Sali Erwin,
Was ich gemacht habe? Ich habe keine Versicherung mehr. Meiner Meinung nach sind die Angebote nicht attraktiv. Da lässt man es besser gleich bleiben und macht seine eigene Versicherung, indem man etwas Geld auf der Bank behält.
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Es gibt ein paar Versicherungen die spezielle Angebote für Kunden in Asien haben. Mir bekannt sind BUPA, April und AIA.
Bei jeder Versicherung sind die Details in den AGB etwas anders, aber der gemeinsame Nenner ist in etwa:
- Vorerkrankungen sind ausgeschlossen. Wenn Du also schon einmal etwas mit Deinem Herz hattest, dann sind alle Herz-Geschichten aussen vor. Zu Deutsch: das was Du befürchtest, und nun versichern möchtest, ist ausgeschlossen - das bezahlst Du aus der eigenen Tasche. Im besten Fall gibt es eine vertauensärztliche Voruntersuchung und eine Liste, was alles aufgeschlossen ist. Oft werben sie aber mit "keine ärztliche Voruntersuchung nötig" - was heisst, dass sie dann wenn der Fall eintritt, selbst entscheiden, ob das schon länger angestanden haben könnte.
- Es gibt immer Limiten, was eine Behandlung kosten kann - d.h. wie viel die Versicherung maximal für eine Behandlung bezahlen wird. Kostet es mehr, dann bezahlst wieder Du aus Deiner Tasche weiter.
- Es gibt Alterslimiten. Einerseits nehmen sie Dich ab einem gewissen Alter nicht mehr als Neukunde. Anderseits gibt es bei einigen Versicherungen ein maximales Alter - danach wird der Vertrag nicht mehr erneuert und Du stehst ohne Versicherung da. Andere Versicherungen garantieren Dir lebenslängliche Vertragserneuerungen - aber Achtung: siehe nächsten Punkt.
- Prämien steigen je nach deinem Alter. Typischerweise in 5-Jahres Schritten, dann kommst Du in eine andere Altersklasse und die Prämie steigt.
- Prämien steigen auch jährlich wegen der Teuerung. Dies ist momentan in Thailand in der Grössenordnung von 10% bis 20% jährlich. Begründung: es gibt immer mehr sehr teure Privatspitäler in denen Behandlungen praktisch immer den oberen Rahmen der Leistungslimiten erreichen. Versicherte neigen dazu, wegen jedem Bobo auch gleich das beste und teuerste Privatspital aufzusuchen - Nach dem Motto: ich habe ja schon Versicherung bezahlt, jetzt will ich auch einmal profitieren.
- Es ist also durchaus realistisch, wenn Du mit einer Verdoppelung der Prämien alle 5 Jahre rechnest. Wie lange machst Du da mit? So viel zur allfälligen Garantie, dass sie Dir den Vertrag bis zu Deinem Lebensende nicht kündigen werden - Du kündigst dann von selbst, wenn Du die Prämien nicht mehr bezahlen kannst.
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In Thailand gibt es eine sehr günstige Basis Versorgung. Öffentliche Spitäler sind sehr billig. Allerdings ist mit mühsamen Wartezeiten zu rechnen und wenn kein Einzelzimmer (ca 20 Euro/Tag) frei ist, musst Du mit einem Bett in einem Massenschlag oder gar auf dem Gang rechnen. Pflege ist minimal - normalerweise machen das Verwandte. Daher hat es auch immer einen Haufen Leute überall, die ihre Verwandten pflegen: waschen, Körperpflege, Essen bringen usw. Das Spital macht nicht viel mehr als Medikamente abgeben. Aber trotz allen Unannehmlichkeiten: normale Krankheiten und Unfälle können sie behandeln. Kritisch wird es nur, wenn man etwas aussergewöhnliches hat - aber das ist in DACH ja auch nicht so anders.
Anderseits gibt es erstklassige Privatspitäler mit Marmor-Eingangshalle. Kosten wie in DACH oder höher - bis fast USA Niveau. Alles vom feinsten, was die Zimmer und den Service betrifft. Die Ärzte sind aber oft die gleichen wie im öffentlichen Spital. Was nicht schlecht sein muss: ein Arzt der im öffentlichen Spital jeden Tag fünf Blinddarm OP macht, hat sicherlich sehr viel Übung und ist somit wohl einer der besten Ärzte für Blinddarm.
Zwischen diesen Extremen gibt es noch Zwischenstufen. In Khon Kaen, wo ich mich auskenne, wären da das Unispital Sri Nakarind und das private Ratschaprük zu erwähnen.
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Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie viel Behandlungen er in Anspruch nehmen will. Ab wann er bereit ist Abstriche vom maximal möglichen zu machen. Irgend wann kommt das sowieso: Fall-Limiten, Ausschlüsse von Vorerkrankungen usw. können immer dazu führen, dass man irgend wann den eigenen Geldbeutel zücken muss. So gesehen decken Versicherungen die ersten Kosten - solange es nicht extrem teuer wird - und liessen Dich, wenn es wirklich teuer würde, im Regen stehen.
Das ist aber auch der einzig mögliche Weg für die Versicherung. Denn es gibt kein Versicherungsobligatorium, d.h. es besteht die Gefahr, dass sie vor allem die extrem teuren Kunden bekommen werden - Gesunde lassen es bleiben. Anderseits dürfen sie die Prämien auch nicht so hoch ansetzen dass sich überhaupt keiner mehr versichern lassen will. Schlussendlich sind es Versicherungsgesellschaften - nicht Sozialinstitutionen - die ihren Aktionären Dividenden auszahlen müssen, ihren Managern Boni und ihren Vertretern Kommissionen entrichten müssen. Dazu kommen Kosten für Büros, und dieses und jenes - ja auch Kosten mit versicherten Patienten, leider... Ausgaben noch und nöcher - aber auf der Einnahmenseite haben sie nur eines: Prämien von Versicherten.
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Falls Du für Dich und Deine Frau eine Krankenversicherung haben willst, dann lohnt es sich, sich in DE um zu schauen. Eine Versicherung suchen, die auch im aussereuropäischen Ausland zahlt. Dazu wird eine Zusatzprämie fällig sein. Die sollte aber nicht allzu teuer kommen, wenn man USA, Kanada und andere Kostentreiber ausschliessen kann. Eventuell musst Du dann in DE angemeldet bleiben.
Eine andere Option für Deutsche ist, dass sie ihre bestehende Versicherung 'auf Anwartschaft' stellen. Das kostet ein paar Euro im Jahr und garantiert, dass man später wieder zu gleichen Bedingungen aufgenommen würde, wenn man zurück käme. Dann in Thailand eine Versicherung, die kleinere Bobo deckt - falls man das nicht aus der Portokasse bezahlen will.
Dazu hört man immer wieder das Argument: "aber dann musst Du zuerst einmal transportfähig sein, um zur Behandlung nach DACH zurück zu gehen". Stimmt. Ein Risiko bleibt. Ein weiteres Risiko: wenn Du irgend wo auf dem Lande lebst, ist das nächste Spital mit einem vernünftigen Arzt und mit einigermassen Behandlungsmöglichkeiten oft nicht in einer Stunde zu erreichen. Von wegen Kobra Biss oder Herzinfarkt. Wer solche Risiken auch ausschliessen will, sollte sich entsprechend platzieren: entweder in DACH bleiben oder in Thailand den Wohnort neben einem guten Spital wählen.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi