Dumm gelaufen

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
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Dumm gelaufen

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Aug 07, 2008 5:44 pm

Thaifrauen, Untreue und Abzocke. Das sind Themen, mit denen man meterweise Bücherschränke füllen könnte. Einige cm Bücherschrank über diese Themen habe ich in meinem Umfeld erlebt und möchte sie dem Leser nicht vorenthalten.


Gerhard

Ich lernte ihn in auf dem Freundschaftsmarkt in Aranjaprathet bei meinem monatlichen Grenzpfahltrip nach Poipet, der Grenzstadt in Kambodscha kennen, wohin ich solange gefahren bin, bis ich meine Daueraufenthaltsgenehmigung für jeweils 1 Jahr erhalten habe.

Als meine Exfrau mit ihrer Freundin Jay Memm noch auf dem riesengroßen Markt nach Schnäppchen suchen, setzte ich mich in ein Restaurant, um eine Cola zu trinken. Gerhard, sitzt am Nebentisch. Ihm gegenüber sitzt eine junge Thailänderin, mit der sich Gerhard mittels Gestik, Mimik und einigen deutschen Worten versucht zu verständigen. Sie ist taubstumm, sagt er zu mir und weiß doch überhaupt nicht, dass ich seine in Deutsch gesprochenen Worte verstehe. Wir kommen ins Gespräch und ich setzte mich zu dem Pärchen.

Ein armes Dings ist das, meint Gerhard, taubstumm und arbeitet bei ihrer Familie im Reis. Nein, das ist nicht meine Frau, sagt er, als ich ihn danach frage. Ich bin mit meiner Freundin aus Bangkok hier, weil die hier auf dem Markt mit ihrem Geschäftsfreund Textilien aus Kambodscha einkauft um die dann in Bangkok auf einem Markt zu verkaufen. Scheiße ist nur, die hat doch meine 9.000 Baht dabei, die ich für meinen neuen Reisepass brauche. Jetzt ist die mit dem Geld auf dem Markt und kauft wahrscheinlich davon wie ein Weltmeister ein. Dahinten steht ihr Auto und er zeigt auf einen Honda mit Dachgepäckträger, auf dem schon einige Ballen festgezurrt sind.

Immer wenn die Geld von mir in den Fingern hat, kauft sie Klamotten und verscherbelt sie, aber glaubst du, ich hätte schon mal einen Pfennig davon wieder gesehen? Das geht alles für den gemeinsamen Haushalt drauf, sagt sie und pumpt mich wieder an. Jetzt warte ich hier auf sie und dann geht’s zurück nach Bangkok. Und die Frau hier? Ach was, ich unterhalte mich nur etwas mit ihr, versuche es wenigstens, weil sie so alleine hier ist und noch nicht einmal Geld für für ne Cola hat. Aber ein eigenes Haus hat sie, gar nicht weit weg von hier und verheiratet ist sie auch nicht, hat auch keine Kinder. Mensch, die hätte ich früher kennen lernen müssen.

Da meine Exfrau und Jay Memm jetzt kommen und da die angenehme Wärme des Vormittags in eine unangenehme Hitze übergeht, verabschiede ich mich von Gerhard, um wieder die lange Strecke nach Korat zu fahren. Wir wollen uns in 29 Tagen wieder hier in dem Restaurant treffen, denn Gerhard muss auch jeden Monat diese umständliche Auslandsreise hinter sich bringen, die nach spätestens einer Stunde in Kambodscha erledigt ist.

Nach meiner nächsten Grenzpfahlumrundung wartet Gerhard schon auf mich. Bei ihm ist die Taubstumme und strahlt wie ein Honigkuchen. Er wohnt jetzt bei ihr. Mit seiner Freundin aus Bangkok ist es aus und vorbei. Das war nichts. Er wollte sie zwar heiraten oder sie ihn, doch selbst die nette deutsche Dame im Übersetzungsbüro in der Nähe der Deutschen Botschaft hat ihm davon abgeraten. Als die die Papiere der Freundin gesehen hat, hat sie zu Gerhard gesagt, dass man doch so eine Frau nicht heiratet. Die war doch schon viermal mit einem Ausländer verheiratet und immer ist es irgendwie schief gegangen, sie würde ihm raten, die Finger davon zu lassen. Hat Gerhard auch getan und nun hat er eine neue Freundin und strahlt sie verliebt an.

Bei unserem nächsten Treffen strahlt Gerhard etwas weniger. Seine neue Flamme braucht laufend Geld. Ihr Haus ist noch lange nicht bezahlt. Jeden Monat sind die Raten fällig, der Strom muss bezahlt werden, und er soll doch am besten nach Deutschland zurück, dort abwarten, bis seine 93jährige Mutter gestorben ist, sein Erbteil verkaufen und dann wieder zu ihr nach Thailand kommen. Da sie aber nicht mehr im Reis arbeiten kann, weil ihr Rücken kaputt ist, muss er sie allerdings von Deutschland aus unterstützen. So hat ihm das die Schwester seiner neuen Freundin beigebracht, die mit einem reichen Japaner verheiratet ist. Außerdem sind die Reisbauern in der Nachbarschaft sauer, weil seine neue Flamme jetzt nicht mehr bei ihnen für ein Taschengeld arbeiten muss, sondern von seinem Geld lebt.

Einen Monat später ist Seem, die Schwester meiner Exfrau mit von der Party nach Aranjaprathet. Sie gefällt dem lieben Gerhard. Er gefällt ihr auch, denn er ist ja ein Farang. Gerhards Freundin ist sauer, weil Gerhard schon am Vormittag einige Dosen Bier trinkt. Dass Gerhard ein Auge auf Seem geworfen hat, merkt sie nicht.

Seem fährt auch 4 Wochen später wieder mit nach Aranjaprathet. Gerhard ist in ein Hotel gezogen. Jetzt wohnt er für 1.4000 Baht im Monat in einer kleinen Bude. Draußen ist ein schöner Teich, wo Gerhard angeln kann. Wenn er will, kann er sogar seine Angel aus dem Fenster halten. Das ist gut, denn der Weg zum Kühlschrank ist kurz. Im Freien dagegen wird sein Bier immer so schnell warm und Franken wie er, zumal wenn sie aus Nürnberg kommen, mögen kein warmes Bier und schon recht kein Bier mit Eiswürfel, wie das in Thailand üblich ist. Gerhards Taubstumme hockt auch wieder mit am Tisch. Sie will Geld für die Stromrechnung von mir haben, raunt er mir zu. Die Frau gestikuliert, schneidet Grimassen und zeigt auf Gerhards Bierdose. Gerhard raucht nicht und trinken soll er auch nicht. Zu einem Gespräch mit Seem kommt es wieder nicht.

