Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

In diesem Abschnitt besuchen wir Baudenkmäler aus der Khmer-Epoche, die etwa im 12ten und 13ten Jahrhundert auf dem damals zum heutigen Kambodscha gehörenden Gebiet des Isaan errichtet wurden. Seit dem Verfall dieses Weltreichs in Südostasien, ab dem 15. Jahrhundert, wurden diese Tempel von dem wuchernden Urwald verschlungen und erst im Laufe der letzten hundert Jahre ihrem Dornröschenschlaf wieder entrissen
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koratwerner (†2012)
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Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Jul 25, 2008 12:04 pm

In diesem Abschnitt besuchen wir Baudenkmäler aus der Khmer-Epoche, die etwa im 12ten und 13ten Jahrhundert auf dem damals zum heutigen Kambodscha gehörenden Gebiet des Isaan errichtet wurden. Seit dem Verfall dieses Weltreichs in Südostasien, ab dem 15ten Jahrhundert, wurden diese Tempel von dem wuchernden Urwald verschlungen und erst im Laufe der letzten hundert Jahre ihrem Dornröschenschlaf wieder entrissen.

Koratwerner ist zwar viel auf Achse, doch da er nicht alle schönen Bauwerke aus der Khmerzeit aufsuchen kann, würden sich unsere Leser aus nah und fern freuen, wenn jemand über andere sehenswerte Bauwerke dieser Art berichten kann.

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Prasat Hin, Khmertempel in Phimai


Wenn man von Phimai spricht, denkt man weniger an die Kreisstadt in der Provinz Nakhon Ratchasima, sondern an das hier mitten in der Stadt stehende Baudenkmal aus der Khmerzeit, welches oft auch als "Klein Angkor", in Anlehnung an Angkor Wat, der berühmten Tempelanlage in Siam Reep in Kambodscha, bezeichnet wird.

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Etwa 60 km fahre ich mit Sighi und seiner Frau Heidi, die zu Besuch in Korat weilen, von Korat aus hier her. Dieses Bauwerk ist eines der wenigen im Isaan, die leicht mit dem Bus erreicht werden kann und deshalb bei den Touristen die Korat besuchen, sehr beliebt.

Mitten in der Stadt befinden sich die Ruinen dieser religiösen Anlage der Khmer aus dem 11. jahrhundert, die damals in diesem Gebiet siedelten. Selbst ich Kulturbanause muss es auch anerkennen, es steht dort auf einem Areal von 280 x 250 Meter wirklich eine beeindruckende Anlage mit mehreren quadratisch angeordneten wehrgangähnlichen Bauten, unterbrochen von kleinen Türmchen, in dessen Mitte sich ein kunstvoll mit Ornamenten versehener Turm befindet, der vermutlich das Zentrum dieser religiösen Anlage gewesen ist.

Mein Kompliment gilt nicht nur den Khmer, die ja damals ohne große Hilfsmittel so ein umfangreiches Bauwerk geschaffen haben, mein Kompliment gilt auch den Thai, die heute diese Anlage wunderbar pflegen, den Rasen zwischen den Bauwerken kurz halten und bewässern und alles erhalten.

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Die Khmer haben für den Bau dieser religiösen Anlage, die dem Hindugott Vishnu geweiht war, den Baustiel von Angkor Wat übernommen. Wie in den anderen hinduistischen Tempelanlagen in Thailand, ist auch in Phimai die gesamte Tempelanlage mit ihren Bauwerken ein Bekenntnis an die Hindugottheit, in dem der höchste Turm den heiligen berg Meru symbolisiert.

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Der Hauptturm in Phimai aus weißem Sandstein ist 28 m hoch, die angrenzenden Bauwerke mit ihren etwas niedrigeren Türmen sind aus rotem Sandstein gebaut. Nach dem Abzug der Khmer aus dieser Region sind in späteren Jahren buddhistische Elemente hinzugefügt worden, in denen jedoch Stilelemente der ursprünglichen Anlage eingeflossen sind.

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Sighi ist ergriffen, wenn nicht gar betroffen. Erinnert ihn doch dieses religiöse Bauwerk an seine Heimat Indien. Zwar ist er kein Hindu, doch bei diesem Anblick, der sich ihm hier bietet, denkt er gewiss an sein Heimatland. Erinnerungen kommen in ihm hoch und offensichtlich bemüht er sich seine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

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Das dieses Bauwerk die letzten Jahrhunderte überstanden hat, dass die Thai die Steine nicht einfach abgetragen, und sie für den Bau ihrer Häuser verwendeten, das ist schon eine erstaunliche Sache. Oder doch nicht? Haben nicht die Thai des Isaan fürchterliche Angst vor den Geistern, die zweifellos nach ihren Vorstellungen in solch alten religiösen Bauten ihre Wohnstatt haben und wenn man sie verärgert großes Unglück bringen können? Oder war es ihnen einfach zu schwer, die schweren Quader zu bewegen und haben sich deshalb lieber ihre Hütten aus Holz gebaut? Sei es wie es sei, es war gut so, denn jetzt haben die Thai etwas auf ihrem Territorium stehen, auf das sie stolz sein können, auch wenn es kein buddhistisches Heiligtum ist.

Später befasse ich mich bei einem weiteren Besuch tiefer gehend mit diesem alten Heiligtum aus der Khmerzeit und kann jetzt etwas ausführlicher dieses Bauwerk berichten.

Der historische Phimai Park

Die gesamte Anlage dieses Khmer-Heiligtums wird offiziell als „Der historische Phimai Park“ bezeichnet. Die etwa 1.000 Jahre alte religiöse Anlage zählt heute zu den wichtigsten und größten buddhistischen Mahayana Heiligtümern in Thailand.

