Wie doch die Zeit vergeht

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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dogmai
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Wie doch die Zeit vergeht

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Jun 27, 2009 7:53 pm

Nachdem ich dieses Land, das Koenigreich Thailand, und davon besonders den Nordosten, genannt auch Lower East, Isaan oder Issan, Klein-Thai-Laos oder wie auch immer, nun schon ein paar Jaehrchen kenne, habe ich natuerlich auch Veraenderungen erlebt und erfahren. Ich habe in einem kleinen Doerfchen gewohnt, laenger als ich eigentlich je bereit war, dort zu leben, vier Jahre waren es gewesen, davon 3 Moenchs-Monate, und dies hautnah erlebt. Doch lest selbst, und vergesst nicht, bei Fragen zum Anfang zurueck zu gehen.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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dogmai
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Da waren auch die fremden Leute

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Jun 27, 2009 7:54 pm

Es war einmal ein einfaches Land, das hieß Thailand. Hier lebten viele Menschen, die sich kannten, die in Dörfern oder kleinen Städten zusammenlebten, und die auch zusammen ihre Felder bestellten, sich gegenseitig halfen, die Tabak gegen Reis tauschten oder gegen Hühner oder Eier, damit ihre Familien satt wurden. Radio oder Fernsehen waren ein Luxus, den sich nur ganz wenige leisten konnte, zumeist in einem Dorf nur der reichste Mann. Das war dann oft auch der Ortsvorsteher und damit der angesehenste Mann. Und wenn er zuließ, dass sich Dorfbewohner bei ihm einfanden, um die schönen Liebesfilme oder Geisterfilme zu verfolgen war es auch ein beliebter Mann.

Die Begriffe Urlaub und Reisen waren etwas, worunter sie sich nichts vorstellen konnten. Für sie zählte nur die Arbeit, dazu noch die Familie und das Heim. Touristenzentren wie Pattaya oder gar Phuket oder Samui waren ihnen gänzlich unbekannt, denn was sollten sie sich auch unter Touristen vorstellen. Und selbst wenn sie sich darunter hätten etwas vorstellen können wäre ihnen nicht klar gewesen, was das denn für Leute sein könnten und woher die denn kommen könnten, denn Thailänder arbeiten und machen keinen Urlaub.

Irgendwann einmal tauchten fremdartig aussehende Leute im Dorf auf, die nicht, wie sie alle, den ganzen Tag auf dem Feld verbrachten, die nicht den ganzen Tag einer Tätigkeit nachgingen, damit die Familie etwas zu essen hat. Diese Leute mussten also welche sein, die reich waren und nicht arbeiten mussten, denn sie hatten nichts bei sich, was man hätte tauschen können. Sie mussten alles kaufen und mit Geld bezahlen. Geld kannte man natürlich, denn es gab welche im Dorf, die davon etwas besaßen. Ja, und gelegentlich hatte man ja auch selbst welches, das man aber am besten gleich wieder ausgab. Reis oder Tabak wuchs auf dem Feld nach, aber Geld musste man immer von irgend jemandem kriegen.
Aber diese Leute kauften immer alles, oft mehr, als sie essen oder trinken konnten, und manchmal warfen sie das weg, was sie nicht mehr benötigten. Dumm, denn alles konnte man doch aufheben und später verwenden.

Anfangs waren es noch wenige Fremde. Man konnte sich mit ihnen nur durch Zeichen verständigen, denn sie sprachen nur eine unverständliche Sprache. Sie waren interessiert an allem, ließen sich die Ochsen zeigen oder die Brunnen, wollten die kleinen aber sauberen Hütten von innen sehen und die Menschen bei der Arbeit beobachten. Sie mussten also auch wirklich dumm sein, denn wer kannte das nicht alles bereits seit Kindesbeinen? Und wie die sich kleideten! Manche trugen bunte Hemden und kurze Hosen, manchmal lustige Hüte. Sie kamen nicht auf die Idee, die Haut vor der Sonne zu verstecken sondern waren stolz darauf, dass ihre Haut immer mehr verbrannte.

