Chinesen in Thailand

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
Benutzeravatar
koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
Beiträge: 941
Registriert: Di Dez 26, 2006 4:28 pm
Wohnort: Korat

Chinesen in Thailand

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Sep 01, 2008 11:10 am

Bild

Die Angaben über den chinesischen Bevölkerungsanteil in Thailand liegen bei etwa 10%. Gleichwohl erscheint ihre Anwesenheit überproportional, denn Thais, chinesischer Abstammung, haben eine unübersehbare Stellung im gesamten Geschäftsleben.

Als Besucher Thailands trifft man in den wirtschaftlichen Ballungsgebieten, aber auch in den kleineren Städten, überall auf chinesische Anwesenheit.

Bild

Für den Touristen sichtbar sind die chinesischen Friedhöfe, denn im Gegensatz zu den buddhistischen Thais, die üblicherweise eingeäschert werden, bevorzugen die ebenfalls meist buddhistischen Chinesen eine Erdbestattung.

Bild

Dem Besucher Thailands fallen auch oft die Chinesischen Tempel auf, die kaum Ähnlichkeiten mit einem thailändischen Wat haben.

Bild

Nicht zuletzt trifft man überall im ganzen Land auf von Chinesen betriebene Gaststätten, Restaurants und Geschäfte aller Art, die oft an der rot/gelben Farbe, an den chinesischen Schriftzeichen und roten Lampions, an den Wänden hängenden Glücksbringern mit chinesischer Aufschrift und an einem kleinen, in rot gehaltenem, Hausaltar erkennbar sind, der meistens an der Rückwand eines Geschäfts auf dem Boden steht.

Bild

Die wirtschaftliche Präsenz der Thaichinesen kann man auch an vielen Industriegebäuden erkennen, die zwar einen thailändischen Namen tragen, weil dies vorgeschrieben ist, doch gleichzeitig mit chinesischen Schriftzeichen erkennen lassen, dass sich um ein thaichinesisches Unternehmen handelt.

Nicht sichtbar ist es dem Besucher Thailands, dass ein sehr großer Teil der Schaltstellen der wirtschaftlichen Macht von Chinesen besetzt sind.

Wie in keinem anderen Land Asiens sind die Chinesen in Thailand integriert, denn sie tragen das Ihrige durch eine Heirat mit Thailändern dazu bei und haben eine besondere Anpassungsfähigkeit, so dass sie sich heute lediglich durch eine hellere Hautfarbe und einem etwas größeren Körperbau von den Thais unterscheiden.

Die Immigration der Chinesen nach Thailand, die überwiegend wirtschaftliche, seltener politische Gründe hatte, lässt sich über mehrere Jahrhunderte
zurückverfolgen. Bereits im 16. Jahrhundert bekleideten Chinesen wichtige Militär- und Handelspositionen in dessen Folge sich auch ein politischer Einfluss einstellte.

So sind auch die Wurzeln der heute noch in Thailand existenten Chakry-Dynastie chinesischen Ursprungs, denn der erste König Taksin und sein Sohn Rama I stammten aus einer halb chinesischen Familie.

Bild

Im Gegensatz zu den Thais, die lieber frei und unabhängig auf der eigenen Scholle dem Reisanbau nachgehen, waren und sind die Chinesen viel eher dazu bereit auch untergeordnete Arbeiten aufzunehmen. Da sie zudem bedeutend sparsamer als die Thais sind, bringen sie es relativ schnell zu einem kleinen Vermögen, welches sie befähigt, ins Geschäftsleben einzusteigen. Ein geflügeltes Wort ist deshalb: Thais arbeiten, Chinesen lassen arbeiten.

Das allerdings stimmt nur bedingt. Thaichinesen sind überaus fleißig, sparsam und umsichtig, was man in vergleichbarer Form von den Thais nicht immer sagen kann.

Da während des zweiten Weltkrieges, wegen der unsicheren politischen Lage, viele europäischen Händler Thailand verließen, konnten die Chinesen deren Stelle einnehmen und ihre ökonomische Position verstärken.

Bild

Im Vordergrund der Vater, Chinese, die Mutter, Thai und die Tochter eine Sino-Thai und meine Frau Don. Ganz interessant, macht aber auch nachdenklich. Die Tochter darf (soll) keinen Thai heiraten. Was macht die Tochter? Sie gehorcht und hält Ausschau nach einem ....... aus dem Westen.

Vor allen Dingen die Sino-Thai, die Nachkommen aus Mischehen zwischen Chinesen und Thais, kontrollierten beispielsweise den damals gewinnträchtigen Holz- und Zinnhandel, sowie das Bankwesen. Letzteres war eine Schlüsselposition, denn nach dem zweiten Weltkrieg begann eine bemerkenswerte Entwicklung der Industrie in Thailand, die maßgeblich durch Kapital der eingewanderten Chinesen ermöglicht wurde.

Nach dem zweiten Weltkrieg war die Einwanderung von Chinesen, die man in den vergangenen 50 Jahren auf 7 Mio. Menschen beziffert, beendet und das wirtschaftliche Wachstum, sowie die freiheitsliebende Mentalität der Thais weiterhin möglichst ihren traditionellen Tätigkeiten auf dem Land nachzugehen, ließen keine nennenswerten Differenzen zwischen beiden Volksgruppen aufkommen. Durch die tolerante nationalistische Politik dieser Jahre und der Anordnung thailändische Nachnamen zu tragen, wurde die Assimilation der Chinesen jetzt weitgehend abgeschlossen.

