Als das Gespräch der beiden auf ein anderes Forum kommt, in dem von einer neuen archäologischen Ausgrabungsstätte im Amphoer Nong Sung berichtet wird, hake ich mich ein. Statt hier zu diskutieren, meine ich, können wir ja mal dorthin fahren. Laut Karte ist das ja nicht sehr weit und das Gespräch können beide ja auch im Wagen fortsetzen, meine ich.
Mein Vorschlag wird angenommen und los geht es. Hier müsste es ungefähr sein, meint Klaus und Kurt, der gut den hiesigen Dialekt versteht und spricht, fragt in einem Büro des Tambon nach dem Weg zu der Ausgrabungsstätte.
Die Auskunft ist erstaunlich klar und deutlich. Wir sind schon zu weit gefahren und müssen bis zum nächsten, rechts liegenden, Wat zurück fahren. Dann links abbiegen und immer gerade aus, bis es nicht mehr weiter geht.
In dem kleinen Dorf angekommen, halten wir vergeblich Ausschau nach einem Hinweisschild. Haben wir uns verfahren oder war die Auskunft nicht richtig? Kurt muss wieder fragen doch es ist heiß und in der Mittagszeit haben sich die Bewohner zurückgezogen.

Doch Kurt stöbert eine alte Frau auf und bringt sie sogar mit, weil sie uns die Ausgrabungsstätte zeigen will. Wir sind hier richtig, klärt sie uns auf. Ich hab sie nach alten Menschenknochen in der Erde gefragt, das hat sie sofort begriffen und sie weiß es.

Eifrig führt sie uns nur wenige Meter weiter durch ein Tor auf einen Gras bewachsenen Platz vor einem Stelzenhaus und weist mit dem Finger nach unten. Verdutzt schauen wir uns an. Will sie uns etwa auf den Arm nehmen? Doch dann klärt sie uns, bzw. den der Sprache mächtigen Kurt auf. Hier, genau hier an dieser Stelle war die Ausgrabungsstätte.

Da hat man alles herausgeholt, was da frei gelegt wurde und in dem offenen Gebäude alles verwahrt, bis es dann eines Tages abgeholt wurde. Dann hat man das Loch in der Erde wieder zugeschüttet. In einem Jahr wollen die Leute aber wieder kommen, sogar der nette Farang, der dabei war, will wieder hier her kommen und weiter nach Knochen, altem Schmuck und Tonkrügen suchen.
So klärt uns die alte Frau auf und berichtet auch noch von einem weiteren Loch, in welchem die fremden Männer herumgesucht haben. Das ist aber auch wieder zu, sagt sie.
Wir sagen nichts, doch auf unseren Gesichtern kann man unsere Enttäuschung ablesen. So ist das eben und es ist nicht das erste mal, dass ich in Thailand einer wohlgemeinten und doch Fehlinformation aufgesessen bin.
Teil II
Wat port lao ?
So hat mir Don nach dem zufälligen Besuch dieses Tempels die Schriftzeichen auf dem von mir fotografiertem Schild übersetzt. Doch der Reihe nach.
Nach der misslungenen Suche treten wir die Heimfahrt an, das heißt, wir wollen nach Non Sung fahren, um uns in einem thailändischen Steakhaus zu stärken. Ein kleines Steak mit Pommes und gemischtem Salat kostet hier 45 Baht, das mittlere 60 und das große Steak 120 Baht. Doch nicht wegen der Preise wollen wir dieses Restaurant aufsuchen, sondern weil hier die Steaks wunderbar zubereitet werden und äußerst gut schmecken.

Nach wenigen km kommen wir längs einem Wat. Unter den Gebäuden dominiert ein hoher Turm, den Kurt unbedingt aus der Nähe ansehen will. Also nichts wie hin und den Fotoapparat bereit gemacht. Aus dem offenen Eingang zum Turm winkt uns ein Mann zu und bedeutet uns, zu ihm zu kommen. Will er uns etwas zeigen? Der Sache müssen wir auf den Grund gehen.
Ja, er will uns etwas zeigen, doch dazu müssen wir die steile Treppe im Turminneren 5 Etagen erklimmen. Im den ersten zwei Etagen sind Zimmer, in denen Schlafkammern eingerichtet sind.

