Nachhaltiger Tourismus in Thailand: Regenwasser für den Pool

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KoratCat
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Nachhaltiger Tourismus in Thailand: Regenwasser für den Pool

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Jun 26, 2012 12:52 pm

Nachhaltiger Tourismus in Thailand: Regenwasser für den Pool

Energie sparen oder Müll trennen - das wird in Thailand kaum praktiziert. In Sachen Umweltschutz hat das asiatische Land großen Nachholbedarf. Doch das Bewusstsein für ökologische Probleme wächst auch im Tourismus. Ein paar Luxushotels wollen mit grünem Beispiel voran gehen.

Wohlig wälzt sich Bua Tong im warmen Wasser. Dann entsteigt sie gemächlich den Fluten des Ruak und reckt sich zu ihrer vollen Schönheit. Jahrelang hat sich die 27-jährige Elefantendame ihr Brot auf den Straßen von Pattaya verdienen müssen. Doch als sie schwanger wurde, hatte sie ausgedient, wurde sie rausgeworfen. Bua Tong hatte Glück. Sie fand ein Heim, in dem sie und ihr Baby heute sorgenfrei leben können: das Camp der "Golden Triangle Asian Elephant Foundation" hoch oben in Thailands Norden, wo das "Land des Lächelns", Burma und Laos zusammenstoßen.

Bua Tong ist einer von über 30 Elefanten, denen die Stiftung einen neuen Start ins Leben ermöglicht hat. Hauptgeldgeber des Camps sind die beiden Fünf-Sterne Herbergen Anantara Golden Triangle und das benachbarte Tented Camp der Hotelgruppe Four Seasons. Sie haben eine Art Patenschaft für das Camp und die Tiere übernommen, als Teil ihrer Strategie, im Thailand des Massentourismus Wege zu einem neuen, nachhaltigen Geschäftsmodell zu entwickeln, Natur zu erhalten oder - wo es möglich ist - zurückzugewinnen - und trotzdem ihren Gästen alle Annehmlichkeiten eines Spitzenresorts zu bieten.

Die Zelte des Four Seasons mit ihrem "Jenseits-von-Afrika-Feeling" sind in den Dschungel eingepasst, ohne ihn zu zerstören. Das Anantara hat das "Green Global"-Zertifikat, mit dem Hotels nachweisen können, dass sie sich dem nachhaltigen Tourismus verschrieben haben: der konsequenten Mülltrennung, Wasser- und Abwassermanagement, der strikten Verwendung einheimischer Materialien, Energieeinsparung und Nutzung alternativer Energiequellen. Auf dem gesamten Gelände beider Resorts werden keine aggressiven Chemikalien oder umweltschädliche Dünger verwendet.

Weder im Anantara noch im Four Seasons finden die Gäste Plastikflaschen. Stattdessen gibt es wiederverwendbare Glasflaschen. Das ist nur einer von vielen kleinen Schritten, umweltbewusst zu agieren. Aber in einem Land, das über 15 Millionen Tonnen Müll jährlich produziert und nur fünf Millionen Tonnen davon ordnungsgemäß entsorgt, ist es zumindest ein Anfang. John Roberts, Chef des Elefantencamps, sagt, dass der Umweltschutz in Thailand noch in den Kinderschuhen stecke. "Aber wenigstens ändert sich allmählich etwas."

Meist bleibt es in Thailand bei Plänen

Rund zehn Millionen Touristen kommen jährlich nach Thailand. Der Massentourismus hat dem Land von Pattaya bis Phuket tiefe Wunden geschlagen. Die Behörden machen zwar immer wieder große Pläne, um Thailands Tourismus "grün" zu machen. Aber meist bleiben es Pläne. Die Region um die Ferieninsel Koh Chang wurde beispielsweise schon vor Jahren von der Regierung als Sonderzone für nachhaltigen Tourismus ausgewiesen. Passiert ist dort aber wenig. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) zeigt sogar, dass Tourismusunternehmen auf Koh Chang - vor allem Hotels und Gästehäuser - heute überdurchschnittlich viel schädliche Treibhausgase in die Luft blasen: Pro Tourist am Tag fast 20 Kilogramm CO2. Landesweit sind es nur rund elf Kilogramm.