Vier Wochen später läuft wieder das gleiche Spiel mit der Taubstummen ab. Deren jetzt hässlich gewordenen Ausfälle über das Bier tut sie mit verzerrtem Gesicht und wilder Gestik kund. Anscheinend sucht sie bei mir Unterstützung, denn ich trinke immer nur Cola. Ich lasse auf der Heimfahrt Seem über Ket sagen, dass Gerhard Alkoholiker ist und deshalb schon einen geistigen Schaden hat. Er kann Seem weder ihr Haus verputzen, Fliesen Legen und auch nicht auf ihrem Maniokacker etwas mithelfen, denn entweder ist er betrunken oder seine Hände zittern und er hat Schweißausbrüche. Ich bin es halt leid, soll er doch sehen, wo er eine andere Frau kriegt. Seem hat an ihm nichts verloren, nur eine große Hoffnung, doch das geht vorüber. Seem ist nicht hübsch, doch lieb und nett. Gerhard hat seine Chance vertan.

Wir fahren wieder zurück. Als wir die Gegend erreichen, wo sich in der Ferne die Korat Hochebene wie ein Gebirgszug aus der mittelthailändischen Tiefebene erhebt, kaufen wir am Straßenrand noch drei Säcke Holzkohle. Die ist für die Mutter meiner Frau oder Jay Memm bestimmt. Die Holzkohle ist hier besser, als in Korat, denn da ist sie aus Astholz hergestellt, wohingegen sie hier aus richtig dickem Holz gebrannt wird, das wahrscheinlich bei Nacht und Nebel aus einem der nahe liegenden Naturparks geklaut wurde. Außerdem ist die Kohle hier um etwa 150 Bath billiger und Jay Memm kann sie in Korat mit Gewinn weiter verkaufen.


Jonathan

Jonathan, genannt Joe. Etwa zur Zeit der kriegerischen Militärpräsenz der USA in Südostasien, kam Joe aus Amerika, um in Thailand die Kinder der hier länger mit ihren Angehörigen stationierten Soldaten der amerikanischen Armee das Lesen und Schreiben zu lehren. Joe war damals bereits 45 und in den Staaten verheiratet. Als einsamer Mann fern der Heimat vermisste er natürlich seine Frau und deshalb passierte es, dass er sich während eines Kurzurlaubs in Pattaya unsterblich in die damals 17 jährige Nün verliebte. Nün, die aus dem Isan stammt, konnte hier als Betreuerin der amerikanischen Soldaten, die hier weit hin-ter den Fronten ihren Etappenurlaub verbrachten, traumhaftes Geld verdienen und daheim in der Nähe von Korat ihre Familie versorgen. Leider war es eines Tages mit dem Traum des großen Geldes vorbei, denn Nün ward schwanger.

Da sie jetzt nicht mehr in ihrem Job arbeiten konnte, suchte sie eine Lösung für die sich abzeichnenden finanziellen Probleme. Nün suchte einen Vater. Da ein nur kurzfristig in Pattaya weilender Frontsoldat ein schlechter Vater war, weil er ja wieder an die Front musste, versetzt werden oder gar fallen konnte, kam außer Joe keiner von ihren vielen Liebschaften für die Vaterschaft in Frage. Joe dagegen war in Sara Buri, etwa 250 km von Pattaya entfernt stationiert und konnte sich nicht dünne machen.

Der verliebte Joe besuchte mehrfach seine Nün und erlebte sehr schöne Tage und noch schönere Nächte mit ihr. Deshalb war ihm die Vaterschaft leicht unterzujubeln und Joe bezahlte. Nach der Geburt von Sa-raphie hatte Joe nicht nur eine Frau und zwei Kinder in Amerika sondern glaubte, auch eine Frau und ein Kind in Thailand zu haben. Als Mormone war ihm das noch nicht einmal sehr unangenehm, konnte er doch mit seinem Gehalt zwei Frauen und ihre Kinder gut über die Runden bringen und moralische Bedenken wegen zwei Frauen brauchte er als Mormone ja auch nicht zu haben.

Joe bezahlte auch später, denn er war und ist sich seiner Verantwortung gegenüber Nün und deren Toch-ter vollauf bewusst. Auch nach Beendigung des Krieges schickte Joe laufend Geld nach Thailand, damit es seiner Tochter und ihrer Mutter an nichts fehlen sollte. Um zu sehen, was aus Nün und vor allen Dingen aus seiner Tochter wurde, kam Joe jedes Jahr einmal zu Besuch nach Thailand und da seine Lieben in sehr dürftigen Verhältnissen wohnten überredete Nün ihn, ein kleines Häuschen zu kaufen. Zumal Joe jetzt Witwer war und in seinem Haus genügend Platz hatte, hätte er ja Nün und sein Töchterchen gerne in die Staaten geholt, doch Nün wollte nicht, denn in so ein fernes Land, wo sie niemanden kannte und so fern von ihrer Familie und Kultur, da wollte sie nicht hin.

Und außerdem sollte auch ihre Tochter besser in ihrer Heimat bleiben und thailändisch erzogen werden. Jo ward einverstanden, denn er hatte ja drüben seine Kinder und wenn er jedes Jahr für einige Wochen hier her kam, konnte seine Nün ihm zumindest während seines Urlaubs das geben, was er Zuhause nicht mehr bekam. Also griff Joe in die Brieftasche und legte die Anzahlung für ein Häuschen auf die Matte der Hütte, den einen Tisch gab es dort nicht. Joe war das ja auch gar nicht so unrecht, denn zukünftig brauchte er bei seinen Besuchen mit Nün nicht mehr im Hotel zu schlafen, weil doch ein Häuschen da war. Von jetzt an zahlte Joe nicht nur für den Unterhalt von Nün und Tochter, sondern auch die Raten für die monatlichen Hypotheken, über alles so an die 250 Dollar im Monat.

Nün war es recht so. Doch weil sie später 15 km vom Häuschen entfernt eine Arbeitsstelle, angeblich mit einer kleinen, sogar kostenlosen Wohnung bekam und da Saraphie ihre Ausbildung schmiss und 17 jährig nach Bangkok heiratete, stand das Haus leer. Deshalb zog ihre Mutter Jay Memm dort ein, um nach dem Rechten zu sehen.

