Der Bildungsunterschied

Tips, wie man als Neuankömmling in Thailand und im Isaan besser zurecht kommen kann; Erfahrungsberichte
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koratwerner (†2012)
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Der Bildungsunterschied

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Aug 04, 2008 10:59 am

Die Bildung hinkt


Den Begriff Bildung kann man definieren mit dem Erwerb von Aneignung und Wissen, damit ein Individuum in der Lage ist Lebens- und Handlungsorientierung zu erlernen, sowie ein Persönlichkeitsprofil zu gewinnen. Vereinfacht, der Mensch muss lernen, um sein Leben möglichst problemlos, d.h. Problem bewältigend meistern zu können.

Die Bildung eines Menschen beginnt bereits vor der Geburt im Leib der Mutter. Das Kind lauscht Tönen bewegt sich und entwickelt einen Nachahmungstrieb. Jede Mutter kann bestätigen, dass, wenn sie unruhig und nervös ist, das Kind in ihrem Leib sich ebenfalls unruhig verhält. Nach der Geburt verstärkt sich dieser Nachahmungstrieb. Das Kind will laufen, greifen und sprechen, weil die Eltern laufen, greifen und sprechen. Die Eltern sind seine Bezugspersonen. Später sind es auch die Geschwister, die Großeltern und sobald Kontakte mit gleichaltrigen Kindern möglich sind, auch diese.

Dieser Nachahmungstrieb ist gleichzusetzen mit einem Lernvorgang, der bei der fortwährenden Wiederholung die Nervenbahnen das Hirn dazu bringt, Informationswege zu bilden, die bei einem bestimmten Ereignis automatisch Impulse erzeugen, die bestimmte Handlungen und Reaktionen ohne Schwierigkeiten auslösen. So lernt ein Kind Probleme zu erkennen und zu lösen und letztlich Lebens- und Handlungsorientierung und ein Persönlichkeitsprofil zu gewinnen, sich Bildung anzueignen.

Im Gegensatz zu westlichen Ländern, wird vorzugsweise in den ländlichen Gebieten Thailands dieser natürliche Lernprozess eines Neugeborenen nach der Geburt unterbrochen. Zwar entbehren die Kleinkinder bis etwa zum fünften Lebensjahr nicht der Mutterliebe, doch ihre aufnahmefähigen Sinne erhalten nur die geistige Nahrung, die ihnen ihre Umwelt geben kann. Die Kleinkinder werden gefüttert, gekleidet und gebadet, erhalten aber kaum geistige Nahrung. Infolge dessen lernen die Kinder nur soweit Sprechen, Denken, Urteilen und Handeln, wie ihre Eltern und die Menschen in ihrer Umwelt.

Wesentliche Lerninhalte, wie wir Europäer sie kennen, zum Beispiel Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Disziplin, bleiben den thailändischen Kindern vorenthalten. Auch mit Schulbeginn tritt keine Änderung ein. Die jetzt beginnende Phase des Lernens beschränkt sich auf kritikloses Auswendiglernen, wobei der positivste Lernstoff die Beherrschung der thailändischen Sprache und Schrift ist.

Wesentliche Lernschwerpunkte werden noch auf Religion und Achtung vor Älteren und Höhergestellten gelegt. Und das, was gelehrt wird und wie es gelehrt wird, lässt kaum Raum für Diskussion, Meinungsbildung und Fragenstellung. Das ist reine Gedächtnisleistung, Gehorsam und Unterwürfigkeit, was gefordert wird. Eigenes Denken der Kinder und Kreativität wird nicht oder nur sehr wenig geschätzt, geschweige den gelehrt.

Ein Kind mit einer derartig einseitigen Bildung ist natürlich später nicht in der Lage erfolgreich eine weiterführende Schule zu besuchen. Sein Gehirn ist nur mühsam fähig zu denken und Probleme zu lösen. Versucht das Kind es trotzdem sich den Kopf zu zerbrechen, verliert es die Freude am Lernen. Das ungeschulte Gehirn blockiert und manchmal kommen dann tatsächlich die berühmten Kopfschmerzen, die angeblich vom Denken ausgelöst werden.

Den Thais fehlen 100 Gramm Gehirn. Diesen Spruch hat jeder hier lebende Ausländer schon mindestens einmal von einem frustrierten Farang gehört. Thais sind wie die Kinder, das hat auch schon jeder gehört und mancher bestätigt das, weil in Problemsituationen, die er umgehend zu lösen gewillt ist, seine sonst ganz normale Frau sich wie ein störrisches Kind verhält.

