Heirat und.....

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
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Heirat und.....

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Aug 04, 2008 11:15 am

Ich habe mich getraut


Dies ist ein langer Artikel, der vielleicht nur für jemanden Informationen enthält, der in Deutschland lebend, beabsichtigt eine Frau aus Thailand zu heiraten.

Weil mancher denkt, dass eine Heirat mit einer Ausländerin relativ einfach ist, beschreibe ich hier ausführlich, welche Voraussetzungen beide Partner erfüllen müssen, um letztlich vor den Standesbeamten zu treten. Weiterhin lasse ich in diesem Abschnitt einige Randerlebnisse mit einfließen, die etwas über das Leben in Thailand aussagen.

Wie viele andere Männer, wollte auch ich mit Ket in einer ehelichen Gemeinschaft leben und sie deshalb nach deutschem Recht heiraten. Zwar reicht zumindest in Thailand ja auch oft schon eine zivile Heirat, die zumeist im Familienkreis von dem männlichen Familienoberhaupt oder einer sehr angesehenen Persönlichkeit besiegelt wird, doch wenn die Frau in Deutschland in der Krankenversicherung mit versichert sein soll, soweit beide in Deutschland leben, oder wenn sie nach dem Ableben ihres Mannes erbberechtigt sein und in den Genuss einer Witwenrente kommen soll, dann muss entweder in Deutschland oder in Thailand nach deutschem Recht geheiratet werden.

Dazu benötigt man verständlicherweise von beiden einige persönlichen Dokumenten. Bei jedem Standesamt in Deutschland kann man die aktuelle Auskunft darüber erhalten, was für Papiere vorgelegt werden müssen. Das kann von Bundesland zu Bundesland abweichend sein. Daher können diesbezügliche Merkblätter oder besonders die gut gemeinten Informationen von Freunden und Bekannten keineswegs zutreffend oder aktuell sein. Wenn nun jemand glaubt, das alles sei ja kein Problem und schnell erledigt, der kann sich gewaltig irren. Um auf eine trockene Aufzählung zu verzichten, berichte ich hier über meine persönliche Erfahrung.

Bevor wir nach Thailand umsiedeln, ist Ket sieben Monate bei mir in Deutschland. Ket ist ihr Spitzname. In ihrem Reisepass steht allerdings, auch für mich in arabischen Buchstaben lesbar, La-Iad Tanputhsa. Fragt jemand Ket nach ihrem Namen, nennt sie selbstverständlich ihren Nicknamen. Übrigens führen alle Thai einen Spitznamen und sprechen sich generell nur mit diesem Namen an. Da wir Europäer keinen solchen führen, muss ersatzweise der Vorname herhalten.

Ket ist also mit einem Visum zum Zweck der Heirat nach Deutschland gekommen, um meine Frau zu werden. Dazu hat sie in Thailand die von der Deutschen Botschaft in Bangkok geforderten Heiratspapiere vorgelegt.

Trotzdem dort einige Angestellte thailändisch lesen können, müssen die Papiere erst von einem zugelassenen Übersetzer ins deutsche übertragen werden. Danach werden die Dokumente von der Botschaft geprüft und legalisiert. Das heißt, jede der ausstellenden Behörden wird angeschrieben und diese bestätigt der Botschaft die Echtheit der vorliegenden Dokumente. Diese Prozedur hat seinen guten Grund. Wenn es nämlich um Geld geht, können die Thaifrauen im wahrsten Sinne des Wortes skrupellos sein. Haben sie die Gelegenheit, dann nehmen sie sich auch einen reichen Ausländer als Zweitmann um so schnell wie möglich ihre Kinder und deren Vater mit dem Geld des Ausländers oder mit dem Geld, dass sie dank Arbeitserlaubnis im Ausland verdienen, in der Heimat zu versorgen. Durch die sehr genaue Prüfung der Heiratspapiere thailändischer Frauen, will man die in der Vergangenheit öfters aufgedeckten Bigamiefälle verhindern.

Zwischenzeitlich war ich beim zuständigen Ausländeramt in Duisburg und gebe eine Verpflichtungserklärung ab, die 20 Euro kostet. Ich muss bestätigen, dass ich Ket einlade, einen festen Wohnsitz habe, muss mein Einkommen nachweisen und muss den Nachweis bringen, dass Ket für die Dauer ihres Aufenthalts eine Krankenversicherung hat. Weiter muss ich die Verpflichtung übernehmen für alle Kosten die Ket den deutschen Behörden verursacht, einschließlich eines eventuellen Rückflugs, aufzukommen. Erst wenn diese Verpflichtung einschließlich der Bestätigung einer Krankenversicherung für die Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland (ADAC ist da sehr schnell und preiswert, bei 100 Euro rum für 3 Monate), dem zuständigen Ausländeramt und der Deutschen Botschaft in Bangkok vorliegt, wird ein zeitlich begrenztes Visum zum Zweck der Heirat erteilt.

Es klappt. Jetzt kann Ket voller gemischter Gefühle zum ersten male in ihrem Leben in ein Flugzeug klettern und gen Deutschland jetten. Nachdem sie am nächsten Tag die sechs Stunden Zeitverschiebung erstaunlich gut verkraftet hat, sichte ich ihre Dokumente, die sie im Original und von einem zugelassenen Übersetzungsbüro, übersetzt und von der Deutsche Botschaft gesichtet und legalisiert, mitgebracht hat. Damit sie alle notwendigen Papiere vollständig beschaffen konnte, hat sie von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bangkok das aktuelle Merkblatt zur Eheschließung erhalten und soweit nicht vorhanden, in Thailand beschafft, übersetzen, von der Botschaft legalisieren lassen und außer ihrem Reisepass folgende Dokumente mitgebracht: Personalausweis, Geburtsurkunde, Geburtseintrag aus dem Hausbuch der Eltern, Personenstandsbescheinigung, Heiratseintrag ihrer früheren Ehe, Scheidungsurkunde, Scheidungseintrag und die Familienstandsbescheinigung des Zentralregisteramtes Bangkok.