Nün, der es jetzt so ging, wie seinerzeit dem einsamen Joe wohnte jetzt mit einem nachts recht aktiven Thaimann zusammen, heiratete auch Ihn mit einer buddhistischem Zeremonie und alle waren zufrieden. Sie hätte ja den Thaimann ja auch mit in ihr Häuschen nehmen können, doch das ging nicht. Wenn da nur nicht die Nachbarn gewesen währen. Die hätten Joe doch sicher bei seinem nächsten Besuch von ihrem Doppelleben erzählt und ob dann noch seine Dollar für Unterhalt und Hypothekentilgung geschickt hätte, war doch sehr fraglich.

Jay Memm, eine sehr bescheidenen Frau, bewohnt also nun das Haus und da sie nach traditionellem Thaistiel lebt, verzichtet sie auf die Möbel, die Joe auch bezahlt hat, sitzt, schläft und lebt sozusagen auf der Matte, wie das bei den einfachen Thais üblich ist und gekocht wird luxuriös auf einem kleinen Gasofen. Eigentlich brauchte die Mutter ja nicht so armselig zu leben, denn sie erhält von Joe jeden Monat auch etwas Geld für ihren Lebensunterhalt. Doch eine gute Mutter sorgt für ihre Kinder. Da ihr Sohn auch an den amerikanischen Segnungen teilhaben soll, hat Mama ihm von diesem Geld Land gekauft. Jetzt hat der Sohnemann auch etwas und Jay Memm überweist noch etwa zwei Jahre lang jeden Monat das Geld, welches sie vom lieben Joe erhält, an die Bank, die das Land des Sohnes finanziert hat.

Aber was ist, wenn Joe zu Besuch kommt? Nün hat auch dafür eine Lösung. Zwei Tage vor Joes Ankunft räumt sie die gemeinsame Wohnung, die sie mit ihrem Liebhaber teilt und lässt in der Nacht Wohnzimmer, mit Fernseher, Schlafzimmer und Kücheneinrichtung zur Mama bringen, bei der Joe bei seiner Ankunft die komplette Wohnungseinrichtung vorfindet, die er ja auch schließlich bezahlt hat. Einen Tag nach Joes Abreise kommt dann der LKW wieder in der Dunkelheit vorgefahren, alle Möbel werden schnellstens aufgeladen und dahin gebracht, wo sie sonst stehen und zur Tages- und Nachtzeit gebraucht werden. Joe indessen sitzt wieder in Amerika und träumt von seiner Liebsten und dem schönen Häuschen in Thailand.

An und für sich ist diese Angelegenheit der Abzocke eines Farang ja gut ein gehütetes Familiengeheimnis. Doch bei Joes letzten Besuch ist das ehrbare Verhalten seiner Thaifamilie ein klein wenig ans Licht gekommen. Das kam so. Joe, der jetzt nicht mehr der Jüngste ist und zwei schwere Operationen hinter sich hat, ist nicht mehr so ganz auf der Höhe und verbringt seine Zeit lieber im Haus vor dem Fernseher, als mit Nün irgendetwas zu unternehmen. Da er während seines Aufenthalts Geburtstag hat, ist das für die Familie ein willkommener Anlass zu feiern. In Thailand bedeutet das, dass der gesamte Clan erscheint und da Joe natürlich alles bezahlt, kommen im laufe des Abends so an die 40 Gäste, die sich untereinander unterhalten, essen, trinken und fröhlich sind.

Damit Joe nun nicht so alleine abseits auf seiner Bank sitzt, während die Gäste auf den Sitzmatten hocken, werden Farang Hans mit seiner Frau und ich, ebenfalls mit Frau, auch zu diesem Fest eingeladen. Joe freut sich, denn jetzt kann er sich auch etwas unterhalten. Hans und ich sind früh da, doch unsere Frauen noch früher. Sie helfen bei den Vorbereitungen, schnippeln Gemüse, kochen Suppe, füllen Schälchen mit Soßen und weiß der Kuckuck, was sie sonst noch alles fabrizieren.

Während dessen wir uns mit Joe unterhalten, kommen die ersten Gäste, übersehen das Geburtstagskind und uns andere Farang beflissentlich und hocken sich unter dem Vordach auf eine Matte. Ein junger Mann eilt ins Haus, holt Getränke und verteilt sie, vergisst aber ganz, uns auch etwas abzugeben. Nach und nach kommen weitere Gäste, von denen uns einige sogar mit einem Wai begrüßen uns dann aber nicht weiter zur Kenntnis nehmen. Weitere Gäste erscheinen, weitere Sitzmatten werden ausgelegt und weil es etwas eng wird, werden wir etwas vorwurfsvoll angesehen, vermutlich weil wir drei Fremden uns anmaßen so viel Platz mit unseren Tisch und Stühlen zu beanspruchen.

Inmitten der auf den Sitzmatten hockenden Gäste stehen jetzt zwei Tontöpfe in denen Holzkohle glimmt, so dass man darauf auf einem Rost Fleisch grillen kann. Reis und all die schönen Sachen werden aufgefahren und das Schmatzen beginnt. Nün bemerkt, dass Joe etwas ungehalten ist und versorgt uns mit reichlich Bier, holt mir sogar Zigaretten und bringt uns in Plastikschüsseln eine für mich beinahe genießbare Suppe.

Hans, der ein kleiner Filou ist, bemerkt wohl, dass Joe etwas verstimmt ist, zumal bereits nach einer Stunde sein Biervorrat in durstige Thaikehlen verschwunden ist und ein Pick-Up schon zum zweiten mal zum Kiosk fährt um Nachschub zu holen. Hans fragt also den lieben Joe, ob er das alles bezahlen muss und was die Thai ihm denn zum Geburtstag geschenkt haben. Joe kriegt einen dicken Hals und sagt, dass die Thai ja alle arm sind und ihm nichts schenken können und bezahlen muss er auch alles, ansonsten dürfte er aber nichts.

Hans hat ihn jetzt da, wo er ihn hinhaben wollte und fragt Joe mit harmloser Mine, wo und wie er denn seine Nün kennen gelernt hat, wer denn das Haus bezahlt hat und was er in Amerika so treibt. Joe erzählt, redet sich seinen Ärger von der Seele, raucht nervös wie ein Schlot und kippt sich ein Bier nach dem anderen herunter. Sicher ist er froh, mal mit jemanden außerhalb der Familie über seinen Ärger sprechen zu können, ohne eine der empfindlichen Thaiseelen zu beleidigen. In drei Tagen fährt er wieder, meint er und er freut sich, sagt er dann noch.

