Statussymbol Gold und Geld

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
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Statussymbol Gold und Geld

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Sa Aug 09, 2008 9:20 am

Über die finanziellen Probleme für einen hier lebenden Ausländer, die sich zum einen aus dem familiären Zusammenhalt der Familie seiner Frau ergeben und zum anderen durch existenziell heruntergekommene Ausländern verursacht werden können, kann man abenteuerliche Bücher schreiben. Fast jeder Resident, der hier mit seiner thailändischen Liebsten lebt, hat Federn lassen müssen und nicht wenige haben durch zu großes Vertrauen in die Integrität der Familie ihre Frau oder von den hier schon länger lebenden Residenten viel Geld verloren.

Ich schreibe über dieses Problem, weil es nach meinem Ermessen wohl der folgenschwerste Komplex ist, der das Leben eines Ausländers in Thailand nachhaltig beeinflussen kann. Von den hier lebenden Ausländern ist mir niemand bekannt, der nicht gerupft worden ist. Sehr viele haben sich sogar aus der Umklammerung nur mittels einer Scheidung lösen können. Mancher ehemals vermögender Mann kann am Ende der Fahnenstange total verarmt dieses Land nur noch mit Hilfe seiner Botschaft verlassen, die ihm den Rückflug in sein Heimatland vorfinanzieren muss.

Was ist diesen Menschen hier passiert? Außer den eigenen Landsleuten, die die unerfahrenen Neuan-kömmlinge unbarmherzig mit irgendwelchen Scheingeschäften reinlegen und gewissenlos ausnehmen, sind es die Familien der thailändischen Lebensgefährtin, die einen Farang in den Ruin treiben können.

Weshalb und wie geschieht das? Analysiert man die soziale Situation der thailändischen Familien, dann haben diese nur die Möglichkeit ihren niedrigen Lebensstandard zu verbessern, wenn eine ihrer Töchter einen reichen Ausländer heiratet. In den Augen der Thais ist ja jeder Ausländer reich, folglich ist er von vorn herein ein potentielles Opfer. Meist sind es junge Frauen die nach einer gescheiterten Ehe, sehr oft mit zu versorgenden Kindern, gerne einen Ausländer heiraten. Selbst große Altersunterschiede spielen dann keine Rolle, denn die Frau heiratet nicht aus purer Liebe, sondern fast immer auch aus materiellem Interesse. Außerdem ist es hier gang und gäbe, dass sich ein schon älterer Mann von seiner Frau trennt und sich eine bedeutend jüngere Frau nimmt, vorausgesetzt, er kann das Brautgeld an ihre Eltern bezahlen.

Ein älterer Ausländer wird auch deshalb gerne geheiratet, weil dieser in der Regel nicht nur über ein für thailändische Verhältnisse hohes und gesichertes Einkommen verfügt, sondern auch, weil ein älterer Mann weniger dazu neigt, seine Frau zu verlassen. Außerdem hofft die Frau ja, dass sie mit Hilfe dieses Mannes in der Lage versetzt wird, ihre Familie und ihre Kinder besser helfen und versorgen zu können. Soweit eine brave Tochter nicht in den Sumpf der illegalen Prostitution in den Touristenorten abgleiten will, um ein besseres Einkommen zu haben, ist eine Heirat mit einem Farang tatsächlich die einzige Möglichkeit die triste Situation ihrer Kinder, Eltern und oft auch ihrer weiteren Familie nachhaltig zu verbessern.

Ob ein Ausländer gut oder weniger gut ist, messen die Thais unter anderem auch daran, wie viel Gold er seiner Frau schenkt. Gold ist in Thailand das Anlagevermögen schlechthin und wer es nur irgendwie kann, legt sich einen Goldvorrat in Form von Schmuck zu und zeigt diesen bei jeder Gelegenheit. Erspartes zur Bank zu bringen, das ist vielen Thai zu unsicher. Gold ist hier eine stabile Währung, denn der Wiederverkaufswert ist relativ hoch. Da die Lohnkosten für die Schmuckanfertigung gering sind, schlagen sie beim Verkaufspreis kaum durch. Gold, also auch Schmuck, wird in Thailand beim Kauf und beim Verkauf immer nach Gewicht bezahlt, wobei der Preis innerhalb eines Schwankungsbereichs staatlich festgelegt wird. Doch niemand sollte glauben, dass seine Liebste mit 666er Gold aus seiner Heimat zufrieden ist, denn richtiges Gold hat in Thailand ein Gehalt von 996. Alles andere ist minderwertig. Der Goldhandel unterliegt in Thailand einer strengen Kontrolle und wer als hier lebender Resident oder als Tourist in einem etablierten Geschäft Gold kauft, kann in der Regel davon ausgehen, nicht betrogen zu werden.

Ein weiteres Symbol, welches den sozialen Status symbolisiert ist der Besitz eines Fahrzeuges, in ländlichen Gebieten vorzugsweise eines Pick-Up. Der Kauf eines solchen Wagens wird den Thailändern von den Leasingbanken leicht gemacht und schon mit umgerechnet tausend Euro Anzahlung kann ein Thai sich solch einen Wagen vor die Haustür oder in die Scheune stellen. Ein Farang jedoch ist nicht kreditwürdig, er kann zwar ein Fahrzeug erwerben und auf seinen Namen zulassen, doch er muss den Kaufpreis direkt auf den Tisch legen.