Der 565 x 1.030 m messende Tempelkomplex wurde etwa zwischen dem 11. und 12, Jahrhundert gebaut und im 13. Jahrhundert erweitert. Über Jahrhunderte hin weg in einem Dornröschenschlaf versunken, wurde die Anlage 1936 als historisch und denkmalschutzwürdig erklärt. Zwischen 1964 und 1969 wurden in einer Arbeitsgemeinschaft mit Frankreich umfangreiche Restaurationsarbeiten ausgeführt. Zur Erhaltung der Anlage besteht heute das Restaurationsprogramm „Phimai Historical Park Projekt“, welches von Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Maha Chacri Sirindhorn am 12 April 1969 eingeweiht wurde.

Das Zentrum der Anlage besteht aus dem so genannten Phlap Phla (1), einem rechteckigen Pavillon, der vermutlich vor dem Beginn religiöser Zeremonien dem König und seinem adligen Gefolge als Umkleidepavillon diente.

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Über die 4 m breite und 31,7 m lange Nagaraj Brücke (2) mit der mystischen siebenköpfigen Schlange als Handgeländer gelangt man vom Umkleidepavillon kommend durch den Eingang des südlichen Bogengangs (3) in den von einer rechteckigen Mauer eingeschlossenen äußeren Innenraum des Heiligtums.

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Hier befindet sich in jeder Ecke ein Teich (8). Vermutlich dienten diese der Wasserversorgung. Weiter befinden sich in dem äußeren Innenraum des Heiligtums an der Westseite zwei gleich große Gebäude, Bannalei genannt. (5). Sie dienten seinerzeit wahrscheinlich zur Aufbewahrung religiöser Schriften.

Durch die Chala Passage (4), die mit ihren drei kreuzförmigen Gängen auf einem 1 m hohen Sockel steht, erreicht man den rechteckigen Innenraum des eigentlichen Zentrums der Anlage, der von einem passierbaren Bauwerk durch vier Rundtore (7) betreten werden kann.

Hier befindet sich westlich gelegen der Ho Brahm oder Brahman Schrein (9), in dem im Jahre 1954 sieben Shiva – Statuen gefunden wurden. Dieser Ort wurde wahrscheinlich für Hindu-Zeremonien benutzt.

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Direkt neben dem Ho Brahm steht der Turm Prang Hin Daeng (10), der vermutlich im 13. Jahrhundert aus rotem Sandstein erbaut wurde. Wahrscheinlich war er dem Gott Khrishna geweiht, worauf ein Relief dieses Gottes hinweist.

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Gegenüber dieser beiden Bauwerke befindet sich südöstlich des Hauptturms der Turm des Prang Bhramathat (11), den man durch vier Einganstore betreten kann. Hier wurden zwei Sandsteinskulpturen gefunden, die vermutlich den im Volksmund so genannten König Thao Bhramathat und die Königin Nang Orapim darstellen. Diese Skulpturen befinden sich heute im Phimai National Museum.

Im Innenhof, befindet sich weiter östlich neben dem Hauptturm ein quadratisches Sandsteinpodium (12), dessen Bedeutung nicht bekannt ist. Mit Sicherheit wurde dieses etwa 8 x 8 m großes Podium ebenfalls für religiöse Zwecke genutzt.

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Inmitten dieser Anlage befindet sich der alles andere überragende Hauptturm (8). Er wurde im 11. und 12. Jahrhundert aus weißem Sandstein errichtet. Er ist zweifellos das prächtigste und größte Bauwerk der gesamten Anlage. Die an den Außenseiten angebrachten Reliefplatten verzieren die Giebel und Stürze. Sie stellen wichtige Episoden des Ramayana und des Buddhismus dar. Die Verzierungen an der Südseite des Turmes sind jedoch der Göttin Shiva geweiht. Im Inneren des Turmes, auch Dhatu genannt, ist der wichtigste Raum der Garbhagrha. Er beherbergt ein aus weißem Sandstein gefertigtes Heiligenbildnis.

Wenn man auch als Besucher dieser Anlage die religiöse Bedeutung all dieser Bauwerke nicht voll erfassen kann, so ist doch der Anblick all dieser Bauwerke aus rotem und weißen Sandstein in ihrer architektonischen Schönheit aus vergangenen Epochen und all die filigran wirkenden Verzierungen ein unvergessliches Erlebnis.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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Re: Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Jul 30, 2020 6:22 pm

Leider sind aus dem Beitrag von Werner die Fotos verschwunden, vermutlich, weil sie nicht mehr gehostet werden. Ich habe mich bemüht, den Beschreibungen gemäß diese Fotos aus meinem Bestand zu ersetzen, um den Bericht von Werner weiterhin vollständig zu erhalten. Die Fotos entspechen der Reihenfolge im Bericht.
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Re: Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Jul 30, 2020 6:25 pm

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Die Anlage Prasat Hin Phi Mai in der Übersicht
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Der Hauptprang von Phi Mai
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Der gepflegte Rasen ist gut erkennbar
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Re: Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Jul 30, 2020 6:29 pm

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Der höchste Turm = Prang symbolisiert den Berg Meru
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Ein Symbol für die heilige Stätte der Khmer
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Die Steine für den Turm sind gut zusammen gefügt
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Der Lageplan der Anlage
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Re: Baudenkmäler im Isaan, Prasat Hin, Khmertempel in Phimai

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Jul 30, 2020 6:33 pm

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Die Naga Brücke
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Brahman Schrein
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Der Turm Prang Hin Daeng
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Das Hauptbauwerk von Phi Mai
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