Prasat Hin Phanom Wan
Dieses Khmerheiligtum liegt mir sozusagen vor der Haustür. Mehrmals bin ich in der Nähe vorbei gefahren, ohne einen Abstecher dorthin zu machen. Meine Partnerin Don, die seit mehr als 20 Jahren in Korat wohnt, war auch noch nicht da. Gestern haben wir uns jedoch die Zeit genommen, uns das Kulturdenkmal in der Nähe von Korat anzusehen.
Bei strahlendem Sonnenschein nehmen wir von Korat aus die Nationalstraße 2 und fahren nordöstlich in Richtung Khon Kaen. Nach etwa 20 km gibt es vor einer Ampelkreuzung auf der Autobahn einen kleinen Stau. Hier müssen wir rechts abbiegen, denn auf meiner Karte ist hier eine Shell-Tankstelle eingezeichnet, neben der eine kleine Nebenstraße nach Ban Makha führt. Weitere 5 km fahren wir jetzt immer gerade aus durch Felder und kleine Siedlungen, dann sind wir da.
Prasat Hin Phanom Wan ist bei weitem nicht so groß und so prächtig, wie das Khmer-Baudenkmal in Phimai oder Phanom Rung, doch es hat seinen eigenen Reiz. Weil es sich nicht lohnt, denn wahrscheinlich kommen nur wenige Besucher hier her, wird kein Eintrittsgeld erhoben. Auch gibt es hier keine Restaurants und ebenso keine Büdchen mit kitschigen Andenken.
Auf den ersten Blick meine ich, auf einer vergessenen Baustelle zu sein. Große Sandsteinquader liegen verstreut umher, von denen einige wie in einem Puzzelspiel zusammengesetzt sind und darauf warten, auf ihren richtigen Platz zu kommen.
Etwa 100 x 100 m misst das Trümmerfeld, in dessen Mitte die Reste des Heiligtums auf ihre Restaurierung warten.
Bevor wir den Innenraum des Heiligtums betreten, drehen wir erst einmal eine Runde um die Anlage und sehen uns die überall herumliegen Puzzelsteine an. Viele von ihnen sind nummeriert, was darauf schließen lässt, dass die Restaurierungsarbeiten unterbrochen wurden.
Das rechteckige Heiligtum misst etwa 60 x 80 m und ist von einer Sandsteinmauer umgeben.
Inmitten dieses Rechtecks steht das eigentliche Hauptgebäude, an dem der Zahn der Zeit gewaltig genagt hat. Skulpturen und Friese, wie sie an anderen Khmerdenkmälern im Isaan noch gut erhalten sind, sind hier nicht zu sehen. Entweder sind sie verwittert, gestohlen worden oder waren ursprünglich überhaupt nicht vorhanden.
Letzteres ist sehr wahrscheinlich, denn dieses Bauwerk stammt aus der Frühzeit der Khmerkultur. Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, ob dieses Heiligtum im 9., 10, oder 11. Jahrhundert errichtet wurde.
Bevor wir den Innenraum des Heiligtums betreten, drehen wir erst einmal eine Runde um die Anlage und sehen uns die überall herumliegen Puzzelsteine an. Viele von ihnen sind nummeriert, was darauf schließen lässt, dass die Restaurierungsarbeiten nicht beendet wurden. Warum? Es ist niemand hier, den man fragen könnte.
Das Heiligtum soll früher einmal dem Gott Shiva gewidmet gewesen und später, ab der Ayutthayazeit, als buddhistischer Tempel gedient haben.
Äußerlich ist von letzterem nichts zu sehen. Doch in etwa 100 m Entfernung steht an diesem Ort ein prächtiger Bot, das Hauptgebäude eines Wat. Zumindest sind hier also Mönche in der unmittelbaren Nähe.
Nach unserer Runde klettern wir nun über einige Sandsteinquader der Begrenzungsmauer, um in das Innere zu gelangen. Alsbald finden wir auch den Eingang zu dem lang gestreckten Hauptgebäude. Als erstes fallen uns hier einige junge Leute auf, die dabei sind vor einer mitten im Gang stehenden steinernen Buddhastatue Kerzen und Räucherstäbchen anzuzünden. Also ist hier doch eine buddhistische Stätte.
Als wir näher kommen, stolpern wir im Halbdunklen beinahe über zwei Schälchen, in denen sich etwas Reis befindet. Als ich darauf deute und Don fragend anschaue, zuckt sie nur mit den Schultern. Sie weiß auch nicht, was die für eine Bedeutung haben. Sie revanchiert sich aber und zeigt mir zwei weitere Buddhastatuen, die wie Türwächter links und rechts neben einem offenen Türbogen stehen. An allen Statuen ist etwas Blattgold geklebt. Später lese ich im Internet einen Bericht, nach dem hier goldenen Buddha sein sollen.
Das ist offensichtlich nicht der Fall. Etwas Blattgold ja, doch daraus goldenen Buddhastatuen abzuleiten, das ist etwas übertrieben. Als wir den Innenraum verlassen, entdecken wir draußen in einer Nische versteckt, noch eine weitere Buddhastaue. Auch vor ihr haben fromme Besucher, die kurz vor uns hier waren, gelbe Kerzen und Räucherstäbchen angezündet.
Die Kerzen und Räucherstäbchen liegen übrigens in Pappkartons und sind jedem zugänglich. Allerdings steht direkt dahinter ein Opferstock. Wenn man sich also selbst bedient, kann man sogar dafür bezahlen.
Als wir den Tempelbezirk verlassen, begegnen wir einer Frau, die mit einer Plastiktüte voll Reis dem Innenraum des Heiligtums zustrebt. Erst denke ich, dass sie vom Einkaufen kommt und auf dem Heimweg mal kurz zu einer kleinen Andacht mal hier her kommt. Doch in der Nähe der Buddhastatuen angekommen ruft sie ununterbrochen so etwas, was sich wie Meo, Meo Meo anhört und ich glaube an einen mir bisher nicht bekannten Ritus. Auf mein fragendes Gesicht hin lacht Don. Cat sagt sie, Meo is Cat und tatsächlich eilen jetzt zwei Katzen herbei, die von der guten Frau mit ihrem Reis gefüttert werden. Die Frau macht Gutes um Verdienste für ihr nächstes Leben zu erwerben, Tambun, wie die Thai sagen und damit ist für mich auch das Geheimnis der kleinen Schälchen geklärt.
Prasat Hin Phanom Wan ist kein so spektakulärer Ort, doch wenn man in der Nähe ist, sollte man ruhig hier her kommen. Auch dieser Ort ist Zeuge einer großen Vergangenheit den man in aller Stille entdecken und in sich aufnehmen kann.