Die Suranaree University of Technology

Unser Korat. Hier und in der näheren Umgebung leben viele deutschsprachige Aus- und Umsiedler. Unsere Leser in der alten Heimat werden sich über unsere Berichte freuen. Wer Korat nicht kennt, findet es auf keiner Landkarte und auch nicht bei Google Earth, denn sie heißt offiziell Nakhon Ratchasima, weil sie die Hauptstadt dieser größten Provinz im Isaan ist, die den gleichen Namen trägt.
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koratwerner (†2012)
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Die Suranaree University of Technology

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Aug 05, 2008 10:36 am

Die Korat Uni SUT


Wenn man sich am späten Nachmittag durch Korat bewegt, dann gewinnt man den Eindruck, dass sich in jedem zweiten Straßenblock eine Schule oder Universität befindet. Überall stockt der Verkehr, weil uniformierte Schulkinder die auf sie wartenden Schulbusse stürmen, von ihren Eltern im PKW abgeholt werden oder sie die Straßen überqueren um nach Hause zu gelangen. Und das immer unter Aufsicht der Polizei, die für die Kinder gegebenenfalls den Autoverkehr anhält.

Korat ist in der Tat ein umfangreiches Hochschulzentrum. Neben der Suranaree University of Technology (SUT), bei dessen Besuch man von einem Bildnis des Königs begrüßt wird, gibt es das Ratchamongkut Institute of Technology, das Rajabhat Institute (PH, Touristik etc.), die Buddhist University im Wat Pranarai und das Katholische Seminar in der Katholischen Mission. Die Wongchavalitkul University als private Uni verdient auch Erwähnung. Leider sind diese Hochschulen etwas verstreut und von daher hat sich noch keine nennenswerte Studentenkultur in Korat herausbilden können.

Eine relativ junge Initiative von nationaler Bedeutung ist die Suranaree University of Technology (SUT). Sie ist die erste vollständig autonome staatliche Universität von Thailand und die zweitgrößte Hochschule des Landes. Sie erstreckt sich am Rande der Stadt Nakhon Ratchasima (Korat), dem industriellen Zentrum für Nordost-Thailand, über eine Fläche von 2.800 Hektar.

Nach der Grundsteinlegung im Juli 1990 als spezialisierte Universität für Wissenschaft und Technologie, als wissenschaftlicher Schwerpunkt, mit einer Reihe von autarken Hochschul- Verwaltungsinitiativen, begannen im Mai 1993 acht Bachelor Studiengänge. Im Gegensatz zu den bestehenden 19 staatlichen Universitäten ist die SUT die erste Universität des Landes, die außerhalb dem organisatorischen und administrativen Einfluss der Regierung betrieben wird.

Die Gründung dieser Universität in Korat ist eines der vielen Beispiele für das Autonomiebestreben der Korater, stellvertretend für den gesamten Isaan, die jede Gelegenheit nutzen, sich von der Regierung nicht gängeln zu lassen.

Die Aufgaben und Ziele der SUT beinhaltet die Technologieentwicklung, dessen Transfer, der effektiven Verbesserung des kritischen Mangels an hochwertigen Personal in Wissenschaft und Technologie des Landes, umfangreiche Umverteilung der Chancen für die Hochschulbildung, Internationalisierung von curricularen- und Trainingsprogrammen, sowie eine starke Verknüpfung und sich gegenseitig verstärkende Partnerschaft mit dem privaten (industriellen) Sektor.

Von der Öffentlichkeit wenig beachtet pflegt die SUT wissenschaftliche Kontakte mit vielen ausländischen Universitäten darunter in Deutschland mit den Universitäten in Ulm, Potsdam, Göttingen, Bochum, Tübingen und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover. Einige deutsche Studenten haben sogar den Weg nach Korat zur SUT gefunden und Studenten der SUT promovieren in Deutschland.

Mich interessiert die SUT eigentlich nicht besonders. Da ich allerdings in unmittelbarer Nähe dieser Universität wohne, benutze ich gerne als Abkürzung die Straßen des Campus. Inzwischen kenne ich einige Straßen auf diesem 28 qkm großen Gelände, auf dem man sich ohne die vorhandene Beschilderung leicht verfahren kann.

Ein Unigelände von 28 qkm für etwa 6.000 Studenten, das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen und das für eine Uni. Selbstverständlich steht hier jedes Gebäude im Grünen und es sind von den einzelnen Instituten zu den Wohnheimen oder zur Verwaltung lange Wege zurück zu legen. Zu Fuß ist das kaum möglich. Deshalb fahren auf dem Gelände den ganzen Tag über eigene Busse oder die Studenten flitzen mit ihren Motorrädern umher.

Den Namen nach dient die SUT der Lehre und Forschung technischer Disziplinen. Umso mehr bin ich erstaunt, am Rande des Campus auf ein mehrere Hektar umfassenden Geländes zu treffen, dass der landwirtschaftlichen Ausbildung dient. Hier werden einheimische Nutzpflanzen gezüchtet und veredelt, um den Ertrag zu steigern, bzw. um sie den klimatischen Verhältnissen besser anzupassen.

Besonders erstaunlich ist jedoch für mich, hier auch auf schwarzweißes Rindvieh zu treffen. Vermutlich will man hier erforschen, unter welchen Bedingungen diese europäische Rasse zur Milchproduktion und einer besseren Fleischerzeugung dienen kann. Die einheimischen Rinder sind nämlich in der Regel sehr knochig, liefern deshalb nur wenig zähes Fleisch und geben nur gerade so wenig Milch, um die Kälber zu säugen.

Das europäische Rindvieh wird es allerdings sehr schwer haben auf den kargen Weidegründen des Isaan das Leben zu fristen und ehe es den Landwirten nennenswerte Mengen Milch liefert, werden diese erst gewaltig umdenken müssen und auch ihre Geister dazu überreden müssen ein wachsames Auge auf diese fremde Rasse zu werfen.

Ich kann nicht sagen, wie viel km Straßen die einzelnen Institute und Gebäude miteinander verbinden oder zu einem der vielen Ausgänge führen. Auf jeden Fall sind sie alle sehr gepflegt, beleuchtet und im Gegensatz zu Nebenstraßen in der Stadt, in einem guten Zustand. Manchmal frage ich mich, warum man das Unigelände so groß angelegt hat. Der Bau der vielen Straßen mit Kanalisation und Beleuchtung hat nicht nur viel Geld verschlungen, auch die Pflege und der Unterhalt des Geländes verschlingt Monat für Monat eine ansehnliche Summe.

Wenn ich nicht wüsste, dass ich mich beim Durchqueren des Geländes innerhalb einer Uni befinde, könnte ich annehmen, einen großen Park zu durchqueren. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn ich beim Passieren der Ein- und Ausfahrten große Blumenbeete passiere und mich den vor sich hin dösenden Wachmännern nähere. Die springen geflissentlich auf, reißen zuerst das von ihnen zu bewachende Tor auf und dann ihre Hacken zusammen. Dann fährt ihre rechte Hand im eleganten Schwung zum militärischen Gruß an ihre Mütze und ich nicke ihnen im Vorbeifahren wohlwollend zu.

Wenn die braven Leutchen auch wüssten, was da für ein alter Esel gerade an ihnen vorbei fährt. Sie aber denken, dass da eventuell ein hohes Tier aus dem Ausland zur Uni kommt, den man mit aller Hochachtung und allen Ehren begrüßen muss. Don nickt auch jedes Mal huldvoll zurück. Sie genießt dieses kleine Theater und sonnt sich in unserem Glanze.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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