Mit diesen Dokumenten geht es zur Anmeldung zum Ausländeramt und nach Terminzuteilung vierzehn Tage später zum Standesamt. Dort legen wir ihre Papiere vor und erklären der Sachbearbeiterin heiraten zu wollen. Diese wirklich sehr nette Dame prüft alle Dokumente, strahlt uns an und erklärt, alle Papiere sind vollständig und in Ordnung. Dann gibt sie uns einen neuen Termin zwecks Bestellung des Aufgebots. Da Ket jedoch thailändisch und nur bisslang nur wenig deutsch spricht, müssen wir zu diesem Termin eine Übersetzerin oder einen Übersetzer bestellen. Das braucht kein teuerer und vereidigter Übersetzer zu sein, es genügt auch jemand der thailändisch und deutsch spricht, sagt die Dame. Und dann zaubert die nette Sachbearbeiterin eine solche sprachbegabte Frau aus ihrem Telefonbuch. Das ist eine seit zehn Jahren in Deutschland lebende Thailänderin. Fünfzig Euro will die Frau für ihre Tätigkeit haben.

Alsdann wird das Aufgebot beantragt und zwei sich von Tag zu Tag besser verstehende Menschlein warten auf den Termin. Nach zwei Wochen bekommen wir diesen Termin. Ket hat zwischenzeitlich schon so viel deutsch gelernt, dass die Übersetzerin nicht tätig werden braucht, sondern bei dem stattfindenden Dialog nur zustimmend nickt. Dafür erhält die nette Hilfe fünfzig Euro. Als Ket das in thailändische Baht umrechnet, ist sie stinksauer.

Doch mit der Heirat wird es vorläufig nichts, denn jetzt müssen die Papiere noch zur Prüfung und Bewilligung zum Oberlandesgericht nach Düsseldorf. Diese Prüfung dauert erfahrungsgemäß einige Wochen und da die Urlaubszeit möglicherweise Auswirkungen hat, sollen wir uns doch bitte noch so lange gedulden. Was sollen wir auch sonst machen? Außer dem wird uns vom Standesamt mitgeteilt, da Ket ja noch keine 310 Tage geschieden sei, müsste sie sich beim Thailändischen Konsulat in Frankfurt eine Bescheinigung holen, in der bestätigt wird, dass das Konsulat in Vertretung des Staates Thailand keine Einwände gegen ihre Heirat in Deutschland hat.

Also fahren wir nach Frankfurt und Ket ist von Fahrt im ICE total beeindruckt. Leider erhält sie aber die notwendige Bescheinigung nicht, denn niemand hat uns gesagt, dass sie einen Schwangerschaftstest vorlegen muss. Immerhin, theoretisch könnte sie ja schon schwanger aus Thailand nach Deutschland gekommen sein. Doch man ist gnädig. Ket braucht nicht noch einmal nach Frankfurt. Sie darf den Test bei einem Gynäkologen in Duisburg machen lassen und ihn dann mit der Post zu ihrer Botschaft senden und eine Woche später hätte sie dann die gewünschte Bescheinigung in Händen.

Die nächste Zeit nutzten wir für einige kleine Ausflüge über die Grenze nach Holland und einen etwas größeren Urlaub am Mittelmeer. Das ist eigentlich leichtsinnig, denn Ket hatte nur ein für Deutschland gültiges Heiratsvisa. Sie darf sich damit, im guten Amtsdeutsch ausgedrückt, nur zum Zweck der Heirat und ausschließlich nur in Deutschland aufhalten. Nun ja, die Grenzen in Europa sind offen und niemand kontrolliert. Immer wenn in Holland oder Frankreich die Polizei zu sehen ist, versucht Ket ängstlich sich zu verstecken. Polizei und etwas ungesetzliches, das ist in Thailand ein schweres Vergehen und man landet schneller in einer Zelle, als man denkt.

Etwa vierzehn Tage nach unserem Urlaub flatterte ein Brief vom Standesamt ins Haus. Doch der enthält nicht das so heiß ersehnte OK, sondern die knapp gefasste Mitteilung an einem bestimmten Tag zu einer festgelegten Uhrzeit beim Standesbeamten zur Klärung einiger Ungereimtheiten vorzusprechen. Nichts Arges ahnend erfahren wir, dass das Oberlandesgericht in Düsseldorf zwei Dokumente nicht anerkennt, weil in ihnen Kets Geburtsdatum um einen Tag von dem in der Geburtsurkunde abweicht.

Das ist aber nicht so schlimm, meint der ebenfalls wie seine Mitarbeiterin sehr nette Leiter des Standesamtes, Ket soll nur die Daten in Thailand berichtigen lassen, die Urkunden neu ausschreiben lassen, dann zur Übersetzung geben und sie letztlich bei der Deutschen Botschaft in Bangkok zur Prüfung und Legalisierung einreichen und danach sollen die berichtigten, bzw. neuen Urkunden zur weiteren Veranlassung zum Standesamt nach Deutschland geschickt werden.

