Ankunft in Thailand

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
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Ankunft in Thailand

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Aug 04, 2008 11:25 am

Auch das ist Thailand


Lassen Sie sich von den jetzt folgen Ausführungen nicht abschrecken nach Thailand zu fliegen. Dieser Beitrag soll Sie nur auf etwas darauf vorbereiten, was sonst in kaum einem Bericht über Thailand steht.

Wenn man zum ersten mal im Leben nach Thailand kommt und auch die anderen Länder Asiens nicht kennt, dann erwartet man ausschließlich Sonne, Palmen, feinsandige Strände, freundliche Menschen und was man sonst noch alles an bunten Klischees im Kopf hat.

Sicher gibt es das alles und sogar noch viel mehr. Den ersten realistischen Eindruck gewinnt man in der Regel bei der Einreise am Flughafen und da sieht es wie überall auf der Welt aus. Menschenschlangen an den Abfertigungsschaltern und den sich im Kreis laufenden Gepäckbändern, hektisches Suchen nach dem Ausgang, der Toilette, einem Wechselschalter, einer Fahrgelegenheit oder nach der Person, von der man abgeholt werden soll.

Jeder hat mich sich selbst zu tun. Alles ist mehr oder weniger hektische Routine und wer da glaubt im Land des ewigen Lächelns von einer leicht bekleideten Schönheit zur Begrüßung einen Blumenkranz um den Hals gehängt zu bekommen, der irrt. Zwar sind die Grenzbeamten der Einreisebehörde und des Zolls nicht gerade unfreundlich, doch nach einigen Stunden Dienst genau so genervt, wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.

Erst wenn man das Flughafengebäude verlässt, wird man vom asiatischen Flair überfallen. Kein besonders gutes Flair. Geschäftige Frauen und Männer versuchen die etwas desorientierten Fluggäste in die Taxis ihre Unternehmen zu bugsieren und gar mancher, der sein Gepäck kurz neben sich abstellt, sieht es nur Sekunden später in den Kofferraum einer der in langer Reihe vorfahrenden Droschken verschwinden.

Entweder sofort wieder herausholen oder in den saueren Apfel beißen und einsteigen. Nichts ist mit Orientierung und die so hoch gelobte Freundlichkeit und das freundliche Lächeln haben hier arbeitenden Menschen schon vor langer Zeit verlernt oder ausnahmsweise heute mal Zuhause gelassen.

Erst im bereits fahrenden Taxi kann man dem Fahrer seinen Wunsch kund tun und sein Fahrziel nennen und wenn man etwas Glück hat, hat das Fahrzeug sogar einen Taxameter, ansonsten ist man auf Gedeih und Verderb dem wohlwollenden oder auch nicht wohlwollendem Taxifahrer ausgeliefert, der dann die Route und den Fahrpreis bestimmt. Auch hier herrscht Angebot und Nachfrage und wenn man nicht nachgefragt hat oder wünschenswerter Weise nicht nachfragen konnte, hat man bereits etwas von seinem guten Geld in den Sand gesetzt.

Hat man sich mit dem Taxifahrer mehr oder weniger mühsam verständigt, kann man sich gemütlich zurücklehnen und was macht man? Man schaut sich die Landschaft seines Gastlandes an und was sieht man? Na sicher doch, Palmen! Doch die mehr oder weniger mickerig wirkenden Gewächse der Tropen stehen leider nur vereinzelt zwischen rostigen Wellblechhüten, halb verfallenen Holzhäusern, grauen Fabrikgebäuden und an vereinzelt vorbei fliegenden Reisfeldern und Teichen, in denen in schmutzigen Wasser Garnelen oder Fische gezüchtet werden. Dieser überhaupt nicht schmeichelhafte Eindruck wird nur noch übertroffen von den links und rechts am Fahrweg aufgebauten Reklametafeln.

Bereits nach wenigen km Fahrt hat man den Eindruck über alle in Thailand erhältlichen Produkte und Dienstleistungen informiert zu sein. Jede straßenseitige Hausfront ist oberhalb des Erdgeschosses mit solch einem Schild verziert. Beinahe kann man glauben, dass die schmucklosen Betonbauten nur hier hin gestellt worden sind, um die vielen übergroßen Werbeschilder anbringen zu können. Kommt man an eine unbebaute Fläche vorbei, ändert sich die sonst mindestens zimmergroße Dimension der Plakattafeln. Hier hängen in schöner Unregelmäßigkeit an riesengroß in den Himmel ragenden Gerüsten die Könige der Werbung. Mindestens die Größe eines Tennisplatzes müssen sie aufweisen, um hier hängen zu dürfen und gar nicht selten zeugt eine hundert Meter lange Tafel davon, dass das neueste Modell eines Autos oder der Inhalt einer weltbekannten Getränkeflasche auch in Thailand zum täglichen Leben gehört.

Nicht nur die Fahrt vom Flughafen zum Stadtzentrum ist einem Spießrutenlauf zwischen bunten Reklametafeln vergleichbar. Auch bei Überlandfahrten ziehen diese Dinosaurier der Werbung den Blick auf sich, dienen aber bei mehr mehrmaligem Befahren der gleichen Strecke mehr als Orientierungspunkt dazu, wo man sich gerade befindet, als dem ihm zugedachten Zweck der Produktinformation.