In den nächsten drei Tagen wird Joe nicht mehr nüchtern. Am nächsten Tag wird im kleineren Familienkreis der gelungene Geburtstag noch einmal gefeiert und an den folgenden zwei Tagen der bevorstehende Abschied. Joe hat ja Geld. Ja, und die Geschichte mit den Möbeln und dem Mann, der während Joes Anwesenheit ohne Nün alleine auf der Matte schlafen muss, die hat die Frau von Hans in den nächsten Tagen von den Nachbarn erfahren, die anscheinend doch mehr wissen, als sie wissen sollen. Joe meint, sein Leben ginge bald zu ende und da er schon so viele Jahre an seine brave Nün glaubt, will ihm auch niemand seinen Glauben nehmen und ihm das Leben noch schwer machen.


Tim und Pon

Timm ist ein australischer Frührentner. Da australische Männer bei den Thaifrauen sehr beliebt sind, war es für ihn nicht schwer, das Herz der hübschen Pon für sich zu gewinnen. Zwar hat Timm als arbeitsunfähiger Frührentner mit Hang zum Alkohol kein allzu großes Einkommen, doch wo die Liebe hinfällt, da schlägt sie Wurzeln. Timm mietet in Korat ein kleines Haus, kauft Möbel und von dem Rest seiner Ersparnisse bezahlt er die Hochzeitsfeier, die entsprechend thailändischer Tradition mit mehreren Hundert Gäs-ten gefeiert wird. Nach einiger Zeit wird es Pon in dem kleinen Häuschen zu eng und da sie noch nichts von der Welt gesehen hat, möchte sie gerne in Australien leben. Australien ist nämlich schön. Das sagt wenigstens ihre dort verheiratete Schwester und die muss es ja wissen.

Timm möchte jedoch hier bleiben, weil seine Rente doch so klein ist. In Australien kann man damit mehr schlecht als recht leben, wohingegen man in Thailand ganz gut damit auskommen kann. Zwischenzeitlich hat er Pon sogar ein neues Motorrad gekauft, damit sie etwas mobiler ist und nicht auf eine wenig fahrende Buslinie angewiesen ist. Doch Pon ist nicht zufrieden. Sicher spricht sie auch mit ihrer Schwester in Australien darüber und der kleine Floh im Ohr wird immer größer. Also schwärmt sie jeden Tag von diesem Land und erklärt ihrem Timm, wenn er sie liebe, dann müsste er ihr auch diesen Wunsch erfüllen und mit ihr nach Australien ziehen. Timm, der sich aus gutem Grund gegen diesen Wunsch sträubt, wird eines Tages weich und Pon berichtet ihm voller Freude, dass sie sogar in Melbourne als Serviererin und Aushilfsköchin in einem thailändischen Restaurant, in dem ihre Schwester schon gefragt hat, arbeiten kann, so dass beide zusammen ein Einkommen haben, mit dem sie gut über die Runden kommen können. Timm wird weich und beide planen ihre neue Zukunft. Da sich die Möbel und das Motorrad schlecht verkaufen lassen, wird alles aufgeladen und zu Pons Eltern in östlichen Isan gebracht, die sich ob dieses unerwarte-ten Geschenks sehr freuen.

In Australien läuft auch alles soweit ganz gut. Doch nach Ablauf von zwei Jahren verliert Pon ihre Arbeit und findet keine neue. Die Mietwohnung kann nicht mehr bezahlt werden und beide müssen in eine karge Sozialunterkunft ziehen. Pon ist damit nicht zufrieden und Timm versucht immer häufiger seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben. Pon ist angeblich immer häufiger bei ihrer Schwester und eines schönen Tages bleibt sie ganz weg. Timm, der jetzt sehr besorgt ist, fährt zu Pons Schwester. Da findet er sie leider nicht, doch er erfährt die ganze Wahrheit.

Pons Schwester, die die australische Gesetzgebung gut kennt, hat ihr schon vor Jahren geraten, einfach einen Australier zu heiraten, mit ihm nach Australien zu ziehen, dort zwei Jahre mehr oder weniger gut mit ihm zusammen zu leben und dann könnte sie ihn ruhig verlassen, denn dann hätte sie ein Aufenthaltsrecht erworben, könnte von der ihr jetzt zustehenden Sozialhilfe leben und sich in Ruhe einen reichen Mann suchen. Genau das hat Pon wahr gemacht. Sie lebt jetzt mit einem reichen 70jährigen zusammen, spielt ihm die liebende Frau vor und wartet darauf ein dickes Erbe anzutreten.

Timm ist jetzt wieder in Thailand, kann sich eine kleine Wohnung leisten und kommt mit seiner Rente einigermaßen über die Runden. Er braucht sicher noch eine lange Zeit um zu verwinden, dass eine raffinierte Frau aus dem Isan ihm was vorgespielt und nur als Sprungbrett für ein besseres Leben benutzt hat. So ist das eben, wenn es um ihren Vorteil geht, sind Thailands Frauen aus dem Isan sind halt sehr erfinderisch.


Fred

In Deutschland habe ich ihn seinerzeit bewundert. Fred war auch Stammgast in meiner Kneipe und zischte genau so gerne wie ich ein Königs Pilsener, kurz Köpi genannt. An und für sich war Fred ein ruhiger und daher angenehmer Gast. Ich hab mich gerne mit ihm unterhalten, denn wenn er so einige Köpi gekippt hatte, löste der Alkohol seine Zunge und er geriet fast immer ins Schwärmen über Thailand. Thailand, ja das war sein zweites Leben. Zwar konnte er sich nur während seines Urlaubs da aufhalten, doch diese Zeit war immer für ihn wie der Himmel auf Erden.

Pattaya, der bekannte Badeort in Thailand, war damals für mich kein Begriff, doch für Fred war diese Stadt am Meer der Inbegriff größter Glückseeligkeit. Frauen gibt es da, sagte er immer, jede Menge Frauen und eine noch schöner als die andere. Doch man muss vorsichtig mit denen sein, fügte er hinzu, die meisten sind nur dort um Geld zu machen. Mich kann aber keine mehr reinlegen, dazu war ich viel zu oft da und kenne jeden Dreh. Dann erzählte er von einem Neuseeländer, dem Georg, der so eine geheiratet hat, ihr in ihrem Dorf ein Haus gebaut hat, in dem beide eingezogen sind.