Weil das aber einige Zeit dauern kann und zwischenzeitlich die Ledigkeitsbescheinigung der Meldebehörde ihrer Heimatgemeinde und eine weitere vom thailändischen Zentralregisteramt in Bangkok, sechs Monate nach Ausstelldatum ungültig werden, soll sie die auch vorsorglich neu beschaffen. Und über den Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung, da brauchten wir uns keine Sorgen machen, dem Ausländeramt würde der Fall schriftlich dargelegt und als Grund für die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung dienen.

Nun, letzteres geht komplikationslos über die Bühne. Ket darf für weitere drei Monate in Deutschland bleiben, bekommt aber die Auflage nachzuweisen, dass sie einen Deutschkurs belegt hat. Das sei eben die neue Gesetzgebung für die Eingliederung von Ausländern in Deutschland, die bis 2007 galt.

Ket besucht ab sofort einen entsprechenden Lehrgang und wir beiden haben große Freude daran, wie schnell sie nun deutsch lernt. Doch mit den neuen Papieren aus Thailand tritt ein Beschaffungsproblem auf. Da sie all ihre Papiere im Original mit nach Deutschland genommen hat, müsste sie die zu jemanden nach Thailand schicken, der Zeit genug hat, sich darum zu kümmern. Das geht aber nicht, denn dann muss Ket auch ihren Reisepass mit dem Visa schicken und kann in Deutschland große Probleme bekommen. Zwangsläufig muss Ket also zurück nach Thailand.
Da in diesen Tagen meine pflegebedürftige Mutter stirbt und ich außer für Kett für sonst niemanden mehr zu sorgen habe, fasse ich den Entschluss meinem Heimatland den Rücken zu zeigen, erst einmal nach Thailand zu ziehen und dort meine Auserkorene zu heiraten.

Dazu benötige ich von meinem Standesamt nur eine Ehefähigkeitsbescheinigung. Da diese aber rechtlich gleichbedeutend mit einer Heirat in Deutschland ist, brauchen wir halt nur die vier fraglichen Dokumente neu zu beschaffen und zur weiteren Bearbeitung nach Deutschland zu schicken.

Wenn dann niemand ein weiteres Haar in der Suppe findet, dann schickt mir das Standesamt all den Papierkram einschließlich meiner Ehefähigkeitsbescheinigung nach Thailand. Da können wir da dann nach etwa einem Jahr Spaß und Vergnügen mit all den Behörden und Ämtern und all dem zeitlichen und dem nicht unbeträchtlichen finanziellen Aufwand, die Ringe tauschen.

Nachdem wir jetzt in Thailand sind und uns etwas eingerichtet haben, können wir uns um die neuen Papiere kümmern. Es beginnt um sechs Uhr gerade zu dämmern, da sind Ket und ich schon mit dem schon längere Zeit hier wohnenden Herrn H.J.L. aus Deutschland auf der Straße in Richtung Soeng Sang. Da die Straßen in unserer Fahrtrichtung kaum frequentiert sind, fährt Herr L. zügig und wir sind bereits um acht Uhr am zuständigen Amphoe.

Herr L. kennt die Strecke, denn er muss sie jeden Monat einmal entlang fahren, um nach Kambodscha zu kommen. An der kambodschanischen Grenze bekommt er dann einen Einreise- und am nächsten Schalter einen Ausreisestempel. Dafür bezahlt er etwa zwanzig Euro. Dann marschiert er wieder zurück und bei der thailändischen Grenzabfertigung erhält er den Einreisestempel. Mit dem Stempel im Pass, darf er sich dann wieder einen Monat lang in Thailand aufhalten. Warum die thailändischen Behörden auf diese Prozedur bestehen? Das ist einfach nicht nachvollziehbar. Ja, ja, in Thailand ist eben manches anders. Später bleibt mir diese Prozedur auch nicht erspart.

Amphoe, werden in Thailand die Bezirksämter genannt. Sie sind in etwa mit unseren Rathäusern vergleichbar. Hier erfolgen u.a. die notwendigen Registrierungen aller Personenstands- und Eigentumsdaten des Haus- und Landbesitzes, der Bewohner der umliegenden Dörfer und Einzelgehöfte.

Um halb neun ist es soweit. Ein freundlicher Sachbearbeiter verspricht uns, die Sache sofort zu bearbeiten und verzieht sich in den Hintergrund des Großraumbüros. Nach einer Weile steht er auf und sucht in der Registratur einige abgenutzte Wälzer heraus, in denen er nun eifrig herumblättert. Nach geraumer Zeit winkt er Ket zu sich und gibt ihr ein Dokument, welches in dem hundert Meter entfernten Schreibwarengeschäft kopiert werden muss. Herr H.J.L. schaut auf die Uhr und meint: Ungefähr um elf Uhr sind wir fertig. Ich runzle etwas die Stirn, denn das scheint mir sehr lange zu sein. Soviel Zeitaufwand für zwei Dokumente? Drei mal darf Ket in das Schreibwarengeschäft um Kopien anzufertigen. Dreimal winkt in der Zwischenzeit der Sachbearbeiter andere Bittsteller zu sich, um deren Anliegen zu bearbeiten und wir müssen warten. Das alles nur, weil in dem ganzen Amt kein Kopierer vorhanden ist.

