Rückblick

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
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Rückblick

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Aug 04, 2008 11:21 am

Erste Eindrücke


Ich schaue etwas zurück. Der Abschluss der ersten Stufe „Deutsch für Ausländer“ endet für meine Zukünftige in Deutschland am 17. Dezember 2004. Zu der Zeit ist ihr schon einmal verlängertes Visum bereits wieder abgelaufen. Da ich jedoch der Ausländerbehörde unsere Tickets nach Bangkok für den 31. Dezember vorlege, drückt man ein Auge zu.

Da alles seine Ordnung haben muss, gibt man mir ein Ausreiseformular, welches der Grenzbehörde bei der Ausreise übergeben werden soll. Die soll die Ausreise von Frau La - Iad Tanputhsa, so steht ihr Name im Reisepass, auf dem Papier bestätigen und es zum Ausländeramt unseres bisherigen Wohnortes, nach Duisburg senden. Hier wird dann ihre Ausreise im PC registriert und in der Ablage zu den Akten gelegt. Das ist gut so, meint Ket mit ihrem noch etwas holprigen Deutsch. Weil wir Ordnung in unser Leben bringen wollen, sprich so schell wie möglich heiraten, fliegen wir Silvester 2004 um siebzehn Uhr mit der LTU von Düsseldorf nach Bangkok.

Frag mich niemand danach mit welchem Aufwand ich meine Angelegenheiten in den vier mir verbleibenden Wochen erledigt habe. Frage mich auch niemand danach wie Herr H.J.L. und seine thailändische Frau es geschafft haben für uns innerhalb von drei Wochen das Häuschen anzumieten. Und weil es zwei Jahre nicht bewohnt war, es auszumisten, von innen und außen zu renovieren, die wild wuchernden Bäume und Sträucher im Garten zu stutzen, usw. usw. Kurzum, bei unserer Ankunft finden wir ein bezugsfertiges Häuschen vor in dem sogar in jedem Zimmer alle Lampen brennen. Am Neujahrstag 2005 nimmt uns die Familie H.J.L. am Flughafen Bangkok in Empfang. Ohne Aufenthalt geht es über eine etwas relativ gute Autobahn nach Nakhon Ratchasima, auch Korat genannt, unserem neuen Wohnsitz.

Jetzt sind wir schon fast zwei Monate in Thailand und beinahe jeder Tag ist von einer oder mehreren Überraschungen geprägt. Zu Anfang dreht sich natürlich alles um unser Häuschen mit den drei kleinen und einem großen Zimmer, dem Bad mit WC, dem Gäste-WC und der überdachten Terrasse. Herr H.J.L. hat es für uns ausgesucht, Bilder vom Haus per Internet geschickt und unsere Zustimmung eingeholt. Da das Haus eine längere Zeit nicht bewohnt war, ist der Zustand trotz der Renovierung immer noch putz- und reinigungsbedürftig und den in den Räumen liegenden Geruch bekommen wir mit einigen Dosen Duft-Spray auch einigermaßen weg.

Draußen staune ich über die vertrockneten Äste eines der großen Mangobäume, dessen Äste über die Mauer zum brachliegenden Nachbargrundstück ragen. Herr L. grinst. Irgendjemand hat ganz eifrig den trockenen Gartenmüll unseres Grundstücks, einschließlich aller zurück geschnittenen Äste der schönen alten Bäume und Büsche über die Mauer geworfen und angezündet. Das gab ein lustiges Feuerchen. Als dann die dort wild wachsenden Büsche und Bäume ebenfalls Feuer fingen und Telefon- und Stromleitungen langsam anfingen zu schmoren, wurde die Feuerwehr angerufen. Zehn Minuten später ist die mit einem Löschwagen an Ort und Stelle und tritt in Aktion.

Da in dieser Gegend auf den abgeernteten Reisfeldern sehr viel gezündelt wird und diese Feuer oft außer Kontrolle geraten, die Thai jedoch kein Geld haben, um den Feuerwehreinsatz zu bezahlen, wenn überhaupt eine kommt, bleibt auch dieser Einsatz ohne finanzielle Folgen. Nur die freiliegende Telefonleitung scheint außer den schönen Ästen des Mangobaums etwas von den Flammen abbekommen zu haben. Vielleicht ist das der Grund, warum das Rauschen im Telefon ist und das Internet nicht funktioniert.