Der erste Eindruck von Thailand ist für einen Neuankömmling also nicht gerade berauschend. Zumindest in den Städten und an deren Peripherie prägen die riesigen Reklametafeln die Straßen und die Landschaft. In den Städten ist das vielleicht sogar ganz gut, denn die meist schmucklosen und ungepflegten Hütten und Häuser sind ebenfalls für die erwartungsvollen Blicke des Betrachters keine reine Wohltat.

Nur die neueren Industriebauten an der Peripherie der Städte, alle öffentlichen Gebäude und Einrichtungen, die Banken und die vielen Tempel sind sauber, gepflegt und deshalb sehenswert. Sie sind wohltuend reklamefrei und erwecken den Eindruck, als ob die moderne kommerzielle Entwicklung in diesem Land mit all ihren Nachteilen an ihnen vorbei gegangen ist.

Spätestens dann, wenn man erstmalig in Thailand einen Supermarkt aufsucht, entdeckt man beim Vergleich zu Deutschland eine neue unbekannte Eigenart in diesem Land. Ob man auch nur eine einzige Ansichtskarte, ein Stück Seife oder ein Sechserpack Wasser kauft. Alles, aber auch wirklich alles wird an der Kasse in Plastiktüten gesteckt. Selbst ein Plastikfeuerzeug kann man nach dem Bezahlen nicht einfach in die Tasche stecken, es kommt unweigerlich in eine Tüte.

Millionen Thai kaufen jeden Tag eine Mahlzeit an einer der vielen Garküchen. Noch mehr Menschen kaufen sich im ganzen Land ein Getränk mit den unentbehrlichen Eiswürfeln um es unterwegs mittels eines Plastikhalmes zu trinken. Keine Frage, weil man kein Flaschenpfand kennt, wird alles mit schöner Selbstverständlichkeit in Plastiktütchen gefüllt. Fast jedem, dem in einem Restaurant das Essen nicht schmeckt oder dem es zuviel ist, lässt nichts auf den Teller oder in der Schüssel, denn das könnte ja beleidigend sein. Alles kommt in eine Plastiktüte und wird mitgenommen.

So kommt es, dass jeder, der auch nur eine winzige Kleinigkeit gekauft hat, anschließend mit einer Plastiktüte durch die Gegend läuft. Ein Problem? Eigentlich nicht, natürlich nur dann, wenn man das Zeugs auch wieder mit Anstand entsorgen könnte. Das kann man allerdings nicht immer und auch nicht überall. Die wenigen Abfallbehälter sind meistens überfüllt und wenn man seine Cola ausgeschlürft hat, verschwindet die Verpackung einfach hinter einen Busch oder segelt munter, vom Wind getrieben, durchs Gelände.

Große Städte, wie zum Beispiel Bangkok, gehen diesen Sünden nach. Selbst wenn man in Bangkok eine Zigarettenkippe achtlos weg schnippt, gibt’s eine Strafe. Natürlich nur, wenn man erwischt wird und wer lässt sich schon erwischen? Ein riesiges Heer von dienstbaren Sauberfrauen und Saubermännern befindet sich überall wo sich Menschen aufhalten auf Broterwerb. Draußen reinigen sie mit Besen und Schaufel die Bürgersteige. In den Kaufhäusern geht es ohne unterlass mit einem meterbreiten Mob durch die Gänge, in den Bahnhöfen wird emsig Jagd nach jeder weggeworfenen Zigarettenkippe gemacht und auf dem Land bleibt alles solange liegen, bis der Wind es fort bläst oder vom nächsten Regen in die manchmal vorhandene Kanalisation gespült wird.

Kurzum, vor allen Dingen die Plastikspuren des Konsums verunzieren mehr oder weniger, doch unübersehbar, das ganze Land. Draußen, da wo es statt stationärer Märkte die vielen fliegenden Märkte gibt, die nur ein- oder zweimal in der Woche abgehalten werden, sammeln sich am Rand des Marktgeschehens ganz besonders viel dieser Plastikreste an. Garantiert, wenn man heute einen unbelebten und total verdreckten Platz entdeckt, dann herrscht genau an dieser Stelle morgen oder übermorgen ein buntes Markttreiben, dass an asiatischem Flair nichts zu wünschen übrig lässt.

Wenn sich auch die Thai jeden Tag lieber vier als dreimal duschen und sich sauber halten, ihre Umwelt ist ihnen völlig egal und wilde Müllkippen sind allenthalben ein Zeichen von völligem Fehlen des Umweltbewusstsein.

Anders ausgedrückt, die Zivilisation hat offensichtlich bisher nur von den Körpern der Thailänder Besitz ergriffen und ist noch nicht in die Köpfe der Menschen eingedrungen. Die Spuren des Konsums in den Ortschaften und an den Straßenrändern sind unübersehbare Zeugen dieser nicht verständlichen Gleichgültigkeit.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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