Nebenan werden von einem anderen Sachbearbeiter Grundstücksumschreibungen bearbeitet. Der Bearbeiter spricht einer etwa 45 jährigen Frau jeden Satz des vorbereiteten Dokuments dreimal vor. Das mit viel Gestik, Mimik, Palaver und Erklärungen. Ziemlich deppert schaut sie immer wieder auf das Papier. Dabei macht sie doch eigentlich keinen dummen Eindruck. Nun, das Rätsel löst sich für mich, als es ans Unterschreiben geht. Da holt der Sachbearbeiter ein Stempelkissen, färbt den rechten Daumen der Frau darauf ein und drückt diesen gewissenhaft auf verschiedene Dokumente. Hier in der allertiefsten Provinz ist das keine Seltenheit, klärt mich Ket auf, die Frau hat als Kind die laotische Schrift gelernt, von der Thaischrift auf dem Dokument hat sie absolut keine Ahnung.

Herr H.J.L. hat Recht. Gegen elf Uhr halten wir die Ledigkeitsbescheinigung und die jetzt mit dem richtigen Geburtsdatum versehene Scheidungsurkunde in Händen. Beide sogar mit dem roten Stempel versehen, der für die Botschaft in Bangkok so überaus wichtig ist. Weil es nur noch etwas mehr als zehn Kilometer bis zu Kets Elternhaus ist, fahren wir auf der Landstraße weiter nach Nong Sangnuan, einem kleinen verschlafenen Dörfchen mit vielen Straßenkötern und etwa dreihundert Bewohnern, ausschließlich der vielen Kinder.

Das ist also Kets Heimat. Hier ist sie groß geworden, hier hat sie viele Jahre gelebt. Sie freut sich, als wir in die Zufahrtstraße zum Ort einbiegen. Doch für mich das alles hier sehr bedrückend. Eine Schranke vor dem Ort, die in der Nacht heruntergelassen wird, Straßen, die kaum diese Bezeichnung verdienen und durchweg die typischen Thaihäuser aus Holz mit einem überdachten Vorbau. Viele Häuser sind Ruinen, es gibt scheinbar kein Geschäft, keine Kneipe und noch nicht einmal eine Garküche mit Suppe oder so etwas Ähnlichem. Wir sind am Ende der Welt.

Kets Haus, von dem sie so viel geschwärmt hat, ist nicht mehr bewohnbar. Es droht einzustürzen. Eine Renovierung, die Ket anstrebt, lohnt sich nicht mehr. Ket ist traurig. Wenn überhaupt, muss es abgerissen werden. Dann muss der Baugrund wegen des Monsunregens, der jetzt in das Haus läuft und die Holzpfähle faulen lässt, etwa ein Meter hoch angeschüttet werden. Erst dann könnte man es wieder aufbauen. Kets Mutter wohnt zwei Häuser weiter. Sie ist nicht da. Sie ist im Krankenhaus, sagt uns Kets Schwester und Ket ist noch trauriger.

Nach acht Monaten kommt sie nach Hause und das was ihr so lieb ist, ist alt und gebrechlich, ihre Mutter und ihr Haus. Ihre Tochter Boen ist auch nicht mehr da. Sie ist Anfang Januar nach Bangkok gezogen, um dort in einer Brotfabrik zu arbeiten. Ket hat sie vorher noch gesehen. Auf der Fahrt nach Bangkok hat sie in Korat Station gemacht. Tom, ihr Sohn, hat sie bis dahin begeleitet und beide kommen in das Hotel, in dem wir seit unserer Ankunft in Thailand wohnen.

Ket ist traurig. Einerseits freut sie sich, dass Boen Arbeit in Bangkok gefunden hat, andererseits ist sie jetzt weit weg und jeder fragt sich, wie sie den großen Unterschied zwischen dem verschlafenen Nest in der tiefsten Provinz und der großen Metropole Bangkok meistert.
Tom, ihr Sohn, ist jetzt ihr einziger Lichtblick, er wohnt bei Mama Ket und ich höre nun die beiden minutenlang fröhlich und aufgeregt plappern. Es ist noch früh, sagt Herr L., wenn wir etwas Gas geben, schaffen wir das noch rechtzeitig bis zum Amphoe Kantharalak. Dann haben wir so an die dreihundert km gespart und brauchen nicht noch einmal los zu fahren. Ket ist wieder traurig.

Sie möchte vorher ins Krankenhaus um Mama zu besuchen. OK, das liegt an der Strecke, sagt Herr L. und dann geht es weiter. Kets Schwester, die mit uns fährt, zeigt uns den Weg. Nach einer halben Stunde lässt sie uns vor dem Wellblechtor einer Garage anhalten. In der Garage ist Mama Ket auf einer Liege und hängt an einem Tropf. Die Garage gehört zum Haus des behandelnden Arztes. So sieht also ein Krankenhaus in der tiefsten Provinz aus. Eine andere Schwester von Ket sitzt zu Füssen von Mama und leistet ihr Gesellschaft. Mama, die beiden Schwestern und Ket freuen sich. Ich bin fassungslos, denn augenblicklich muss ich daran denken, wie gut dagegen meine Mutter in den letzten Tagen ihres Lebens im Krankenhaus untergebracht war und versorgt wurde.

Mama Ket schaut mich, ihren zukünftigen Schwiegersohn, prüfend an und als ich ihr etwas Geld für den Doktor zustecke, lächelt sie dankbar. Sie hat jetzt wahrscheinlich eine Sorge weniger. Keine zehn Minuten dauert unser Besuch, denn wir müssen weiter. Später sage ich zu Ket, sie soll Mama anrufen und sagen, sie soll mal für ein par Tagen in eine Klinik nach Korat kommen und sich dort richtig untersuchen lassen, ich würde die Kosten übernehmen. Ket hat später ihre Mutter angerufen, sie will nicht. Es geht ihr auch schon wieder besser, sagt Kett zu mir. Und Buddha hilft ihr auch, sagt sie dann noch.

