Pleiten, Pech und Pannen!

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koratwerner (†2012)
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Pleiten, Pech und Pannen!

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Aug 31, 2010 11:19 am

In die Hose gegangen.

Nein, nicht was Sie jetzt denken, nein nein, da ist mir ganz was anderes passiert und das ging nur um meine Hose.

Viele Geschichten habe eine Vorgeschichte. So auch diese von und über meine Hose. Streng genommen sind es sogar zwei Hosen, die an dieser Geschichte beteiligt sind.

Beide habe ich mir vor einigen Jahren von einem eingeborenen Schneider nach deutschem Muster erfolgreich nähen lassen. Heute würde ich Paul zu Rate ziehen, denn ich glaube, ich hab damals Farangpreise bezahlt. Das ist jedoch verjährt und unter Lehrgeld verbucht und abgeschrieben.

Bevor ich Don kennen lernte, habe ich die Hosen immer zur Reinigung gebracht und dieselben jedes Mal picko bello zurück erhalten. Mit Don im Hause änderte sich das. Meine Hosen wurden ab sofort umgehend in Heimarbeit instand gesetzt und das zu meiner steten und vollsten Zufriedenheit.

Nur passierte mit meiner Lieblingshose ein Missgeschick und daran trug das thailändische Fernsehen die Hauptschuld. Warum mussten die auch so eine spannende Sendung über mögliche und unmögliche Mode bringen, als Don dabei war, meine wunderschöne und so bequeme frisch gewaschene Hose mit einer schnurgerade verlaufenden Bügelfalte zu verzieren?

Kurzum, Dons Aufmerksamkeit ward zwischen ihrer Arbeit und dem TV hin und her gerissen, wobei das TV den Sieg davon trug und eines meiner Hosenbeine kurz über dem Umschlag einen gewaltigen Brandfleck.

Zerknirscht, Tränen in den Augen und total verängstigt, hielt mir etwas später Don das übel stinkende Hosenbein zur Geruchsprobe, Begutachtung und Stellungnahme unter die Nase. Was soll man da machen, außer mai pen rai zu murmeln?

Und dann kam mir die erleuchtende Idee, mit der ich die Trübsal blasende Don wieder etwas normalisieren konnte. Nicht wegwerfen die an einem Bein verbrannte Hose, sondern direkt beide Hosenbeine etwas kürzen und der Schaden ist behoben.

Gemacht getan. Die Hose, deren Beine kurz unter meinen Knien endete, ward fortan meine Lieblingshose und auch die Lieblingshose meiner mir Angetrauten. Letzteres, weil sie mehrmals von anderen Farangfrauen gefragt wurde, wo man/ich/sie denn diese schöne und zweckmäßige Hose gekauft hätte.

Stolz wie Oskar oder noch stolzer verkündete Don dann, dass sie die Idee gehabt hätte und man so eine Hose nirgends kaufen könnte.

Zwischenzeitlich ist das schöne Stück etwas in die Jahre gekommen und damit beginnt jetzt die eigentliche Geschichte.

Da ich mein gutes Stück jetzt etwas schonen will, schaue ich mich nach einem Ersatz um. Kaufen? Ist nicht drin und überhaupt, einer neue Hose 25 cm von den Beinen abschneiden lassen? Wer würde das schon fertig bringen?

Im Kleiderschrank hängt aber eine wenig getragene braune Hose, die für meinen Leibesumfang nicht ausreichend weit genug ist aber noch soviel Stoff in Reserve hat, dass sie geweitet werden kann und bei dieser Gelegenheit könnte man ja auch die Beine nach dem vorhandenen Vorbild kürzen lassen.

Don ist begeistert und kennt sofort einen zuverlässigen Schneider, der sehr preiswert arbeitet. OK! Da wir zum Markt fahren, nehmen wir die Hose mit und liefern sie mit einer entsprechenden Erklärung was er alles ändern solle, bei dem freundlich lächelnden Schneider ab.

Mei pen rai, kein Problem, morgen ist die Hose schon fertig und die Änderung kostet 60 Baht. Da ich meine Lieblingshose anhabe, nimmt der gute Mann vorsichtshalber Maß, wobei er gewissenhaft den Anfang seines Maßbandes an meinen Hosenbund legt und es unterhalb des linken Knies abliest.

Morgen, als am nächsten Tag fährt Don wieder zum Markt, bezahlt bei dem Schneider 60 Baht und erhält von diesem großen Meister seiner Zunft die jetzt schön eingepackte und geänderte Hose.

Zuhause angekommen, da öffnet sie freudestrahlend das Päckchen und erstarrt umgehend zur Salzsäule. Dann wendet sie mir ihr entsetztes Gesicht zu und zeigt mir mit einem ins Jenseits abgerutschten Blick das vom Schneider fabrizierte Machwerk. Ja, und der hat doch nur das von ihm selber genommene Maß vertauscht. Das, was er abschneiden sollte, hat er dran gelassen und jetzt bin ich stolzer Besitzer einer Hot Penns, oder wie auch immer die Hosen bezeichnet werden, die bei den mutigen Damen direkt unterhalb des Schritts enden und jede Menge Einblick in ihre Intimwelt ermöglichen.