Familie L. hat also das Häuschen instand setzen lassen. Zusätzlich wurden im Wohnzimmer und im Schlafzimmer Klimageräte einbaut. Außerdem wurde die Hauspumpe repariert, der elektrische Durchlauferhitzer im Bad installiert und alle Lampen außen und innen sowie alle Steckdosen funktionsfähig gemacht. Damit wir auch ein gutes Bild haben, steht jetzt auf einem Stahlmast hinter dem Haus sogar eine supermoderne Sattelitenantenne.

Da in Thailand von den Farang, also den Amerikanern, Australiern und Europäern, vielleicht doch einmal ein überhöhter Preis gefordert wird, hat Herr L. vorher seine thailändische Frau vorgeschickt um alle Angebote einzuholen. Deshalb halten sich die Kosten in Grenzen. In Deutschland hätte ich bestimmt mehr als das fünffache für die vergleichbaren Arbeiten hinblättern müssen. Später habe ich dann erfahren, dass die Familie L. mit uns nur da eingekauft hat, wo für sie auch eine Provision zu holen war.

Das Häuschen entspricht der typisch thailändischen neueren Bauart. Es besteht aus etwa 8 cm dicken, nicht isolierten Wänden in denen alle drei Meter in den Raum ragende Stützen eingebaut sind. Die tragen die Decke und das Dach. Die Decke besteht aus abgehängten Gipsplatten. Der Dachstuhl dagegen ist stabil gebaut. Er ist aus Stahlrohr. Diese Bauweise ist in Thailand üblich, denn zum einen ist hier Holz sehr teuer und zum anderen gibt es überall Termiten. Nur die Giebelseiten des Hauses sind mit Holz verkleidet und wir haben sogar den Luxus, dass der untere Abschluss des Firstes altem thailändischem Schnitzwerk nach empfunden ist und das für etwa 60 Euro Miete und 6 Euro Nebenkosten für Brauchwasser, Müllabfuhr und Kostenbeitrag für den Security. Kurz und gut, wir haben keine gravierenden Gründe, um uns zu beschweren.

Wir haben sogar einige nette Untermieter, nämlich Geckos. In den Zimmern sind sie etwa 3 - 6 cm lang. Sie huschen sporadisch über die Wände und suchen nach Moskitos. Auf dem Dachboden leben zwei größere Exemplare dieser Spezies. Zwar haben wir sie noch nicht zu Gesicht bekommen, doch Ket meint, dass sie so an die dreißig Zentimeter lang sein müssen. Abends, wenn es dunkel ist, pumpt der eine oder andere sich manchmal schnaufend auf und dann erschalt unüberhörbar seine Stimme mit der er so an die vier- bis achtmal seinen Namen ruft. Gecko, Gecko, Gecko. So schallt es durch die Gipsplatten und Ket freut sich über die kleinen Kerle. Nach Ansicht der Thai bringt ein Gecko nämlich Glück ins Haus. Also sollen sie ruhig bleiben. Mich stören sie nicht. Außerdem fressen sie die Moskitos, die tagsüber auf dem Dachboden eine dunkle Herberge suchen.

Mit den Moskitos ist das so eine Sache. In Erwartung riesiger Horden Blut saugender Bestien fliegen hier nur so kleine Tierchen herum, die in etwa die Größe der in Deutschland beheimateten Mücken haben. Mit dem Blutsaugen ist es auch nicht sehr weit her. Trotzdem sie zu hunderten ins Haus fallen, wenn man Fenster und Türen auch nur einige Minuten während der Flugzeiten morgens und abends auflässt, haben die Tierchen mich bisher nur relativ wenig gepiesackt. Bis auf vorgestern. Da haben wir vergessen im Schlafzimmer Moskitospray zu versprühen. In der Nacht hat es mich dann ordentlich erwischt. Nach etwa zwei bis drei Stunden spüre ich zwar nichts mehr und die Rötungen sind verschwunden, doch am rechten Innenarm scheint sich eine Stelle zu entzünden. Jetzt kommt unsere aus Deutschland mitgebrachte Hausapotheke zu Ehren, in der wir unter all dem Zeugs auch eine Kortisonsalbe dabei haben. Sechs Stunden später ist die lästig juckende, und entzündliche Schwellung ebenso verschwunden, wie meine aufgekommene Angst vor einer Infektion oder Blutvergiftung.