Auch für das beliebte Urlaubsdomizil Pattaya werden fast jährlich neue, ambitionierte Pläne geschmiedet. Im Februar verkündeten die Behörden wieder einmal, die Touristen- und Verbrechenshochburg solle in den kommenden zehn Jahren mit 15 Milliarden Baht (circa 400 Millionen Euro) zu einer "World Class Greenovative Tourism City" umgewandelt werden. Wie das Vorhaben bezahlt werden soll, weiß niemand. Und noch werden immer mehr Betonburgen gebaut.

Die GIZ-Vorgänger-Gesellschaft GTZ drängte Thailands Tourismusbosse schon 2010 zu mehr grünem Engagement. Die GIZ veranstaltet nun Seminare, "um gerade den mittleren und kleinen Hotels zu zeigen, wie man mit ganz einfachen Mitteln - etwa energiesparende Kühlschränke oder Müllvermeidung - anfangen kann, umzusteuern, und dass sich das auch rechnet", sagt GIZ-Thailandchef David Oberhuber. Die großen Hotelketten dagegen hätten selber die Mittel, umfassend in Nachhaltigkeit zu investieren - "und einige tun das ja auch schon recht erfolgreich". Oberhuber glaubt, dass Thailands Tourismus langfristig immer 'grüner' werde, schon aus rein ökonomischen Überlegungen heraus.

Die Erkenntnis, dass das Etikett "nachhaltig" ein geschäftsförderndes Statussymbol sein kann, setzt sich in der Tat eher bei den großen Hotelketten durch. Auf Phuket verwandelte die in Singapur ansässige Banyan-Tree-Gruppe eine ehemalige Zinnmine in ein mit dem "Green Leaf" ausgezeichnetes Resort. Die thailändische Hotel-Kette Dusit Thani hat gerade angekündigt, dass sie im Rahmen des "EarthCheck"-Programms den Energieverbrauch in ihren Resorts und Hotels in den kommenden Jahren um 20 bis 30 Prozent, den CO2-Ausstoß um 20 Prozent, den Wasserbrauch um 30 Prozent und die Müllmenge um 30 Prozent senken will.

"No Shoes, no News"

Die PR-Chefin für Four-Seasons in Thailand, Nicola Chilton, sieht die Luxusherbergen sogar in der Pflicht, eine Art Vorreiterrolle zu übernehmen: "Ich denke, dass internationale Hotelgruppen die Verantwortung haben, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten, um damit anderen ein nachahmenswertes Beispiel zu geben." John Roberts vom Elefantencamp sagt es direkter: "Die Großen haben das Geld und die Möglichkeiten, Nachhaltigkeit umzusetzen."

Das wahrscheinlich anspruchsvollste Experiment beim Wettlauf um ein grünes Gütesiegel läuft derzeit im von der Hotelgruppe Six Senses betriebenen Soneva Kiri auf der viertgrößten, aber noch weitgehend unentdeckten Ferieninsel Koh Kood. Unter dem Motto "No Shoes, no News" sollen betuchte Urlauber dort mit dem "Slowlife"-Prinzip in eine sauberere Umwelt geführt werden.

Fernsehen und Handys sind in der gesamten Anlage verpönt. Die Gäste bewegen sich mit umweltfreundlichen Golf-Cars über das weitgestreckte Gelände. Das "Kleine grüne Buch", in dem das Resort seine Nachhaltigkeitsstrategie auflistet, ist 25 Seiten dick.

Vorzeigeobjekt ist die "Öko-Villa". Sie steckt zwar noch im Experimentierstadium, könnte allerdings einmal zum Prototyp für CO2-neutrale Luxusunterkünfte werden: Solar-, Wasser- und Windkraft versorgen das Haus mit Energie, Regenwasser füllt den Pool, das Dach ist begrünt. Was der "Öko-Villa" im Gegensatz zu den anderen Häusern im "Soneva Kiri" fehlt, sind Glanz und Glamour einer Fünf-Sterne-Unterkunft. Das grüne Experiment verströmt noch ein wenig den unnachahmlichen Charme der Anfangszeit der Öko-Bewegung.

Doch egal ob Anantara, Four Seasons in Thailands schönem Norden oder das Soneva Kiri an Koh Koods Traumstränden: Immer mehr Spitzenresorts in Thailand versuchen, Standards für einen nachhaltigen Tourismus zu setzen. Ihre Gäste müssen deswegen nicht auf den gewohnten Komfort verzichten - und haben zusätzlich das gute Gewissen, den teuren Luxus ohne Schaden für die Natur zu genießen.

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