Wat Angkhan

Die Thailänder nennen ihre Klöster und Tempel Wat. Ein Wat ist sowohl ein Tempel, als auch der Aufenthaltsort der Mönche. Zu den religiösen Tempelanlagen Thailands zählt zählt ebenfalls ein Virhan. Diese rechteckigen Bauwerke, werden fast immer als besondere Gedächtnisstätte für verstorbene Äbte oder große Persönlichkeiten errichtet, denen große Taten nachgesagt werden. Ein Virhan kann sich auch in einem Wat befinden.
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koratwerner (†2012)
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Wat Angkhan

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Okt 07, 2008 12:49 pm

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Es ist Montag der 07. Oktober 2008. Nachdem wir gut 30 Minuten benötigt haben, um Korat zu durchqueren, geht unsere heutige Fahrt über die 226 etwa 100 km nach Lam Plai Mat in die Provinz Buriram, wo wir uns bei dem Schwager meiner Frau neue Reifen bestellt haben. Drei mal passieren wir an diesem Morgen eine Polizeikontrolle, werden sogar einmal angehalten, doch der Farang hinterm Lenkrad wird sofort freundlich weiter gewinkt. Noch wird ein Farang im Isaan oft von der Polizei so bevorzugt behandelt. Oder liegt das an meiner Autonummer 3333, die vielleicht auf Verbindungen zu einer höher gestellten Institution schließen lässt?

Beim Reifenwechsel stellt sich heraus, dass auch das Lenkgestänge ersetzt werden muss und am Differenzial zeigt sich eine kleine Ölspur. Trotzdem in der Werkstatt zwischendurch immer wieder Plattfüsse von LKW geflickt werden, die von weit her kommend einem fern liegenden Ziel zustreben, sind wir doch mittags fertig.

Was tun, mit dem angebrochenen Tag? Jack, der in einem Forum schreibt, hat da vor einigen Wochen einen Bericht von einem verlassenen Wat in der Nähe von Nang Rong geschrieben. Dieser Bericht hat mein ganz besonderes Interesse gefunden, denn die Gebäude ähnelten in keiner Weise einem thailändischen Wat, sondern schienen direkt aus Indien zu kommen. Jack, den ich gefragt habe, wo dieser Wat zu finden ist, wusste nur noch so ungefähr, wo diese Anlage ist. Hinweisschilder hatte er nicht wahrgenommen, denn seine Freundin hatte ihn dorthin gelotst und deshalb konnte er mir nicht groß weiter helfen.

Meine Frau ist nicht besonders begeistert, als ich jetzt dorthin fahren will. Einen Wat, meinte sie, davon gibt es doch so viele und dann noch suchen? Gelinde gesagt, sie ist sauer. 50 km sind es von Lam Plai Mat aus bis Nang Rong. Kurz vor der Stadt sehen wir sogar ein Richtungsschild, dass auf diesen Wat hinweist und jetzt finde ich ihn sogar auf meiner Landkarte.

20 km weiter fragt meine Frau vorsichtshalber am Straßenrand und wir werden voller Überzeugung 20 km nach Nang Rong zurück geschickt. Nach mehrmaligem Fragen deutet eine Frau auf einen Feldweg, den wir nehmen sollen, dann würden wir schnell da sein.

So begann eine Odyssee, die beinahe zu einem heftigen Streit zwischen uns auswucherte. Zu Anfang ging es über den unbefestigten Feldweg dessen roter Staub das Auto kräftig einfärbte. Nach 10 km ging es über eine mit tiefen Schlaglöchern reichlich gesegnete Schotterstraße weiter. Gummi Car neu, murmelt meine Mia vor sich hin. Gummi Car kaputt, gibt sie ihrem Unmut weiter Ausdruck und jedes mal, wenn ich einem der tiefen Schlaglöcher nicht ausweichen kann, ernte ich ihren bitterbösen Blick.