Herr H.J.L. fährt wieder einmal wie der Teufel. Unter Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzungen sausen wir durch abgeerntete braune Reisfelder. Nur die Spitzen der Pflanzen sind abgeschnitten worden. Die Halme bleiben stehen und werden einfach, Feld für Feld, abgebrannt. Ab und zu kommen wir längs Holzhütten, den typischen Bauernhäusern im Isaan, wie die ganze Gegend hier genannt wird.
Hin und wieder fahren wir durch ein Dorf und als wir es fast geschafft haben, da verfahren wir uns. Die Zeit drängt, denn die Behörde wartet nicht auf uns.

Das Kühlwasser des recht betagten Volvo steht kurz vor dem Kochen, doch dann haben wir es geschafft. Diesmal geht es schneller. Die Scheidungsurkunde mit dem falschen Datum ist im PC gespeichert. Sie wird einfach so falsch wie sie ist ausgedruckt und dann gibt es ein zusätzliches Blatt, auf dem die Korrektur des falschen Geburtsdatums bestätigt wird. Um fünf Uhr haben wir das Dokument, mit dem wichtigen roten Stempel versehen, in Händen. Wir sind froh. Jetzt brauchen wir nur noch nach Hause zu fahren. Das sind so an die dreihundert Kilometer Landstraße. Doch vorher essen wir am Straßenrand noch eine warme Suppe. Für Herrn L. ist das das erste an diesem Tag. Ket und ich sind besser dran, wir haben nämlich vor zwölf Stunden gefrühstückt. Gegen zweiundzwanzig Uhr sind wir wieder in Korat. Jetzt werden nur noch die erhitzten und verschwitzten Körper abgeduscht und der brennende Popo gekühlt. Dann geht es sofort in die Falle.

Diese Suppe am Straßenrand im tiefen Isaan wird mir für immer im Gedächtnis bleiben. Nicht wegen der Suppe, sondern weil ich bei dieser Gelegenheit zum ersten male drastisch erfahren habe, wie groß die Not in den armen Familien des Isaan sein kann. Diese Suppenküche wurde nämlich von einer etwa 40jährigen Frau und ihrer etwa 18jährigen Tochter betrieben und die Mutter wollte uns unbedingt ihre Tochter mitgeben, damit sie als Haushaltshilfe bei einem von uns arbeiten soll. Ich dachte, das sei ein Spaß, doch Herr L. klärte mich auf. Eine Tochter bei einem Ausländer unterzubringen bedeutet nicht nur für das Mädchen ein besseres Leben, sondern vielleicht auch für die Familie, die natürlich auch etwas von dem Verdienst der Tochter erhalten würde.

Zwei Tage später fahren wir in der Frühe nach Bangkok. Überall am Straßenrand stehen immer häufiger Frauen und Männer in kleinen Gruppen herum. Jede Gruppe trägt eine uniformähnliche Kleidung. Das ist die Arbeitskleidung der einzelnen Firmen, erklärt Herr L., die stehen hier und warten auf den Bus, der sammelt sie ein und bringt sie zu ihrem Arbeitsplatz. Da wartet dann schon die Nachtschicht auf den Bus, der dann diese Leute nach Hause fährt. Erklärt er weiter.

Je mehr wir uns Bangkok nähern, desto mehr Leute stehen an der Straße und desto dichter wird der Verkehr. Mir fallen die vielen Motorradfahrer auf, die sich an jeder auf Rot stehenden Ampel zwischen den haltenden Autos hindurch nach vorne drängeln. Die Motorradfahrer schauen nicht auf die Ampel, die immer über die Kreuzung hinweg, also auf der anderen Seite der Kreuzung aufgehängt ist. Sie sehen nach links oder nach rechts und achten auf die Fußgängerampeln. Die schalten etwas eher um und trotzdem die Hauptampel noch rot ist, brausen alle Motorräder wie ein Hornissenschwarm los. Einige Autofahrer machen das genau so. Immerhin, sie haben dann drei oder gar vier Sekunden gespart, die sie an der nächsten Ampel allerdings sofort wieder einbüßen.

Inzwischen ist es hell geworden. Die Ampeln hängen in immer kürzeren Abständen und der Verkehr wird zusehends dichter. Etwa drei Millionen Autos bewegen sich jeden Tag in Bangkok, sagt Herr L. und dann stehen wir schon wieder im nächsten Stau. Stopp und Go, so geht es ab jetzt langsam dem Zentrum entgegen. Als wir linksseitig den internationalen- und anschließend den nationalen Flughafen Don Muang passiert haben, wird es noch dichter. Jetzt versuchen an den Kreuzungen Polizisten mit weißem Mundschutz, den dicken Verkehr noch einigermaßen am Laufen zu halten.

Trotz einer modernen Hochstraße, die von einer deutschen Firma federführend gebaut wurde, stehen jetzt die Fahrzeuge immer länger im Stau. Diese Autobahn auf Betonständern war teuer und ist wird über eine Maut abbezahlt. Kaum jemand hat geglaubt, dass sie deshalb stark frequentiert wird. Das war ein Irrtum, sie ist jetzt morgens ähnlich voller Fahrzeuge, wie die normalen Straßen. Wer sich bei uns beklagt, wenn er mal keine grüne Welle hat, der müsste mal nach Bangkok kommen. Die Thailänder jedoch nehmen diesen, für uns Europäer unmöglichen Zustand, äußerst gelassen hin.