Ob ich jemals diese luftige Hose außerhalb der Wohnung tragen darf? Ich wage es zu bezweifeln.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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karo5100
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Re: Pleiten, Pech und Pannen!

Ungelesener Beitragvon karo5100 » Mi Sep 01, 2010 7:10 pm

Die Weite hat er aber perfekt richtig hinbekommen?
Robert / โรแบร์ต

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koratwerner (†2012)
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Re: Pleiten, Pech und Pannen!

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Sep 03, 2010 8:34 am

Die neue Sitztoilette


Toiletten, ich meine die meist weißen Porzellantöpfe mit Sitzbrille, Deckel und Wasserspülung, sind in den kleinen Weilern des Isaan noch eine Rarität. Ungeachtet oder gerade deshalb werden sie in den aus dem Boden schießenden Baumärkten der etwas größeren Orte in einer Vielzahl feilgehalten, die jeden Sanitärfreak nicht nur das Herz vor Freude hüpfen lassen, sondern auch zum Kauf anregen.

Mein Freund Hermann ist so ein Sanitärfreak und im Frühjahr schritt er zur Tat. Nicht eine weiße musste es sein, nein, eine dunkelblaue Schüssel sollte fortan der strahlende Mittelpunkt seiner Toilette sein, denn seine Familie und darunter vor allen Dingen die Kinder, lieben es bunt.

Da es jedoch in dem kleinen Ban Gaffee Jen an einer öffentlichen Entwässerung fehlt, ist die Installation einer modernen Sitztoilette an der aushäusigen Errichtung einer Sickergrube gebunden, soweit eine solche noch nicht vorhanden ist.

Mai pen rai. Hermann hatte diese in weiser Voraussicht bereits bei der Errichtung seines Hauses in die rote Erde neben seinem Gebäude erstellt. Da auch bereits fließendes Wasser vorhanden war, stand dem Erwerb der blauen Sitztoilette, die mit den blauen Boden- und Wandfliesen harmonieren sollte, nichts entgegen.

So gut, so schön. Bei der feierlichen Inbetriebnahme dieses Prachtstückes war ich leider nicht zugegen, doch es muss ein tolles Ereignis gewesen sein. Nicht nur Frau, Kinder und die im Nachbarhaus wohnenden Großeltern warteten auf das sehnlichste auf den Drang, die neue Toilette benutzen zu müssen, nein, auch die anderen Nachbarn äußerten den Wunsch ihre Notdurft auch einmal sitzender weise auf der modernen Toilette verrichten zu können.

Selbstverständlich wurde die Wartezeit nicht nur mit einer festlichen Tafel, die auf und neben einigen Sitzmatten zelebriert wurde, sondern auch mit alkoholischen Flüssigkeiten überbrückt. Es muss ein tolles Fest gewesen sein, zumindest, wenn ich den Worten Hermanns Glauben schenken darf.

Derzeit haben wir im Isaan Regenzeit. Deshalb verbieten sich irgendwelche Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Stattdessen steigen deshalb die Besuche bei Freunden und Verwandten. So sind gestern auch Don und ich zu Hermann aufs Land gefahren, um ihm und seiner Frau einen längst überfälligen Besuch abzustatten.

Wie das so ist, es wird nicht nur geredet, es wird auch gegessen und getrunken. Ja, und dann verspürte ich im Inneren das berühmte menschliche Bedürfnis nach einer Entleerung. Kannste nicht warten, bis du auf der Heimfahrt an einer Tankstelle kommst? Hermann ward sichtlich verlegen, als er mir solches abverlangte. Ich war natürlich neugierig, warum, wieso und weshalb ich seine schöne neue Toilette nicht aufsuchen sollte.

Na, erklärte mir darauf hin der ganz verlegen aus der Wäsche blickende Hermann, bei diesem Regen ist jetzt das Wasser draußen so hoch gestiegen, dass nichts mehr aus der Sickergrube abläuft. Nicht nur das, in dem Abflussrohr der Toilette bleibt deshalb alles stehen und nichts geht mehr. Wenn du aber möchtest, so in gut zwei Monaten, wenn die Regenzeit vorbei ist, dann hat sich das Problem verflüchtigt.

Und? Was macht ihr jetzt? Jetzt? Nachts, wenn die Nachbarn schlafen, dann fischen wir die Sickergrube ab, bringen das Schöpfgut über die Straße und verteilen es da in dem Reisfeld. Und wenn es nicht anders geht, bei Oma und Opa nebenan, da ist ja immer noch die altbewährte Grube.

Ja liebe Leute, so ist das im Isaan und deshalb werden die früher benutzten Gruben auch nicht zugeschüttet, sondern dienen auch heute noch als Notbehelf, wenn während der Regenzeit das steigende Wasser nicht schnell genug abläuft.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!


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