Kurzum, nach etwa 20 km holpriger Schleichfahrt über Straßen die den Namen nicht verdienen und in jeder kleinen Siedlung nach den Weg fragend, erreichen wir nach einer Stunde eine ordentlich betonierte Straße, die uns bergan letztlich zu unserem Ziel führt.

Wat Angkhan ist erreicht. Hinter Bäumen versteckt sehen wir Bruchteile von Gebäuden, doch vorerst nimmt eine große liegende Buddhastatue unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.

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Aha, denke ich, schon wieder einmal der größte liegende Buddha Thailands, von denen es viele gibt. Der goldfarbene Anstrich löst sich an manchen Stellen ab, doch insgesamt gesehen macht die Statue doch einen ganz passablen Eindruck.

Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, doch ein Papierkorb mit Rückständen der Zivilisation lässt darauf schließen, dass sich doch hin und wieder Menschen in diese einsame Bergwelt verirren.

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Wir umrunden die Statue, ich fotografiere das hintere Teil des Kopfes und wundern uns an deren Rückseite eine gut erhaltene Halle aus jüngerer Zeit zu stoßen, die mehr als 1.000 Personen Platz bieten kann. Wo soviel Menschen aus dieser dünn besiedelten Gegend herkommen können, ist mir allerdings ein Rätsel.

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Hier befindet sich sogar ein sauberes Toilettenhäuschen und die vielen gelben Tücher an den Bäumen des Berghanges lassen darauf schließen, dass der Wat doch nicht so verlassen ist, wie man annehmen sollte.

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Etwas Abseits steht eine kleine Buddhastatue, die keinen Einwand erhebt, als ich sie in meinen Fotoapparat hole.

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Neugierig wenden wir uns jetzt zu dem aus rotem Sandstein erbauten Hauptteil des Wat. Dazu müssen wir mehrere hohe Stufen erklimmen und ich frage mich bei dieser überdimensionierten Treppe, ob den die Menschen in diesem Land in früheren Jahrhunderten alles kleine Riesen gewesen sind.

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Mein erster Eindruck ist überwältigend. Am Rand einer quadratischen Fläche, in dessen Mitte zwei Gebäude stehen, sind statt einer Mauer, wie man sie sonst um einen Tempel herum vorfindet, weit mehr als 100 identische Buddhastatuen aufgestellt.

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Erstaunlicherweise sind sie alle mit Tüchern drapiert, was wiederum darauf schließen lässt, dass diese Anlage nicht völlig verlassen ist.

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Ich schaue nach rechts und links, da stehen die in einer Reihe.

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Und das Gesicht, in das ich jetzt schaue, wiederholt sich um den Tempel herum, mehr als Einhundertmahl.

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Auf den roten Sandsteinbauten allerdings wachsen munter kleine und kleinste Bäumchen. Als ich dann einen neu angelegten Betonweg und Baumaterial entdecke, erkenne ich endlich, dass der Wat derzeit renoviert wird.

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Mein schon aus Jaks Bericht gewonnener Eindruck, dass sich der Baustil dieser Anlage mehr an die indische Architektur anlehnt, als an thailändische Vorbilder, festigt sich immer mehr.

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Meine Frau ist auch schlagartig begeistert. Thailand hat schön, gibt sie ihrer Empfindung Ausdruck. Thailand hat, Thai nicht weiß aber Farang weiß, bewundert sie jetzt mein Wissen, dass es hier in der Einsamen Bergwelt so ein seltenes und schönes Zeugnis vollendeter Baukunst aus der Vergangenheit gibt.

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Ich vermag als Laie nicht alles zu beschreiben, deshalb lasse ich jetzt einige Impressionen für sich sprechen.

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Wie vieles In Thailand, so ist auch die Geschichte dieses Wat, zumindest im deutschsprachigen Internet, nicht nachzulesen. Jack ist der erste Deutsche, der hiervon berichtet hat und ich hoffe, dass bald viele Menschen hier her kommen, um sich dieses seltene Zeugnis aus der Vergangenheit anzusehen.