Da es in dieser Gegend keine Malaria oder andere von Moskitos übertragbare Infektionskrankheiten gibt, sind einige Stiche dieser Tierchen nicht weiter schlimm. Aber lästig sind die Viecher. Erstaunlicherweise haben sie vor Kets asiatischem Blut großen Respekt, doch nicht vor meinem. Ich muss also höllisch darauf achten, dass zumindest im Schalzimmer diese Plagegeister abends eliminiert werden. Es ist auch unangenehm und keinesfalls hygienisch, wenn sich eine Horde Moskitos in der Küche herumtreibt oder beim Essen stört. In den nördlichen Provinzen Thailands soll das noch schlimmer sein. Dort sollen die Viecher um einiges größer sein und sogar Infektionskrankheiten übertragen können.

So etwa zum Ende der ersten Jahreshälfte sind die kleinen Mücken verschwunden, doch dann waren sie plötzlich da, die richtigen Moskitos und weil die nicht nur überaus lästig sind, sondern auch Infektionen verbreiten, fährt jetzt für einige Tage ununterbrochen ein Sprühwagen durch die grünen Randgebiete der Stadt und bläst ein gasförmiges Desinfektionsmittel auf die Grundstücke. Die Männer auf dem Sprühwagen tragen Schutzmasken und die Anwohner schließen blitzartig alle Türen und Fenster. Trotzdem dringt das Giftgas auch in die Wohnungen und einigen Leuten in der Siedlung ist es für mehrere Tage recht übel.

Eigentlich werden ja den Reisenden, die nach Thailand kommen, Schutzimpfungen empfohlen. Ich habe mit meinem Hausarzt darüber gesprochen. Als Thailandkenner meinte der jedoch, da sei viel Angstmache und Geldschneiderei im Spiel. Doch eine Hepatitis, ich habe vergessen, ob A oder B, die könnte ich mir vielleicht einfangen. Doch die dann auftretenden Beschwerden währen nur unwesentlich größer, als diejenigen nach einer Schutzimpfung. Außerdem hätte ich dann mein Leben lang Ruhe und brauchte nie wieder eine Auffrischung. Alles in allem doch sehr beruhigend, oder?

Zurück zu unserem Häuschen. Es steht auf einem eingefriedeten Grundstück, dass im Rechteck so etwa 800 qm misst. Die Umfriedungsmauer ist 2 m hoch und weiß gestrichen. Straßenseitig ist es mit einem noch etwa höheren, kunstschmiedeeisernen Zaun gesichert, dessen Tor sich mit einer Fernbedienung öffnen und schließen lässt. Da vor und hinter dem Haus einige immergrüne Mangobäume stehen, ist es den ganzen Tag über immer irgendwo schattig. Vor und hinter dem Haus steht auch jeweils ein Kandelaber mit fünf Lampen, die in der Dunkelheit das ganze Grundstück ausleuchten können und wenn das nicht reicht, sind am Haus an jeder Hofseite jeweils zwei Halogenlampen installiert.

Die betonierte Fläche gefällt mir. Sie ist sehr zweckmäßig, denn zum einen kann man die laufend abgeworfenen Blätter der Bäume leicht zusammen fegen und zum anderen hat man nicht viel mit dem in der Regenzeit wild wucherndem Unkraut zu tun. Da man das Areal von drei Wasserhähnen aus gut bewässern kann, ist es auch leicht, den feineren Staub zu entfernen. Leider ist die Betonfläche sehr verdreckt. Mit einem Hochdruckreiniger bekomme ich den Beton aber wieder schön sauber. Manch ein Biergarten in Deutschland würde ob dieser Anlage vor Neid erblassen.

