WADI hat geschrieben:das folgende Problemfeld wäre als Kostprobe das beste Beispiel aber da wolltest Du wohl nicht ran (warum eigentlich?):
"Manche schaffen es nicht einmal, in den vielen Jahren, die sie hier leben, Thailändisch zu lernen. Damit gelten sie als Analphabeten und stehen in der Hierarchie ganz unten. Manche wären ohne Thailändisch nicht einmal in der Lage, sich ein Flugticket zu kaufen"
Tut mir leid, sollte es dich getroffen haben, WADI!
Im Zuge der Einrichtung der Asian Economic Community (AEC) wird übrigens unter den Thais zunehmend Wert auf Bildung und Beherrschung der Zweitsprache Englisch gelegt. Gängigste Unterrichtsmethode ist der sogenannte "natural approach", d. h. es wird nur in der Zweitsprache kommuniziert. Wer natürlich Englisch selbst nicht gut genug kann, um helfend klar und deutlich in der Zweitsprache zu kommunizieren, fällt unter das erste "Klischee": "deutsche Männer, die thailändische Frauen heiraten, (sind) weniger gebildet als andere". Englisch ist nun mal nicht nur die Sprache der gebildeten Schicht in Thailand sondern hauptsächlich die Geschäftssprache, die zu lesen, schreiben, verstehen und sprechen notwendig ist. Transkription ist gar eine Wissenschaft. Wer aber (nur) gebrochen mit ein paar Brocken Lao statt in gut verständlichem Englisch kommunizieren kann, gilt eben als Analphabet, macht sich zum Gespött.
Die aus dem Rotlichtmilieu Pattayas gezogene These des Herrn Pfarrers bezüglich der notwendigen Sprachbeherrschung ist wohl kaum auf die bürgerliche Gesellschaftsstruktur des Isaan zu übertragen! Die These mit der mangelnden Bildung könnte bei Manchen (Farangs und Thais) hier eher zutreffen.
Kleines Beispiel: Unser Briefträger bringt mir immer ne Menge Sachen, die ich in China etc. übers Internet bestellt habe. Bin scheinbar nicht der einzige "international Einkaufende" hier im Tambon. Die Thais versuchen das auch. Also legte er mir letzte Woche eine Einschreibsendung aus China vor, wo er sich wohl ausserstande sah, die in latein. Buchstaben angegebene Anschrift hier im Tambon zu verstehen. Da musste man schon viel Phantasie aufwenden, um den Buchstabensalat (die Adresse) zu dechiffrieren. Ich sagte zu, ihm die Sendung abzunehmen und mich um die weitere Zustellung zu kümmern. Nach kurzer Beratung mit meiner Frau konnten wir bestimmen, dass sich der Adressat ca. 1 km von hier in der Tambonverwaltung (Obordó) aufhält; unsere Nichte brachte dem dann die Sendung. Ohne meine Hilfe hätte der Absender sie wohl als "unzustellbar" zurückerhalten. Sowohl der Briefträger als auch der Empfänger der Sendung waren dankbar.
Es kommt also nicht darauf an, wie ein Pseudo-Gebildeter bzw. Pseudo-Integrierter Lao zu radebrechen, um eingebunden zu werden (siehe Stichwort "Integration") und nicht "ganz unten" zu stehen. Man muss etwas beitragen können!