Das hat ihm leid getan, dem Fred, denn bei seinem nächsten Urlaub war sein Freund Georg, mit dem er immer so gerne durch die Kneipen Pattayas zog, nicht mehr da. Doch Georg war nicht für die Ewigkeit von Pattayas Bildfläche verschwunden. Bei seinem nächsten Urlaub hat Fred in wieder getroffen. Zerlumpt, unrasiert, dreckig und abgemagert, traf er ihn auf der Meile. Geld weg, Haus weg, Frau weg und jetzt wohnte er in einer billigen Absteige. Natürlich wurde das Wiedersehen gefeiert. Erst flossen der Alkohol und dann die Tränen. Ja ja, Pattaya war nicht mehr das, was es einmal war und all die hübschen jungen Frauen, die einem in den Kneipen und Bars früher die Zeit vertrieben hatten, waren auch alle weg. Die eine in Kanada, die andere in Australien und wer weiß, wohin noch. Alle hatten einen Farang geheiratet.

Nun, Fred kam trotz dem Mitleid mit Georg gut über die Runden und brachte sogar eine neue Freundin mit, die gerne mal etwas von Deutschland sehen wollte. Nein, beteuerte Fred immer, das ist nicht meine Frau, nur eine gute Freundin. Phon lernte sehr schnell die deutsche Sprache und als der Herbst kam und die Tage kälter wurden, flog sie wieder nach Thailand. Manfred erzählte oft von ihr. In Thailand ist er sogar mit ihr in ihr Dorf in der Nähe von Ubon Ratchathani gefahren, nahe der laotischen Grenze.

Da gab es zu Ehren des lieben Fred sogar eine riesengroße Party, bei der solange getrunken wurde, bis im Dorf kein Bier mehr aufzutreiben war. Fred, auf dessen Kosten der ganze Spaß ging, hat das Ende der Party nicht erlebt. Da ihn jeder Gast mal aus der Nähe sehen, ein par Worte mit ihm sprechen, doch mangels Verständigungsschwierigkeiten auf jeden Fall mit ihm einen Schluck trinken wollte, hat Fred wohl etwas zuviel Bier konsumiert und ist sanft entschlummert. Doch er hat all die Gäste in guter Erinnerung. Fast alle waren nett zu ihm und viele der Gäste haben ihm und seiner Freundin sogar einen bunten Baumwollfaden um die Handgelenke gebunden.

Nein, Fred ist nicht mit Phon verheiratet, nur, die Fete war eine buddhistische Hochzeitszeremonie und von der Anwesenheit eines Mönches hat Fred lange Zeit nichts erzählt. Fred will auch nicht mehr mit Phon in dieses Dorf. Ihr Bruder ist dort Puja Baan, der Dorfbürgermeister. Und mit dem und seinem Freund hat er sich überhaupt nicht gut verstanden. Die haben zwar auch sein Bier getrunken, doch laufend für schlechte Stimmung gesorgt. Und überhaupt, der Freund des Bruders hat immerzu gestänkert und seine Freundin Phon laufend herunter geputzt.

Als der Winter vorüber war kam Phon wieder nach Deutschland, besuchte die VHS und lernte fleißig die deutsche Sprache. Wie lange bleibt sie denn jetzt, fragten die Leute in der Kneipe. Na ja, meinte Fred, bis zum Herbst, dann muss sie wieder rüber und sich um ihre Geschäfte kümmern. Was für Geschäfte, wurde er gefragt. Das weiß ich auch nicht so genau, antwortete Fred. Sie hat aber da ein Lebensmittelgeschäft mit Tankstelle und wenn die Bauern kein Geld haben, kriegen die Kredite, natürlich mit den da üblichen hohen Zinsen. Wenn die Schuldner nach der nächsten Ernte nicht bezahlen können, müssen sie Phon ihr Land verkaufen, dürfen aber weiter darauf arbeiten und Phon dafür ein Teil der Ernte als Pachtzins geben. Phon muss sich darum kümmern und den ganzen Kram verkaufen. Von dem Erlös kauft sie dann ein Haus nach dem anderen. Wenn sie sich aber nicht darum kümmert, dann reißt sich ihr Bruder alles unter den Nagel.

Zweiter Teil der Story. Der Pächter unserer gemeinsamen Stammkneipe ist ein angesehener Architekt und hat an seine Lebensgefährtin untervermietet, die den Laden schmeißt. Manchmal besucht er sein Restaurant, steht hinter der Theke und zapft Bier. Er unterhält sich auch gerne mit Fred und zeigt großes Interesse für Thailand. Als er eines Tages einen Herzinfarkt kriegt, verkauft er nach seiner Genesung sein gut gehendes Architekturbüro, verlässt seine Lebensgefährtin und zieht kurzerhand nach Pattaya. Wegen noch ausstehender Restabwicklungen von Geschäften, muss er allerdings mehrmals nach Deutschland fliegen. Bei seinem letzten Rückflug nach Bangkok ergibt es sich, das Phon ebenfalls mit der gleichen Maschine nach Thailand fliegt.

Gerhard ist ein kleines Schlitzohr und fragt Phon nach Strich und Faden aus. Dabei erfährt er, der Freund ihres Bruders ist ihr thailändischer Mann, mit dem sie allerdings nicht amtlich verheiratet ist, sondern nur mit einer buddhistischen Zeremonie. Das ist in den Dörfern Thailand durchaus die Regel. Mit Fred ist sie aber auch mittels einer buddhistischen Zeremonie verheiratet und weil sie deshalb in Deutschland auf die Dauer keine Aufenthaltserlaubnis bekommen hat, hat sie ihn eben auch noch standesamtlich geheiratet. Fred, der ein gutes Einkommen hat, ist jetzt ihr gegenüber unterhaltspflichtig und zahlt gerne. Von dem Geld benötigt sie aber nur einen kleinen Teil, von dem Rest kauft sie in Thailand Immobilien, denn schließlich muss sie ja für sich und ihren Thaimann auch was fürs Alter haben.