Als ich mir einen ein Jahr alten Isuzu kaufe, sind meine Frau und deren Familie sehr enttäuscht, denn nach ihren Vorstellungen ist ein Farang ja unermesslich reich. Mein Nimbus auch reich zu sein, hat von Stund an einen Knacks bekommen und wenn ich in der Folgezeit geklagt habe nicht soviel Geld zu haben, dann hat man mir das auch geglaubt und meine Frau bedauert jetzt sicher, dass sie an einen so armen Farang geraten ist. Ich aber denke, dass mich dieses Auto in den nächsten 15 bis 20 Jahren überall hinfährt, denn bei dem hier herrschenden Klima sieht man in Thailand bei einigermaßen Pflege, kaum eine Rostlaube. Es ist hier deshalb keine Seltenheit, wenn ein mehr als dreißig Jahre alter Wagen mit dem Stern oder dem blauweißen Emblem aus München in gut erhaltenem Zustand über die Straßen rollt.

Das größte Statussymbol sozialer Errungenschaft ist jedoch das eigene Haus. Beileibe aber nicht so ein schönes Holzhaus nach alter thailändischer Tradition, nein es muss ein Haus aus Stein sein und möglichst ein blaues oder ein grünes Ziegeldach haben. Zwei Schwestern meiner Frau bauen sich derzeit solche besseren Hütten. Sie bestehen aus zwei Zimmern mit intrigierter Küche, und einer Sitz-Toilette mit Dusche, das ist halt doch etwas bequemer. Dazu noch ein Brunnen mit elektrischer Pumpe und eine Sickergrube für die Abwässer. Da die Baugrundstücke aus dem Familienbesitz vorhanden sind, ist die ganze Geschichte mit umgerechnet dreitausend Euro erledigt. Klein aber mein ist die Devise.

Allerdings zieht sich der Bau der Häuschen über mehrere Jahre hin, denn der Baufortschritt ist davon abhängig, wann und wie viel Geld herein kommt. Im Fall der Schwestern meiner Frau jeweils nach der Maniokernte, wenn die stärkehaltigen Wurzelknollen verkauft sind. Meine Frau hat von ihrer Mutter, dem Familienoberhaupt, auch ein Baugrundstück von etwa 1.600 qm erhalten und sie ist närrisch darauf versessen ebenfalls so ein Häuschen darauf zu stellen.

Gut, irgendwann will ich ihr diesen Wunsch erfüllen. Ich selbst denke allerdings nicht daran mit ihr in solch einer Gartenlaube zu wohnen, denn ein Haus nach meinen Bedürfnissen mit isolierten Wänden und Dach, etwas größeren Zimmern, mit Klimaanlage und einer Wasseraufbereitung und draußen mit einer Umfriedungsmauer, damit sich keine der vielen Schlangen auf das Grundstück verirren kann, und sonstigen Einrichtungen, auf die ein Europäer nicht verzichten möchte. Das alles würde doch ein Vielfaches dessen kosten, was die Schwestern meiner Frau aufbringen müssen.

Da ein Ausländer hier auch kein Land auf seinen Namen erwerben kann, währe ich auf Gedeih und Ver-derb immer von dem guten Willen meiner Frau abhängig. Selbst wenn ich ein Haus baue und es für 30 Jahre miete, sieht es im Falle einer Trennung schlecht für mich aus. Wer will denn dann noch von der Familie geächtet und den anderen Dorfbewohnern verspottet, in der tiefsten Provinz wohnen? Außerdem ist nicht abzusehen, wann es in dieser Gegend einmal Telefon geben wird. Also ist auch ohne großen Aufwand nichts mit dem Internet. Gute Krankenhäuser und Supermärkte, die auch einige europäische Lebensmittel anbieten, sind 100 km entfernt und Landsleute, mit denen ich mal sprechen möchte, die gibt es auch nicht in dieser abgelegen Gegend.

Die Familie meiner Frau, die mich doch so gerne in ihrem Kreis aufnehmen möchte, ist von mir sehr enttäuscht und meine Kalkulation, nach der ich in dem jetzt angemieteten Haus in Korat für sechzig Euro Miete im Monat bedeutend wirtschaftlicher wohne, als wenn ich selbst baue, ist nach ihrer Meinung völliger Unsinn, denn es ist nach ihrer Vorstellung doch viel besser im Laufe der Jahre (mit meinem Geld?) etwas Eigenes zu erwerben.

Wenn ich ins Kalkül ziehe, dass ich als allein stehender und älterer Mann vielleicht auch im Grunde genommen nur aus Versorgungsgründen geheiratet wurde und lediglich eine Zweckgemeinschaft eingegangen bin, dann besteht permanent die Gefahr, dass ich, sobald die Wünsche meiner Frau erfüllt sind, vor die Tür gesetzt werde. Geld und Frau sind dann futsch. Es braucht sich nicht so zu entwickeln, doch passiert es in Thailand häufiger als man denkt und liegt manchmal schon in der Planung der meist sehr jungen Frau, dass der ausländische Mann nur eine vorübergehende Rolle in ihrem Leben spielt.

Das ist keine These, sondern eine in Thailand sehr oft praktizierte Tatsache. Wenn die Wünsche der Frau erfüllt sind, was soll sie dann noch mit einem so viel älteren Ausländer? Einem Fremden, der weder ihre Sprache beherrscht, noch sie und ihre Familie richtig versteht, der einen anderen Glauben hat, immer älter und gar pflegebedürftig wird, sexuell nicht mehr so viel bringt wie ein junger Mann, kurzum, der zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Selbst wenn meine Frau im Grunde genommen doch anders denkt, ihre Kinder und ihre Familie denken doch vielleicht so und da eine thailändische Frau traditionsgemäß immer ihren Blutsverwandten hörig ist, kann sie gar nicht anders als deren Spiel mit zu machen.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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