Mehr als eine Stunde benötigen wir, um durch die Vororte zu fahren, bis wir dann endlich im Zentrum beim Zentralregister sind. Dieser Behörde muss von den einzelnen regionalen Ämtern jede dort vollzogene Eheschließung gemeldet werden. Das hat seinen Sinn, denn sehr oft verschwinden die verheirateten Männer bei Nacht und Nebel und lassen Frau und Kinder sitzen. Häufig tauchen sie dann in einem weit ab liegenden Bezirk wieder aus der Versenkung auf und heiraten eine weitere, meist bedeutend jüngere Frau. Weil in Thailand keine Unterhaltspflicht besteht, ist das auch finanziell kein Problem. Mit Hilfe des Zentralregisters versucht man deshalb diesen Halunken beizukommen und die deutsche Botschaft besteht aus ähnlichen Gründen bei einer geplanten Heirat einer Thai mit einem deutschen Staatsbürger auf ein entsprechenden Auszug aus diesem Register, in dem jeder Bewohner Thailands mit seinem Familienstand eingetragen ist.

Beim Zentralregisteramt angelangt, haben wir noch eine halbe Stunde Zeit und können schnell noch in einer der vielen Garküchen frühstücken. Das Geschäft lohnt sich, denn trotzdem hier fast in jedem Block eine Garküche zu finden ist und sogar auf dem Bürgersteig gekocht und gebraten wird, stehen überall die hungrigen Leute in kleinen Warteschlangen.

Um neun Uhr öffnet endlich das Zentralregister. Hier tragen die Beschäftigten die schmucke Uniform der Regierungsangestellten. Nur der dicke Büroleiter trägt zivile Kleidung. Da seine Leute alle fleißig bei der Arbeit sind, lässt er sich in einen Sessel plumpsen und blättert in einer Zeitung. Diese Tätigkeit muss sehr anstrengend sein, denn er schüttet sich jetzt aus einer Thermosflasche Kaffee in die Tasse, packt ein Frühstück aus und beginnt genüsslich zu kauen um sich zu stärken.

Wir müssen warten und haben Gelegenheit, den etwa einhundertfünfzig Kilo schweren Chef des Hauses weiter zu beobachten. Das lohnt sich, denn nach dem Frühstück geht es ihm so wie mir nach einem opulenten Mahl. Ihm fallen die Augen zu. Erst versucht er sie noch krampfhaft auf zu halten, doch die Augenlieder sind schwerer, als sein Wille Kraft aufzuwenden vermag. Immer wieder sinkt sein Kopf auf die Brust. Dann schnellt der Kopf wieder hoch und er schaut teilnahmslos zu seinen Mitarbeitern und den Besuchern.

Darauf hin reckt und streckt er sich genüsslich, um gleich darauf wieder die Augen zu schließen. Jetzt sinkt sein Kopf wieder langsam gen Brust, doch unsere Hoffnung, er würde nun endlich mal aus dem Sessel rutschen, erfüllt sich nicht. Gerne würden wir den Chef, der ansonsten fleißigen Truppe, noch weiter beobachten, doch Kets Dokument ist fertig. Diesmal fehlt der runde rote Stempel. Stattdessen ist er rechteckig, aber auch rot. Herr L. meint, die Botschaft weiß das und erkennt das Papier an. Übrigens, auf keinem der Ämter haben wir für das Ausstellen der Dokumente etwas bezahlen müssen, nur im Meldeamt Kantharalak mussten wir einhundert Baht für Kopierpapier löhnen. Dafür gab es auch das Dokument in zweifacher Ausführung. Natürlich beide mit rotem Stempel.

Ab geht es jetzt ins Auto und wir fahren zum Übersetzungsbüro. Herr L. verhandelt mit den Leuten über den Preis, weil sie bei der vorausgegangenen Übersetzung die falschen Geburtsdaten übersehen haben. Das Büro befindet sich in der zwölften Etage eines der vielen Hochhäuser Bangkoks, die mich entfernt an die Bürotürme Frankfurts erinnern. Herr L. ist hier gut bekannt. Deshalb werden unsere Papiere sofort bearbeitet. Alle anderen Leute, die nach uns kommen, dürfen erst in zwei oder drei Tagen wiederkommen. Nach einer guten halben Stunde halten wir die Dokumente in Händen. Die Rechnung ist für thailändische Verhältnisse, ungeachtet eines nicht berechneten Exemplars, gesalzen. Es gibt bedeutend billigere Übersetzer, meint Herr L., doch die Botschaft hat diese Übersetzer nicht konzessioniert. Wenn man zuerst dort landet, wird deren Übersetzung nicht anerkannt, dann muss man wo anders hin und bezahlt halt zweimal.

Bis zur Botschaft der Bundesrepublik laufen wir von hier aus etwa fünfzig Meter. Deshalb bleibt der Volvo auf dem sauer erkämpften Parkplatz am Bürohaus stehen. Bevor wir die heiligen, barackenähnlichen Gebäude der Botschaft die dem gemeinen Publikumsverkehr dienen, betreten dürfen, erfolgt eine Passkontrolle, dann werden wir mit einem Metalldetektor konfrontiert und dürfen mit einem Laufzettel ausgestattet, die Botschaftsgebäude, derzeit eine Baustelle, betreten.
In dem für uns zuständigen Warteraum sind drei Schalter. Am ersten gibt Ket ihre Papiere sowie ihren Pass ab. Wir warten geduldig, bis Ket irgendwann mal aufgerufen wird.

