Prasat Phakho
Heute treibt es Don und mich ohne ein festes Ziel in den Isaan. Einfach mit dem Pick Up irgendwo hin fahren. Schauen, ob man etwas entdeckt, etwas Interessantes sieht, vielleicht irgendwo auf dem Land etwas essen, kurzum, wir wollen uns einen schönen Tag machen. Don hat keine großen Wünsche und freut sich, dass sie wieder einmal aus Korat herauskommt. Wir fahren ins Blaue über die Straße 224 in Richtung Chok Chai.
Da wir bei Ya Memm in der Nähe vorbeikommen, machen wir einen kleinen Abstecher und besuchen sie. Ya hat gerade an einem unbewohnten Haus einige Äste an einem Baum gekappt um mit anderen Frauen die daran wachsenden Samenschoten für ihr Mittagessen abzupflücken. Dann passieren wir das Töpferdorf Ban Dan Kwian, halten uns aber hier nicht auf, weil wir uns nächsten in diesem Ort etwas länger umsehen wollen. Das Hinweisschild zum Nakhon Ratchasima Zoo wird auch ignoriert. Wir fahren weiter über die Straße 2071 in den südlichen Isaan der Provinz Nakhon Ratchasima.
Etwa 3 km hinter Chok Chai sehen wir an der rechten Seite inmitten von buschigen Bäumen verfallene Ruinen im Khmerstiel. In meinem Reiseführer steht nicht, um was es sich handelt. Es wird aber doch eines der vielen alten Baudenkmäler aus der Khmerzeit sein. Wir steigen aus und überqueren die Straße um zu sehen, ob die Sache ein Foto wert ist. Sie ist es!
Die unter Schutz stehende Anlage ist größer, als man im Vorbeifahren vermuten würde. Es sind nicht nur die zwei Fragmente alter Bauwerke erhalten sondern auch da, wo die buschigen Bäume wachsen finden sich weitere Reste einer Bebauung. Bislang hat man die da stehenden Bäume bewusst oder unbewusst nicht entfernt. Deshalb sieht man zwischen den Baumwurzeln nur rote und weiße Quader, runde Säulenteile und andere, mit Ornamenten verzierte Bauteile.
Da nichts eingezäunt ist, kann man sich frei bewegen, herumlaufen und schauen. Unwillkürlich kommt mir der Gedanke in einem Freilichtmuseum der besonderen Art zu sein.
Hier ist nichts gekünstelt und besonders herausgeputzt. Hier ist alles so, als ob sich niemand um die jahrhunderte alte Substanz kümmert. Der Boden zwischen den einzelnen Bauresten ist sandig und da, wo er bewachsen ist, wuchert das von niemandem kurz gehaltene Gras. Wir sehen keinen Menschen und wenn straßenseitig nicht zwei Tafeln auf die kleine Sehenswürdigkeit hinweisen würden, könnte ich denken, mich fernab aller Zivilisation auf einer alten Opferstätte der Maya oder Inka zu befinden.
Dieser Gedanke liegt gar nicht so entfernt, denn in der Tat stehen auf einem großen Quader zwei grüne Vasen neuer Art. Wahrscheinlich glauben die hier in der Nähe wohnenden Menschen, dass hier Geister ihren Wohnsitz haben und bringen hin und wieder Blumen vorbei. Wahrscheinlich deshalb wurden die Steine in früherer Zeit auch nicht abgetragen, denn das hätte ja unweigerlich Unglück gebracht.
Vorhin habe ich ins Internet geschaut, ob da etwas über dieses Baudenkmal zu finden ist. Ich bin fündig geworden und da ich die automatische Übersetzung irgendwie lustig finde, übernehme ich jetzt den Originaltext:
Prasat Phakho
Dieses alte Khmer Schongebiet und hinduistische fromme Platz, die aus weißem Sandstein hatten konstruiert wurden ursprünglich, 3 Gebäude, von denen nur 2 heute bleiben. Der Aufstellungsort wird durch einen hufeisenförmigen Burggraben umgeben und einen Eingang zum Osten hat.
Ein lintel datierte um vom 11. Jahrhundert, das durch die Baphuon Kultur von altem Khmer beeinflußt wurde, wurde gefunden hier. Dieses lintel* wird z.Z. im Phimai Staatsangehörig-Museum untergebracht.
Das Schongebiet befindet sich am tambon Krathok. Von der Stadtnehmen Landstraße Nr. 224 für 29 Kilometer und zur Landstraße Nr. 2021 an fortfahren für 3 Kilometer. Der Aufstellungsort ist auf dem Recht.
Soweit die Übersetzung.
* Lintel, engl. die Oberschwelle, der Fenstersturz, der Türsturz. Bei unserem nächsten Besuch in Phimai werden wir uns in dem dortigen Museum sicher mit großem Interesse dieses „Lintel“ sehr genau ansehen.
Prasat Phakho ist sicher kein besonders spektakuläres Baudenkmal, doch ich hätte etwas versäumt, wenn ich es mir nicht näher angesehen hätte.
Kleinere Bauwerke aus der Khmerzeit findet man allenthalben im südlichen Isaan. Viele von ihnen liegen abseits der größeren Verkehrsstraßen und sind kaum bekannt.
So wie hier, glauben die Menschen, dass diese steinernen Überreste noch von Geistern bewohnt sind. Es könnte ja wirklich sein, denken sie und deshalb sieht man allenthalben kleine Blumensträuße um sie zu besänftigen.
Es ist noch früh am Tag. Deshalb fahren wir weiter. In dem Städtchen Khon Buri decken wir uns auf dem Markt mit etwas Obst ein, und nehmen die Straße 2462, die in Richtung der im Süden am Horizont sichtbaren Berge des östlichen Thap Lan Naturparks führt. Leider finden wir hier kein Bauwerk mehr, welches an die Khmerzeit erinnert. Statt dessen gelangen wir unversehens an einen malerisch in den Ausläufern eines Naturschutzgebietes liegenden Stausees, an dem wir uns längere Zeit aufhalten. Der Bericht hierüber erfolgt an anderer Stelle.
Einmal mehr hat sich mein Eindruck vom Isaan bestätigt. Es sind die vielen Kleinigkeiten die man entdecken kann, die dem Isaan seinen einmaligen Charakter geben. Diese Kleinode sieht man nicht, wenn man eine Rundreise durch den Isaan bucht und lediglich die spektakulären Sehenswürdigkeiten besucht. Wieder einmal freue ich mich darüber, dass ich in Korat wohne und ich deshalb die Möglichkeit habe viele hübsche Dinge zu sehen, die mir sonst verborgen bleiben würden.