Jetzt betrete ich neugierig das Hauptgebäude und bin erstaunt im Dämmerlicht stirnseitig auf einen Altar zu treffen und an den Wänden zwar etwas verblasste, doch gut erhaltene Fresken vorzufinden.

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Leider versagt mein Blitzlicht, so dass ich nur einen geringen Teil dieser Schönheiten aufnehmen kann. In einem kleineren Nebengebäude sind die Lichtverhältnisse etwas besser.

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Hier sehe ich zum ersten Mal in Thailand eine Nachbildung eines Fußabdrucks des Buddhas, der als Opferschale dient.

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Was dieses im Freien stehende Pferd für eine Bedeutung hat, ist mir nicht erklärlich. Ich hoffe allerdings, dass meine Frau die Symbolkraft dieser Figur nicht beeinträchtigt.

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Auch diese in Stein erhalten gebliebenen Gottheiten sind mir nicht bekannt. Ich hoffe jedoch, dass bald jemand mehr darüber und über diesen Ort berichten kann.

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Die Rückfahrt von diesem wunderschönen Tempel nach Nang Rong verlief über eine andere Strecke, die meine gesamte Aufmerksamkeit erforderlich machte. Zumal wir in ein starkes Gewitter gerieten und ich nicht viel sehen konnten, auch kaum Hinweisschilder auszumachen waren, kann ich einem Besucher lediglich empfehlen. Fahren Sie auf der 24 zwischen Prakhon Chai und Nang Rong. Bei Ban Tako, wo auch eine Straße nach Phanom Rung und Muang Tam abzweigt, geht es auch zum Wat Ankhan. Es könnte auch an der 24 bei Ban Khok Tabaec und Ban Si Liam ein Hinweisschild stehen.

Öffentliche Verkehrsmittel habe ich in dieser Gegend nicht gesehen. Rechnen Sie damit, dass sich sämtliche Straßen in einem erbärmlichen Zustand befinden und nehmen Sie eine sprachkundige Person mit, damit Sie in jeder kleinen Siedlung nach dem richtigen Weg fragen können. Erstaunlicherweise kennen die Einheimischen südlich der 24 diesen Wat und zeigen Ihnen zumindest die Fahrtrichtung.

Hier noch eine Hotelinformation:

Dieses Hotel eignet sich zur Übernachtung, wenn Besucher an einem Tag beispielsweise Phanom Rung, Muang Tham und Angkhan besuchen wollen.

Nangrong Hotel
243 Praditpana Rd. 243 Praditpana Rd.
Nangrong Buriram 31110 Nangrong Buriram 31110
Tel : (044) 631-014, 631-465
Email : booking@nangronghotel.com Tel: (044) 631-014, 631-465 E-Mail: booking@nangronghotel.com
Zuletzt geändert von koratwerner (†2012) am So Mär 20, 2011 10:14 am, insgesamt 9-mal geändert.
Grund: Hotelinfo
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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samlor
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Re: Wat Angkhan

Ungelesener Beitragvon samlor » Di Okt 07, 2008 11:13 pm

Hallo Werner,
Danke für diesen Bericht Bild.
Ich schaue auch gerne abseits der Touristenpfade was es schönes zu kucken gibt.
Leider bin ich noch zu wenig im Isaan, aber in 7 Jahren ist schluss mit Arbeit :D .
Gruss, Rainer

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karo5100
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Re: Wat Angkhan

Ungelesener Beitragvon karo5100 » Mi Okt 08, 2008 4:05 am

Wieder ein klasse Bericht, vielen Dank!
Robert / โรแบร์ต

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koratwerner (†2012)
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Re: Wat Angkhan

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Okt 21, 2008 11:28 am

Bei der Überarbeitung meines Beitrags habe ich noch diese Bild gefunden. Vielleicht kann das jemand für uns übersetzen.

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Werner
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