Als Bürger der Bundesrepublik Deutschland bin ich nicht nur über das behelfsmäßige Gebäude, sondern auch über die kalte und unverbindliche Art und Weise, wie die zumeist thailändischen Besucher abgefertigt werden, äußerst befremdet. Deshalb bin ich froh, als ich pro Formular fünfundzwanzig Euro bezahlen und wir wieder abdampfen können und ich habe mich noch nicht einmal darüber aufgeregt, dass bei der Bezahlung in Baht ein Wechselkurs zur Anrechnung kam, über dem sich jede offizielle Bank riesig gefreut hätte. Jetzt warten wir auf die Legalisierung der Dokumente und wenn die uns per Post zugesandt werden, schicken wir sie sofort nach Deutschland und sind gespannt, ob es diesmal klappt.

Ende Januar sind die so heiß ersehnten Papiere mit dem Stempel der Botschaft im Briefkasten und gehen noch am gleichen Tag per Eilboten nach Deutschland. Ende Februar rufe ich mal beim Standesamt in Duisburg an und frage nach dem Stand der Bearbeitung. Hier ist alles klar, sagt der Standesbeamte, die Papiere sind schon auf dem Weg zum Oberlandesgericht nach Düsseldorf.

Weil Ket geschieden ist und Zweifel an der Rechtmäßigkeit der thailändischen Scheidung bestehen, muss das sein, erklärt mir dann noch der Standesbeamte. Alle 14 Tage rufe ich jetzt in Deutschland an, denn bald ist ja schon wieder ein halbes Jahr vergangen dann verfallen die befristeten Dokumente erneut. Keine Sorge, wird mir bei einem meiner Anrufe gesagt, solange die Dokumente beim Oberlandesgericht liegen, erfolgt automatisch eine Verlängerung. Oh staune, ende Juni flattert meine Ehefähigkeitsbescheinigung und alle noch beim Standesamt vorhandenen Dokumente ins Haus.

Wir dürfen jetzt heiraten. Ein Jahr hat die ganze Sache gedauert, ein ganzes Jahr. Mit meiner Ehefähigkeitsbescheinigung erscheinen wir einige Tage später wieder bei der deutschen Botschaft in Bangkok. Wir sind mit dem Bus gefahren und bereits gegen 6 Uhr am Busbahnhof Morschit in Bangkok angelangt. Für den Rest des Weges nehmen wir uns ein Taxi. 40 Baht bezahlen wir für die Benutzung der Schnellstraße und 100 Baht erhält der Taxifahrer.

Gegen 7 Uhr werden die Wartenden eingelassen. Wir passieren die Eingangskontrolle. Nach Sicht unserer Pässe erhalten wir einen Laufzettel und gelangen in den Warteraum. Pass und Laufzettel werden in das Fach am Schalter 3 gelegt und dann heißt es erst einmal Warten. Um 9 Uhr wird der Schalter geöffnet. Dann geht alles sehr schnell. Ich muss eine Antragsformular ausfüllen und abgeben. In frühestens zwei Tagen kann ich dann die zur Heirat erforderliche Konsularbescheinigung bei Zahlung von 2.540 Baht wieder abholen.

Am nächsten Freitag begeben wir uns wieder auf den Weg zur Botschaft. Wieder sind wir sehr früh dort, denn wenn es möglich ist, wollen wir noch am gleichen Tag zum Bangkok Distrikt Office, kurz Amphoe genannt, des Ortsteils Bang Rak um dort zu heiraten. Wir könnten zwar auch in jedem anderen Bezirksamt in Thailand heiraten, doch dann sind noch weitere Papiere zu beschaffen und von Papieren haben wir die Nase gestrichen voll. Wieder warten wir bis 9 Uhr und ich erhalte von Herrn Oberamtsrat Ditmar Langer das sehnlich erwartete Dokument.

Schnell geht es jetzt mit dem Taxi zum Amphoer Bang Rak, wo bereits einige Pärchen auf die Eintragung ihrer Ehe warten. Wieder muss ein Antrag ausgefüllt werden, wir erhalten eine Laufnummer und können uns an das Ende Warteschlange begeben. Etwa alle 15 Minuten erfolgt eine Eintragung in das Heiratsregister und dann sitzen auch wir an dem Tisch, wo eine nette Dame unseren Antrag prüft, dann über den PC beim Zentralregister in Bangkok nachschaut, ob für Ket keine Ehe eingetragen ist, anschließend zwei schöne Heiratsurkunden ausdruckt und alle Urkunden auf den Tisch des Standesbeamten legt.

Wie wir aus eigener Anschauung jetzt erleben, funktioniert die Kommunikation mit dem Zentralregister vorzüglich, denn dem Pärchen, welches vor uns in der Warteschlange stand, wird der von ihnen gewünschte Heiratseintrag verweigert. Der junge Mann ist noch mit einer anderen Frau verheiratet. Als ihm das mitgeteilt wird, bekommt er einen hochroten Kopf, seiner neu Auserwählten vergeht schlagartig das erwartungsvolle Lächeln und beide verlassen belämmert den Ort, der ihre Partnerschaft amtlich besiegeln sollte.

Bei uns läuft alles glatt über die Bühne. Der Standesbeamte prüft unsere Dokumente, trägt irgendwelche Daten in ein Formblatt ein, Ket muss damit vier Häuser weiter laufen, es dort kopieren lassen weil es im Standesamt keinen Kopierer gibt und dann unterschreibt der Beamte die vorbereiteten Heiratsurkunden von denen wir Kopien für mein Heiratsvisum benötigen, bestätigt auf einer Kopie der in deutsch und thai gehaltenen Konsularbescheinigung den Eintrag unserer Ehe, damit ich bei der Police Station Immigration in Bangkok mein heiß ersehntes Jahresvisum beantragen kann, packt die zwei bunten Heiratsurkunden, die man rahmen und an die Wand hängen kann, in eine weinrote Mappe, kassiert 350 Baht, lächelt uns freundlich an, überreicht uns alle Dokumente und wir sind vor dem Gesetz Mann und Frau.