Fred ist also nur Mittel zum Zweck, der Liebeskasper, der bezahlt. Dafür hat er aber für jeweils etwa 6 Monate im Jahr eine junge Frau im Bett. Fred erzählt aber jetzt jedem, er hätte eine gute Frau, geschäfts-tüchtig, nett, sauber, lieb und treu. Irgendwann wird Fred Rentner werden und ein bedeutend geringeres Einkommen haben. Vielleicht wird er sogar krank und braucht Pflege. Fred wird ihr dann nicht mehr jeden Monat 500 Euro geben können. Phon ist clever und wird dann wahrscheinlich ganz bei ihrem Thaimann bleiben und wenn sie es ganz geschickt einfädelt, dann erhält sie später sogar noch aus Deutschland eine Witwenrente. Der um einiges ältere Fred aber meint immer noch naiv, er würde sich niemals ausnehmen lassen, ihm könnte so etwas nicht passieren.

Klaus

Klaus lebte in Korat und war an und für sich ein ruhiger und gutmütiger Zeitgenosse. Wie die meisten Farang, die schon länger in Thailand lebten, durfte auch er seiner Frau ihren größten Wunsch erfüllen. Er legte sich einige Jahre krumm, sparte fleißig und finanzierte seiner Frau ein hübsches Häuschen. Klaus war sogar so gutmütig der Mama seiner Frau Nang ein Zimmer abzugeben und sie auf seine Kosten zu versorgen. Mama fühlte sich wohl und kümmerte sich etwas um den Haushalt und betreute den gemeinsamen Sohn Peter, wenn Klaus und Nang mal nicht da waren. Dann gab es auch noch einen Bruder seiner Frau, der ab und zu mal nach der Mama schaute, sich nützlich machte und auch schon fast zur Familie gehörte.

Das der Bruder seiner Frau ein ausgemachter Taugenichts war, wusste Klaus allerdings nicht und das seine Nang ihm Geld zusteckte, entging ihm ebenfalls. Klaus lebte unbewusst in einer Scheinwelt, freute sich, dass sein Sohn, der die thailändische Staatsbürgerschaft hatte, später mal das Häuschen übernehmen konnte und war zufrieden.

Hinter seinem Rücken spielte sich allerdings eine schlimme Sache ab, die sein weiteres leben nachhaltig verändern sollte. Da er ja nicht der Eigentümer seines Hauses sein konnte, gehörte es seiner Liebsten. Die jedoch brauchte mehr Geld für ihren Bruder, als Klaus ihr geben konnte. Mama hatte aber etwas auf der hohen Kannte und kurz entschlossen verkaufte Nang der Mama das Häuschen, hatte Geld von dem Klaus nichts wusste und war mit ihrem leben zufrieden.

Klaus hätte nie etwas von dem Deal zwischen Nang und ihrer Mama erfahren, wenn da nicht der Bruder gewesen wäre. Der quälte Mama bei jeder Gelegenheit und wollte auch Geld von Mama haben. Mamas Geld war aber weg, doch da ihr ja jetzt das Häuschen gehörte, kam sie auf die glorreiche Idee es weiter zu verkaufen und dem neuen Besitzer jeden Monat Miete zu bezahlen. Klaus hätte auch nichts davon gemerkt, dass sich das Haus nun endgültig nicht mehr im Besitz der Familie befand und sein Sohn später mal leer ausgehen würde, wenn die Mama nur die Miete bezahlt hätte. Da der Verkaufserlös aber so nach und nach in die Taschen des Bruders geflossen war, war die Mama eines Tages pleite. Der neue Eigentümer war verständlicherweise verärgert und ging zum Gericht.

Als das Gericht dann tätig wurde, erfuhr Klaus das Dilemma. Der sonst so ruhige Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte drehte durch und in seiner ersten Reaktion prügelte er seine Nang grün und blau. Die aber sah ihre Felle davonschwimmen, sah ihre Ehe mit Klaus kaputt gehen, ging zur Polizei und zeigte ihren Mann an. Die reagierte und die Sache ging zum Gericht. Was jeder Ehemann in Thailand darf seine Frau zwar ungestraft verprügeln, so oft und so viel er nur will, doch ein Ausländer darf das das nicht. Er wurde geschieden, als unerwünschter Ausländer erklärt und des Landes verwiesen.

Jetzt lebt er wieder in Deutschland und darf nach acht Jahren vielleicht mal wieder nach Thailand kommen. Wenn er dann noch will. Wer nun glaubt, sein Schicksal sei ein tragischer Einzelfall, der irrt sich gewaltig.

So etwas passiert hier einem Ausländer häufiger, als man denken kann. Wie schon an anderer Stelle ge-schrieben, die Familie seiner Thaifrau muss man sich tunlichst vom Hals halten oder seiner Liebsten kein Haus bauen.


Jochen

Bevor ich von Jochen berichte, will ich hier etwas mehr über einige hier lebenden und sehr geschäftstüchtigen Ausländer schreiben. Abgesehen von den oft genialen Methoden thailändsicher Frauen, die in den stark frequentierten Touristenorten die Urlauber ausnehmen oder diejenigen Männer gnadenlos abzocken, die glauben hier eine weniger emanzipierte, dafür aber liebevollere Frau als in Deutschland zu finden, gibt es noch eine weitere Gruppe Menschen, vor denen man sich unbedingt hüten muss.

Das sind die eigenen Landsleute und andere Ausländer, Farang, übersetzt Langnasen, genannt, die in Thailand leben. Ich meine nicht die vielen Landsleute, die hier von ihrer Rente leben oder ein anderes Einkommen haben von dem sie hier existieren können, sondern diejenigen, die hier gestrandet sind und nun mittellos versuchen über die Runden zu kommen. Vorzugsweise hängen sich diese Leute an Neuankömmlinge und versuchen sie auf raffinierte Art und Weise auszunehmen. Diesen Menschen darf um seines eigenen Geldes willen nicht trauen. Doch wie kann man die Spreu vom Weizen trennen?

Ein bedenkliches Merkmal ist, wenn hier ein Expat keine Freunde und keine gute Bekannte hat, mit denen er regelmäßig Umgang pflegt. Er ist meistens bei seinen Landsleuten als Schnorrer oder gar Betrüger bekannt. Jeder meidet ihn und er bekommt von niemandem Hilfe. Er ist Strandgut, durch eigenes Verschulden, Gutgläubigkeit oder warum auch immer. Für einen deutschen Landsmann gibt es dann eigentlich nur noch die Möglichkeit in sein Heimatland zurückzukehren um dort von der Sozialhilfe zu leben.