In den darüber liegenden Etagen ist jeweils ein kleiner Altar aufgebaut, der zur Andacht einlädt. Klaus und Kurt sind schneller als ich und eilen mit unserem Führer voraus. Ich hab es mal wieder mit meinen Bandscheiben und ziehe mich deshalb langsam am Treppengeländer hoch.
Oben angelangt, laufen Klaus und Kurt draußen über eine Balustrade und fotografieren wie die Weltmeister.

Als ich mich im Innenraum noch verschnaufe, gesellt sich der Führer zu mir und deutet auf einen Schrank mit gläsernen Türen. Neugierig schaue ich da hinein und sehe, dass da in den Regalen lauter flache Kästen übereinander gestapelt sind.

Der dienstbare Geist öffnet nun die Türen, greift in das oberste Fach und holt ein hellbraunes Bündel von etwa 15 cm Länge heraus. Dann hält er es mir entgegen und jetzt ahne ich, was er da vorsichtig in seinen Händen hält. Vorsichtshalber frage ich ihn, ist das Talipot - Palme und er nickt strahlend. Gelesen habe ich schon davon, doch jetzt sehe ich es zum ersten male. Der Mann hält ein altes Palmblatt – Manuskript in seinen Händen.
Getrocknete Palmblätter waren in etwa ab etwa dem 16ten Jahrhundert in Südostasien das Papier, auf denen religiöse, medizinische und mystische Überlieferungen, die bis dahin mündlich von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Schriftlich aufgezeichnet wurden.
Seinerzeit wurden die getrockneten Palmblätter in Streifen von 15cm Länge und 3,5 cm Breite geschnitten und mit Ragipaste aus dem Mehl der Fingerhirse behandelt, damit sie nicht zerfielen. Da dieses Material anfällig für Fäulnis ist und auch von Silberfischchen zerstört wird, haben die Palmblattmanuskripte eine begrenzte Lebensdauer und mussten zum Erhalt der Texte immer wieder auf neue Palmblätter kopiert werden.
Die Palmblätter wurden zu einem Block zusammengebunden und in Körbe aufbewahrt. Auch die bis dahin mündlichen Überlieferungen der von Buddha stammenden Regeln, wurden erst etwa 400 Jahre nach seinem Tod auf Palmblätter in der Pali - Schrift festgehalten.
Hier in diesem Watt stehe ich heute vor einem Schrank, der mit diesen wertvollen Dokumenten aus einer längst vergangenen Zeit gefüllt ist. Ehrfürchtig hält mir unser Führer eines dieser Überlieferungen entgegen und ehrfürchtig betrachte ich die gut lesbaren Schriftzeichen.
Sicher werden auch in anderen Klöstern solche Aufzeichnungen aufbewahrt, doch da ich so ein Exemplar heute zum ersten male sehe, ist das für mich etwas besonders schönes und bislang einmaliges Erlebnis.
Doch nichts ist umsonst. Vor allen Dingen nicht, wenn sich ein Laie bemüht, jemanden den kostbarsten Schatz seines Wat zu zeigen. Der gute Mann legt das Palmblattmanuskript wieder sorgfältig an seinen Platz, sieht mich erwartungsvoll an und brabbelt mehrmals das bestens bekannte Wort Tambun vor sich hin. Gutes tun, bedeutet das. Da er mir gutes getan hat, murmelt er nicht vergeblich.
Anschließend sehen wir uns noch etwas in dem Wat um, fotografieren einige Gebäude und das Innere des Bot und machen uns auf den Heimweg.

Jetzt, wo ich diesen Bericht schreibe, fällt mir ein, dass ich gar nicht weiß, wie der schöne Wat heißt. Doch ich habe ja ein Foto von einem Schild gemacht, auf dem vermutlich der Name steht. Ich bitte deshalb meine Frau Don, mir den Text zu übersetzen.
Sie liest einmal, dann noch einmal und fängt an zu lachen. Dann übersetzt sie mir und sagt Wat port lao und das heißt: Im Wat keinen Alkohol trinken. Ja, und deshalb kann ich hier wirklich nicht sagen, in welchem Wat wir dieses interessante Erlebnis hatten.
Impressionen