Zum guten Schluss soll unsere Heirat von der Botschaft noch nach Deutschland gemeldet werden. Auch dieser Vorgang ist reglementiert. Es genügt halt nicht, dass wir unsere thailändische Heiratsurkunde vorlegen, nein, erst muss diese wieder von einem zugelassenen Übersetzer übersetzt werden, bevor die Botschaft diese legalisiert. Da das Übersetzungsbüro dafür einige Tage benötigt, müssen wir halt zweimal die weite Strecke nach Bangkok fahren, was uns mit allen Gebühren etwa 80 Euro kostet und dann haben wir es geschafft. Dem Bürokratismus ist genüge getan. Die dritte Fahrt nach Bangkok um unsere Urkunden wieder abzuholen bleibt uns erspart, denn die Botschaft schickt uns unsere Papiere in etwa zwei Monaten über den Postweg.

Da die Heirat vor einem Bezirksamt in Thailand nur als Formsache angesehen wird, und tatsächlich auch ohne große Feierlichkeiten abläuft, erwarten die Thais auch eine religiöse, sprich private Zeremonie, bei der dann, meistens in Anwesenheit von 7, 9 oder 11 Mönchen alle feierlichen Register gezogen werden.

Zu diesem Fest erscheinen nicht nur die eingeladenen Mönche, sondern auch die gesamte Familie nebst Freunden, Bekannten und manchmal sogar das gesamten Dorf. Bei so einer Hochzeitsfeier mit einem Ausländer kommen einige Kosten auf den Bräutigam zu. Weil ein Ausländer ja immer reich ist, hat er diese Feier auszurichten und da er ja enorm viel Geld hat, muss diese Feier auch einen entsprechenden repräsentativen Standard haben. Da genügt nicht nur die Musik aus der Box, da müssen schon eine Kapelle, eine Große Bühne und eine Tanzgruppe her. Da ist es nicht mit einem zerlegten Schwein im Topf und auf dem Grill getan, da muss schon etwas mehr aufgefahren werden bis die Bäuche platzen und es muss soviel Bier und Schnaps da sein, dass jeder Mann bis zum Umfallen trinken kann und wer die Thai kennt, der weiß, dass sie das auch bei jeder Gelegenheit tun.

Ich habe es mir verkniffen so zwei- oder an die dreihundert Gäste zu bewirten, denn schließlich bekomme ich als Ausländer in Thailand von keiner Bank einen Kredit und wenn ich Geld in Deutschland leihen würde, dann müsste ich das ja zurückzahlen und könnte dann die Schwiegermutter auf sehr lange Zeit nicht mehr unterstützen. Schade drum! So habe ich das Kets Familie dargestellt und nichts von meinem Konto in Deutschland erzählt und die Familie hat das mir gegenüber stillschweigend geschluckt.Sie hat es auch geschluckt, dass ich kein Brautgeld an die Mutter gezahlt habe und das hat meinem Ansehen gewaltig Abbruch getan.

Leider habe ich auch von Ket nichts darüber erfahren, was die Familie so alles hinter meinen Rücken geredet hat, denn immerhin habe ich sie um eine Feier und um das Brautgeld gebracht, mit dem sie ihr Sozialprestige innerhalb der Verwandtschaft und bei den Nachbarn doch so gerne steigern wollten.

Am 19. August 2005 haben wir unsere Ehe beim Amphoe Bang Rak in Bangkok eintragen lassen. Am 01. September 2006 sind Ket und ich zum Meldeamt Soeng Sang gefahren, weil Ket dort aktenkundig ist und haben uns einvernehmlich zivilrechtlich scheiden lassen. Auf eine, auch in Deutschland anerkannte gerichtliche Scheidung haben wir bewusst, mehr aus Kosten-, als aus Zeitgründen, verzichtet.

Aktuelle Hinweise für eine Heirat mit einer thailändischen Frau finden Sie hier:


http://www.thailaendisch.de
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karo5100
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Re: Heirat und.....

Ungelesener Beitragvon karo5100 » Di Jun 16, 2009 9:50 pm

koratwerner hat geschrieben:[Auf eine, auch in Deutschland anerkannte gerichtliche Scheidung haben wir bewusst, mehr aus Kosten-, als aus Zeitgründen, verzichtet.


Ich habe da jetzt schon mehrfach von gehört und ich kenne jemanden persönlich,
bei dem wurde die Scheidung trotzdem anerkannt...
Robert / โรแบร์ต

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karo5100
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Re: Heirat und.....

Ungelesener Beitragvon karo5100 » Do Jun 18, 2009 6:29 pm

Du bist nach dem Recht des Landes, in dem Du lebst;
sprich Thailand; geschieden, und das wird in Deutschlan anerkannt.
Robert / โรแบร์ต

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koratwerner (†2012)
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Re: Heirat und.....

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Jun 19, 2009 9:08 am

Lieber Robert!

Richtig, eine zivilrechtliche Scheidung in Thailand wird auf Antrag in Deutschland anerkannt. Das hat auch bei mir funktioniert und mein letztes Standeamt in Deutschland hat mir vor meiner erneuten Eheschließung anstandlos das Ehefähigkeitszeugnis ausgestellt.

Mein Bericht darüber schlummert irgendwo im Archiv. Werd ihn mal suchen und hier ins öffentliche Forum setzen.

:wave :wave :wave :wave

Werner
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