Natürlich klammert sich jede der hier verkrachten Existenzen an den berühmten Strohhalm. Das sind eben oft die unbedarften Neuankömmlinge. Ihnen werden beispielsweise gewinnträchtige Geldanlagen in Immobilien vermittelt, total unrentable Restaurants, Bars und Diskotheken als sichere Existenz verkauft, oder Beteiligungen an einem äußerst soliden Unternehmen vermittelt. Sehr schnell platzt dann diese Seifenblase und der Leichtgläubige schaut in die Röhre.

Wenn der unbedarfte Neuling oder der Tourist, geblendet vom Reiz dieses Landes und dem regen Leben an seinem Urlaubsort nur an einen Nassauer gerät, der mal wieder in einem guten Restaurant ein Steak essen möchte, dann hat er ein verdammt großes Glück.

Bei den Insidern gilt diese Regel: Kommt man nach Thailand, dann muss man solange die Finger von jedem Geschäft lassen, bis man die Gegebenheiten und Gesetzte des Landes genau kennt und nie einen Funken Vertrauen in die so schön vergoldeten Versprechen der eigenen Landsleute, anderer Ausländer oder einem Thai setzten. In geschäftlichen Dingen vertraut man in der Heimat ja auch keinem Menschen, sondern begegnet allen mit einem gesunden Misstrauen. In Urlaubsstimmung oder als unwissender Einwanderer lässt man sich allerdings leicht blenden. Nicht nur von der Sonne, der schönen Landschaft und dem anmutigen Liebreiz einer faszinierenden Frau an der Bar, sondern noch leichter von den eigenen Landsleuten, denen man ob ihren Erfahrungen so gerne leichtfertig vertraut.

Jetzt zu Jochen. Er kennt Land und Leute. Er hat sich vor einigen Jahren mit seinem mitgebrachten Geld mit dem Namen seiner Thaifrau selbständig gemacht und hat versucht Isolierfenster mit Mehrscheibenglas zu verkaufen. Kontakte zu Lieferanten herzustellen war für ihn kein Problem, so dass er recht bald ein nettes Programm anbieten konnte. Doch er kannte die Mentalität der Thais nicht gut genug. Thais verkaufen zwar einem Farang gerne etwas, doch von einem Ausländer etwas kaufen, das ist den meisten Thailändern suspekt und da sie eh das Gefühl haben, von einem gewitzten Fallang übervorteilt zu werden, kaufen sie lieber bei einem Einheimischen, zumal sie mit diesem besser handeln und oft viel bessere Preisvorteile heraus holen können. Außerdem sind die Thailänder sehr nationalbewusst und bevorzugen deshalb die eigenen Landsleute. Doch Jochen war sehr optimistisch und steckte den größten Teil seines Kapitals in die Werbung und da verpuffte es innerhalb kurzer Zeit. Jochen musste aufgeben und behielt nur noch einen PC und seine schicke Luxuslimousine, die auf Leasing gekauft war und noch Monat für Monat abgezahlt werden musste.

Da Jochen zwar eine Familie mit drei Kindern, jedoch kein Einkommen hatte, verlegte er sich auf Baubetreuung. Er inserierte und fand deutsche Landsleute, die später einmal nach Thailand übersiedeln wollten, die aber vorher schon ein eigenes Häuschen bauen wollten. Kein Problem, Jochen kannte hier ja Hinz und Kunz, konnte Baugrundstücke auf den Namen der Thaifrau des Interessenten besorgen, kannte die besten und preiswertesten einheimischen Bauunternehmer und konnte auf Grund seiner früheren Erfahrungen im Bauwesen die Qualitätskontrolle beim Bau des späteren Domizils übernehmen.

Jochen lebte ab dann wieder sorgloser. Er zog Provision vom Verkäufer des Grundstücks, vom Architekten und von jedem Handwerker, der am Bau beschäftigt war und der Auftraggeber musste natürlich für Jochens aufopfernde Arbeit ebenfalls in die Tasche greifen. Erst nachdem der vertrauensvolle Bauherr später nach Thailand übersiedelte, erfuhr er, dass er für sein schickes Häuschen mehr als das doppelte bezahlt hat, als sein Haus normalerweise gekostet hätte.


Ludwig

Ludwig stammt aus Bremen. Sein Großvater Ludwig war ein echter Bayer, der vor langer Zeit sein Glück in der christlichen Seefahrt gesucht hatte und in Bremen eine Familie gründete. In Gedenken an den Gründer der Familie trugen fortan alle erstgeborenen männlichen Nachkommen in der Familie diesen in Bayern weit verbreiteten Vornamen.

Wahrscheinlich hat der derzeitige Ludwig sein Fernweh von seinem Großvater geerbt, denn als er in die Jahre kam und Witwer wurde, zog es ihn immer stärker nach Thailand. Seine Kinder waren aus dem Haus und Ludwig verliebte sich nach einigen Wirrungen während eines Urlaubs in Vell. Sie stammte aus einer guten Familie und arbeitete als Lehrerin in Korat.

Ludwig, der als Verkaufsleiter einen gut bezahlten Job hat, muss oder will noch drei Jahre arbeiten und dann nach Thailand übersiedeln. Eine Frau hat er da ja schon und weil er an die große Liebe glaubt hat er sie geheiratet und Anfang dieses Jahres wurde ein schönes Häuschen gebaut.

Während dessen Ludwig in Deutschland fleißig arbeitete und gutes Geld verdiente, wuchs das Häuschen von Monat zu Monat und als Ludwig im nächsten Urlaub seine Liebste besuchte, war es fertig. Dann wurden noch Möbel gekauft und beide konnten ihr Nest beziehen.

Ich lernte Ludwig in Korat in einem internationalen Restaurant kennen, in dem er jeden Abend mit seiner Vell zum Essen kam. Vell braucht nicht kochen, sagte er zu mir. Schließlich arbeitet sie ja noch einige Wochen, dann ist sie 50 und wird pensioniert. Im Herbst hole ich sie dann nach Deutschland und dann kommen wir vorerst nur nach Korat, wenn ich Urlaub habe. Um das Haus kümmert sich dann ihre Tochter, ihre Familie und auch die Nachbarn passen auf. Übrigens, meinte er, nächsten Sonntag kommen die Mönche zur Einweihung und dann gibt es ein kleines Fest, zu dem du und Don auch eingeladen bist. Vell nickte dazu, denn sie hatte meiner Don schon einiges von dem schönen Haus erzählt und war offensichtlich stolz darauf, meiner Don ihre Errungenschaft auch mal zeigen zu können.