Sie wohnten auch nicht in einer Hütte, sondern sie hatten ein kleines Zimmer im kleinen Hotel der Stadt. Wenn mehrere von ihnen zusammen saßen sprachen sie sehr laut miteinander, als hätten sie ständig Streit. Und sie lächelten kaum. Sie lächelten nicht, wenn sie am Morgen aus dem Zimmer kamen, sie lächelten nicht, wenn sie jemandem begegneten. Aber manchmal lächelten sie, wenn sie ein junges Mädchen sahen, das schüchtern vor ihnen die Augen niederschlug.
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Nach 20 Jahren oder fast heute

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Jun 27, 2009 7:55 pm

Es gibt ein Land, in dem nicht mehr alles so einfach ist, wie es einmal war. Die Menschen leben immer noch in Dörfern zusammen, aber die Städte werden immer größer, denn immer mehr Dorfbewohner zieht es in die Stadt.

Im Dorf selbst hat sich auch so manches geändert. Man hat keine Zeit mehr, dem Nachbarn zu helfen beim Bestellen der Felder. Es ist auch nicht mehr notwendig, denn inzwischen haben ein- oder mehrachsige Traktoren die Arbeit erleichtert, haben die Wasserbüffel ergänzt, bei manchem Bauern ersetzt. Dafür hat er sich aber verschulden müssen, und so sind die Kinder in die nächste Stadt oder gar nach Bangkok gegangen, um dort Geld zu verdienen. Die nächste kleine Stadt wie Roi Et, Korat, Chumphon, Chainat oder die größte Stadt, Bangkok, die Hauptstadt, dort, wo man viel Geld verdienen können soll. So hörte man. Zum Beispiel von Amphra, die dort als kleine Angestellte lebt und oft Geld nach Haus schickt in das kleine Dorf, die kleine Hütte ihrer Eltern.

Ja, sie unterstützen immer noch den Vater und die Mutter, aber sie benötigen auch mehr Geld für sich. Radio und Fernsehen sind eine Selbstverständlichkeit geworden, und der Antennenwald ist abwechslungsreicher als der Naturwald ringsumher, denn dessen Bäume wurden und werden abgeholzt um Platz für den Anbau zu machen. Manchmal ist man hingegangen und hat Eukalyptusbäume gpflanzt, denn diese wachsen schnell und können so schnell Holz liefern. Und durch Radio und Fernsehen haben sie auch Kenntnis erhalten, was es so alles zu kaufen gibt in der Stadt.

Und früher, als es noch den einen LKW gab im Dorf, mit dem sie alle zum Markt gefahren sind morgens, da konnten die Kinder noch unbesorgt und unbeaufsichtigt auf der Straße spielen. Die Straße, die ein Feldweg war. Heute staubt es nicht mehr so, die Straße ist asphaltiert. Es gibt den LKW nicht mehr, er wird nicht mehr gebraucht. 20 Autos, 100 Mopeds gibt es nun, und die Kinder spielen nicht mehr auf der Straße, auf den Feldern noch und dem Schulhof. Und sie eifern jetzt im Fußball den Argentiniern, Franzosen oder Deutschen nach, geben sich die Namen der großen Fußballstars, die sie aus dem Fernsehen kennen. Und so viel Geld wollen sie auch einmal verdienen, diese kleinen großen Helden aus der Dorffußballmannschaft.

Heute sind die Menschen, die das Dorf aufsuchen, nicht mehr so fremdartig aussehend. Man hat sich an Peter gewöhnt, er ist der Mann von Supi. Er kommt jedes Jahr einmal ins Dorf, verteilt süsse Bonbons an die Kinder, hat auch ein paar Kleider dabei. Nicht die neueste Mode, aber zum Arbeiten kann man das ja anziehen. Und er bezahlt immer mit Geld, aber für alles immer mehr als die Dorfbewohner. Hinter das Geheimnis des richtigen Bezahlens ist er noch nicht gekommen. Auch die Dorfbewohner können nur noch mit Geld bezahlen in dem kleinen Laden neben dem Kloster, und nur noch Geld ist das Streben, denn nur noch mit Geld kann man den Strom bezahlen für den Fernseher und das Radio und den Kühlschrank und Benzin für das Auto und das Moped.