Noch etwas über die Wasserversorgung. Wir unterscheiden hier nach Trink- und Brauchwasser. Das hygienisch einwandfreie Trinkwasser wird zweimal wöchentlich mit einem Pick Up in 10 Liter fassenden Kunststofflachen angeliefert. Das kostet uns umgerechnet etwa sechzig Cent bis zu einem Euro pro Woche. Für das Brauchwasser, also das Wasser zum Waschen, Duschen, für die Toilette und für die Außenbewässerung, haben wir in der Siedlung eine Gemeinschaftsanlage mit zwei Tiefbrunnen und zwei Wassertürmen.

Da die Anlage allerdings störanfällig ist, steht neben dem Haus ein Edelstahlbehälter mit etwa tausend Liter Fassungsvermögen. Das ist unsere Wasserreserve Nr. 1. Der Druck in der Wasserleitung ist leider zu gering, um den elektrischen Durchlauferhitzer funktionsfähig zu halten. Deshalb haben wir zur Druckerhöhung neben dem Haus noch eine kleine Pumpe. Für den Betrieb der Gemeinschaftsanlage bezahlen wir etwa sechs Euro im Monat und derzeit noch zwei Euro für die Bildung einer Instandhaltungsrücklage.

Wir können also mit der Wasserversorgung zufrieden sein. Ket hat allerdings noch eine zusätzliche Notversorgung angelegt. Das ist ein mit Brauchwasser gefülltes großes Tonfass, aus dem man bei Bedarf auf etwa zwanzig Eimer Wasser zurückgreifen kann. Das ist unsere zweite Reserve.

Die Angelegenheit mit dem Wasserfass ist in Thailand in allen ländlichen Gebieten nicht nur angebracht, sondern zwingend notwendig. Hier gibt es keine Brunnen, geschweige denn eine Wasserleitung. Die Menschen sind ausschließlich auf das Regenwasser angewiesen. Deshalb stehen auf allen bebauten Grundstücken amphorenartige riesige Tontöpfe, die etwa zwei Meter hoch sind und an ihrer größten Stelle etwa hundertfünfzig cm Durchmesser haben. An jedem Haus findet man mehrere dieser Behälter in die während der Regenzeit das vom Dach ablaufende Wasser gesammelt wird und über die mehrere Monate dauernde Trockenzeit hinweg, als Trink- und Kochwasser reichen muss. Ein Farang sollte sich hüten, von diesem Wasser jemals etwas zu trinken. Magen- und Darmkrämpfe sind das Geringste, was er davon bekommen kann.

Das Brauchwasser für die Toilettenspülung ist auf dem Land auch meist Regenwasser, welches in ein gemauertes Becken oder ein Fass geleitet wird. Bei Bedarf entnimmt man dann mit einer Schüssel etwas Wasser zum Nachspülen und da man kein Toilettenpapier kennt oder weil es zu teuer ist, auch zum Waschen der beschmutzten Extremitäten.

Über die Abwasserbeseitigung können wir uns auch nicht zu beklagen. Es existiert eine gut funktionierende Kanalisation an der nicht nur das Häuschen, sondern auch sechs Gullys für die Hofentwässerung angeschlossen sind. Sechs Gullys meint Herr H.J.L., die sind bei der Fläche schon erforderlich, denn wenn die Regenzeit kommt wird sonst das Grundstück in wenigen Minuten total überschwemmt.

Wie in Deutschland, gibt es auch bei uns Müllbehälter. Nur sind diese hier kugelförmig und haben eine entfernte Ähnlichkeit mit antiken Gefäßen, in denen damals das Getreide aufbewahrt wurde. Etwa jeden zweiten Tag werden diese Kugeln von Dscharean, unserem Security geleert und mit dem Fahrradanhänger zu einer Sammelstelle gebracht. Von hier wird der Müll jede Woche einmal kostenlos von der städtischen Müllabfuhr abgeholt. Alle Achtung!
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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