Nun, ich konnte dem netten Ludwig seine Bitte nicht abschlagen und so machen wir uns am Sonntag auf den Weg. Da wir uns heillos verfahren, sind wir nicht rechtzeitig da. Neun Mönche hocken bereits in der großen Diele und vollziehen die wohl aus Anlass der Einweihung notwendige Zeremonie.

Etwa dreißig Familienmitglieder, sowie einige Freunde und Nachbarn lauschen mit zum Wai erhobenen Händen dem monotonen Sprechgesang der Mönche und wir hocken uns dazu. Als Ludwig mich sieht, erhebt er sich, winkt mir zu und zeigt mir dann voller besitzerstolz sein Haus, welches natürlich alleiniges Eigentum seiner Frau ist.

6,5 Mio. Bath hat es gekostet, sagt er mir und wartet auf meinen anerkennenden Blick. Für diese Lage und für diese Qualität ist das nicht zuviel, meint er und dann lässt er eine Lobeshymne über die Familie seiner Frau vom Stapel. Der Schwager Nr. 1 ist Professor für Architektur und der hat die Zeichnungen fürs Haus gemacht. Schwager Nr. 2 ist auch Lehrer, wie seine Vell, doch der hat den Job aufgegeben und hat jetzt eine Firma, die schlüsselfertige Häuser baut und verkauft. Dieser Schwager hat von seinen Leuten das Haus bauen lassen. Das gesamte Baumaterial hat der Schwager Nr. 3 geliefert, denn der hat in Korat einen großen Baustoffhandel und sogar die zwei Wasseraufbereitungsanlagen für das Brauch- und Nutzwasser sind von ihm.

Ludwig ist stolz auf die Familie seiner Frau. Nur weil die sich so rührend um den Bau gekümmert haben, konnte er derweil in Deutschland seiner Arbeit nachgehen. Ja, er hat Glück gehabt und ist rundherum zufrieden.

Mir verschlägt es die Sprache. Im Geist veranschlage ich die Kosten für das Gebäude auf etwas über 1 Mio. Bath, dazu die Außenanlagen und einige Sondereinrichtungen auf noch einmal 1. Mio. Bath. Die Kosten für die Möbel veranschlage ich auch auf etwa 1 Mio. Bath und lande somit bei etwa 3 Mio. Bath. Das Grundstück ist nicht berücksichtigt, denn das hat Ludwig schon vor einem Jahr bezahlt und ist nicht in den 6,5 Mio. Bath enthalten, die Ludwig letztlich gelöhnt hat.

Ja ja, das Haus ist wirklich schön und es ist noch schöner, wenn man in eine Familie einheiratet, aus dessen Reihe sich Fachleute von A bis Z um den Bau kümmern können. Ludwig, der die Preise in Thailand nicht kennt und demnach deutsche Baupreise zugrunde legt, ist vollauf zufrieden. Er hat ein schönes Haus, in dem er seinen Lebensabend mit seiner Vell verbringen will und das ist gut so. Meint er.

Nachdem die buddhistische Zeremonie vorbei ist, gibt es ein gemeinsames Essen. Dabei kommt Don neben dem Schwager Bauträger zu sitzen und da sie auch einmal bauen will, kommt sie mit ihm ins Gespräch. Ja, dieses Haus hier gefällt ihr auch. Wie teuer das denn so sein würde, fragt sie. 2,5 Mio. Bath antwortet ihr der Bauträger, der das Haus gebaut hat. Als mir Don später davon erzählt habe ich die Bestätigung, dass ich mit meiner Schätzung in etwa im Trend liege.

Don erzählt mir auch, dass Vell ihr das Haus auch von innen gezeigt hat und stolz ist, dass sie einen so gut situierten Farang gefunden hat, der das alles bezahlen konnte. Sie ist rundum zufrieden, denn sogar ihre skeptische Familie hat den Farang akzeptiert und ihr Auto hat er auch gekauft. Wirklich, Ludwig ist ein guter Farang mit viel Herz und bei diesen Worten hat sie nachdenklich ihre hübschen Brillis an den Fingern angesehen. Doch was später wird, dass weiß sie noch nicht. Ludwig ist zwar gut zu ihr, doch sie liebt ihn doch nicht. Er passt einfach nicht zur Familie und macht sich und sie überall lächerlich.

Für zwei oder drei Jahre will er sie sogar nach Deutschland holen. Was soll sie denn da machen? Da kann er ja doch nur am Wochenende nach Hause kommen, denn er arbeitet in Frankfurt und sie soll in Bremen wohnen? Hier hat sie ihre Familie um sich und kann sich um ihre Tochter aus erster Ehe kümmern und ihren Sohn kann sie ja auch im Auge halten. Überhaupt ihr Sohn, weil der leibliche Vater sich nicht um ihn kümmert hat er die Schule geschmissen und lebt auf Mutters Kosten. Nur wenn er mit der Polizei aneckt, greift der Vater ein. Kann er, denn er ist in Korat ein angesehener Richter und ein Anruf von ihm genügt. Mama Vell jedoch ist sauer und weil sich ihr Sohnemann bisher vor dem Militärdienst gedrückt hat, hat sie ihn von der Militärpolizei einfach abholen lassen. Jetzt schmort er erst einmal für einige Tage im Knast und Vell heult sich die Augen aus.

Vell wird ihren Ludwig im Herbst in Deutschland besuchen, doch da leben? So gesehen ist Ludwig in ihren Augen ein Egoist, kann man denn einen Egoisten lieben? Vielleicht hat sie auch noch einige Wünsche, die sie sich mit Ludwigs Hilfe erfüllen will und dann? Ludwig allerdings glaubt an die große Liebe und wenn er eines Tages dahinter kommt, dass alleine beim Hausbau so an die 3 Mio. Bath nicht in Steine, sondern in die Taschen der hilfsbereiten Familie geflossen sind, liebt er sie dann immer noch? Mit großer Wahrscheinlichkeit geht früher oder später sein Traum über den Jordan.

Mit dieser Geschichte beende ich das Kapitel über Thaifrauen, Lug und Betrug. Für den Leser mag es auch genug sein. Es gibt ja Gott sei Dank in Thailand auch viele gut laufende Verbindungen, doch darüber zu schreiben, das ist doch wirklich uninteressant, oder?
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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