Und Peter kann auch schon verständlich „Sawadie“ sagen, vergisst dabei immer das "Khrab", verwechselt auch immer noch "wollen" und "haben", aber da er das immer macht, weiss jeder, was er meint. Er bleibt auch nie lange, dann fährt er wieder weg mit seiner Frau nach Pattaya oder Bangkok. Und das kennen inzwischen alle aus dem Dorf, viele waren schon in Bangkok, einige in Pattaya, ja einige sogar schon in Phuket.

In der Stadt ist inzwischen schon ein großes Hotel entstanden, das von vielen Ausländern besucht wird. In der Stadt – ja, da ist es inzwischen ein gewohntes Bild, große und hellhäutige Menschen zu sehen, oft mit ihrer kleinen und dunkelhäutigen thailändischen Frau. Und sie spazieren Hand in Hand, so wie es heute auch die jungen Thais machen. Sie lächeln immer noch nicht. Und sie lächeln auch nicht mehr, wenn ihnen ein junges hübsches Mädchen gar nicht mehr schüchtern direkt in die Augen schaut.
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Vielleicht noch 20 Jahe, oder so ...

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Jun 27, 2009 7:56 pm

Es war einmal ein einfaches Land, das gibt es so nicht mehr. Dort lebten viele Menschen, die sich kannten, die in Dörfern oder kleinen Städten zusammenlebten, und die auch zusammen ihre Felder bestellten, sich gegenseitig halfen, die Tabak gegen Reis tauschten oder gegen Hühner oder Eier, damit ihre Familien satt wurden. Radio oder Fernsehen waren ein Luxus, den sich nur ganz wenige leisten konnte, zumeist in einem Dorf nur der reichste Mann. Das war dann oft auch der Ortsvorsteher und damit der angesehenste Mann. Und wenn er zuließ, dass sich Dorfbewohner bei ihm einfanden, um die schönen Liebesfilme oder Geisterfilme zu verfolgen war es auch ein beliebter Mann.

Irgendwann einmal waren fremdartig aussehende Leute im Dorf aufgetaucht, die nicht, wie sie alle, den ganzen Tag auf dem Feld verbrachten, die nicht den ganzen Tag einer Tätigkeit nachgingen, damit die Familie etwas zu essen hat. Diese Leute mussten also welche sein, die reich waren und nicht arbeiten mussten, denn sie hatten nichts bei sich, was man hätte tauschen können. Sie mussten alles kaufen und mit Geld bezahlen.

Sie sahen die Bevölkerung in alten Hütten wohnen und den ganzen Tag die Felder bestellen und dachten, daß sie hier helfen müssen. Und so nahmen sie ihr Geld, gaben es den Bauern und nahmen dafür ihren Acker. Und als sie genügend Ackerland zusammen hatten kauften sie noch die armseligen Hütten. Sie bauten einige große Häuser in der nächsten Stadt mit 300 Wohnungen, ließen die Bauern ihre Hütten verlassen und vermieteten ihnen diese Wohnungen. Dort, wo einst das Dorf stand, steht heute eine große Fabrik, in denen die ehemaligen Bauern und deren Söhne und Töchter heute arbeiten, aber nur die kräftigsten unter ihnen. Sie stellen Ware her, die in ferne Länder geliefert wird.

Die früheren Dorfbewohner haben kein Grundstück mehr, um ihre Wäsche aufzuhängen. Sie haben keinen Platz mehr, wo sie sich mit ihren Nachbarn im großen Kreis zusammen setzen können, um zu plauschen, zu trinken und zusammen zu essen. Sie sitzen heute in ihren Zweizimmerwohnungen, um die schönen Liebesfilme oder Geisterfilme zu verfolgen. Touristenzentren wie Pattaya oder Phuket oder Samui sind ihnen bekannt, denn ihre Töchter arbeiten dort, wo sie mehr verdienen können als in der Fabrik.

Und wie die vielen Fremden, die jetzt hier sind, lächeln sie kaum noch. Sie lächeln nicht, wenn sie am Morgen aus der Wohnung im dritten Stock kommen, sie lächeln nicht, wenn sie jemandem begegnen. Es gibt auch kein junges Mädchen mehr, das schüchtern vor ihnen die Augen niederschlägt.


Wird es so sein? In 20 Jahren? Oder ist es gar schon so? Heute??

Am Samstag Abend, Korat, Rung Arun Village
27. Juni 2009
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