Thais können keine schwer wiegenden Probleme lösen, weil sie es nicht gelernt haben. Ihr Gehirn ist sofort überfordert und blockiert. Deshalb schaltet ihr Gehirn beim Auftreten von Problemen auf den Leistungsstand in ihrer Kindheit zurück, wo sie es im Elternhaus lediglich mit Trotz und Tränen, jedoch ohne zu denken und zu argumentieren gelernt haben, ihrem Willen Nachdruck zu verleihen. Die Saat, die nicht gesät wurde, geht in solchen Situationen auf.

Den gebildeten Regierenden ist diese Bildungssituation durchaus bekannt. Doch statt das Schulsystem zu ändern und die Lehrer zu schulen, sehen sie derzeit ein Allheilmittel in der modernen Technologie des Internets. Da aber kaum ein Lehrer mit diesem Instrument sinnvoll umgehen kann, bleibt es auch hier beim Auswendiglernen. Fragen nach dem warum, weshalb und wieso wollen und können auch sie nicht beantworten.

Das antiquarische Schulsystem ändert sich auch durch den PC nicht. Lediglich ermöglicht es den Schülern die Technik zu erlernen, damit sie jegliche Art von Ballermannspielen mit gewalttätigem Inhalt beherrschen, sich mit den Komikhelden zu identifizieren und lernen es, Gewalt als Weg zum Erfolg anzusehen.

Die Saat der Gedankenlosigkeit des Unwissens der Eltern, der Lehrmethoden der Grundschulen und des Sanuk, dem Ignorieren von Problemen zugunsten von Spaß und Freude geht auf. Die Fähigkeiten des heranwachsenden Kindes werden deshalb weitgehend geprägt durch PC und TV in dessen Folge der Weg für Statussymbole wie Handy, Motorrad teuere Kleidung und Alkohol geebnet wird.

Pira Canning Sudham, der thailändische Schriftsteller sagte schon vor Jahren zum Bildungssystem in Thailand:

„Aber schlimmer noch, als die gegenwärtige Wirtschaftskrise sei ein schon lang andauernder Mangel, mit dem nicht nur der Isaan sondern ganz Thailand konfrontiert sei, ist die Unfähigkeit nachzudenken und kritisch zu denken.“

Unterlassungssünden der Eltern im Vorschulalter, stures Lernen, sowie autoritärer Unterricht in den Grundschulen und Gymnasien Thailands unterbindet die Fähigkeit zur Disziplin, kritisch zu denken, zu überlegen und Problemlösungen zu finden. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Sicher kann eine eifrige Thaifrau relativ schnell einige Worte deutsch lernen und diese richtig anwenden. Sie ist ja auf das Auswendiglernen getrimmt. Die europäische Mentalität wird sie jedoch nie annehmen, denn das bedeutet Umdenken, denken hat sie jedoch nie gelernt und daher kann sie es nicht.

Was tun, wenn ein Problem auftritt? Ich denke in solch einem Fall immer daran, dass Thais schnell überfordert sind, ihre Hirnleistung automatisch zurückfällt und sie wie ein störrisches Kind reagieren lässt. Wenn meiner Frau etwas nicht in den Sinn passt, behandele ich sie deshalb wie ein Kind, erkläre ihr den Sachverhalt mehrmals mit einfachen Worten und gebe mich freundlich und verständnisvoll. Irgendwann sieht sie dann ein, dass ich anders denke als Sie und überlässt mir die Entscheidung, die sie nicht beeinflussen will, weil sie es nicht kann, doch dann ohne zu murren mit trägt.

Beachte: Zwar hat der Mann bei einer Thaifrau das Sagen und sie gibt im Streitfall nach und fügt sich, doch sie verliert nach und nach das Vertrauen zu ihrem Mann und fürchtet um ihren Gesichtsverlust. Im Gegensatz zu Kindern vergisst sie auch eine Niederlage nicht. Fügt ein Farang ihr häufiger diese Schmach zu, kann im Laufe der Zeit ihre Zuneigung zu ihm erkalten und das führt natürlich bis zur völligen Entfremdung.

Mit viel Geduld, Güte und Liebe und freundliches Erklären kann man beim Auftreten von Problemen allerdings manche Klippe umschiffen. Das ist zwar nicht immer leicht, doch für die Partnerschaft lohnend.

Ein etwas leichter zu begreifender Komplex, der zu Spannungen zwischen Mann und Frau führen kann, ist die Religion seiner Frau. Können wir noch den Buddhismus einigermaßen verstehen und als ihre Religion akzeptieren, fällt uns das mit dem weit verbreiteten Aberglauben schon etwas schwerer.

Trotzdem sollte man sich um Verständnis bemühen und mindestens etwas über das Wesen dieser beiden Komplexe wissen, um entsprechende Handlungsweisen seiner Frau und anderer Menschen zu verstehen. Mehr dazu, finden Sie im Kapitel Religion.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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