Bedingt durch die Toleranz des thailändischen Buddhismus, konnten die eingewanderten Chinesen ihre drei traditionellen chinesischen Religionen beibehalten. Der Konfuzianismus, die Lehre über die politischen und moralischen Seiten des Lebens, der Taoismus, der über das Glück des Menschen wacht und der chinesische Buddhismus, der sich mit dem Jenseits befasst, existieren heute in Thailand einträchtig nebeneinander, wobei der Chinese den wesentlichen Inhalt der Religion im Diesseits sieht und deshalb sein Denken den Charakter von Weltlichkeit hat.

Da der Chinese kaum etwas dem Zufall überlässt und nichts auf Morgen verschiebt, zudem in der Familie, aber auch in der Gemeinschaft auf Harmonie bedacht ist, sieht man vielerorts in Thailand religiöse Gedächtnisstätten, die auch den Thailändern dienen, jedoch von den reicheren Chinesen finanziert wurden.

Bild

So ist beispielsweise der Tempel für die Stadtgeister in Korat und das Monument der thailändischen Thao Suranaree, die von der gesamten Bevölkerung wie eine Heilige verehrt wird, von den in Korat ansässigen Chinesen finanziert worden.

Bild

Wegen des Ansehens, dass sich die Chinesen in Korat damit erworben haben, feiern alle Bewohner dieser Stadt mit den Chinesen deren großes Neujahrsfest, welches in einem großen Umzug durch die Stadt endet und dokumentieren damit eine Eintracht unter den Religionen, wie es wohl nur in Asien möglich ist.

Um einen kleinen Überblick in das religiöse Leben der Chinesen in Thailand zu gewinnen, habe ich kürzlich in Korat einen chinesischen Tempel besucht. Vorab gesagt, von dem was mir hier von einem freundlichen jungen Mann erklärt wurde, habe ich absolut nichts verstanden.

Als ich andeute, einige Fotos aufnehmen zu wollen, stoße ich auf keine große Begeisterung. Doch als ich dann ein schweres Geschütz auffahre und von Tambun spreche, also gutes tun will, werde ich zum Eingang des Tempelgeländes gebracht, wo mir ein Durchschreibe-Vordruck vorgelegt wird, auf dem ich meinen Namen, Adresse und den Tambun-Betrag eintragen darf.

Dann erhalte ich das Original und ein weiteres rotes Zettelchen mit meinem Namen, mit dem ich derzeit überhaupt nichts anfangen kann.

Jetzt darf ich mich meiner Schuhe entledigen und den eigentlichen Tempel betreten. Es ist ein schon etwas älterer Tempel, denn die hier aufgestellten Figuren und Altäre sind bereits von den Jahren gezeichnet.

Bild

Eine freundliche junge Frau drückt mir großes Bündel Räucherstäbchen in die Hände und ich werde zu einem Altar geführt, wo ich drei dieser Stäbchen anzünde und in einen Sandbehälter vor dem Bildnis dieses Altars hinein stecke. Dann bedeutet man mir, die Hände zum Wai zu erheben und mich etwas zu verneigen.

Bild

Es folgt der nächste Altar.

Bild

Dann noch einer und noch ein weiterer. Mein Bündelchen Räucherkerzen schwindet und die letzten beiden glimmenden Stäbchen finden ihren Platz links und rechts neben dem Eingang.

Bild

Jetzt darf ich etwas Öl in eine offene Lampe gießen meine Spendenquittung in der Flamme anzünden und in einer Schale verbrennen. Aufatmend will ich mich entfernen, doch vorher muss ich mit einem Schlegel dreimal kräftig auf eine alte Trommel schlagen, die über Kopfhöhe neben dem Hauptaltar aufgehängt ist.

Bild

Dreimal muss ich dann an der anderen Seite des Hauptaltars gegen eine Glocke schlagen und die Zeremonie ist beendet.

Vermutlich ist jetzt eine Mitteilung meiner milden Gabe an den Tempel irgendwo angekündigt, angelangt und angenommen worden.

Bild

Doch ich werde immer noch nicht entlassen. Draußen vor dem Tempel ist ein Stapel sargähnlicher Kisten aufgerichtet. Hier darf ich jetzt meinen eingangs erhaltenen roten Zettel mit meinem Namen drauf, ankleben und mit dann selbstverständlich noch einmal mit einem Wai verneigen.

Bild

Zu guter letzt werde ich vor den Hauptaltar gestellt, damit ein Foto von mir gemacht werden kann, welches ich mir vermutlich zuhause über mein Bett hängen kann.

Bild

Nunmehr fotografiere ich noch das eine und andere Motiv.

Bild

Der Eingang zum Tempel wird aufgenommen und dann werde ich zu Tisch gebeten. Bananen werden mir gereicht, doch ich freue mich am meisten über ein großes Glas Wasser.

Bild

Zum Abschied werde ich dann noch mit Informationsmaterial versorgt.

Bild

Oder sind es Glücksbringer, die man mir überreicht?

Bild

Vielleicht kann mir jemand sogar einmal sagen, über welche Schätze ich jetzt verfüge.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

dutch (†2012)
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Chinesen in Thailand

Ungelesener Beitragvon dutch (†2012) » Mo Sep 01, 2008 2:41 pm

Wie immer,ein wunderschoenes Bericht.
Danke


Zurück zu „Leben in Thailand“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 67 Gäste